... für Leser und Schreiber.  

Alle 11 Minuten wechselt ein Single von Parship zu Tinder

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©  noone   
   
Systeme formieren sich selbst. Mein Leben ist wie ein Mobile, viele verschiedene Motive und Teile eines großen Ganzen, alles durch feine Fäden verbunden.

Letzte Nacht blinkte neben mir auf der Matratze ein Handy auf - schlaftrunken schaute ich darauf, erkannte es nicht, verstand die Benachrichtigung auf dem Bildschirm zuerst nicht:
„Tinder: Du hast -1- neuen Match“

Ich habe kein Tinder. Es ist auch nicht mein Handy. Ach so. Inzwischen bin ich wach, es ist Tag und mein Kopf funktioniert wieder, wie er es soll… Und fragt mich die ganze Zeit, ob es mich nicht doch ein klein wenig wurmt, dass mein „Nur-so-zur-Ablenkung-Mensch“ sich andere Menschen zur Ablenkung sucht.

Tatsächlich stört es mich gar nicht. Ich bin froh, dass er das tut, froh, dass er sich an die Abmachung hält und sich gar nicht erst an mich gewöhnt…
Trotzdem fragt sich ein Teil von mir, ob es mich nicht stören sollte. Ob ich als fühlender Mensch nicht vor den Kopf gestoßen und beleidigt sein müsste deswegen.

Was für Erwartungen ich an mich selbst stelle! Jetzt verurteile ich mich schon, weil es mir mal nicht schlecht geht.
Dabei ist das doch toll! Alles läuft so, wie es soll.
Verrückt nur, dass ich mir so viele Gedanken darüber mache.

Diese App hat einfach nur ein Handy zum Aufblinken gebracht, einfach nur meinem Mobile einen kleinen Stups gegeben - und schon wackelt das ganze Ding, schon stelle ich mich selbst in Frage und was für ein Mensch ich bin.
Faszinierend.
Vielleicht bin ich ja gar nicht so unsicher, wie ich mich selbst immer sehe - vielleicht mache ich mir so viele Gedanken über das alles, weil das normal ist! Weil mein Lebens-Mobile wackelt.

Ein schöner Gedanke. Er würde implizieren, dass ich ganz normal bin. Nicht gefühlskalt. Nur ausnahmsweise einmal ehrlich zu mir selbst.
 

http://www.webstories.cc 05.05.2024 - 18:11:24