... für Leser und Schreiber.  

Der Bogen der Zeit

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©  Hanim   
   
Das ist der Anfang einer historisierenden Fantasy Geschichte...47 Seiten gibts schon aber irgendwie entwickelt sich diese Geschichte selbständig weiter...schaun wir mal ;-)


Diese Stadt, diese traumgleiche, auf einer Landzunge zwischen 2 Meeren sich erstreckend, licht und klar wie Venedig, geheimnisvoll wie Bagdad, trutzig wie eine Burg, voller verlockender Schönheit und Leuchten und dennoch so grausam und rachsüchtig wie eine abgelegte Geliebte.
Diese Stadt war vergessene Heimat, verlorene Heimat, Heimat der man sich nicht auf Dauer entziehen konnte.
In den Gedanken war es das Schöne das schmerzte, weil es verloren war und das Bittere das süß wurde, weil es vergangen war.

Er blickte die Gasse hinunter, grauschwarze Häuschen, geduckt an den steilen Hügel geklebt, gefaltet in kleine unscheinbare Gassen durch die wie ein Sternenmeer das Glitzern des Wassers bis hier hinauf leuchtete.
Er hatte sich ohne es zu wollen hierher verirrt, war vom Boulevard abgebogen und lauschte dem Klang der kleinen Leute die hier lebten, dem rhytmischen Klingen der Ambosse, nicht müde werdend bis zum Abend, Schreie und Lachen von Frauen und Kindern, ein Baby herzzerreißend weinend, ein aufjaulender Köter, von Füßen getreten, wie man es hier gedankenlos mit Hunden und Menschen tat.
Diese Stadt war nicht gut, aber auch nicht schlecht, sie war eine Blenderin, eine Verführerin, lockte mit Reichtum für alle und gab nur wenigen.
Ihre Schönheit verblasste wenn man in die Gassen der Armen trat, ihre Eingeweide waren schmutzig und elend, und dennoch zog es immer und immer wieder Leute hierher.
War diese Stadt doch auch Poesie, war sie ein Hort der Gelehrsamkeit, trafen sich hier westliche Philosophen und östliche Weise.

Drei Tage musste der er am Tor warten bis man ihn einließ.
Drei Tage in Schlamm und Schmutz, denn ein Gasthaus oder selbst eine einfache Herberge konnte er sich nicht leisten. Als er endlich eingelassen wurde, war seine letzte Münze fort.
Der Zoll fraß Brot.
Er zog sich seinen Mantel enger. Sein Pferd, die Luft und Enge der Stadt nicht gewohnt, zog den Kopf ein und sein Hund folgte ihm mit eingekniffenem Schwanz.
Er sah aus wie ein Landstreicher, doch für den, der genauer hinschaute, bot sich ein anderes Bild. Das Pferd war ein edles arabisches Pferd, etwas heruntergekommen und müde aber von sichtbar guter Zucht. Der Hund, ein Windhund zur Gazellenjagd, lief so eng bei seinem Herrn, dass kein Fußgänger oder anderer Reiter zwischen sie kommen konnte. Unter dem fadenscheidigen Wollmantel schimmerte Seide, abgetragen und schmutzig wie nach einer langen harten Reise eben, aber die Kleidung eines Edlemanns und den Helm in dem Lederbeutel, den Säbel unterm Sattel und den feinen Bogen in der Tasche.
Ein Spahi, ein Ritter, ohne Land und ohne Geld, ohne Herrn und ohne Lohn.
Das Gesicht, verborgen von zotteligem Haar, das unter einer Filzkappe hervorlugte, wirkte sehr jung auf den ersten Blick, so bartlos wie es war. Bei genauem hinschauen, erkannte man, dass der Reiter gar nicht so jung war. Es war sein fehlender Bart der ihn kennzeichnete.
Seine Augen aber blickten hart und fest unter weich geschwungenen schmalen Brauen, wie von jemandem, der es gewohnt ist in die Weite zu blicken und das Nahe nur zögerlich wahrzunehmen vermag.
Eine Ahnung von Abenteuer ging von ihm aus, aber auch Verlorenheit.
Sein Herz aber war voller unbestimmter Sehnsucht und Furcht. Er lief davon, so viele Jahre floh er und wurde doch eingeholt.
Und wer genau genug hinschaute sah den Schatten der ihm folgte, düster und verzehrend.
fremd, kein Teil von ihm und doch dazugehörig.

Fortsetzung folgt ...
 

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