... für Leser und Schreiber.  

Nicht weit gekommen

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© Homo Faber   
   
Es war einmal ein junger Mann. Er war sehr unzufrieden mit seinem Leben, weil er beruflich nicht das erreicht hatte, was er wollte. Jeden Morgen ging er unzufrieden aus dem Haus und dachte an seine Freunde aus der Unizeit, die inzwischen tolle Jobs hatten. Während er noch immer in einem kleinen Apartment lebte, leben seine Freunde in schönen großen Wohnungen. An Luxus konnte er im Gegensatz zu ihnen gar nicht denken. Er war schon froh, wenn er es sich einmal im Jahr leisten konnte, für eine Woche weg zu fahren, dazu gehörten aber keine Reisen in die USA, die konnte er sich ebenfalls nicht leisten.
„Hätte ich mir doch nur mehr Mühe gegeben“, sagte er zu sich selbst, als er eines Tages nach der Arbeit im Park saß und über sein Leben nachdachte. „Ich hätte bessere Noten haben können, eher fertig sein müssen. Dann wäre ich auch so weit gekommen wie die anderen. Ich hätte mir helfen lassen können, wenn ich Probleme hatte, anstatt meine Probleme selbst zu lösen. Haben die anderen schließlich auch gemacht, wenn die etwas nicht konnten, haben sie sich sofort Hilfe geholt. Bei ihren Diplomarbeiten haben sie sich Tipps von anderen Leuten geholt, die auch Korrekturvorschläge gemacht haben. Aber ich musste ja unbedingt alles allein durchziehen, ohne Hilfe.“
Er hatte gar nicht gemerkt, dass ein alter Mann neben ihm saß und den Monolog mit anhörte.
„Weißt du?“, sprach der Mann plötzlich zu ihm. „Wieso denkst du, dass du nichts erreicht hast? Nur weil du weniger Geld verdienst? Du magst deinem Ziel nicht so nah gekommen sein wie die anderen ihren Zielen. Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du dafür den Weg bis jetzt allein gegangen und bewältigt hast, während die anderen Helfer hatten, die ihnen die Steine aus dem Weg geräumt haben?“
 

http://www.webstories.cc 05.05.2024 - 18:58:12