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Strega und Leone - ein unternehmungslustiges Katzenpärchen

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© Wolfgang scrittore   
   
Wir saßen gemütlich auf der Terrasse beim Frühstück. Eva schenkte Kaffee nach und Hannes stibitzte noch ein Stückchen Salami. Die Finocchiona, die Fenchelsalami, schmeckte aber auch vorzüglich. Bruno hatte uns zwei Stück davon aus Greve mitgebracht.
Ich schaute ins Tal und genoss die Morgensonne. Da sah ich Francesca den Weg heraufkommen. Sie trug einen Henkelkorb bei sich.
„Buongiorno, come stai. Ah, che un aroma stuzzicante.”
“Magst du auch einen Kaffee Francesca” rief Eva und bot ihr einen Platz an.
Francesca trank eine Tasse Kaffee und hatte den Korb neben sich gestellt.
„Ich zeige euch was, ti faccio vedere qualcosa.” Sie nahm das Handtuch vom Korb und wir sahen zwei kleine Kätzchen, die miteinander spielten und dabei leise maunzten.
„Oh sind die süß“, riefen Eva und Maria gleichzeitig. „Dürfen wir?“ Francesca nickte und beide nahmen sich ein Kätzchen heraus.
„Un maschio ed una femmina” lächelte Francesca. “Unsere Katze hat fünf Junge geworfen. Drei haben schon Liebhaber gefunden. Wenn ihr mögt. Sie jagen Ratten und Mäuse und vertreiben sogar Schlangen.“
Eva schaute mich sehnsüchtig an „Bitte, bitte Peterl, sag ja. Die schauen ja so lieb aus.“
Die zwei Fellknäuel waren wirklich zum verlieben und ich nickte. Ein großer Schmatzer war die Belohnung.
„Wie sollen sie denn heißen?“ Eva überlegte.
„Der rotbraune ist der Kater und die Schwarze mit den weißen Füssen ist das Weibchen.“
Eva tauchte ihren Finger in das Wasserglas und sagte feierlich, in dem sie dem Kater einen Tropfen Wasser auf die Stirn rieb „Du bist Leone, der kleine Löwe und du mein Kätzchen heißt Strega, Hexe.“ Das Kätzchen musste die gleiche Prozedur über sich ergehen lassen, und fing gleich an, sich zu putzen.
Wir mussten lachen.
„Ich bringe euch noch etwas Katzenfutter, bis ihr was einkaufen könnt. Sie sind es gewöhnt meistens draußen zu leben. Lucrezia ist nur bei Regenwetter ins Haus gekommen und der Vater der Kleinen ist ein Streuner, der die Weiblichkeit im Dorf beglückt. Sie werden euch ans Herz wachsen. Ihr könnt sie schon draußen lassen, macht ihnen einen Platz zurecht, füttert sie und sie werden sich bei euch einrichten.

Kaum war ich mit Tante Maria in der Küche, huschten zwei pelzige Wesen herein. Strega und Leone bauten sich vor ihren Näpfchen auf und maunzten erwartungsvoll. Sie bekamen ihr Futter, fraßen ein wenig, dann strichen sie wieder hinüber zu Eva.
Tante Maria bereitete einen Salat zu, während ich den Schinken, die Salami und das Brot schnitt.
„Vergiss die Wildschweinpastete nicht Peter. Da freue ich mich schon die ganze Zeit drauf.“

Eva hatte die Beine hoch gelegt, Strega spielte mit dem Ärmel ihrer Jacke und Leone hatte es sich auf Evas Schoß bequem gemacht.
„Muss das Personal jetzt in der Küche essen Gnädigste?“ Tante Maria verschluckte sich bei meinen Worten bald vor lachen.
„Bring die Katzen raus, draußen ist es noch mild, da können sie die Nacht rumkaspern“, meinte Eva und drückte mir Leone in die Arme, der schon angefangen hatte, sich für die Salami zu interessieren. Strega lief brav hinter uns her. Ich öffnete die Haustür und setzte die Herrschaften auf die obere Stufe. Dann schob ich sie langsam Richtung Hof. Leone ließ sich hinunterplumpsen und maunzte herzerweichend. Ihm gefiel es offensichtlich im warmen Haus besser. Strega hatte schon etwas gewittert und sauste Richtung Ölmühle. Leone schaute mich noch einmal vorwurfsvoll an, dann trollte er sich auch.
Gegen zehn waren wir alle drei müde und gingen schlafen. Wie schön es war, mit einem lieben Menschen zu kuscheln.
Plötzlich zuckte Eva zusammen.
„Leone du Böser, sollst mich doch nicht so erschrecken.“ Sie nahm das Kätzchen hoch auf ihren Schoß und streichelte das wohlig schnurrende Fellbündel.
Da war auch schon der Rest vom Duo. Strega kratzte an meiner Jeans. Ich klopfte auf mein Knie und die Kleine sprang hoch und ließ sich von mir das Bäuchlein kraulen. Wenn ich aufhörte patschte sie mit ihrem Pfötchen meine Hand. „Noch nicht genug du Frechdachs?“
„So wir müssen wieder los. Die Kinder kommen heute Abend. Buon natale a voi, Frohe Weihnachten.“
Francesca und Gianfranco verabschiedeten sich. Ich schnappte Strega und scheuchte Leone gleich mit.
„Für euch gibt’s heute Abend leckere Mäuse ihr Stubentiger. Ab mit euch sfacciato gattini, freche Kätzchen.“ Beide maunzten herzzereißend.

„Das machst du richtig Peter, lass dich nicht von ihrem jammern beeindrucken“ Francesca umarmte mich noch zum Abschied. Dann gingen die Beiden Hand in Hand den Hügel hinunter.

Zuhause war die Aufregung groß. Leone gebärdete sich wie verrückt und umtanzte einen der Olivenbäume. Ich stieg aus und sah nach, was er dort trieb. Dann hörte ich von oben ein zaghaftes Maunzen. Ich legte den Kopf in den Nacken, dann sah ich ziemlich weit oben Strega in einer Astgabel kauern und Jammerlaute ausstoßen.
„Leone hast du deine Schwester da hinauf gejagt? Und jetzt wisst ihr nicht mehr, was ihr machen sollt.“ Leone kratzte an meiner Jeans und schaute mich an.
„Da brauchen wir wohl die Leiter“, sorgte sich Eva. Die beiden Kätzchen waren uns ans Herz gewachsen.
„Warte ich helfe dir.“ Zusammen schleiften wir die Leiter zum Baum und richteten sie auf. Strega jammerte in einem fort.
„Pass bloß auf Peterl, Lena und ich brauchen dich noch.“
Tante Maria hielt erschrocken die Hand an ihren Mund.
Die Leiter fand Halt an einer Astgabel. Ich stieg hoch, aber es fehlte noch ein ganzes Stück. Ich hockte jetzt in der Astgabel, die Äste hielten mein Gewicht aus. Langsam richtete ich mich auf und streckte meine Hand aus.
„Komm spring, kleiner Tiger.“ Strega zitterte und war unschlüssig, dann fasste sie sich ein Herz und landete auf meinem Kopf. Panisch versuchte sie sich festzuhalten und kratzte mich dabei. Dann glitt sie an meiner Kleidung hinab und hüpfte die Leitersprossen hinunter. Eva nahm sie auf den Arm und beruhigte das zitternde Fellbündel. Ich stieg mit wackeligen Knien wieder auf die oberste Sprosse und kletterte vorsichtig hinunter. Unten wischte ich mir erst einmal den Schweiß von der Stirn. Meine Hand war etwas blutig.
Eva wischte mir das Blut ab und bewunderte meine Schrammen, die ich mir bei der Rettung aus höchster Not zugezogen hatte.
Eva ließ das Kätzchen wieder hinunter und wie ein Blitz verschwand Strega hinter der Garage.
„Mein Held!“, Eva nahm mich in die Arme.

Eva setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Strega und Leone waren ihr gefolgt und hockten jetzt einträchtig auf Tante Marias weichen, flauschigen Pullovern. Strega hielt ihr Köpfchen schief und schaute uns an. Leone stolzierte auf dem Bett herum und suchte sich ein gemütliches Plätzchen.
„Wollt ihr wohl von meinem Bett herunter gehen?“ Tante Maria wurde energisch. Strega putzte sich gelangweilt und Leone setzte die Suche weiter fort.
„Ist das denn zu fassen, die Beiden ignorieren mich“, Tante Maria schaute uns mit großen Augen an.
Ich schnappte Strega am Kragen und hob sie hoch, dann setzte ich sie auf den Fußboden. Eva langte sich Leone und schimpfte ihn aus. Der Kater lauschte interessiert Evas Stimme und maunzte dann kurz.
„Ich sehe, wir haben uns verstanden. Das Bett ist für euch Katzen tabu.“
Jetzt schlug Strega nach dem Saum eines der Kleider.
„Ihr seid wohl nicht ganz bei Troste?“ Wieder hob ich Strega an und setzte sie auf dem Flur auf den Boden. Sie schien kapiert zu haben und hopste die Treppe herunter. Leone versuchte schon wieder aufs Bett zu springen.
„Es reicht Herrschaften.“ Auch Leone sah sich vor die Tür befördert und folgte seiner Schwester über die Treppe.
„Ich schaue mal, ob unten die Küchentür zu ist.“ Ich eilte die Treppe herunter, wo waren die Zwei? Sie saßen einträchtig unter unserem großen Esstisch und schauten mich an, als ich mich bückte.
„So kommt mal her, ihr Hübschen. Es gibt jetzt was zu essen und anschließend dürft ihr nach draußen gehen, einverstanden?“
Ich ging in die Küche und klopfte mit dem Löffel an die Futternäpfchen. Zwei Katzen schauten um die Türecke, dann schlenderten sie betont langsam zu ihren Futternäpfen. Etwas gelangweilt schnupperten sie daran. Es schien zu schmecken, jetzt verschwand das Futter im Handumdrehen in ihren Mäulchen. Noch etwas Wasser geschlabbert, was nun Mensch? Die Zwei schauten mich an. Ich nahm beide am Kragen und ging zur Haustür. Draußen setzte ich das Pärchen ab.
 

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