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Fortsetzungsgeschichte Wohin geht die Reise?

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©  darkwitch   
   
Julia Kretsch steht vor der Bank und sieht sich etwas verloren um.
Sie hat nichts mehr. Keine Wohnung, keine Arbeit und das Amt, da will sie nicht hin. Noch nicht jedenfalls. Sie hat jetzt alles verkauft, was sie hatte. Alle Möbel in der Wohnung, so spart sie sich die Umzugskosten und aus der Wohnung muss sie bis Morgen raus sein. Sie hat auch die meisten ihrer Klamotten verkauft, auch die Bücher und die Cd´s, den Fernseher genauso wie den DvdPlayer und alle Dvd´s. Sie hat auch ihre Bücher verkauft, was ihr noch am schwersten gefallen ist und heute noch zwei übriggebliebene Goldmünzen in der Bank. Schmuck hat sie, bis auf den Ring und die zwei Ketten und ihre Ohrstecker, die sie immer trägt, schon vorher zu Geld gemacht. Gold geht gut derzeit und sie braucht das Geld.
So und nun steht sie da. Und alles was sie noch ihr eigenen nennen kann, passt in ihr altes Auto, das tatsächlich noch zwei Jahre Tüf hat. Das ist ihr Hund, ihr Laptop, der Mp3Player, ihr Fotoapparat, ihre Gitarre, einige Klamotten und ihre Lieblingsbücher. Außerdem noch alles, was sie an Essbaren hatte, was sowieso nicht mehr viel ist und das Hundefutter. Das alles passt ohne Probleme in den Kofferraum, der Hund sitzt auf dem Rücksitz. Sei steigt langsam in ihr Auto und steckt das letzte Bündel Bargeld in das große Kuvert, wo schon die Einkünfte aus ihren Verkäufen drin sind. Insgesamt Siebentausenddreihundertzweiundvierzig Euro und Siebzehn Cent. Mehr ist ihr bisheriges Leben nicht mehr wert gewesen. Siebentausenddreihundertzweiundvierzig Euro, ein altes Auto und ein treuer Freund.
Sie fährt in ihre Wohnung zurück. Heut kann sie noch drin schlafen, auf einer alten Luftmatratze, aber Morgen muss sie weg sein. Sie parkt vor dem Haus und stellt den Motor ab, aber sie steigt dann doch nicht aus. Was soll sie denn jetzt machen, fragt sie sich. Wohin kann sie gehen? Wer kann und will ihr jetzt noch helfen, nach all dem Mist, den sie verbockt hat?
Wohin geht die Reise?
Daniel Freedom am 12.10.2012: Zu ihm? Sie denkt immer noch oft an ihn. Aber das ist alles schon so lange her. Sie hatten eine schöne Zeit zusammen. Eine Zeit, in der ihr Leben wenigstens zeitweise nicht so chaotisch gewesen war. Er hatte Ruhe und Ausgeglichenheit in ihre Welt gebracht und trotzdem hatte es nicht funktioniert. Julia schaut hoch zu den dunklen Fenstern, ihrer jetzt leeren Wohnung und dann nach hinten zu ihrem treuen Freund Max. „Was meinst Du? Sollen wir zurück in die alte Heimat?“ Aber Max sieht sie nur kurz mit seinen braunen, treuen Augen an und legt den Kopf wieder zwischen seine Pfoten. „Na deine Ruhe hätte ich auch mal gerne, du alter Träumer“, sagt sie zu ihm aber er lässt sich jetzt nicht mehr von ihr stören. Er kennt sie halt einfach zu gut. Ach was solls, denkt sie sich. Heute Nacht wird sie sowieso nicht schlafen können. Sie startet ihren alten, rappeligen Fiesta und fährt Richtung Autobahn. Weg von hier. Mal wieder alles hinter sich lassend, macht sie sich auf den Weg zurück nach Hause, und für einen Moment hat sie das Gefühl das Richtige zu tun. Das erste Mal seit Wochen spürt sie einen Funken Hoffnung, vielleicht doch noch heil aus dieser Sache rauszukommen. Würde er überhaupt mit ihr reden wollen? Und was würden die anderen sagen? Aber was blieb ihr sonst? Es wird eine weite Reise nach Hause und vielleicht bringt die lange Fahrt ein wenig mehr Klarheit in ihre Gedanken. Wenn die alte Karre nicht unterwegs verreckt, denkt sie und hat trotzdem ein Lächeln im Gesicht als sie die Auffahrt zur Autobahn nimmt. In diesem Moment fällt endlich der ganze Druck, diese Verzweiflung von ihr ab und sie hat das Gefühl ihr Leben trotz allem wieder in den Griff zu kriegen. Doch sie weiß, dass ein steiniger Weg vor ihr liegt, und viele mögliche Abzweigungen auf sie warten.
Nach drei Stunden Fahrt durch die Nacht, die wie im Flug an ihr vorbeigingen, merkt sie dann doch, dass sie immer wieder gähnen muss und gerade als die Sehnsucht nach einem Kaffee ins Unermessliche steigt und sie das Schild - Nächster Parkplatz 3 KM - sieht, erwischt es ihren alten Fiesta. Ein lauter Knall ertönt und das Auto fängt an zu schlingern. Sie versucht gegenzulenken aber die Leitplanke kommt näher und näher. Ein Blick auf den Tacho zeigt ihr, dass sie immer noch fast achtzig Sachen fährt und der Fiesta schwingt sich langsam in die andere Richtung. Sie umfasst krampfhaft das Lenkrad, der Schweiß läuft in Strömen über ihren Rücken und jetzt auch noch in ihre Augen. Von hinten hört sie das Wimmern von Max. Endlich wird das Schlingern schwächer und nach einer gefühlten Ewigkeit traut sie sich, vorsichtig auf die Bremse zu treten. Als das Auto endlich am Straßenrand steht, fangen ihre Hände an zu zittern und sie spürt, wie ihr Herz rast. Max kommt nach vorne zu ihr und als er auf ihren Schoss springt, merkt sie, dass auch er zittert. „Da hatten wir ganz schön Schwein“, sagt sie zu Max. Ihre Stimme ist nur ein Krächzen und ihr wird die Gefahr bewusst, in der sich immer noch befinden. Zwei vorbeirasende Deppen haben nichts anderes zu tun, als zu hupen, als sie mit immer noch zittrigen Fingern die Warnblinkanlage einschaltet. Was jetzt, denkt sie. Die Verzweiflung ist zurück. Blieb ihr denn nichts erspart? Julia klettert zum Beifahrersitz und öffnet die Tür...
 
Tis-Anariel am 16.10.2012: Noch immer ganz zittrig gelingt es ihr, aus dem Wagen zu klettern. Max folgt ihr auf den Fuß. Der arme Kerl ist wohl genauso erschrocken wie sie und zittert immer noch etwas. Geistesgegenwärtig greift Julia noch nach ihrem Monster von Handtasche. Da ist alles wichtige drin, nicht nur ihr Ausweis, sondern auch der Führerschein, die Farzeugpapiere und das Kuvert mit der Kohle. Dann bringt sie sich und ihren treuen, vierbeinigen Freund erst einmal hinter der Leitplanke in Sicherheit. Max hat es da leicht, er schlüpft einfach drunter hindurch, sie jedoch muss mühsam über das Ding klettern. Ein paar Schritte geht sie noch in die wadenhohe Wiese dahinter, holt sich dabei natürlich nasse Füße und dreht sich dann um.
Ein Blick zurück zeigt ihren alten Fiesta, die blinkende Wahrnblinkanlage und die offene Beifahrertür, die sie vergessen hat zu schließen. Es ist zwar nicht mehr so viel los auf der Autobahn, aber die wenigen Autos, die unterwegs sind, haben eine beängstigende Geschwindigkeit drauf.
Erst jetzt fällt die Anspannung von Julia ab und ihre plötzlich weichen Knie geben fast unter ihr nach.
"Was war das?"
Erst als sie ihre Stimme hört, wird ihr bewusst, dass sie die Frage laut gestellt hat. Max drückt sich leise winselnd an ihre Beine und sie sieht zu ihrem treuen Freund hinunter. Geht dann in die Hocke und streichelt ihn sanft. Der Hund zittert immer noch, aber wirkt nun ruhiger. Ihr eigener, rasender Herzschlag beruhgt sich nun auch so langsam.
"Oh man, Maxi, das war grad echt eng."
Wie blickt Julia auf und betrachtet ihr Auto. Und was nun? Sie kann doch den Wagen so nicht stehen lassen. Wenn da jemand reinfährt dann ist die Hölle los. Also erst einmal Hilfe rufen. Hektisch beginnt sie in ihrer Handtasche zu wühlen. Irgendwo da drin muss doch ihr Handy sein und nach einigem wühlen hält sie es tatsächlich in den Händen. Erlebt dann aber eine Enttäuschung, als es sich nicht anschalten lässt.
Julia stöhnt leise auf. Sie hat mal wieder vergessen, den Akku zu laden und nun gibt das blöde Ding keinen Piep von sich. Das wurde ja immer besser. Wollte den heute wirklich alles schief gehen?!
Verloren sieht sie den vorbeifahren Autos nach. Und dann, dann wird tatsächlich einer der Wägen langsamer, schaltet selbst die Wahrnblinkanlage ein und fährt gleich nach ihrem Auto an den Straßenrand. Wollte da wirklich jemand helfen?
 
darkwitch am 02.11.2012: Tatsächlich! Der fremde Wagen bleibt wirklich stehen und schaltet nun ebenfalls die Warnblinker an. Noch während Julia sich vorsichtig und hoffnungsfroh der Leitplanke und damit dem fremden Auto nähert, öffnet sich bei diesem auch schon die Beifahrertür und eine sehr interessante Frau sieht sich um, entdeckt Julia und gibt sich sofort besorgt.
“Hallo? Ist alles in Ordnung bei dir? Das ist dein Auto, oder?”
Das erste was Julia ins Auge sticht sind die riesengroßen, goldfarbenen Kreolen der Frau, dann deren feuerrotes Haar, das bunte Kopftuch und die farbenfrohe Kleidung. Eine Zigeunerin, denkt sie im ersten Moment etwas verwirrt. Zum Glück ist sie allerdings von dem seltsamen Anblick so erstaunt, dass sie ihren Gedanken nicht laut ausspricht. Stattdessen bringt sie ein Nicken zustande und antwortet schließlich der Fremden..
“Ja das ist mein Auto und mir und Max ist nichts passiert.”
“Max?” Die Frau aus dem Auto klingt verwirrt, doch Julia lächelt nun.
“Das ist mein Hund.” meint sie schnell und sieht froh, dass die Fremde nun auch lächelt.
“Na komm,” wird sie nun aufgefordert,” steigt erst mal hinten rein, du und dein Hund. Und wundere dich nicht über meinen Aufzug, ich und mein Mann sind Schausteller auf dem Jahrmarkt.”
Kurz nur zögert Julia, dann jedoch springt sie über ihren Schatten und folgt der Einladung. Was sollte sie auch sonst machen? Sie braucht Hilfe und diese Leute wollen helfen. Doch bevor sie die hintere Tür des Autos öffnet, läuft sie schnell zu ihrem eigenen Fiesta zurück und schlägt die noch immer offene Beifahrertür zu. Erst dann steigt sie bei ihren Helfern ein. Das Max ohne Umschweife in den fremden Wagen springt macht ihr zusätzlich Mut. Ihr treuer, vierbeiniger Gefährte hat nämlich eine gute Menschenkenntnis und würde sicher nicht so entspannt sein, wenn dies böse Leute wären. Als sie schließlich sitzt, wendet sich der Fahrer, ein großer Mann mit graumeliertem Bart und freundlichen Augen zu ihr um.
“Haben sie schon den Pannendienst gerufen?”
Die Stimme des Mannes ist tief und voll.
Julia schüttelt den Kopf.
“Nein, konnte ich nicht. Mein Handyakku ist leer.” Jetzt besinnt sich die junge Frau auch wieder auf ihre Manieren. “Ich bin übrigens Julia Kretsch und ihnen sehr dankbar, dass sie angehalten haben.”
Das bringt ihr nun ein breites Lächeln des Fremden ein. Er streckt ihr die große Hand entgegen.
“Jack,” stellt er sich vor, “Jack Moonchild und das da ist meine herzallerliebste Ehefrau Luna Moonchild.”
Er zwinkert Julia zu und grinst noch immer breit, während die junge Frau ihm verblüfft die Hand schüttelt und sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht breit macht. Luna Moonchild schüttelt ihr nun ebenfalls die Hand, spricht jedoch nicht mit ihr, da sie schon das eigenen Handy am Ohr hat. Während seine Frau wohl mit dem Pannendienst telefoniert, nickt ihr Jack Moonchild zu.
“Wie meine Frau schon sagte sind wir Schausteller. Wir gehören zu dem Jahrmarkt der gerade in Kirchweil gastiert. Meine Frau gibt da die Kartenleserin.” Er grinst zu seiner Frau hinüber, die ihm ihm spielerisch mit dem Finger droht. “Und ich helfe beim Aufbau und überall da, wo starke Hände gebraucht werden. Wir waren in der nächsten Stadt, weil unsere Enkelin vom Pferd gefallen ist und sich weh getan hat. Sie musste ins Krankenhaus und da haben wir nach ihr gesehen.”
Die Offenheit des Mannes tut Julia ebenso gut, wie die Wärme der Autoheizung.
“Oh, das tut mir leid,” meint sie, “hat sie sich sehr verletzt?”
Jack winkt ab.
“Nichts all zu Schlimmes, aber das Bein ist gebrochen und nu muss das Engelchen noch einige Tage in der Klinik zur Beobachtung bleiben und dann hat sie ein Gipsbein. Das wird was werden.”
Jack lacht leise. Bevor er aber weiterplaudern kann, mischt sich seine Frau ein.
“Also die Pannenhilfe ist in einigen Minuten hier. Sie sagen, wir sollen so weit an den rechten Rand fahren wie es geht, die Warnblinkanlage anlassen und auf den Abschleppwagen warten, der wäre schon auf dem Weg.”
 
Wie soll es weitergehen? Diese Story kannst du selber weiterschreiben.
 

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