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Der Schläfer

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©  Tis-Anariel   
   
Sanft schweift mein unsteter Blick
durch die Reihen hoher Bäume
entlang der rauen Rinde,
geformt durch Wind, Wetter
und Zeit.

Die Gräser winken ferne mir
und es lockt mich ein Polster
aus so grünem Moose
meinen müden Knochen
Ruh zu gönnen
und mich niederzulassen
auf das weiche Bett,
das mir Wald bereitet hat.

Golden durchwirkt das Licht
der tiefstehenden Sonne
die Spitzen der hellgrünen Farne
und dunklen Blätter.

Nicht weit entfernt
gurgelt eine Quelle leise
und lässt plätschernd
einen winzigen Bach entspringen
und über Steine und Wurzeln dahinfliesen.
Der Sonnenstrahl bricht sich im Wasser
und lässt Splitter von Licht
über die dunklen Baumstämme tanzen.

Ein letztes fernes Vogellied erklingt,
wiegt mich in sanften Schlafe.

Und ich sinke, sinke tief und tiefer
hinab ins Moos, das weiche grüne
und in die dunkle Erde,
die mir nun ein Bette bereitet.
In ihrem tiefem Schoße,
da umschlingen mich
die Wurzeln der Bäume,
ganz fein, ganz sacht,
wie ein Spinngenetz
und bauen mir einen Kokon,
in dem ich ruhe und mich wandle
um dereinst wiederzukehren,
wenn meine Lieder wieder klingen.

Doch bis dahin, Freund,
bleib stille hier und sieh ehrfürchtig
auf diesen uralten Hain und schweige,
bitte schweige doch!
Rufe nicht nach mir
vor meiner Zeit.
Denn Mensch noch
bin ich nicht bereit.
Ich schlafe!



©Anariel 19.09.09


(Das Foto stammt übrigens auch von mir;-))
 

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