... für Leser und Schreiber.  

DIE KLAGE DES SITZPINKLERS

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© Jenno Casali   
   
Sei’s der Soldat am Wolga-Strand
Zur Wache für sein Vaterland,
Oder das Männlein, still und stumm
Im Walde mit dem Mäntlein um,
Sogar auch Goethe’s armer Tor,
Der nun so klug war wie zuvor -
Wo echte Männer noch vorhanden
Da wurde jederzeit gestanden !

Zur warmen Sommerzeit da ließen
Sich Bienen von den Blüten schießen,
Im Winter waren in dem Schnee
Vor allem Künstler auf Tournee,
Verziert, verschnörkelt oder nur
Als Dreimal-Strich-Karikatur.
Noch heute geht’s zur späten Stunde
Allein oder in froher Runde,
Ganz schnuppe wo, ob Baum ob Hecke
Denn Bier braucht nicht mal eine Ecke.

Und seit jeher galt auf dem Klo
Das Gleiche wie in publico.
Hier kulminiert das Stehvermögen
Zwar nicht in kreiselnd-hohen Bögen,
Hier legt man an und zielt nach vorn,
Peilt über Kimme über Korn,
Hier glänzt des Scharfschützen Brillanz
Mit Präzision aus der Distanz.

All dies im Manne, hochverehrt,
Wird jetzt dem Mann jedoch verwehrt,
Denn echte Machos, raue Rocker,
Die rutschen ab als Brillenhocker.
Nein, nein, sie thronen nicht einmal,
Sondern sie kauern ganz banal
Und so wird still und leise dann
Die Gloria der Spezies Mann,
Mit Bein und Knien angewinkelt,
Nur einfach so dahin verpinkelt ...


© Jennop Casali
 

http://www.webstories.cc 05.05.2024 - 04:08:37