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Pferde stehlen

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© Michael Brushwood   
   
„Ich fürchte, mit uns wird das nichts!“, stellt die hübsche schwarze Barbara unmissverständlich klar.
„Ich will doch einen echten Mann haben, mit dem ich Pferde stehlen kann und nicht so eine trübe Tasse wie dich!"
Michaels Augen, die ohnehin nur riskieren, einen müden Blick auf ihre apfelrunden Begehrlichkeiten zu wagen, wenden sich hoffnungslos von ihr ab.
Auf das gertenschlanke Mädchen mit den langen Zöpfen war Micha bei einer seiner unzähligen Reisen durch die virtuelle grenzenlose Welt des Netzes gestoßen.
Heute hat Micha seine Traumfrau das erste Mal live, in ihrer vollen stattlichen Schönheit und Pracht, vor seine, auf exorbitante Schüchternheit programmierten, Augen bekommen.
Er hält für einen kurzen Augenblick inne, um seine Kräfte wieder zu sammeln.
„Wieso brauchst du einen Typen mit dem du Pferde stehlen kannst? Dir zuliebe würde ich nämlich sofort mit dir zur nächstgelegenen Pferdekoppel fahren.“
Barbara ist verwundert.
„Echt?“, tönt sie mit anmutig- glockenheller Stimme.
Vertrauenswürdig - wie die Entzückende nun mal ist - kommt sie Michael entgegen...
An der Koppel angekommen, befiehlt das Mädchen ihm, durch die unter Spannung stehenden Drähte des Weidezaunes zuerst zu klettern.
Doch ein derber Stromschlag lässt ihn mörderisch zusammenzucken. Unsanft landet er nicht etwa auf der stark angestaubten Wiese. Bei seinem wackeren Sturz wirft er seine Auserwählte gleich mit zu Boden.
„Ich habe es doch immer schon gedacht! Wer nicht mal das Zeug hat, so ein paar lumpige Pferde zu stehlen, nur weil so ein läppischer Weidezaun im Wege steht, der ist für mich ein totales Rindvieh!“
„Ist doch nur halb so schlimm. Dann bin ich eben ein Rindvieh. Ich habe es ja immer schon gewusst. Da kann ich mich ja sogar noch nützlich machen, denn in der gesamten EU sind solche Rindviecher wie ich doch schon längst vom Aussterben bedroht!“
 

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