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Schattenspiel - Schattengedanken in sechs Akten

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©  Tis-Anariel   
   
Schattenspiel


Silberweiße Bahnen
weben sich ins Dunkle
der nahen Nacht
und fädeln
glitzernde Tautropfen
auf Spinngewebe.
Vertiefen Schatten
ins tintenfinstre Schwarz
und hauchen Düsterzauber
zwischen die Büsche
am Schattenpfad entlang.
Ein großes uraltes Tor,
wie aus dunkeln Ranken geflochten,
scheint ihn zu beenden,
doch dahinter führt er weiter.
Rosen wachsen dort
am Düstren Tor.




Schattenrosen


Fast schwarz, erscheinen sie,
die tiefdunkelrote Rosen.
Wie aus feinstem Samt
schimmern sie weich
und blühen prachtvoll
inmitten des scharfen
Dornengeflechts.
Würgend und stechend
schlingen sie sich
mit ihren Ranken
am schwarzen, harten
Schmiedeisernen Tor empor.
Scheinen beinnahe ein Teil
davon zu werden im
Schattenspiel der Nacht
und des alten Mondes.
Untrennbar verschmolzen,
das Tor und die Rosen.
Ihr berauschend süßer Duft
trägt so endlos weit
und berührt ganz zart
dunkelstes Verlangen.




Der rote Strom


Wie vergossenes Blut
sind kleinste Bäche,
gefärbt von einem
roten alten Mond
und fließen durch die
nachtdunklen Wiesengründe
hinab zum alten Fluss,
um sich dort zu einen
zum roten, roten Strome.
Er windet sich
durch üppige Nachwiesen
und an hohlen Hügeln vorbei,
strebt unaufhaltsam einem
alten, düstren Wald entgegen.
Im scharfblättrigen Schilfrohr
singt der Wind
ein Lied vom sterben.
Gleich seltsamen Boten
treiben welkende Blätter
auf dunklen Wassern dahin
und verlieren sich einsam im
unendlich, ewigdunklem Schatten
zwischen den alten, alten Bäumen.




Der Schattenwald


Zwischen den
Wurzelsträngen
Uralter, knorriger Bäume
fließt der rote Strom dahin.
Eng stehen die Bäume
und verflechten bereits
über der Erde die Wurzeln
zu einem seltsamen Gebilde,
in dem Käfer und Kröten hausen.
Dicht an dicht stehen sie
und hoch treiben sie hinauf
ihre dunklen, uralten Stämme.
Ihre knirschenden Stimmen
singen vom vergehen,
ein Lied von Blut und Gebeinen.
Durch die dichten Blätterkronen,
die höher als man blicken kann
vor sich hinrauschen
und wispern und flüstern
fallen silbern, lanzengleich
Lichtstrahlen tief herab
und brechen sich
hier unten am Grunde
im Wasser des Stromes
und zersplittern
an den messerscharfen
Rändern des hellgrünen Farns,
der gesprenkelt ist
mit Tropfen
von einer Farbe
wie Mitternachtsrot.





Namenlose Gräber


Tief darunter,
noch unter dem Moose
dem dicken, dunkelgrünen,
im Wurzelgeflecht
der alten Bäume verflochten
liegen Knochen,
so blank so weiß.
Keine Schrift
kündet ihre Namen.
Kein Wort
weißt ihnen den Weg,
den Vergessenen,
den Namenlosen,
die sich einst
dem roten Strome
hingegeben und darin ihr
kleines Lebenslicht ließen.
Nur kalte, alte Steine
stehen Namenlos
unter dem roten Blutmond
für die Vergessenen
und nur die Raben
singen ihre Namen.




Das Lied des Nachtwinds


Hoch oben,
weit über diesem
schauerlichen Wald des Todes
tanzen die Nachtgeister
ihren eigenen Tanz
mit dem roten Mond
und der Nachtwind
stimmt ein schauerliches Lied an,
das von seltsameren
Schattengedanken singt,
von Spinngeweben
und roten Strömen,
von Blutmonden
und Namenlosen,
von den scharfen Zähnen
manch einer Muse,
und vom den langen Krallen
und dem blauen Blick
der Nachtmahr,
die ganz still
vorübergelitten ist.



@Anariel 27.07.2011
 

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