... für Leser und Schreiber.  

Fortsetzungsgeschichte Frühstück

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©  Ano Nymos   
   
Frühstück

1999
Sie hatten sich geliebt. Gerochen, geschmeckt, gespürt…
War es Liebe oder nur reine Lust gewesen? Er war sich nicht ganz klar darüber.
Sie schmiegte sich in seinem Arm an ihn und seufzte selig. Der Lidschatten war verschmiert, ihre Haare standen in sämtliche Himmelsrichtungen.
Vorsichtig löste er sich aus der Umarmung, stand auf und ging ins Bad. Schaute danach kurz zu ihr: Sie schlief noch. Rasch eilte er zum Bäcker um die Ecke und kaufte Brötchen. Der Blumenladen nebenan hatte schon geöffnet: Ganz nebenbei erstand er dort eine langstielige Rose.

Als er in seine Wohnung zurück kam, war sein Bett leer. Ohne Gruß war sie gegangen.
Die Brötchen schmeckten bitter; die Rose verwelkte im Mülleimer.

1970
Wie so oft fiel es ihm schwer, aus dem warmen Bett zu steigen. Noch im Halbschlaf tapste er in das Bad, putzte sich die Zähne und wusch sich. Grummelnd suchte er seine Jeans und T-Shirt zusammen und zog sich an. In der Küche erwartete ihn der strenge Blick seiner Eltern: Wie üblich war er wieder einmal zu spät dran. Der Vater hatte sein mit Butter und Wurst belegtes Brot vor sich; die Mutter zwei gekochte Eier. Sie reichte ihm eine Scheibe Brot, auf der Margarine und Marmelade geschmiert waren; er aß sie ohne großen Appetit. Eine Tasse Kaffee wäre ihm ganz lieb gewesen; für ihn gab es Kakao. Schweigend schulterte er seinen Ranzen und ging zur Schule.

1968 oder 1971… ist auch egal!
Werbefernsehen: Die über alle vier Backen strahlende hübsche Blondine hatte Kaffee gekocht; frisches Brötchen und Brezeln lagen in dem Korb. Lächelnd setzte sich der dazu gehörende Mann bei schönstem Sonnenschein an den gedeckten Tisch auf der Terrasse von dem Haus im Grünen. Ganz Kavalier überließ er ihr den Vortritt, was die Wahl des Gebäcks betraf. Es gab natürlich nur eine bestimmte Sorte von Margarine, die zu diesem Frühstück verwendet werden durfte. Dazu im Hintergrund die Musik einer derzeit sehr bekannten Band. Als er diesen Spot von der ‚schönen heilen Welt‘ sah, kriegte er das Kotzen.

1972
Sie zündete ihm eine Zigarette an und sog an ihrer eigenen. Fragte: „Tee oder Kaffee?“ „Kaffee!“ Splitternackt stand sie auf und schaltete die Therme an. Lächelnd betrachtete er ihren Rücken und Po. Stand auf, küsste sie am Hals und raunte in ihr Ohr: „Dies ist das schönste Frühstück, das ich je hatte!“

1975 oder so…
Ein kleines Mädchen stand vor seinem Bett. „Du musst aufstehen!“ sagte sie leise. Er nahm sie in den Arm. Ohne die Mutter zu wecken gingen sie beide kurz darauf in die Küche, kochten Kaffee, Eier und deckten den Tisch. „Jetzt kannst du deine Mama wecken.“ Meinte er nun. Sie schüttelte den Kopf: „Ich möchte mit dir alleine Frühstücken!“ Nachdem er mit ihr gegessen hatte, sah er noch kurz nach ihrer Mutter: Sie schlief noch. Er ging. Für immer.

1984 in England – übersetzt.
Carry rief durch das Haus: „Daniel, Rebecca – Aufstehn!“ Daniel kam als erster in das Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an: Dort lief eine endlos – Zeichentrickserie. Nur so nebenbei mampfte er die Cornflakes in sich hinein, den Teller in der Hand balancierend und die ganze Zeit auf den Bildschirm starrend. Rebecca nahm sich kaum für eine Tasse Tee Zeit: Ihr war es wichtiger sich zu Stylen. Carry holte das Auto aus der Garage, hupte kurz. Daniel stellte den Rest seiner Cornflakes auf den Boden, Rebecca ließ den Kamm fallen und lief zusammen mit ihrem Bruder zum Wagen.

Irgendwann…
Der Regen peitschte an die Fensterscheiben, als der Wecker klingelte. Er stand auf, ging ins Bad um sich danach einen Kaffee zu kochen. Die erste Zigarette rauchend ging er mit der Tasse auf den Balkon; seine Frau mochte den Qualm in der Wohnung nicht haben. Die Katze schlich so lange um seine Beine, bis er sie auf den Arm nahm und streichelte. Sie schnurrte bald zufrieden. Als er seine zweite Zigarette aufgeraucht hatte, wurde es Zeit, zur Arbeit zu gehen.


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Sie hatten sich geliebt. Gerochen, geschmeckt, gespürt…
War es Liebe oder nur reine Lust gewesen? Er war sich nicht ganz klar darüber.
Sie schmiegte sich in seinem Arm an ihn und seufzte selig. Der Lidschatten war verschmiert, ihre Haare standen in sämtliche Himmelsrichtungen.
Vorsichtig löste er sich aus der Umarmung, stand auf und ging ins Bad. Schaute danach kurz zu ihr: Sie schlief noch. Rasch eilte er zum Bäcker um die Ecke und kaufte Brötchen. Der Blumenladen nebenan hatte schon geöffnet: Ganz nebenbei erstand er dort eine langstielige Rose.

Als er zurückkam, erwartete ihn der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Der Tisch war gedeckt: Es fehlten nur die Brötchen, die er in der Hand hatte. Sie wurde verlegen wie ein Schulmädchen, als er ihr die Rose gab. Der lange Blick in ihre Augen und der noch längere Kuss klärten alle Fragen.
Tis-Anariel am 20.06.2012: 2001

Sie recklte sich, reckte sich vorsichtig und verspürte erstaunt den warmen Körper, der sich an ihren Rücken presste. Tief holte sie Luft und nahm den wilden Duft von körperlichen Liebe in sich auf. Sie roch auch die warme Erde auf der sie lagen, das frischgemähte Gras auf der Wiese am Waldrand und den tiefen, würzig, harzigen Duft der Bäume um sie herum. Vögel zwitscherten laut und fröhlich.
Endlich öffente sie die Augen, blinzelte in das junge Licht des Morgens und entwand sich so sacht den starken Armen, die sich um sie geschlungen hatten, so dass sie den Mann nicht weckte. Sie betrachtet ihn eingehend. Sie kannte ihn gut, fast so gut wie sich selber. Sie waren Freunde, schon immer, nie mehr und wenn doch dann hatten sie beides es zu gut verborgen. Sie hatten beide schon so einiges durch, viel Trauer und Leid und Schmerz erleben müssen.
Und nun in dieser einen beschwipsten, vollmondtrunkenden Sommerwendennacht war ihnen das plötzlich egal gewesen. Sie waren zusammen zum Sonnwendfeuer gegangen, Sie hatten gefeiert, gesungen, gelacht, getanzt, sich schließlich geküsst und dann waren sie Händchenhalten und kichernd in den nahen Wald verschwunden.

Sie lächelte ein kleines sanftes Lächeln. Er sah so friedlich, beinahe glücklich aus, während er so seelig hier mitten im Wald schlummerte.

Konnte das gutgehen, wenn der beste Freund zu mehr wurde?
Sie erkannte, dass es nicht nur alleine an ihr lag, was nun daraus werden würde und beugte sich hinab um ihren Freund und küsste ihn sacht wach.

Etwas später wanderten die beiden Hand in Hand aus dem Wäldchen heraus, in der Absicht zu ihr zu gehen und zusammen zu frühstücken.



2011

Sie rekelte sich behaglich, streckte sich und spührte überrascht, dass sie alleine war. Sie setzte sich verwirrt auf und blinzelte im jungen Licht des Morgens. Vögel sangen fröhlich und laut.

Wo war er?
Sie kannten sich so gut, hatten so viel geteilt und soviele Dinge zusammen erlebt.
Und nun in dieser beschwipsten, vollmondtrunkenden Sommerwendennacht waren sie zum Sonnwendfeuer gegangen. Sie hatten gefeiert, gesungen, gelacht, getanzt, sich schließlich geküsst und dann waren sie Händchenhalten und kichernd in den nahen Wald verschwunden.

Ihre Wangen röteten sich, als sie daran dachte, was sie dann noch getan hatten.
Und nun? War er einfach gegangen?

Ein Rascheln ließ sie aufblicken.
Grinsen kam er durch das Unterholz, nur mit seiner Hose und den Schuhen bekleidet und einen großen Korb am Arm.
Ihre Augen weiteten sich erstaunt?
Er grinste nur noch breiter.
"Diesmal, " meinte er fröhlich, "bin ich vorbereitet. Lust auf Frühstück?"
 
Wie soll es weitergehen? Diese Story kannst du selber weiterschreiben.
 

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