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Das Gute im Menschen

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©  holdriander   
   
Das Gute im Menschen

Richterin Barbara Salesch: „Wir verhandeln heute Ihre Strafsache wegen Ladendiebstahls. Sie sollen am 23. 3. vorigen Jahres in dem neu eröffneten Lebensmittelmarkt ohne Personal
eine Flasche Kognac entwendet haben?“
„Das ist nicht wahr, Frau Richterin!“
„Wo waren Sie am 23. 3. vorigen Jahres?“
„Ich war in dem besagten Lebensmittelmarkt“.
„Und, was haben Sie dort getan?“
„Also ich hatte in der Zeitung gelesen . . .“
„Schön, dass Sie so vielseitig sind. Beantworten Sie gefälligst meine Frage!“
„Ja, aber damit Sie mich richtig verstehen, muss ich doch ganz von vorn anfangen und nicht mittendrin!“
„Gut, dann beginnen Sie von vorn, aber zügig, wenn ich bitten darf!“
„Ja. Also ich habe in der Zeitung von diesem Lebensmittelmarkt ohne Personal
gelesen. Dass da alles fein abgepackt ist und die Regale automatisch nachgefüllt werden. An der Kasse zahlt man mit seiner Kreditkarte und so kommt es nie zu einer Schlange an der Kasse, weil alles gaaanz schnell geht.
Da hab ich mir gedacht . . .“
„Nun kommen Sie endlich auf den Punkt, meine Geduld ist nicht unendlich!“
„Aber ja, ich war ja gerade dabei. Also da hab ich mir gedacht: Da wird doch bestimmt mehr geklaut als bezahlt. Genau das wollte ich ausprobieren und dann mit dem Beweis – dieser Schnapsflasche – zur Polizei gehen und denen das stecken, dass da dem Verbrechen Tür und Tor geöffnet wird. Da könnte ja ein Millionenschaden entstehen!“
„Ach, Sie Retter der Menschheit, haben Sie wirklich gedacht, man hätte da keine Vorkehrungen getroffen?“
„Von Vorkehrungen stand nichts in der Zeitung, Frau Richterin! Darum war ich ja auch so erschrocken, als plötzlich die Sirene losging und die Tür sich schloss. Ich hätte beinahe den teuren Schnaps fallen lassen!“
„Ja, das wäre Jammer und Schade, was? Sie und alle anderen Kunden waren dort gefangen, bis die Polizei eintraf. Der Laden wird natürlich voll elektronisch überwacht, da kann man nichts stehlen! Hiermit verurteile ich Sie zu der höchsten für Diebstahl vorgesehen Strafe, die von Ihnen an den Tag gelegte Dummheit wirkt strafverschärfend“.
„Aber ich wollte doch nur . . .“ In der Stimme des jungen Mannes lag Verzweiflung. Der Staatsanwalt polterte: „Und wer soll Ihnen das glauben?“
Der junge Mann nickte ergeben: „Jetzt weiß ich, warum Jesus Christus gekreuzigt wurde – weil niemand an das Gute im Menschen glaubt!“
 

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