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My evening with M

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©  Lord Abstellhaken   
   
Das soll keine James Bond Referenz sein. Ich kann allerdings nicht versprechen, die ein oder andere Referenz einzubringen.
Ich weiß nicht, was ihr hören wollt, aber ich bin James Bond Fan.
Ja, ich oute mich diesbezüglich. Warum auch nicht? Ich kenne jeden Film.

Ach, wie sehr sehnte ich mich, all diese technischen Spielereien zu besitzen?

Ich war mit M aus, zumindest dachte ich, ich wär ausgegangen. Entgegen meiner Erwartungen verfüge ich wohl doch über das ein oder andere Notstromaggregat.

Für mich war es wie ein Geheimauftrag ihrer Majestät, für sie wohl eher Dienstschluss.
M ist eine wunderbare Frau, leider ist sie für den Charme eines Geheimagenten nicht empfänglich.
Trotzdem amüsierten wir uns prächtig und das einen ganzen Abend lang.
Es war für mich ein Fortschritt: Ich konnte mich den ganzen Abend auf eine Person konzentrieren und wurde dessen nicht überdrüssig.

Meine Bedenken sorgen immer für die schlimmsten Wunden, habe ich doch nicht die Kraft das Feuer am brennen zu erhalten, den Regen am prasseln, Kellerasseln.

Jedenfalls saß ich da so in dieser Event Location, ersetzte meinen Martini durch ein limonadenartiges Getränk und zeigte ihr auch gleich meine männliche Entschlossenheit, indem ich für sie mitbestellte.
Allein das ist eine Klärgrube unendlicher vieler Variablen.
Dachte ich wirklich, sie würde später noch meinen goldenen Colt sehen wollen?

Ich beobachtete die Menschen um mich herum, während sie gebannt auf die Bühne starrte.
Einer schien den Barista zu kennen. Sein glänzender Pferdeschwanz und das teuere Jackett, sowie die Blondine neben ihm gaben mir zu erkennen, dass er wohl der örtliche Zuhälter war.
Er redete viel, übertönte sogar den Sänger und tauschte alte Geschichten mit dem Barista aus.
Ich hasse solche Leute, das macht mich echt fertig.
Die denken tatsächlich, sie hätten hier Privilegien, nur weil die Belegschaft seine Belegschaft knallt.
Eingebildeter Kerl…Genau diese Deppen lassen die Currywurst zurück gehen, weil sie ihnen nicht heiß genug ist.

Wie auch immer.
Er hatte immerhin keine dieser Lautsprecherstimmen, die dich so lange penetrieren bis dir das Hirn aus den Ohren läuft, also konnte ich ihn ignorieren.
Ich genoss die Musik, genoss Ms Anblick.
Ich kann leider nie sagen, was sie fasziniert und was nicht.
In dem Moment fühlte ich wieder das Verlangen irgendetwas zu ihr zu sagen, es hätte mich umgebracht, wenn sie sich auch nur einen Moment gelangweilt hätte.
Ich redete dummerweise über mich: “In meiner alten Band, da hatten wir auch so ähnliche Songs wie diese.”, alte Band…Naja, irgendeine Hintergrundgeschichte musste ich ja wohl erfinden.
Ich konnte ihr nicht einfach meine Lizenz zum töten vor die Nase halten.
“Du hattest ‘ne Band?”, fragte sie mich anschließend in einem verzaubernd korrekten Hochdeutsch.
Sie war perfekt für mich. Sie korrigiert meine Grammatikfehler am laufenden Band und hat einen solch klaren, beruhigenden Klang in ihrer Stimme…
“War nichts großes, nur ein paar Songs, die ich so geschrieben hatte.”
Sie lächelte mich an und drehte ihren Kopf wieder zur Bühne.
Nach einer Weile fragte ich sie, ob sie diese Örtlichkeit verlassen wolle.
Sie nickte und ich rief den Barista um die Rechnung zu zahlen.
Junge, war der froh, dass ihn endlich jemand von dem Luden losriss. Acht Goldtaler musste ich für den Spaß blechen, aber ich tat es gern, der Ball rollt die Straße entlang.
Als wir anschließend durch die Kälte liefen, da sah ich M leicht frieren.
Ich stieg in mein Auto und fuhr nach Mexiko.

ENDE

P.S. Da heute ein besonderer Anlass ist (soll heißen natürlich: Der Tag als dieser große Wurf entstand), an dem die gesamte Menschheit teilhaben sollte, erzähle ich schnell das richtige Ende:
Ich gab ihr meine Jacke, fror mir meinen goldenen Colt ab, konnte sie aber später am Abend dank meines Goldfingers davon überzeugen, die Nacht bei mir zu verbringen.

Dann bin ich aufgewacht.
 

http://www.webstories.cc 30.04.2024 - 05:04:05