... für Leser und Schreiber.  

Eichen

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© Rainer Pick   
   
Seit August gehe ich mit dir diesen Weg. vorbei an den vielen Eichen, jungen wie auch älteren. Diese Gruppe hier hat es mir irgendwie angetan. Wenn ich dich darauf aufmerksam mache, reagierst du nicht. deine Augen schauen irgendwo hin nur nicht in die Richtung dieser wunderschönen Eichen.
Deine Konzentration ist nach diesem Schlaganfall noch immer gestört.

Diese Eichen müssen aus einem Stamm gewachsen sein, am Boden noch vereint, weiter oben immer weiter auseinander strebend.
Es ist mit ihnen offenbar so wie mit der Familie.
Erst sind alle in einem stamm vereint, meistern die ersten Schritte gemeinsam, sich gegenseitig helfend, die Eltern helfen den Kindern sowieso.
Dann folgt die Zeit, in der jeder Ast seinen Weg sucht, mehr vom Licht zu erhalten, als im gefilterten Schutz des Stammes, der Familie.
Die Kinder wollen sich ausprobieren, ihre Grenzen erfahren, sie ausweiten. Gewohntes, Geschützes Terrain verlassen, Abkürzungen erforschen, nicht mehr ausgetretene Wege benutzen.
Das Risiko des Scheitern bewusst in Kauf nehmend, ein wenig auf den Rückhalt des Stamms, der Familie vertrauend. Die nimmt sie wieder auf, tröstet sie, heilt die entstandenen Wunden. Vorbereitung für den neuen Versuch ,dem engen Verbund der Familie zu entgehen, um viele Jahre später noch einmal nach der Familie zu sehen, der man entgangen, entwachsen ist.
So, wie diese Eichen in ihren Wipfeln gemeinsam dem Wind folgen, der sie hin und her bewegt und ihre Blätter in einem Schwung weit fort treibt und ihre Früchte, die Eicheln zu Boden fallen lässt.
Gleich in der Nachbarschaft wachsen sie wieder neu, die jungen Eichen!
 

http://www.webstories.cc 05.05.2024 - 17:59:05