... für Leser und Schreiber.  

Der Kampf der ARGEN

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©  Killing Joke   
   
Anmerkung: Dieser Text enthält satirisch bis zynische Passagen, die so nicht der Wahrheit entsprechen. Leider teils aber der Realität.

Wenn es nach Formaldehyd riecht, brakiges Gestänge Büromodells nichts nutzend durch finstere Kerker der Hoffnung flanieren lässt und der Elektriker mit Schaum vorm Mund zum achten male am Tag vorbeischaut, weil alle ihre Rechner wieder zur gleichen Zeit eingeschaltet haben…

Wenn aus Acrylgeglätteten Gesichtsfalten der Selbstbräuner bröckelt und Mütter in Wartebereichen niederkommen oder zeugen, damit wenigstens die Nachkommen noch Arbeit finden…

… dann befindet sich der dieser Füßlischen Szenerie ansichtige im siebten Kreis der Hölle seines Vertrauens: Dem Arbeitsamt.

Einer der Lokalitäten wo das Konzept Sinn oft in sich selbst gekrümmt ein abgeschlossenes Dasein ohne Berührungspunkte mit der Restexistenz führt. Vor Jahren wurde der Apparat einem Imagewechsel unterzogen, da die Bezeichnung Arbeitsamt für die deutsche Mentalität einfach zu positivistisch klang und sowieso nicht zutraf. Seitdem nennt das Sammelbecken für ehemalige Verbindungsleute sich Agentur für Arbeit, nicht umsonst, klingt ja in der Bezeichnung Agentur das altdeutsche Wort Agen – Schmerz - an.

Wer seinen Job verlor oder kurz vor dem Arbeitsleben stand, dem war die Sache noch dienlich, wer unter 40 und Arbeit suchend, der ist aber damals wie heute besser bedient selbst seine Bewerbungen zu verschicken statt auf einen dargereichten Vertrag zu hoffen und wer Arbeit suchend und über 40, der ist sowieso verloren. Das Leben belehrt ja schon den Magistrierten Exstudenten, der sich fortan höhergebildeter nennen darf, darüber, dass er selbst mit abgeschlossenem Studium wahrscheinlich eine Zeitarbeiterkarriere machen wird, alternativ eine dreimonatig befristete Viertelstelle mit möblierter 0,5 Zimmerwohnung, Toilette im Hausflur oder vor der Haustür, wenn überhaupt – gewaschen wird sich am Fluss in der nächsten Stadt.

Da hilft auch keine Arbeitsvermittlung. Diese mauserte sich von ehrlich angestrengter Institution nämlich in den letzten Jahren zum Abschiebeendlager in AGHs, EEJs oder was anderes mit drei Buchstaben, auf das DU* und PD**, dieser hintergründige Konsens aus (Haushalts)lochstopfern, zeitgleich mit den neuen Quartalsentlassungszahlen von Opel (fällt bald weg), Corsa, Benz und BMW eine Minderung der Arbeitslosenzahlen um 2000 Bundesbürger bekannt geben können, die nun allesamt wieder einer zeitlich befristeten Armeschweinebeschäftigung an der Fernostfront nachgehen und froh sein können in einer „Situation“ und nicht im Krieg zu sterben.

Zurück aber zum in sich gekrümmten Sinn: Der hat selbigen die Statistik der Zahlen sauber zu halten. Und der darf der Staat nicht trauen, solange er sie nicht selbst manipuliert, wofür in jeder Stadt nun Tingplätze zur Formfälschung Namens Agenturen für Arbeit stehen. Aber bald wird die Demographiestatistik der ganzen Sache einen Riegel vorschieben, nämlich dann, wenn der deutsche endlich ausstirbt und man sich nicht mehr auf die Straße traut, weil man sonst direkt in die nächste Festanstellung Shanghait wird.

Einzig zu bedauern bleiben bei solcher Utopie dann diejenigen, welche verlassen und allein durch die Flure des Amtes streunen, in Erinnerung an frühere Zeiten, in denen sie ihren Kunden BG Nummern zuteilen und sich rühmen konnten, einen noch undankbareren Job zu machen und tapfer gegen noch größere Windmühlen anzukämpfen als Polizisten und Bundestagsabgeordnete.

*Die ehemalige CDU hat sich jüngst wegen der durch das C entstandenen Wertebindung von diesem Buchstaben getrennt, damit niemand ihnen mehr eine Doppelmoral unterstellen kann.

**Die vormalige SPD hat den ersten Buchstaben ihrer Parteibezeichnung eingespart. In einer Krise müsse man, so ein Sprecher der PD „den Gürtel enger schnallen“. Vorwürfen des Profilverlustes begegnet die Partei ablehnend. Die PD sei genau die gleich P wie zuvor, nur eben ohne S.
 

http://www.webstories.cc 06.05.2024 - 02:37:28