... für Leser und Schreiber.  

Cruauté (1)

276
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© Creative-Labour    
   
Cruauté ist ein Partner-Projekt von Nerenea/Moonshadow und Archivarus, jeder schreibt je eine Seite und der andere schreibt an genau oder ca. genau der Stelle weiter wo der andere geendet hat.
Die Kapitel sind jeweils so gekennzeichnet das man sehen kann welches von welchem Schreiberling kommt.

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Kapitel: Kapitel 1
Kapitel Name: Crystal-Catch (1)
Autor: Nerenea/Moonshadow

Er arbeitete hinter einer kleinen verrauchten Strippbar. Seine kurzen schwarzen Haare mit den Strähnen vorne kamen gut bei den Kunden an. Dazu Apfelgrüne Augen und lange Beine. Eigentlich hatte er es nicht schlecht. 4 Kunden pro Nacht, keine schlechte Rate. Aber in einer Nacht geschah etwas, was sein Denken änderte. . .

David trat aus der kleinen Tür hinter der Bar und wischte sich noch schnell den Mund ab. Der Gast war schon ein paar Minuten früher gegangen, doch er hatte sich danach noch den Mund ausgespült. Nun trat er wieder hinaus in das sachte Dämmerlicht der alten Straßenlaterne, an der er immer lehnte. Heute hatte er seine Jeanshotpants und ein blutrotes T-shirt an auf dem in schwarzer Schrift „Bitch“ stand. An den Händen trug er lederne fingerlose Handschuhe. Schwere Boots und Halsband machten das Outfit komplett. Er stand noch nicht lange an diesem Ort, als schon wieder jemand auf ihn zukam. Die Anzugjacke lässig über den Arm gelegt, schien er gerade von der Arbeit zu kommen. Der Anzug im hellen Grau passte aber zu seinen halblangen blonden Haaren und stahlgrauen Augen. Mit einer ruhigen Bewegung lockerte der Näherkommende seine Krawatte, während seine Augen musternd auf David lagen, der, leicht in Pose gestellt, an der Laterne lehnte. Natürlich hatte David den Büromann schon bemerkt und versuchte nun ihn an seine Angel zu locken, was sich als unnötig herausstellte, denn dieser blieb genau vor ihm stehen und musterte ihn noch ein letztes Mal, bevor sich sein Mundwinkel zu einen kalten und herablassenden Grinsen verzog. Mehr als ein: „Komm mit.“ würde David auch nicht hören und wiederstandslos folgte er auch schon diesem Befehl. Es ging die Seitengasse entlang, direkt zu einem metallicfarbenenden Benz, wo der Stricher dann doch stoppte. Erst schien es, als ob der Anzugträger es nicht bemerkten würde, doch genau vor der Tür drehte er sich elegant wieder David zu, strich sich die blonden Haare zurück und musterte ihn nochmal, bevor er sprach: „Du wirst deine Belohnung schon erhalten.“ Seine Stimme war fast schon höhnisch. Da hätte David eigentlich misstrauisch sein sollen, doch es war zu spät. Es ist ja nur ein Kunde, versuchte er sich zu beruhigen. Einer wie jeder andere, der es nur mit ihm irgendwo anders treiben wollte. Erst zögerlich trat er dann doch näher und stieg hinten ins Auto ein. „Braver Junge.“ hörte David. Warum er dem Mann gehorchte wusste er selbst nicht. Warum begab er sich ganz in die Hände eines unbekannten Mannes?
Der Mann ließ ruhig das Auto an und fuhr los. David sah nur kurz auf, aber der Blick der den seinigen im Spiegel traf, war der eines Raubtieres. Kein Wort wurde während der Fahrt gesprochen, doch spürte David die Blicke auf sich, wie sie über seinen Körper glitten, sich in ihn einbrannten. Die nächtliche Skyline brauste an ihn vorbei und seine Augen konnten nur grobe Umrisse von den Häusern erhaschen, welche an ihn vorbeieilten. Langsam änderte sich die Szenerie. Wolkenkratzer lösten immer mehr die guten Mittelstandshäuser ab und David fragte sich, wie lange sie noch fahren würden. Am liebsten hätte er die Beine angezogen und die Arme darum geschlungen, aber er wagte nicht die ledernen Sitze zu beschmutzen.
Irgendwann wurde das Auto auch langsamer, hielt vor einem gläsernen Ungetüm von Haus, welches hoch vor den Stricher aufragte. David stieg aus und blickte hinauf. Für einen Moment fröstelte es ihn, da ein eiskalter Wind durch die Häuserfront fuhr. Doch Davids Kunde schien nichts zu bemerken. Er gab David ein Zeichen ihm zu folgen, und dann nahmen sie den direkten Weg zum Eingang des großen Gebäudes. Die Türen glitten lautlos auf. Sie bestanden aus buntem Glas. Erst nach einigem Zögern folgte der Zierliche David seinem Kunden. Er spürte wie hinter ihm die Türen wieder zuglitten. Er fühlte sich wie in einer Falle, welche schlußendlich doch zugeschnappt war. Aber er konnte und wollte nicht zurück. War das nicht schon früher mal passiert? Woher kam die Erinnerung? Ohne ein weiteres Wort folgte er dem Businessman bis hin zum Aufzug.
 

http://www.webstories.cc 18.05.2024 - 15:47:22