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Fortsetzungsgeschichte Frühling hinterm Gartenzaun

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©  rosmarin   
   
Erste warme Sonnenstrahlen haben ihn geweckt. Den Frühling. Forsythien zeigen ihre gelben Blüten. Weiß leuchten die Schneeglöckchen. Blaue Veilchen lugen aus dem Gras hervor. Bunte Primeln tummeln auf den Beeten.

Die Amsel ist wieder da. Meisen, Stare. Das Taubenpaar. Zwitschern und Summen überall. Auch das Kind sitzt wieder auf der Wiese im Garten und lacht. Im weißen Kleid. Eine Blume unter Blumen. Zwischen Gänseblümchen und Vergissmeinnicht.

„Bald sind die Kirschen rot“, freut sich die Sonne.
„Und die Stare fressen sie alle weg“, lacht die Wolke.
„Ja“, wispert der Regen, der in der Tonne hockt und auf seinen Auftritt wartet, „sie sitzen schon jetzt auf den Telegrafenmasten.“

Warm weht der Wind heran.
„Und wenn ihr nicht aufpasst“, säuselt er,“ fressen die Schnecken die Erdbeeren. Hahaha. So wie im vorigen Jahr.“

Else und Ede stecken ihre Fischköpfe aus dem Teich, tanzen einen kleinen Salto, kichern:

„Aber sie passen doch auf.“
„Aber sie passen doch auf.“

Schnucki kommt angehoppelt, stellt sein linkes Ohr steil auf, zieht die Oberlippe kraus, zeigt seine langen gelben Schneidezähne, schnurrt in seinen Bart:
„Ich habe Hunger. Ich will ein dickes Bündel frischen, saftigen Löwenzahn.“

Das Kind streichelt zärtlich über sein glänzend braunes Fell.
„Aber ja doch, aber ja doch. Schnuckichen, du bekommst dein Bündel frischen, saftigen Löwenzahn.“

Mit dem Hasen auf dem Arm streckt sich das Kind auf der Wiese aus, schaut in den Himmel den vorüberziehenden Wolken nach, bis ihm die Augen zufallen.

Was mag es wohl träumen?

***


Und was beobachtet Ihr hinter dem Gartenzaun?
doska am 11.04.2009: Hinter dem Gartenzaun liegt der Wolf auf der Lauer. Er beleckt sich die Schnauze, denn er sieht das Kind im Grase liegen. Er mustert nun auch sehr gründlich das fette Kaninchen in dessen Arm.
´Ha´, denkt er sich, ´Wie schön, dass an diesem Gartenzaun gleich zwei der alten Holzlatten fehlen. Da kann ich mich leise genug hindurch schieben und dann...“ Hmm, lecker!“
Die letzten Worte hat der Wolf leider laut ausgesprochen, denn Rüpelchen sein kleiner Sohn, der dicht hinter ihm steht, fragt deswegen ganz erstaunt. „ Warum lecker, Paps?“
Grieseberth fährt ertappt zusammen, denn er hat seinen Sohn, den er als Alleinerziehender leider schon seit einigen Wochen durchbringen muss – die Mutter und sämtliche Geschwister wurden von einem Jäger erschossen - noch nicht darüber aufgeklärt, woher das Fleisch kommt, das er ihm tagtäglich mühsam erkämpft vor die Höhle gelegt hatte.
Verdammt, ausgerechnet heute hat er gemeinsam mit Rüpelchen den ersten Ausflug unternommen und es soll auch gleichzeitig ein Tag der Aufklärung für Rüpelchen werden. Aber wie macht er das jetzt bloß? Das Kind ist ein ziemlich großer Happen. Der Wolf nagt verlegen an der Unterlippe. Rüpelchen ist leider sehr sensibel. Er muss es schon geschickt anstellen, damit er keinen Schock bekommt.
„ Äh, wegen dem Hasen!“, zischelt er schließlich hinter seinen spitzen Zähnen hervor.
„ Versteh` ich nicht. Aber der ist gerade weggehoppelt, Paps!“ Rüpelchen schiebt sich dabei neugierig hinter seinem Papa hervor.
„ Ach, ja?“ Grieseberth macht ein enttäuschtes Gesicht. „ Nun, wir haben ja noch das Kind.“ bemerkt er zufrieden und muss dabei aufpassen, dass er sich nicht an seiner eigenen Spucke verschluckt, die sich sehr reichlich in seiner Schnauze angesammelt hat. Seit Tagen hat Grieseberth nichts gegessen, alles Essbare nur immer wieder Rüpelchen gegeben.
Grieseberth gibt sich einen Ruck.
„ Komm, Rüpelchen, wir schieben uns jetzt hier durch!“
" Machen wir, aber warum, Paps?"
" Na, ...äh ...weil ...also wir sagen diesem Kind guten Tag!"
" Au ja, das ist nett, Paps!"
Schon stehen die beiden Wölfe im Garten und immer noch schläft das Kind ganz ahnungslos.
Der Wolf beleckt sich diesmal sogar gleich zweimal die Schnauze, denn der Wind weht ihm den herrlichen Duft des Kindes zu.
´Tja, mal muss es sein´, denkt Grieseberth still bei sich, ´ Mein Sohn muss endlich das Jagdhandwerk erlernen.´
 
holdriander am 12.04.2009: Genüsslich schnuppernd trat er näher an das Kind. Auch sein Sohn musste doch mal begreifen, wie toll es ist, ein Geschöpf vom Leben zum Tode zu befördern und es dann auch noch aufzufressen. Ja, das ist Leben!
Aber wo war der Fratz? Rüpelchen hatte auf einer Blume einen Schmetterling entdeckt und sauste diesem hinterher.
Der Wolf rief seinen Sohn: "Komm sofort zurück, du Lauser!"
Rüpelchen aber erwiderte: "Komm spielen, Papa! Der Schmetterling ist so lieb, so bunt, so lustig!"
Grieseberth jedoch sah, dass sein Sohn geradewegs auf die Grube zu lief, die der Grundstücksbesitzer gegraben hatte als Fundament für das neue kleine Haus, in welchem seine greise Oma den Rest ihrer Tage verleben sollte.
Der alte Wolf knurrte und heulte, bis sein Sohn endlich folgte. Da stand auch schon der Bauer mit dem Gewehr in der Hand vor seinem Haus. Gerade noch rechtzeitig konnten die Wölfe Reißaus nehmen.
Das Kind aber schlief und träumte weiter. Wovon wohl?
 
Wie soll es weitergehen? Diese Story kannst du selber weiterschreiben.
 

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