... für Leser und Schreiber.  

Bad Bank oder Big Bang oder was?

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©  Jochen   
   
Da sind sie wieder unsere drei Probleme:

1. Wie viel darf´s denn sein 150.000.000.000€ oder 250.000.000.000€ oder doch eher 400.000.000.000€?
2. Wer anders soll denn das bezahlen außer uns Steuerzahlern?
3. Das Vorgehen wird doch von allen Finanzexperten als unausweichlich angesehen!

Es ist eigentlich unglaublich, mit welcher Gewissenlosigkeit und in welchen gewaltigen Dimensionen von Menschen gezockt wurde, ohne dass unsere Politiker oder die dafür zuständigen Institute wie Bankenaufsicht (BaFin) und Bundesbank dagegen eingeschritten sind. War das vielleicht nicht zu erkennen?

Doch, natürlich war das zu erkennen. Selbst so ein kleiner „Popel“ wie ich, der seine Mutter wegen ihrer Spargroschen beraten hat, wusste das. Und ich habe solche Anlagen gescheut wie der Teufel das Weihwasser, diese Spekulationen wie Leerverkäufe oder Derivate, bei denen hohe Renditen versprochen wurden aber eigentlich jeder wissen musste, wie risikoreich diese Anlagen sind.

Aber gegen die Vernunft steht die Gier, die Gier nach hohen Steuereinnahmen bei den Politikern, die Gier nach exorbitant hohen Bonuszahlungen bei den Bankern und die Gier nach Renditen, die jeder wirtschaftlichen Grundlage entbehren, bei den Anlegern und wer will schon der Gier im Weg stehen? Was mich natürlich unheimlich interessieren würde, wäre eine Übersicht der Parteispenden von den Profiteuren dieses üblen Geschäftes an die politischen Parteien, aber das werde ich wohl nie erfahren, nein, so naiv bin ich nicht, das zu glauben!

Nun komme ich zum zweiten Problem, nämlich der Bezahlung des Schadens und schon haben wir ihn am Wickel, den Steuerzahler, wen denn sonst?

Ja, wen schon? Wie wäre es denn mit den Schuldigen, den Profiteueren dieses üblen Geschäftes? Die haben doch viele Jahre ganz prächtig verdient, warum können die jetzt nicht entsparen? Aber wie soll denn das gehen, an die kommt man doch nicht ran, könnte man einwenden!

Gehen tut das schon, dazu gibt es in Deutschland das Insolvenzrecht. Das hieße ganz einfach, der Staat springt weder mit frischem Geld noch mit Bürgschaften ein und schon müssen die Banken, die illiquide werden, Insolvenz anmelden.

Aber dann geht doch alles den Bach runter, könnte man einwenden.

Eben nicht, denn Insolvenz heißt ja nicht Konkurs, sondern es wird ein Insolvenzverwalter eingesetzt, der die Geschäft weiterführt und Verhandlungen mit den Gläubigern wegen Forderungsverzicht aufnimmt, wie das auch bei den normalen Unternehmen passiert. Und dann hätten wir sie am Wickel, die Profiteure, denn dann müssten sie auf einen Großteil ihrer bestehenden Forderungen verzichten und die Bank hätte die Schulden aus den Büchern. Vor allem der Druck auf einen solchen Forderungsverzicht wäre enorm groß, weil die Alternative dann tatsächlich der Konkurs wäre und dann würden die Gläubiger so gut wie gar nichts bekommen.

Und da wären wir bei unserem dritten Problem, den Finanzexperten und die haben für mich das Unwort des Jahres geprägt, die Systemimmanenz. Dazu habe ich bei Wikipedia eine interessante Formulierung gefunden, der ich mich voll und ganz anschließe: „Oft werden daher negative Merkmale einer zumeist herrschaftlichen Struktur als systemimmanent bezeichnet, um deren Unreformierbarkeit zu verdeutlichen.“

Natürlich wäre ein Vorgehen, wie das von mir geschilderte, nicht ohne Folgen. Keine Frage, das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit der Banken wäre dahin (aber ist sie das nicht so auch?), sicherlich auch die Versicherungen und Pensionsfonds und auch viele Anleger geschädigt. Aber rechtfertigt das den Ausverkauf unseres Landes?

Schauen wir doch mal genauer hin, welche Bevölkerungsschichten geschädigt werden würden.

Das sind natürlich in erster Linie die Banken mit ihren Anteilseignern, den Managern (mit beiden Gruppen habe ich kein Mitleid) und leider auch die Angestellten, aber das ist bei Insolvenzen anderer Unternehmen auch so.

Dann werden sämtliche Anleger, die den Banken die faulen Papiere abgekauft haben, aber Entschuldigung, jede Geldanlage birgt ein Risiko und je höher die Renditen, desto höher das Risiko, das weiß eigentlich jeder, also auch dafür habe ich wenig Mitleid, denn auch hier werden ja nicht gerade die Ärmsten der Armen getroffen.

Natürlich würde es auch die Versicherungen und Pensionsfonds treffen, die Geldanlagen ihrer Klienten verwalten, die für ihr Alter gespart haben wie z. B. mit der Riesterrente. Mit denen habe ich schon Mitleid, denn die können wahrlich nichts dafür, aber die Ärmsten würden damit auch nicht getroffen.

Und wer sind eigentlich diese Finanzexperten, die uns ständig erzählen, diese maroden Bankinstitute wären systemimmanent? Zu welcher Gruppe gehören die denn? Zu den Ärmsten der Armen oder denjenigen, die ihre karge Rente mit der Riesterrente aufbessern müssen? Ich denke eher nicht. Ich glaube vielmehr, dass die Experten zu den gierigen Anlegern zählen, die jetzt um die Früchte ihrer Spekulationen fürchten und zusehen, dass sie möglichst viel Wirbel verursachen, den Leuten mit irgendwelchen fadenscheinigen Begriffen den Kopf verdrehen und ihnen so viel Angst vor der Zukunft machen, dass sie es nicht nur zulassen sondern es sogar begrüßen, wenn unser Staat die Masse der Bevölkerung zur Bezahlung dieses Desasters heranzieht, damit am Ende die Verursacher möglichst geringen Schaden nehmen und weitermachen können wie bisher.

Dafür verkaufen wir doch gerne die Zukunft unseres Landes!

Nun ist das alles, was ich hier geschrieben habe, ziemlich destruktiv, könnte man mir vorwerfen und fragen:

Was würdest du denn machen?

Und schon sind wir beim zweiten Teil meiner Überschrift: Big Bang!

Wir lassen es krachen. Wie hat doch Herakles die Rinderställe des Augias ausgemistet? Er hat das Wasser von zwei Flüssen durch den Stall geleitet, denn die Aufgabe galt als unlösbar.

Was würde bei uns passieren, wenn wir den Stall der Banker ausmisten würden?

Natürlich würden Banken pleite machen, aber da stellt sich auch die Frage, was machen Banken eigentlich?

Waren, die wir zum Leben brauchen, produzieren sie jedenfalls nicht. Sie verteilen, natürlich nur ganz grob gesagt, das Geld von Leuten, die zu viel davon haben (Gläubiger) an Leute, die wenig davon haben (Schuldner). Ich nehme immer gerne extreme Situationen, wenn ich mir etwas verdeutlichen will. Deshalb stelle ich mir also einfach mal vor, alle Menschen der Welt würden nur so viel Geld ausgeben, wie sie haben, dann hätten wir keine Schuldner mehr und brauchten auch keine Banken (jedenfalls nicht für Kreditvergabe).

Damit will ich nur verdeutlich, worin diese Krise ihre Ursache hat und die heißt „Schulden“. Und wer ist der größte Schuldner in unserem Land? Richtig, der Staat und das nicht nur in unserem Land sondern fast weltweit!

Und was tut der Staat gegen eine Krise, die durch Schulden verursacht wurde? Er nimmt nicht nur neue Schulden auf sondern Schulden in einer Größenordnung, die unsere Vorstellungskraft sprengt. Und das soll funktionieren? Wer soll das glauben?

Und nun meine Idee:

Wenn wir viele Banken pleite gehen lassen, haben wir Probleme mit der Kreditvergabe an Unternehmer und Konsumenten, die mehr Geld ausgeben wollen als sie haben, soll es ja geben und ist ja auch kein Verbrechen. Warum können die vielen Milliarden Euros, die jetzt in die maroden Banken investiert werden und in ein Fass ohne Boden fallen, nicht direkt und zweckgebunden für die Kreditvergabe an Unternehmen und Konsumenten den gesunden Banken zur Verfügung gestellt werden, die es ja immer noch gibt und die auch ein flächendeckendes Filialnetz haben wie z. B. die Postbank und die Raiffeisen und Volksbanken? Sage mir keiner, das wäre zu kompliziert! Wenn man sich die Konstruktion der Soffin ansieht, ist das sicher nicht komplizierter.

Dann wäre das Problem der Kreditvergabe schon gelöst, was nach allem, was ich in den Medien höre und sehe, mit der Soffin noch nicht einmal der Fall ist.

Blieben die Einwände der Pensionskassen und Versicherungen, damit die Alterssicherung nicht verloren geht. Natürlich muss man verhindern, dass die Bürger, die für dieses Dilemma nicht verantwortlich sind, im Regen stehen. Aber hier schweigen sich dieselben Finanzexperten, die so vehement nach Milliardenzuschüssen rufen, aus und verweigern die Offenlegung der Zahlen mit dem Hinweis auf das Bankgeheimnis. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Gegen eine Sicherung der privaten Altersvorsorge ist doch gar nichts einzuwenden, nur müssen dafür endlich Zahlen auf den Tisch, damit ein Konzept entwickelt werden kann.

Und was macht unsere Regierung stattdessen? Sie verpulvert das Geld!

Sind die nun alle blöd?

Nein, ich denke nicht!

Warum also das alles?

Nun, dafür gibt meines Erachtens mehrere Gründe.

Einmal gibt es den Spruch: eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!

Will sagen, wir haben mit unseren Politikern und unseren „Eliten“ und deren Vasallen eine Oberschicht, die in ihrem eigenen Saft schmort und die sich gar nicht mehr dafür interessiert, wie es der Masse der Gesellschaft ergeht und deshalb in erster Linie darum besorgt ist, das Wohlergehen dieser Oberschicht zu gewährleisten. Der Rest der Gesellschaft ist dazu da, diese Oberschicht mit ihrer Arbeitskraft und natürlich auch mit ihren Ersparnissen zu versorgen.

Zum Zweiten wissen sie genau, dass die Versorgung des Kapitalmarktes mit einem derartigen Finanzvolumen weltweit irgendwann zwangsläufig in einer Inflation endet.

Was hat das für Folgen und vor allem für wen?

Dazu könnte man eine ellenlange Abhandlung schreiben, deshalb nur ganz rudimentär: Inflation entwertet Geldvermögen!

Das trifft also alle diejenigen, die Geld auf Sparkonten oder in festverzinslichen Anlagen haben und wer ist das im Regelfall? Natürlich die Masse der kleinen Leute, die von Geldanlage nichts verstehen. Die Oberschicht unserer Gesellschaft legt ihr Geld anders an und da haben wir ihn wieder, unseren Oberschichtenschutz!

Zum Dritten hat eine Inflation natürlich einen für den Staat sehr nützlichen Nebeneffekt, die so genannte „Entschuldung“! Beträgt die Inflationsrate z. B. jährlich 10%, hat der Staat innerhalb von nur 5 Jahren seine Schulden halbiert. Seine Einnahmen, die in erster Linie aus Steuern resultieren, sind jedoch prozentual, teilweise sogar progressiv wie bei der Einkommensteuer, steigen also im selben Zeitraum um mindestens 50%.

So blöd sind unsere Politiker doch gar nicht, oder?
 

http://www.webstories.cc 04.05.2024 - 03:40:10