... für Leser und Schreiber.  

Kungaloosh -- ein Kapitelchen World of Warcraft :)

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©  Lankin   
   
Kungaloosh

[ *)Kungaloosh -- die “World of Warcraft”-Entsprechung unseres Tequilas]

Lankin -- Ein armer Elf, der sich in der Mitte eines undankbaren Auftrags befindet. Bei der anderen Person handelt es sich um einen etwas übereifrigen Leibwächter seines neuen Chefs.



Lankin nippte an seinem Kungaloosh. Gutes Zeug. Elfen wurden leider nie richtig betrunken, aber immerhin schaffte es der Alkohol, ein paar empfindliche Teile seines Gehirns lahmzulegen.
Was für ein Tag. Lankin hatte versucht, etwas zu schlafen, war aber aufgewacht. Schlecht geträumt. Nun genoss er die erfrischende Nachtluft. Er mochte die Stunde der Nacht, wenn die Luft sich fast anfühlte, als könne man sie trinken. Er saß im Windschatten einer Mauer, aber ein lauer Wind, der den kommenden Morgen schon ankündigte, wehte um seine Stirn. Er zog den Umhang etwas fester um sich. Die letzten Reste des Lagerfeuers glommen zwar noch, gaben aber keine Wärme mehr.
Er bemühte sich, nicht mehr an vergangene Ereignisse zu denken oder über die kommenden Tage Spekulationen anzustellen, aber das Denken einzustellen war gar nicht so einfach.
Nicht, dass er keine Idee hatte, was -- außer Alkohol -- ihn eventuell ablenken könnte.
Es lief jemand zu ihm herüber -- müde aber zielstrebig. Er hörte ihn schon, bevor er ihn sah. Der Wachhund des Meisters. Perfekt. Einen Moment gönnte sich Lankin den Gedanken, dass -- im schlechtem Licht und von hinten -- der Junge gewisse Ähnlichkeit mit dem Meister haben würde. Er biss in ein Stück Zitrone. Autsch -- Die Stelle am Zahnfleisch, wo ihn der Kerl heute morgen Sand hatte fressen lassen, tat immer noch weh. Das erinnerte ihn wieder. Mit diesem Jungen speziell hatte er noch eine eigene kleine Rechnung offen. Er grinste in sein Glas und nahm einen Schluck.
Was machte der eigentlich hier? Wache schieben? Um die Uhrzeit? Oder war er einfach nur neugierig?
“Noch wach?”, fragte der Elf. Sehr originell.
“Ja, aber nicht mehr lange, ich trinke nur noch meinen Gute-Nacht-Drink.” Lankin schüttelte das halbvolle Glas, als würde er Eiswürfel klackern lassen, in Richtung des Anderen.
“Wo hast du das überhaupt her?” Er warf einen Seitenblick auf die Flasche und diverse Utensilien neben Lankin.
“Hab's vom Küchenpersonal. Gekauft. Wofür sollte ich hier auch sonst Geld ausgeben.”
“Und wenn das der Meister herausfindet?”
Lankin hielt sein Glas aufmunternd ein Stückchen in Richtung des Anderen. “Dann kann er auch 'n Glas haben.”
“Lass mal probieren.” Der Elf setzte sich neben Lankin, nahm das angebotene Glas und setzte es an die Lippen. Er war wohl nicht an Alkohol gewöhnt -- schon gar nicht an diesen speziellen -- und verzog angewidert das Gesicht, während er schluckte.
“Das is ja widerlich das Zeug. Zwischen Öl und Spucke.”
Lankin feixte. “Hey, du stellst dich an wie 'n Mädchen!”
Der Elf versuchte, seinem sehr jungenhaften Gesicht einen männlichen Gesichtsausdruck zu geben, was ihm nicht ganz glückte.
“So trinkt man das auch eigentlich gar nicht”, fügte Lankin beiläufig hinzu.
“Wie denn sonst.”
“Ich darf das kurz demonstrieren.”
Er stellte das Glas kurz ab, griff die in eine Serviette gehüllten Utensilien und brachte eine kleine Zitrone und ein Fässchen Salz zum Vorschein. Er zog seinen Dolch und schnitt aus der Zitrone mit geübter Hand noch einige Spalten. Klein, sauer, Direktimport aus dem Sholazar-Becken. Der Meister hatte einen guten Geschmack. Zumindest was Küche und Keller betraf. Seine direkten Untergebenen betreffend -- nun gut. Der Kerl war immerhin optisch recht ansprechend -- obwohl, blond und jung war sonst nicht wirklich Lankins Fall. Lankin nahm ein Stück Zitrone und biss genüßlich hinein. Das Gesicht des Elfen verzog sich in einer Sympathiebewegung.
“Also das macht man so.” Lankin kniete sich hin, dem Elf gegenüber, und krempelte dessen Ärmel hoch. Dann griff er die Hand des überraschten Mannes und drehte sie mit der Handfläche nach oben. Er nahm die Zitronenspalte aus seinen Zähnen und begann langsam und konzentriert, Zitronensaft auf dessen Handgelenk zu tropfen. Ein Tropfen kullerte den Arm entlang Richtung Ellenbogen. Lankin griff nun ins Salzfässchen und verrieb eine großzüge Menge auf dem nassen Arm.
Der Elf beugte sich herunter, um an seinem Arm zu lecken, sein Gesicht nur einen Hauch von dem Lankins entfernt. Lankin schüttelte leicht den Kopf. Er beugte sich seinerseits über den Arm des Mannes und schleckte die salzig-saure Mixtur von der Schlagader. Sofort fing sein Mund an zu wässern. Der Elf zuckte kurz zurück, aber Lankin hielt sein Handgelenk fest. Er behielt die fiese Mischung im Mund und nippte genüßlich noch am Kungaloosh. Er beschloss, den analytischen Teil seines Hirns nun engültig schlafen zu schicken, bewegte sich wie eine Katze auf den Mann zu und küsste ihn ohne zu Zögern auf den Mund.
Der ungewöhnliche saure, salzige Geschmack, der warme Alkohol, der so sofort in den Kopf stieg, zusammen mit dem völlig unerwarteten Gefühl, Lankins Zunge im Mund zu haben, überrumpelte ihn völlig. Einen Moment war er atemlos vor Überraschung und Entsetzen. Dann begann er, an Lankins Zunge zu saugen. Sein Atem ging schneller, er griff nun seinerseits in Lankins Haare und zog ihn zu sich herab, gierig wie ein ausgehungertes Tier.


***


Lankin liess sich in der Bucht von Azhsara im Wasser treiben. Immer noch war niemand zu sehen, auch der Elf war wieder zurück ins Lager geschlichen. Nun gut, der Geist einer Hochwohlgeborenen hatte gekichert, als Lankin seine Robe ausgezogen hatte. Er schloss die Augen, die Ohren unter Wasser und dachte an Sen'jin. *)
Nach einer Weile stieg er wieder aus dem Wasser und zog seine Robe einfach über. Nun würde er endlich schlafen können -- wenn auch nicht lange, am Morgen würde der Ernst des Lebens wieder weiter gehen.


[Senjin -- Sonne, Strand, Meer und Surfen :) ]
 

http://www.webstories.cc 03.05.2024 - 08:43:24