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Das Schaufenster von Mr. und Mrs. Beetle 8. Kapitel

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© Thomas Schwarz   
   
Kapitel 8

Lilly schmollte. Dieses unansehnliche Tier in seiner Eierschale saß im besten Bereich des Schaufensters, wurde von allen Seiten beleuchtet, von allen vorübergehenden Passanten gesehen und spielte sich auch noch ungeniert als Berühmtheit auf. Dieser Platz gehörte ihr, doch irgendwer hatte sie irgendwo hingesetzt wo gerade Platz war und sich nicht mal an ihre Einzigartigkeit erinnert. Vergessen war sie. Es war unglaublich!
„Hast du Lust zu spielen?“ Eine weiche Nase stupste sie an. Taps, das Rehkitz suchte nach neuen Freunden. „Fass mich nicht an!“, fuhr Lilly zornig herum. Taps wich verstört zurück .“ „Ich bin ein Einzelstück“, zischelte sie. „Ist gar nicht wahr!“, rief Möwe Isra. Mit Schwung kam sie von oben herabgeflogen und landete vor Lillys Fuß. „Deine Freundin hockt da oben und fragt nach dir. Willst du sie nicht besuchen gehen? Wir könnten dir helfen zu ihr hoch zu kommen.“ „Pah“, machte sie verächtlich, „sie hat den gleichen Weg.“ „Das ist aber nicht nett, „ gab Isra zurück aber Lilly schmollte weiter und ignorierte sie. Isra flog zurück und setzte sich neben Marlene.
„Willst Du denn nicht deine Freundin besuchen? Wir könnten dir helfen zu ihr runter zu klettern.“ „Pah!“, kam es aus Marlenes hübschem handgemaltem Mund. „Ist mir viel zu weit.“ Das war Pech. Isras Plan ging nicht auf.
Den Schaufensterbewohnern tat der Anblick der getrennten Puppen nämlch so leid, dass sie gemeinsam berieten wie man die Beiden wenigstens für kurze Zeit wieder zusammenbringen könnte und hätte dafür sogar die eigene, kurze freie Zeit geopfert.

Eines Abends, kurz vor Ladenschluss, kam ein Kunde ins Geschäft und sprach Mrs. Beetle in gebrochenem Englisch an: „Ich möchte den „Urmel“ aus dem Schaufenster haben.“ Sie verstand nicht sofort und bat den Herrn ihr zu zeigen um welche Ware es sich handelte. Er deutete auf den Dinosaurier in der Eierschale und strahlte wie ein kleiner Junge als er die Figur in seinen Händen hielt. „Wissen sie“, erklärte er, „ich hatte geglaubt es gäbe keinen „Urmel“ mehr auf der Welt. Die Zeiten ändern sich nun mal aber ich hab ihn nie vergessen. Wir alle kannten und liebten ihn und jetzt sitzt er in England in ihrem schönen Städtchen in einem Schaufenster, einfach so.“ „Es ist aber eine Figur aus dem Jurassic Park Film“, berichtigte Mrs. Beetle.
„Nein, Nein!“Energisch hob er den Zeigefinger, das ist ein „Urmel“ und das wird er auch bleiben, darauf können sie sich verlassen!“ Mrs. Watson, die daneben stand und das Gespräch belauschte, nahm die Figur. „Tja, mein Lieber“, flüsterte sie während sie ihn einpackte, „woanders bist du eben was anderes!“

Die Osterzeit brachte viel Besucher in die Emerald Street und auch in das „Beetlesche Kinderparadies“. Ein vornehm gekleideter Herr betrat einmal um die Mittagszeit das Geschäft. „Sind sie Mrs. Beetle?“ „Nein, aber ich führe sie gerne zu ihr. Wenn sie mir folgen wollen.“ Mrs Watson nahm den Mann zu dem kleinen Büro und klopfte an die Tür. Mrs. Beetle öffnete. Arthur Beetle saß hinter dem Schreibtisch. „Notar Morgan, schön sie zu sehen. Wir hatten sie früher erwartet.“
„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich während er ins Büro trat, „ich wurde aufgehalten.“
„Betty“, sagte Mrs. Beetle, „es ist gleich Mittagspause. Schließen sie einfach die Tür hinter sich zu falls sie nach Hause gehen wollen. Arthur und ich haben eine Besprechung mit Mr. Morgan.

Fortsetzung folgt ...
 

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