... für Leser und Schreiber.  

...und immer wieder wartet der Mensch

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© Jürgen Hellweg   
   
Draußen stürmt der Herbstwind
Leicht benommen richte ich meinen Körper auf
Wie Milch schwappt der Nebel über zerbrechliche Mauern
Einige blaue Klaviersonaten entfernen dem Mond
die linke Schädelhälfte

...und immer wieder wartet der Mensch

Elektrische Ströme rasen durch unsere Knochen
Schroffes Krächzen vergewaltigt die Psyche
der Schmerzbefehl verweigert sich

..und immer wieder wartet der Mensch

Ein zerbrochener Krug weint
Und das Kammerorchester eines Dr.JAZZ
beklagt das Hinwegschweben ihres Schlagwerkers
Auch die Schmetterlinge ertrinken
im Sein der Geköpften
Jetzt stehe ich in meinem Raum
und sehe aus dem Fenster
Schneeflocken tänzeln um den kranken Baum herum

...und immer weiter wartet der Mensch

Friedliche Lilien warten auf ihre Vasen
Ich liege auf dem Fußboden und weine
Schleichende Sehnsucht rinnt durch meinen Schlund,
als ob sie Hustensaft wäre,
setzt sich fest in der oberen Magengegend
und reflektiert zurück zum Gehirn,
durchfließt langsam und beschwerlich
die Adern meiner Arme und Beine

...und immer weiter wartet der Mensch

Ich bin auf der Suche nach meinem Vater
Übervolle Augen tränen in meiner Seele
Er ist tot
Meine Zunge erstarrt
Eine grünliche Flüssigkeit entfernt sich aus meinem Mund
Krachende Holztreppen verschütten den Stolz der Nachbarn

...und immer wieder wartet der Mensch

Feuerrote Ohren fließen aus meinem Kopf
Allein im Gehäuse von sogenannten freundlichen Menschen
Mit Nussknackern aufgebrochen
Verfault wegen dem Ausbleiben von Sauerstoff

...und immer weiter wartet der Mensch
 

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