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Die Verlorene Welt -3- Nebelgrund (Gedicht)

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©  Tis-Anariel   
   
Nebelgrund


Wo still das Licht sich trägt
und streift sich taugeschwängert
an hohen Grasgehalm entlang,
wo flüsternd Winde
Nebelgeister rufen.

Da wird’s dem armen Herze bang.
Da reihen sich im Bäumereigen
Birk und Hasel, Erl an Weidenbaum,
da bricht sich Sonnenfunkel
wie ein Traum,
golden dort
im düstrem Grüne,
tanzt auf dem Wasserspiegel fort.

Da tropft wie Tau es
von den Ästen,
Regen wie die Tränen
einer Liebsten,
die viel zu früh
dem Leben
entwichen.

Still ist es hier,
kein Laut zerreißt die Luft.
Nur ein leises Donnergrollen,
das dem fernen Blitz nachruft,
rollt übers weite Wiesenmeer.

Wer wollt auch hier,
im stillem, grünem Duft
und dem Traumreich
der Bachauenbäume
und dem steifen Grase,
laut die Stimme heben wollen.

Hüt dich vor den Sommernebeln
so sprechen Alte oft daher,
denn in ihrem Innern tief,
leben alte fremde
Wesenheiten.

Doch fürcht dich nicht
in meinem Grunde.
Lass dich ganz sacht
von mir berühren
und lausche
dieser Stille.

So träum denn hier
in meinen Bäumen,
drunten dort am
Wassergrunde,
und schweig
so lange
du nur kannst.

Denn ich Wandrer in den Nebeln,
will heilen deine Seelenwunde.
So sei nur leise, Suchender.
Folge mir nur nach,
lausch meinen Gesängen
in der Weite und gesunde,
hier in meinem
Nebelgrunde.


©Anariel 27.06.2009
 

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