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Wahrheit, Kapitel 1/5

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© Nakita Kallehave   
   
Sonntag, den 1.5.1966


Hallo, mein Schatz!

Ich kann es kaum glauben, Heute wirst du 18 Jahre alt!
Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich und stolz mich das macht.
Bestimmt machst du ein wunderschönes Fest im Garten. Das war immer dein Lieblingsort. Ich erinnere mich noch ganz genau an die Kerzen, die ich immer auf die Holztische verteilt habe. Dein Vater und die Männer aus der Nachbarschaft hatten die Holztische und Bänke aus dem Schuppen hervorgeholt und in unserem Garten aufgestellt, dann hab ich sie mit den anderen Frauen zusammen mit Kerzen und kleinen Blumensträussen in gläsernen Vasen dekoriert.
Die blauen Kerzen hattest du am liebsten. Ich fragte dich einmal, warum. Du hattest lange auf eines der brennenden blauen Kerzchen geschaut und den Kopf etwas zur Seite geneigt. Das tatest du immer, wenn du nachdachtest. Schliesslich sagtest du: „Wenn sie schmelzen, sehen sie wie kleine Stücke vom Meer aus.", deine Antwort brachte mich zum Lächeln.
Am Abend waren endlich alle da, um mit uns im Garten deinen Geburtstag zu feiern. Alle Nachbarn mit ihren Kindern und natürlich auch Tante Lina und Grossmutter und Grossvater. Alle haben immer etwas zu Essen mitgebracht, das wir miteinander teilten. Und wie viel du doch an diesen Abenden gelacht hast! Sicher tust du das auch heute Abend wieder.
Wie sehr ich mir wünsche, an diesem Tag bei dir zu sein, meine liebe Tochter. Noch mehr als an all den anderen Tagen, wenn das überhaupt möglich ist. Unglaublich lange ist es her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.Warum kommst du mich nicht mal besuchen? Dein Vater würde dich bestimmt fahren. Schreib mir doch, wann du Zeit hättest! Ich würde mich unendlich fest freuen, dich wieder zu sehen. Sicher bist du eine wunderschöne junge Frau geworden.
Ich werde voller Vorfreude auf deine Antwort warten!

In Liebe,
deine Mutter
 

http://www.webstories.cc 19.05.2024 - 06:45:14