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Das Lied vom verlorenen Schlüssel

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©  Clarenbach   
   
Ich dachte es wäre ein Traum.
Das Gestern ist ein Traum von HEUTE und heute ist der Traum von MORGEN; das hatte mir ein Vöglein gezwitschert.
Vielleicht schlief ich dann? Was war mit den Anderen - ich hörte sie streiten und singen. Ganz dumpf hallten ihre Worte im Schatten trister Bilder, wo so viel Schmerz von MORGEN Fuß im Herz von HEUTE fasste.
Draußen: Klappern, Krachen, Knarren. Die Herren der Höhe erklommen die Fassade des Glashauses, wanderten ziellos hin und her, trugen Binden auf den Augen, schleppten Lasten, waren schwer. Scheiterte einer, fielen alle, regneten nieder und kamen wieder. Ich sah sie seit ich sehen konnte, doch ob der Ring, der sie verband, jemals schwand, blieb unbekannt.
So verfolgte ich jeden ihrer Schritte und aus Angst wie Wagemut zugleich, ging ich bis ans Ende meines Reichs, spähte durch das Glasgebilde, taxierte fernere Gefilde und ... nichts.

Ich war alles, da war nichts.

Die Null kam und brachte Brand, so dass ich grollend Gräber übersprang, die Lefzen lechzend angespannt die Ruhestätte nicht mehr fand. So ging der Mut, der einst die Flamme nährte, bald unter, verließ das HEUTE, wurde Traum von GESTERN und verklärte - wich der Wut, als diese sich in Angst entleerte und der Welt den Rücken kehrte.
Der Frost hielt Einzug. Ich fiel flach und ohne Kraft, die mich weiter wachen ließ, flog ich fort, gefolgt vom Lied, das vielleicht "der Schlüssel" hieß... :

"Der Schlüssel ist Schlüssel,
Nicht mehr als ein Schlüssel.
Das Denken um Schlüssel
kommt als ein Schlüssel zum Wege
zum Schlüssel, der führet zum
Schlüssel zu sein wie ein Schlüssel,
was schließlich entschlüsselt."
 

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