... für Leser und Schreiber.  

Liebesbriefe die keine Frau haben will 18

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© Robert Zobel   
   
Liebe Clara,

mein Geschlechtsteil ist immer noch so gerötet, dass ich lieber nicht daran spiele. Ich nehm lieber die Zeit um Dir zu schreiben. Ist ja auch mal was Feines und ich muss nur aufpassen, dass ich nicht zu sehr an Dich denke und davon wieder ein Rattenschaf werde.
Für Dich mag es nur ein ONS gewesen sein, aber für mich war es viel mehr. Etwas Bleibendes das nun schon seit 3 Monaten meine Fantasie beflügelt, meine Erinnerung schult und meine Hoffnungen schürt. Außerdem weiß ich, dass ich Dich bekommen werde und wir irgendwann ein echt glückliches Paar werden. Das hab ich sozusagen in jeder Faser meines Körpers reinimprägniert. Daran halt ich mich fest und auf dem Weg zur Arbeit gehe ich immer an der Disco vorbei in der wir uns kennen lernten und schlag mir an der Eisentür die Fäuste blutig. So stark, damit ich etwas spüre und es ein wenig mit Dir zu tun hat.
Mein Psychologe meint, wenn ich das nicht machen würde, würde ich sicher etwas noch Gefährlicheres tun. Er hat auch gesagt, ich soll Dir doch mal einen schönen Brief schreiben, weil es überhaupt nichts bringt, vor Deiner Haustür auf Dich zu warten, Fotos von Dir zu machen und meinen Namen in Deine Möbel zu ritzen, wenn Du nicht da bist. Meine kleinen Ritzungen siehst Du nicht und es macht Deine Möbel auch nicht schlechter. Ich hab ganz mikroskopisch klein geschrieben und es geht mir nur darum Etwas zu hinterlassen und nicht darum Deine Einrichtung zu demolieren. So bin ich irgendwie auch bei Dir und schön wäre es mal wenn ich unter Deinem Bett liegen würde und Dir beim Masturbieren zuhören könnte. Ich hoffe, Du bist dabei laut. Wobei es auch toll wäre, wenn Du leise wärst. Weil dann könnte ich mir einfach immer vorstellen, dass du es Dir machst. Wenn wir bald richtig zusammen sind können wir ja auch solche Rollenspiele machen bei denen ich mich immer unters Bett verkrieche. Dann kannst Du auch ruhig ganz normal weiterschlafen und ich stell mir meine Sachen bis zum Schluss vor.
Meine letzte Freundin fand das nicht so gut und das fand ich dann schlecht und deshalb hab ich sie mich verlassen lassen. Ansonsten hätte ich das gar nicht gebilligt.
Vor einer Woche hab ich übrigens angefangen Obdachlose zu tätowieren. Aus reiner Nächstenliebe und um mein Können zu verfeinern. Obdachlose wollen ja auch mal gut aussehen und in einiger Zeit bin ich dann sicher so gut, dass ich Dir meinen Namen auf die Brust malen kann. Weißt Du, so mit verschlungenen, wehenden Buchstaben. Romantisch und so.
Falls Du jetzt immer noch gedanklich bei Deinen angeritzten Möbeln hängst und Dich fragst, wie ich überhaupt in die Wohnung komme wenn du nicht da bist kann ich Dich gut verstehen. Auflösen möchte ich das aber lieber nicht. Ich denke, es würde Dich sehr erschrecken und das möchte ich nicht. Das würde Dich nur unnötig von mir entfernen und ich will Dich nicht wie ein Cowboy einfangen müssen. Könnte ich, aber ich mag es lieber auf die sanfte Tour vor dem harten Abenteuer.
Ich seh Dich immer noch an der Bar mit Deinem BecksBier. Du hast immer ganz vorsichtig genippt, dabei gelächelt und Dein Kopf hat zur Musik gewippt. Und dann bin ich zu Dir, hab Dich gefragt, ob Du früher bei der Hitlerjugend mit dabei warst und Du hast mich mit großen Augen angeschaut. Ich hab angefangen zu lachen und hab es für uns Beide getan. Mit nem ganz normalem Anmachspruch hätte ich auch niemals Deine Aufmerksamkeit bekommen und auch, wenn diese erst negativ durchwirkt war so hat meine Zunge sie in Dir doch positiv gerührt. Mich wundert nur, dass du mich noch nicht angerufen hast. Meine Nummer hab ich Dir doch am Morgen mit einer selbstgezimmerten Schablone an den Badezimmerspiegel gespuckt. Natürlich mit einer Mische aus Spucke und Zahnpastarestgeschmatze. Sonst hätten die Ziffern ja keine Konsistenz gehabt, aber so hielten sie. Muss für Dich auch eigenartig gewesen sein gefesselt aufzuwachen, aber ich wollte, dass Du mich nicht so schnell vergisst. Das das Adrenalin sich in Deine Erinnerung frisst und Du immer wieder an mich denkst. Natürlich im Grunde erst einmal negativ, aber Du kennst ja meine Zunge ;)
Wate mal, ich muss mir mal eben was zu essen machen.

So wieder da. Gab Hühnerklein mit großen Klößen. Rezept hab ich von Muttern, aber die wirst Du ja auch mal kennen lernen. Ich geh fast jeden zweiten Tag zu Ihrem Grab und übergeb mich fast vor Traurigkeit. Das schreib ich damit Du auch mal was von meiner sensitiven Seite kennen lernst. Ich bin nämlich nicht nur ein dominanter heißer Stier, sondern auch ein Rehbock mit WeinKlüsen.
Ich würde Dir noch so viel erzählen wollen, aber meine Hände tun vom Boxen weh. Is auch alles Blut drauf, hier. Musst Dir denken, dass ist Rebensaft. Frauen finden ja alles immer so eklig was vom Menschen kommt. Deswegen furzen Gentelmänner ja auch nicht. So, ich geb dir den Brief gleich morgen persönlich, dreh mich dann um und geh wieder und rufe dann von weit weg: Grüß den Führer oder so.

Ich liebe Dich
Herrmann

PS: Ich wünsch mir ein Kind mit Dir
 

http://www.webstories.cc 18.04.2024 - 14:47:20