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Windverweht - Sturmgedanken in Fünf Akten

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©  Tis-Anariel   
   
Der Spiegeltraum


Windverweht
die Reste
eines Spiegeltraumes,
ferne mir und doch so nahe.
Brennt es sich tief
in meine Gedanken
und hinterlässt
dort Spuren,
wie von einem
Feuerrad.
Treibt die Gedanken fort
und verbrennt sie
in heller Glut
des kreativen Geistes
eines Weltenträumers.

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Die stummen Zeugen


Stumm stehen die Zeugen,
die uralten Bäume
um den halbverfallenen
Brunnen herum und
staunen leise
über all die
schnelllebigen Menschen,
die hier vorübergehen.
Doch unter der Rinde,
tief im Wurzelgeflecht
dem aller ersten,
da liegt der Traum
vom Keimen,
vom allerersten Blatt,
der kühlen Erde
und dem ersten Sonnenstrahl,
der Wärme in das Holz
getragen hat.

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Die Fallenstellerin


Ferne, in einem Regenbogen
von tausend Gerüchen,
schwebt ein Spinnennetz,
das wie geronnenes Licht erglüht,
als die Sonne es sacht berührt.
Die darin gefangen Tautropfen
glitzern wie Diamanten
und die Augen
trinken sich daran satt.
So friedvoll
still und schön
dieses Gebilde
aus zarten Fäden
anmuten möchte,
so ist es doch
eine tödliche Falle
und sie,
die Fallenstellerin
sitzt still und dunkel
hinter einem Blatt.

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Der Sternenzauber


Windverweht
die in bunte Farben
gemalte Herbstblätter
an den Bäumen.
Letzte Goldgetünchte Felder,
andere schon abgeerntet,
kahlgeschlagen, leer und
dunkle Erde umgegraben.
Spinnenfäden wie
Altfrauenhaar
glitzern silbrig
in der tiefer stehenden Sonne
und werfen einen Hauch
von Sternenzauber
über feuchte Wiesen.
Dort am Bach,
der hell lachend
über Steine springt,
sich dem Flusse entgegenwirkt
um schließlich sich
mit den Wassern einen,
im tiefen blauen Ozean.

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Die Weltenformer


Nur ein Tropfen steter Schlag
höhlt sanft aus den harten Stein.
Windverweht
der Sand der Wüste,
formt mit steter Gleichmütigkeit
die Felsen zu bizarren Formen,
in denen sich Licht
und Schatten fangen,
um dem harten Fels selbst
fremdartiges Leben
einzuhauchen.
So sind Sand, Wind und Wasser
doch die steten Weltenformer
und zeigen uns, dass stetig wirken,
auch im Kleinen Großes wirkt.

Windverweht,
ja windverweht
sind alle Gedanken,
nur die Sinne
bleiben übrig
und erfahren still
das Leben selbst.


©Anariel 23.09.2008
 

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