... für Leser und Schreiber.  

Katzentage und - nächte

124
124 Stimmen
   
©  Tis-Anariel   
   
Die Tage sind weich in ihrem Licht,
verträumend in Sonnenschein,
mich rekelnd und rollend
und faul darniederliegend,
völlig selig schlummernd,
wenn mir die letzten
Oktobersonnenstrahlen
den Pelz vergolden und mich
in sinnliche Wärme hüllen.

Die Nächte hingegen sind schlafloses Schleichen
wie düstere Träume, gleich Schattenwegen
im zwielichtigen Dickicht
nur vom Mond versilbert.
Ein Flechtwerk aus
Schwarzen Schatten
und hellen Silberflecken,
in dem meine Konturen
verloren gehen, verschwimmen,
mich gleichsam unsichtbar werden lassen.

Am Tage klingt mir deine Stimme
geradezu lieblich in den Ohren.
Gerne folge ich ihr, verspricht sie doch
Leckeres oder eine Streicheleinheit.
Liebkosend umschmeichle ich
dir dann schnurrend die Beine
und tanze mit dir den Tanz,
den nur Frauen und Katzen
zusammen beherrschen.

Nachts jedoch lockt mich das Klappern
der Trockenfutterschachtel nicht,
deine Stimme ist mir schrill in den Ohren.
“Ruf du nur“, denke ich, “ich folg dir nicht.”
Andere Lieder und Rufe klingen lauter
und ziehen mich fort
in die Herbstwiesen hinaus,
in die Nacht und die Schatten
und das Mondlicht.
“Ruf du nur“, denke ich, “später Mensch,
später tanzen und schmeicheln wir wieder einander.
Aber nun lockt mich das Rascheln der Mäuse mehr.”


©Anariel 05.09.09
 

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