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Ein au�ergewöhnliches Ereignis 3. und letzter Teil

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©  doska   
   
Als ich ungefähr siebzehn ...achtzehn Jahre alt war, erhielt ich Andeutungen von meiner Mutter, weshalb sie mich nicht hatte haben wollen.
Sie wollte nie ein Kind. Ich war schuld, denn ich bin einfach gekommen.
Meine Mutter hatte mich au�???erdem nur deswegen an Gro�???mutter abgegeben, weil sie sich eingeredet hatte, unheilbar krank zu sein. Es half nichts, dass ihr die �???rzte immer wieder versicherten, dass sie inzwischen wieder kerngesund w�??�?�¤re. Sie hielt sich f�??�?�¼r zu schwach, ein Kind gro�???zuziehen.
Sie hatte meinen Papa nicht gerade aus groÃ????er Liebe geheiratet, denn zu jener Zeit war sie in einen anderen wahnsinnig verliebt gewesen, der allerdings verheiratet gewesen war.
Sie wollte schlie�???lich doch geheiratet werden, weil das damals um jeden Preis �??�?�¼blich war. Eine Frau hatte eben, ab eines gewissen Alters, verheiratet zu sein, sonst wurde sie von ihren Mitmenschen als etwas Minderwertiges angesehen.
Als sie bereits mit Papa verheiratet war begegnete ihr eine neue gro�???e Liebe, doch dieser Mann �?�¢?? ein Arzt - war ebenfalls verheiratet. Vielleicht hatte sie sich insgeheim erhofft, dass er sich scheiden lassen w�??�?�¼rde, oder es gen�??�?�¼gten ihr die kurzen Romanzen. Ich wei�??? nicht was in ihr wirklich vorging.
Mein Vater studierte indes in einer anderen Stadt und f�??�?�¼hlte sich ebenfalls �??�?�¼berfordert ein Kind abends vom Kindergarten abzuholen, es ohne die Unterst�??�?�¼tzung meiner Mutter versorgen zu m�??�?�¼ssen.
Dass man mich wirklich �?�¢??verschenkt�?�¢?? hatte, wurde mir erst klar, nachdem ich erkannt hatte, dass mein Vater �?�¢?? der inzwischen eine Arbeit als Lehrer gefunden hatte und wieder bei meiner Mutter lebte, mich trotz meiner Bettelei und vieler Tr�??�?�¤nen einfach nicht wiederhaben wollte.
Offensichtlich fanden es Vater und Mutter sch�??�?�¶n, ohne Kind zu sein. Au�???erdem war es damals �??�?�¼blich, sein Kind nicht in einem Hort oder gar einem Heim unterzubringen, sondern es eher an irgendwelche Verwandte oder Bekannte abzugeben. Den Staat k�??�?�¼mmerte es damals wenig, wo die Kinder eigentlich wirklich hinkamen und was die dort erlebten.
Da Tante und Onkel pl�??�?�¶tzlich Sonnabends und Sonntags mit meinem Cousin �?�¢?? den sie ebenfalls an die Gro�???mutter �?�¢??verschenkt�?�¢?? hatten �?�¢?? ohne mich verbringen wollten, sahen sich meine Eltern gen�??�?�¶tigt, mich wenigstens an einem dieser Tage zu sich zu holen, denn sie wollten ja keine schlechteren Eltern sein als Onkel und Tante.
Obwohl ich merkte, dass ich nicht wirklich gerne bei meinen Eltern gesehen war, f�??�?�¼hlte ich mich dort trotzdem wie im Paradies. Die ganze Woche �??�?�¼ber freute ich mich schon auf diesen einen Tag. Da mein Cousin zwei Tage bleiben durfte, erbettelte ich mir schlie�???lich auch zwei. Und dann gelang es mir, mit ganz viel flehen und jammern, auch mal eine Nacht bei ihnen zu schlafen.
Zwar sp�??�?�¼rte ich sehr genau, dass sich - besonders meine Mutter - betont reserviert gab und ganz erleichtert schien, wenn ich wieder zur Oma musste, aber trotzdem malte ich mir aus, wie sehr sie mich liebte und wie gern mich mein Papa hatte und das obwohl er mir oft gesagt hatte, dass er eigentlich keine Kinder mag.
Gro�???mutter freute sich auch nicht gerade, wenn ich wiederkam und mein Cousin �??�?�¤rgerte mich dann ganz besonders h�??�?�¤ufig. War Gro�???mutter an solchen Tagen nicht gut drauf, bekam ich auch noch von ihr zu h�??�?�¶ren, dass der schlechte Charakter meiner Mutter inzwischen ganz an mir abf�??�?�¤rbe, dass ich immer mehr wie meine Mutter werden w�??�?�¼rde. Sie warf mir vor, dass ich richtig kokett und lebenshungrig w�??�?�¤re, und auch diesen bestimmten, gewissen Augenaufschlag h�??�?�¤tte. Ich solle mich nur ja in acht nehmen. Ich wusste zwar nicht, was sie damit meinte, aber ich hasste sie daf�??�?�¼r, denn ich liebte meine wundersch�??�?�¶ne, schwarzhaarige, supertolle Mama.
Und kam ich zu meinen Eltern, sagte meine Mutter: �?�¢?? Iiiih, du wirst ja immer mehr wie Gro�???mutter, die schaut auch so verdrie�???lich drein und lacht ganz wie du!�?�¢?? K�??�?�¼nftig h�??�?�¼tete ich mich also zu lachen, denn ich wollte doch so sein wie Mama!
Die Wochentage krochen nur langsam und schwerf�??�?�¤llig dahin, denn es war eine gro�???e Sehnsucht in mir, nach meinem eigenen Fleisch und Blut, die man nicht beschreiben kann. Ich kann nur sagen, dass ich das Gef�??�?�¼hl hatte, ich h�??�?�¤tte ein Loch in meinem Herzen, ein gro�???es dunkles schwarzes, denn diese jahrelange nie endende Sehnsucht, war die H�??�?�¶lle. Meine Seele verbrannte mehr und mehr, ich wurde immer dicker und h�??�?�¤sslicher und sowohl Gro�???mutter als auch Mutter stie�???en mich schlie�???lich von sich, wenn ich sie mal umarmen wollte.
Ich hatte zu oft gejammert, endlich heim zu k�??�?�¶nnen, dass ich es nicht mehr wagte, auch nur einen Ton von meinem innigsten Wunsch Preis zu geben.
Mein Mund war k�??�?�¼nftig fest verschlossen, aber meine Augen schrieen es dummerweise st�??�?�¤ndig in die Welt hinaus. �?�¢??Hier will ich nicht mehr bleiben. Ich will endlich wieder bei meinen Eltern sein!�?�¢??
Aber niemand wollte mich wirklich haben. Was also konnte ich da noch tun?

Es war einer dieser Tage, an denen ich nicht zu meinen Eltern durfte. Meine Mutter f�??�?�¼hlte sich wieder einmal unp�??�?�¤sslich und nur mein Vater kam zu Besuch. Irgendwie wirkte er noch trauriger als sonst �?�¢?? hatte er erkannt, dass seine Frau ihn nicht wirklich liebte? Seit einiger Zeit wirkte er auch ziemlich gereizt. Der Schwarm meiner Mutter kam h�??�?�¤ufig zu Besuch, scheinbar um ihr ein Kr�??�?�¤fte aufbauendes Medikament zu bringen. Er kam auch dann, wenn Papa nicht da war.
Eine Woche zuvor, hatte sich mein Vater sogar mit meiner Tante gestritten. Und das obwohl ihm eigentlich Streitereien zuwider waren. Es ging darum, dass ihr Sohn alles tun konnte, was er nur wollte. Der Junge �??�?�¤rgerte nicht nur mich, auch meinen Vater und zwar immer wenn sich nur Gelegenheit dazu bot.
Diesmal war es der neue Hut von meinem Vater, der es ihm angetan hatte. Mein Vater hatte, im Gegensatz zu Tante und Onkel nur sehr wenig Geld und da er der Meinung war, dass Kinder nur alles schmutzig und kaputt machen, hatte er meinem Cousin verboten seinen teuren Hut anzufassen. Neulich hatte mein Cousin - vor aller Augen- deshalb mit der Faust kr�??�?�¤ftig in den Hut hinein geschlagen. Sodass der eine Beule hatte. Wohl auch um meinem Vater damit anzusagen: Ich kann hier alles, du aber nicht! Mein Vater bog sich seinen Hut wieder zurecht, drohte aber meinem Cousin, ihm das n�??�?�¤chste mal eine Ohrfeige zu geben, w�??�?�¼rde er es noch einmal wagen.
Heute hatte mein Vater mich zu meinem Kummer nur fl�??�?�¼chtig begr�??�?�¼�???t und war rasch ins Gespr�??�?�¤ch mit Onkel und Tante gekommen, auch Gro�???mutter war dabei. Wor�??�?�¼ber gesprochen wurde, wei�??? ich nicht mehr, nur, dass meinem Cousin und mir furchtbar langweilig wurde. Mein Cousin erwartete bald, dass ich ihn, wie immer in solch einer Situation, besch�??�?�¤ftigen w�??�?�¼rde. �?�¢?? Los spiele mit mir!�?�¢?? kommandierte er.
�?�¢??N�??�?�¶, mir f�??�?�¤llt nichts ein!�?�¢?? , protestierte ich frech, denn ich war schon wieder in Gedanken damit besch�??�?�¤ftig, wie ich nach hause kommen k�??�?�¶nnte. Ich wusste zwar, dass dieses Gr�??�?�¼beln vergeblich war, aber �?�¢?? verdammt noch mal- vielleicht konnte ich das ja doch irgendwie einf�??�?�¤deln.
�?�¢?? Du spielst oder ich haue dich, du bl�??�?�¶de Ziege!�?�¢??, fauchte er.
Er verlie�??? sich eben darauf, dass ich Ideen hatte. �?�¢??Bl�??�?�¶de Ziege, bl�??�?�¶de Ziege!�?�¢?? Er kniff mir in die Backe.
Ich ahnte, dass, wenn ich mich wehren w�??�?�¼rde, sofort seine Mutter zu uns her�??�?�¼ber st�??�?�¼rmen w�??�?�¼rde, um mich daf�??�?�¼r zu ohrfeigen. Also wehrte ich mich wie immer nicht. �?�¢?? Bl�??�?�¶de Ziege!�?�¢?? kreischte er deshalb weiter und kniff mir auch in die andere Wange.
Ich hielt aus und dachte weiter scharf nach, w�??�?�¤hrend ich meinen Vater im Nebenraum reden h�??�?�¶rte. F�??�?�¼r mich klang Papas Stimme heute viel aufs�??�?�¤ssiger als sonst, obwohl er ein ganz normales Gespr�??�?�¤ch f�??�?�¼hrte. Mein Cousin spuckte mich schlie�???lich an, dann schlich er wieder um den neuen Hut, den mein Vater hier auf den Tisch gelegt hatte.
Die Erfahrung hatte mir gezeigt, dass meine Tante und auch meine Gro�???mutter es nicht ertragen konnten, wenn ihr Lieblingskind f�??�?�¼r irgendeine Sache- und hatte er sie auch selbst verschuldet- ger�??�?�¼gt wurde. Was w�??�?�¼rde erst eine von meinem Vater verabreichte Ohrfeige f�??�?�¼r sie bedeuten? Mein Cousin lauschte �?�¢?? genau wie ich - auf das Erwachsenengespr�??�?�¤ch und h�??�?�¶rte auch die Stimme meines Vaters.
Er hatte noch sehr gut im Ohr, was mein Vater ihm angedroht hatte und es reizte ihn offensichtlich, mal wieder auszuprobieren, wie sehr seine Familie ihn verteidigen w�??�?�¼rde. An der Art aber wie er die letzte Runde um den Hut machte, erkannte ich, dass er diesen Gedanken doch lieber verwerfen wollte. Pl�??�?�¶tzlich hatte ich eine verr�??�?�¼ckte Idee. Es war der Einfall eines verzweifelten Kindes, ein letzter Hoffnungsschimmer, doch noch nach hause kommen zu k�??�?�¶nnen. Mein Cousin MUSSTE in diesen Hut hauen und zwar JETZT und unbedingt. Mein Vater war heute gereizt, aus dem traurigen Prinzen war ein kriegerischer Mann geworden. Er wollte sich nicht mehr alles bieten lassen- das h�??�?�¶rte ich aus seiner Tonlage. Nur wusste er es selbst noch nicht, aber ich ahnte, nein, ich wusste es. Ich nahm allen Mut zusammen, denn schlie�???lich hatte ich Quenn gefunden, und ging rasch im Geiste durch, wie es wohl sein w�??�?�¼rde, wenn alle sehen w�??�?�¼rden, wie mein Cousin, trotz der Warnung, in Papas Hut hauen w�??�?�¼rde.
Ich h�??�?�¶rte jetzt, dass mein Vater durch den Flur zu uns kam und so blickte ich mit blitzenden Augen auf den Hut und grinste aufmunternd meinen Cousin an. Mein Cousin nickte verstehend. Er lief zum Tisch und dann schlug er mit voller Wucht mitten in den Hut hinein. Es machte richtig laut �?�¢??Zwosch!�?�¢?? als mein Vater das Zimmer betrat. Onkel und Tante, die hinter ihm standen, sahen dies und grinsten, ebenso die Gro�???mutter, ich hingegen blieb sehr ernst und schaute mitf�??�?�¼hlend zu meinem Vater. W�??�?�¼rde er es wagen seine Androhung in Gegenwart der Verwandtschaft wahr zu machen? Mein Herz pochte bis zum Halse. Dazu m�??�?�¶chte ich sagen, dass mein Vater ein �??�?�¼beraus gutm�??�?�¼tiger Mensch war und ihm das Verhauen von Kindern ganz und gar nicht lag, obwohl es damals als ein gutes Erziehungsmittel galt. Er schaute hinter sich und das Grinsen von Onkel und Tante lie�??? ihn so in Rage geraten, dass er ausholte und meinem Cousin einen kleinen Klaps auf die Wange gab. Es war fasst wie ein Streicheln, aber der Junge heulte und schrie, als h�??�?�¤tte ihn mein Vater geschlachtet. �?�¢?? Ich habe dich gewarnt!�?�¢??, sagte mein Vater mit fester Stimme, dem mein Cousin fast schon wieder leid tat. �?�¢?? Du musst auch mal lernen, dass du nicht immer alles tun kannst was du nur willst. Du bist sieben Jahre alt, gro�??? genug um auch die Konsequenzen f�??�?�¼r ein schlechtes Verhalten ertragen zu k�??�?�¶nnen!�?�¢??
Mein Cousin aber sch�??�?�¼ttelte zornig den Kopf und brach dann wild schluchzend in den Armen meiner Gro�???mutter zusammen- was er eigentlich immer tat, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte, aber trotzdem verteidigt werden wollte. Wie ich es voraus gesehen hatte, schob meine Gro�???mutter das Kinn vor, blickte auffordernd zu meiner Tante und diese schoss sofort zu mir her�??�?�¼ber.
Au�???er sich vor Wut und ganz wie ich das ebenfalls erwartet hatte, schrie sie: �?�¢??Wenn du mein Kind haust, haue ich deines!�?�¢?? Dann holte sie weit aus, ich kniff die Augen in Erwartung der Schl�??�?�¤ge fest zusammen, denn nun hagelte es Maulschellen, sodass mein Kopf immer wieder von einer Seite zur anderen flog. Ich hielt das alles schweigend aus, f�??�?�¼r meinen Papa, damit er endlich sah, was hier ablief. �?�¢?? A...aber ...!�?�¢?? stotterte er, �?�¢?? ....sie hat doch gar nichts B�??�?�¶ses getan? Ihr haut sie nur aus Rache!�?�¢??
�?�¢?? Na und?�?�¢??, konterte meine Tante wild schnaufend. �?�¢??Ist doch schei�???egal, ob sie etwas angestellt hat oder nicht. Wir hauen deine Tochter, wann immer es uns passt. Und jetzt war uns eben danach�?�¢??. Sie stemmte ihre F�??�?�¤uste in die H�??�?�¼ften. �?�¢?? Merke dir mal eines: Du hast hier gar nichts zu sagen. Du hast deine Tochter verschenkt und somit k�??�?�¶nnen wir mit ihr tun und lassen, was wir nur wollen!�?�¢??
Ich war immer noch still und versuchte diese Situation f�??�?�¼r mich auszunutzen, es noch ein letztes Mal zu wagen, aber es gelang kaum, weil nun doch ein paar Tr�??�?�¤nen kamen. �?�¢??Papa nimm mich mit!�?�¢??, sagte ich ganz, ganz leise, denn meine Seele tat zu weh um es laut zusagen.
Da beugte er sich stumm zu mir hinab und nahm mich in seine Arme. Er dr�??�?�¼ckte mich fest an sich und k�??�?�¼sste mir die Tr�??�?�¤nen fort. �?�¢?? Ja, ich nehme dich mit!�?�¢??, h�??�?�¶rte ich ihn entschlossen sagen.
Es war der gr�??�?�¶�???te und sch�??�?�¶nste Moment meines Lebens, denn der gro�???e traurige Mann l�??�?�¤chelte zuversichtlich und schaute mir tief in die Augen. Ich wusste ich hatte sein Herz gefunden. Es war endlich mein.

ENDE
 

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