... für Leser und Schreiber.  

fenster

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©  tomfire1972   
   
wir albern herum wie kleine schuljungen.
ich hätte nie einen menschen wie ihn getroffen.

wie es mir geht will er wissen.
ich bin ihm dankbar für seine zeit.
die sonne wärmt mir mein gesicht.
keine brüllenden stimmen in meinem kopf.
ich sitze auf meinem bett direkt neben ihm.

ich habe noch so vieles zu erledigen.
aber keine worte dafür.

gestern habe ich mit vater gesprochen.
er holt nächste woche die ernte ein.
sylvia macht jetzt ihren abschluß.
anna hat einen neuen job in aussicht.
als sähe ich sie hier vor meinem fenster.

im sommer am see und in den wäldern.
im winter am kaminfeuer oder im stall.

wir beide lachen über den fraß aus der kantine.
das zeug wird uns noch alle umbringen.
in der ferne rauscht der verkehr vorbei.
die rufe aus dem hof schallen und verstummen.
ich sitze hier und greife nach der zeit.

beim ersten geräusch an der tür
steht er auf und reicht mir seine hand.
langsam gehen wir die gänge ab.
ich spüre seinen blick in meinem gesicht.
er spürt meine tränen in seiner seele.

er ist ein anständiger kerl, aber es hätte ihn nicht gerettet.
sein kind hätte nie seinen abschluss gemacht.
hätte nie einen neuen vertrag unterzeichnet.
wie ein henker hätte ich ihre leben genommen.
wie mein henker mir jetzt meines nimmt.
 

http://www.webstories.cc 17.05.2024 - 07:41:03