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Die Flucht/Die Entführung

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© Andreas Tröbs   
   
„So endete mein dritter Auftritt, der eigentlich gar keiner war, vor dem Großmächtigen Sultan mit den Eselsohren. Du kannst es mir glauben! Ich stand vor dem Geschehen, wie ein begossener Pudel, wurde praktisch Augenzeuge von Vorgängen, die es gar nicht geben dürfte! Du weißt doch: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ich begriff schnell, dass ich keinen Lohn zu fordern, sondern plötzlich nur noch um mein Leben zu kämpfen hatte. Man ergriff mich und zerrte mich nach draußen. Dort stieß man mich mit gezückten Krummsäbeln und gesenkten Hellebarden vor sich her, bis wir an eine Stelle der Palastmauer gelangten. Den Schlangenkorb, warfen die Wachen einfach so über die Palastmauer! Oh, das hätten sie nicht tun sollen, denn noch ehe sich die beiden nur einmal umgucken konnten, waren sie entwaffnet und flogen hinterher. Dann kam eine ganze Heerschar dieser Beamten und stürzten sich mit lautem Gebrüll auf mich. Doch ich konnte diesem stinkenden Söldnerhaufen entkommen, ich kroch unter ihnen entlang durch, stand auf, klopfte mir den Staub aus den Kleidern und gab mächtig Fersengeld, schlug Haken wie ein Wüstenhase, warf dabei fast die gesamten Gegenstände des Vorhofes, als Hindernisse für meine Verfolger in den Weg, sprang, stolperte, fiel, stand wieder auf und verwirbelte bei meinen Aktionen jede Menge weiteren Staub und Dreck. Ich war, wie bei der Geschichte vom Igel und seiner Frau, einmal dort und dann wieder fort. Hinter mir stürmte die halbe Palastwache, die dank des Staubes laut prustete und kaum aus ihren Augen gucken konnte. Da kannst du dir vorstellen, dass ich wie ein Löwe gekämpft habe und wie ein Hase gelaufen bin. Aber wie du siehst, sitze ich dir gesund und unversehrt gegenüber, ich habe es geschafft und bin ihnen entkommen. Keine 10 Kamele kriegen mich dort wieder hin, das ist eine Lektion, die ich gelernt habe…!

Die Entführung
Als Mustafa N´Atter seine Erzählung über die ungeheuerlichen Vorgänge bei Hofe schloss, glaubte sich Mukhtar am Ziel seiner Wünsche. Sein Plan schien aufs Prächtigste zu gedeihen! Er hatte die Führungsriege dieses Reiches mächtig auf den Leim geführt. Nun brauchte er nur noch etwas Zeit, um den letzten Schritt zu tun. Jedoch diese Zeit, die Zeit der Erwartung dehnte sich so unendlich in die Länge, dass er vor lauter Ungeduld die großen Schlagzeilen im PALACE NEWS noch fast verpasst hätte:
„Rätselhafte Krankheit am Hofe des Sultans“
„Ärzte stehen vor einer unlösbaren Erscheinung“
„Sachdienliche Hinweise auf Heilung
werden in purem Gold aufgewogen“
Er rieb sich die Augen. „ Hey, das ist ja meine Nachricht! Endlich, wie bin ich jetzt froh! Bin ich nun am Ziel meiner Wünsche? Wird alles so eintreten, wie ich hoffe?“ Mukhtars Körper durchströmte das köstliche Gefühl der Genugtuung. Endlich stand er kurz vor dem Ziel. Nun würde alles gut werden. Er könnte seine Shakira zu guter Letzt wieder in die Arme schließen, nur das zählte. Dann erst würde er sich überlegen, was er mit diesem Herrschergeschmeiß Sultan, Großwesir, Rafid Raff El Gier und Murad Marat Hon anstellen würde. Er lächelte still und versuchte sich gerade verschiedenen Möglichkeiten der Bestrafung vorzustellen, da packte ihn eine unsichtbare Macht mit riesigen Kräften, schloss ihn in einem stinkenden Etwas ein und entführte ihn mit solch einer Energie vom Basar, dass er sofort die Besinnung verlor…
 

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