... für Leser und Schreiber.  

Bewerbungsturnier - Teil 1

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© Homo Faber   
   
„Sie können uns sehr gerne Ihre Bewerbungsunterlagen zusenden“, sprach der Herr am Telefon, nachdem ich ihm kurz meinen Lebenslauf vorgestellt hatte, um herauszufinden, ob meine Bewerbung überhaupt erwünscht sei. „Das Auswahlverfahren durchläuft mehrere Stufen. Nach der ersten Auswahl führen wir mit den für uns interessanten Kandidaten ein Telefoninterview durch. Sie werden in dem Fall, wenn es zu einem Interview kommen sollte, natürlich vorher benachrichtigt und können auch alternative Terminvorschläge machen. Nach dem Telefoninterview wird die nächste Auswahl getroffen. Die Bewerber, die bis dahin keine Absage bekommen haben, werden zu einem Assessment center eingeladen. Dieses erstreckt sich über zwei Tage. Nach dem ersten Tag werden uns aber bereits weitere Bewerber ausscheiden. Diejenigen, die den zweiten Tag ebenfalls erfolgreich überstanden haben, werden schließlich zu einem ersten persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen. Sollten Sie so weit kommen und danach noch immer in der engen Auswahl stehen, erfolgt noch ein zweites Vorstellungsgespräch, das auch den Abschluss des Auswahlverfahrens darstellt.“

Da hatte ich doch gar keine Chance. Ich wollte doch einfach nur einen Job. Es machte einfach keinen Sinn, mich dort zu bewerben, auch wenn ich noch so gerne in einem großen Konzern wie diesem gearbeitet hätte.

Ich war gerade mit meinem Studium fertig geworden. Eigentlich war ich nicht schlecht, immerhin hatte ich mit einer „2“ abgeschlossen, von der Studiendauer her war es auch völlig im Rahmen und ganz unerfahren war ich auch nicht. Neben meiner vorherigen Berufsausbildung konnte ich auch einige Tätigkeiten während des Studiums nachweisen. Aber es war eben nichts Besonderes und ich war nicht der einzige Bewerber. Auf solche Stellen bewarben sich etwa 500 Leute, wie sollte ich mich von der ganzen Masse abheben.

Meine Eltern nervten auch schon wieder, wie es mit der Jobsuche aussehe. Ständig fragten sie, ob es schon etwas Neues gäbe. Natürlich hatten sie kein Verständnis dafür, dass eine Bewerbung wie in diesem Fall aussichtslos war.
„Wenn du so schon redest, kann es auch nichts werden. Dann brauchst du dich auch gar nicht bewerben“, meinte mein Vater nur. „Bewerb dich doch einfach dort, du versuchst es ja gar nicht erst.“
Na ja, bevor er weiter nervte, bewarb ich mich dann doch auf die Anzeige.

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Fortsetzung folgt
 

http://www.webstories.cc 06.05.2024 - 20:15:18