... für Leser und Schreiber.  

Alltag bei der Erdraumflotte - Sebastian Neuhof (03)

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84 Stimmen
   
© Andreas Kretschmann   
   
Brückendienst
4. September 2013

Sebastian wurde wach noch bevor der Zeitpunkt für den automatischen Weckruf zwei Stunden vor seinem Schichtbeginn gekommen war. Neben ihm schlief Ruby noch friedlich, er kroch leise aus dem Bett und ging zur Fensterfront des Schlafbereichs. Die Far Horizon umkreiste noch immer den Mars, nachdem Sebastian eine Weile nach draußen gesehen hatte hörte er die Stimme von Ruby: >>Alles okay?<< - >>Ja ich wollte nur mal schauen wo wir sind.<<, antwortete Sebastian. Ruby fragte: >>Alice, wie spät ist es?<< - >>Es ist fünf Uhr und einundfünfzig Minuten.<<, antwortete Alice. Ruby verließ das Bett und ging zu Sebastian ans Fenster, sie legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: >>Na komm, machen wir uns frisch!<<, daraufhin ging sie in den Waschraum und Sebastian folgte ihr.

Als sie sich nach der morgendlichen Dusche ihre Uniformen anzogen sagte Sebastian: >>Ich bin schon gespannt was der Brückendienst heute für Ereignisse bringt, ich bin ja schon zufrieden wenn ich irgendeine Aufgabe bekomme.<< - >>Es wird bestimmt irgendwas zu tun für Dich geben, heute sitzt Du ja an der Operationszentrale des Schiffes und nicht im Ingenieurteam das auf eine Aufgabe wartet.<<, antwortete Ruby. Nach dem Anlegen der Uniform gingen sie in den Wohnbereich, Ruby fragte: >>Wie wäre es mit Frühstück?<< - >>Tolle Idee, lass uns in die Mannschaftsmesse gehen!<<, antwortete Sebastian und ließ sie beide in die Mannschaftsmesse teleportieren. Gegen sechs Uhr dreißig erreichten sie die Mannschaftsmesse, sie setzten sich an einen Tisch und bestellten sich ihr Frühstück. Ruby hatte sich für einen Neurobooster mit Mango-Geschmack, eine Portion Müsli mit Quark und einen Obstsalat entschieden. Sebastian wählte einen Feuertee und eine gesüßte Mehlcremesuppe mit Fruchtmus, wenig später stand ihr Frühstück vor ihnen und sie ließen es sich schmecken.

Etwas später gesellte sich Nicole Berghof zu ihnen, nach der gegenseitigen Begrüßung sagte sie: >>Sebastian ich habe gehört dass Ruby und Du heute an der Operationszentrale eingeteilt sind, Du bist sicher schon neugierig was die Schicht für Ereignisse bringt.<< - >>Ja sehr sogar, der gestrige Maschinenraumdienst war mir doch etwas zu ereignislos.<<, antwortete Sebastian. Nicole setzte sich zu Sebastian und Ruby an den Tisch und bestellte sich ihr Frühstück, bevor sie mit dem Essen begann sagte sie: >>Ich habe Gerüchte gehört dass die Far Horizon heute in diplomatischer Mission unterwegs ist, Kapitän Tönnigs erwähnte das Flottenhauptquartier auf der Erde.<< - >>Das heißt wir werden wahrscheinlich einen oder mehrere Diplomaten zur Erde befördern und uns im Orbit aufhalten bis die Konferenz oder das Treffen der Diplomaten beendet ist.<<, antwortete Sebastian. Nicole erwiderte: >>Es könnte aber auch bedeuten dass wir die Diplomaten von der Erde abholen und sie woanders hin befördern.<< - >>Solange es nur etwas zu tun gibt ist es mir recht.<<, antwortete Sebastian.

Ruby holte ihr X-Pad aus der Tasche und klemmte es an die Halterung ihres Kommunikationsarmbandes, dann stöberte sie etwas im Flottennetzwerk herum. Schließlich sagte sie: >>Es geht wohl um eine Konferenz im Flottenhauptquartier, es ist das regelmäßige Treffen der Vertreter der Lebensräume. Die verschiedenen Vertreter werden sich wahrscheinlich auf einer Station oder in einer Kolonie treffen und aus repräsentativen Gründen mit der Far Horizon zur Erde reisen.<< - >>Also eine Transportmission für VIPs, ich lasse mich überraschen.<<, antwortete Sebastian. Dann bestellte er sich noch eine Tasse Feuertee und schaute auf das Display an der Wand wo die aktuellen Nachrichten liefen.

Yvette erschien plötzlich in der kleinen Nische für ankommende Teleportation, sie schaute sich in der Mannschaftsmesse um und kam dann zu Sebastian, Ruby und Nicole an den Tisch. Sie grüßte kurz und bestellte sich einen Neurobooster, nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte fragte sie: >>Habt Ihr schon gehört dass wir heute in diplomatischer Mission unterwegs sind?<< - >>Ja wir haben gerade darüber gesprochen wie die heutige Mission der Far Horizon abläuft und von wo wir die Vertreter der Lebensräume abholen.<<, antwortete Sebastian. Yvette erwiderte: >>Ich habe da was von der Neptun-Hoststation gehört, als äußerster Lebensraum ist sie quasi der Empfangsbereich unseres Sonnensystems.<< - >>Beinhaltet der Sammelbegriff Lebensräume nur planetare Kolonien und Stationen oder fallen darunter auch Schiffe?<<, fragte Sebastian. Nicole antwortete: >>Auch größere Schiffe gehören zu den Lebensräumen.<< - >>Vermutlich werden die Vertreter von solchen mobilen Lebensräumen nicht mit der Far Horizon zur Erde reisen, vielleicht sehen wir ja im Erdorbit das eine oder andere Schiff.<<, erwiderte Sebastian. Ruby antwortete: >>Schon möglich, ich denke mal dass die Unity, die Red Halfmoon oder auch die G-Force-Academy zu dieser Konferenz kommen werden um Vertreter ihrer Crews zu entsenden.<<

Yvette nahm einen Schluck von ihrem Neurobooster und sagte: >>Für uns vom Kampffliegergeschwader wird es auf jeden Fall ein arbeitsreicher Tag, obwohl nicht mit feindlichen Aktivitäten zu rechnen ist verlangt das Protokoll eine hohe Patrouillendichte. Ich habe heute schon mit Commander Junkers geredet, daher weiß ich dass es für Dich auch ziemlich spannend wird Sebastian.<< - >>Was meinst Du damit?<<, fragte Sebastian. Yvette beugte sich zu Sebastian hinüber und antwortete: >>Ich habe da was läuten hören dass Kapitän Tönnigs und Commander Junkers ebenfalls an der Konferenz teilnehmen, daher frage ich mich wer während der Abwesenheit des Kapitäns und des Commanders das Kommando auf der Brücke hat.<< - >>Vielleicht Ruby oder Nicole?<<, fragte Sebastian. Yvette setzte sich gerade hin und antwortete: >>Na dann lass Dich mal überraschen!<< - >>Alles klar, ich bin schon gespannt!<<, erwiderte Sebastian.

Auf dem großen Display an der Wand der Mannschaftsmesse lief gerade ein Beitrag über die bevorstehende Konferenz der Vertreter der verschiedenen Lebensräume, Sebastian ließ den Ton der Nachrichten über sein Kommunikationsarmband ausgeben und sie verfolgten gemeinsam den Beitrag. Es wurde eine Liste der verschiedenen Vertreter der Kolonien, Stationen und Schiffscrews verlesen, auch Kapitän Fiona Sage und ihr erster Offizier Johannes Bergmann von der G-Force-Academy waren darunter. Nachdem der Beitrag vorüber war sagte Sebastian: >>Wenn man betrachtet wer da alles teilnimmt, das ist wirklich ein wahres Gipfeltreffen! Das wird bestimmt schwierig diese Konferenz vor der normalen Erdbevölkerung zu verbergen.<< - >>Die Organisationen welche den Orbit überwachen sind über die Ankunft unserer Schiffe informiert, außerdem werden wir die Strahlung der Sonne als Deckung nutzen so dass kein Hobby-Astronom uns mit einem Teleskop entdeckt.<<, erwiderte Ruby.

Sebastian bestellte sich noch einen Feuertee und beobachtete das Treiben in der Mannschaftsmesse, es herrschte eine höhere Betriebsamkeit als sonst. Man spürte dass ein bedeutsames Ereignis bevorstand. Christina betrat die Mannschaftsmesse und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Nach der Begrüßung sagte sie: >>Ich bin heute als Bereitschaft für den Brückendienst an der Operationszentrale eingeteilt.<< - >>Dann hat Ruby bestimmt das Kommando während der Abwesenheit von Kapitän Tönnigs und Commander Junkers.<<, erwiderte Sebastian worauf Yvette breit grinste.

Yvette fragte: >>In welchen Abteilungen hast Du bereits Dienst getan Sebastian?<< - >>Mal sehen, ich war schon auf der Brücke, beim Kampffliegergeschwader, im Maschinenraum, sogar an einem Erkundungsflug in die Atmosphäre von Gliese 1214b habe ich schon teilgenommen auch wenn ich nicht weiß ob ich dabei der Wissenschaftsstation zugeteilt war.<<, antwortete Sebastian. Yvette grinste und erwiderte: >>Kapitän Tönnigs hat Dir doch bestimmt schon eröffnet dass er Dich in allen Abteilungen einsetzen will um zu erkennen wo Deine Stärken liegen. Hattest Du jemals das Kommando auf der Brücke, abgesehen vom Simulator oder der Nachtschicht?<< - >>Nein das Kommando hatte ich noch nicht, aufgrund meines niedrigen Dienstalters glaube ich jedoch nicht dass ich für diese Position in Frage komme.<<, antwortete Sebastian. Ruby grinste und sagte: >>Kapitän Tönnigs und Commander Junkers wählen ihre Vertretung auf der Brücke nicht nach dem Dienstalter aus sondern danach wen sie für diese Aufgabe als geeignet erachten.<< - >>Moment mal! Du glaubst doch nicht etwa dass ich als Vertretung für Kapitän Tönnigs oder Commander Junkers ausgewählt werde?<<, erwiderte Sebastian. Yvette lachte und antwortete: >>Na hör mal, nach der Show die Du im Brückensimulator geboten hast war es nur eine Frage der Zeit!<< - >>Ich als kommandierender Offizier außerhalb der Nachtschicht? Ich glaube nicht dass man in mich schon so viel Vertrauen setzt.<<, antwortete Sebastian. Christina legte ihre Hand auf die von Sebastian und sagte: >>Es ist wohl eher die Frage ob Du soviel Vertrauen in Dich selbst setzt. Du solltest es einfach auf Dich zukommen lassen, außerdem sind Du und Ruby ein Team!<< - >>Sollte ich tatsächlich für diese Aufgabe ausgewählt werden dann werde ich froh darüber sein wenn Ruby an meiner Seite ist.<<, antwortete Sebastian.

So verging die Zeit, sie diskutierten was die vor ihnen liegende Mission wohl mit sich bringen würde. Als es kurz vor acht Uhr war erhoben sich Sebastian, Ruby und Christina von ihren Sitzplätzen und begaben sich zum Liftzugang, Yvette und Nicole ließen sich in ihre Abteilungen teleportieren. Kurz nachdem Sebastian die Brücke als Fahrziel gewählt hatte öffneten sich die Lifttüren, in der Kabine standen bereits Kapitän Tönnigs, Commander Junkers und Miriam. Sebastian, Ruby und Christina grüßten und betraten die Liftkabine. Kapitän Tönnigs, Commander Junkers und Miriam erwiderten den Gruß, kurz darauf schlossen sich die Lifttüren und der Lift fuhr weiter in Richtung der Brücke. Kapitän Tönnigs sagte: >>Dies dürfte für Sie heute eine interessante Mission werden Leutnant Neuhof, ich habe entschieden dass Sie während der Abwesenheit von mir und Commander Junkers das Kommando auf der Far Horizon übernehmen werden.<< - >>Danke für Ihr Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten, ich hoffe dass ich sie nicht enttäuschen werde!<<, antwortete Sebastian. Commander Junkers erwiderte: >>Nachdem sie so erfolgreich die theoretische und praktische Prüfung im Bereich Schiffsführung abgelegt haben stellt sich diese Frage für uns nicht.<< - >>Danke Commander!<<, antwortete Sebastian.

Schließlich erreichten sie die Brücke und lösten dort die Brückenmannschaft der Nachtschicht ab, Kapitän Tönnigs und Commander Junkers setzten sich auf ihre Plätze, Sebastian und Ruby nahmen an den Konsolen der Operationszentrale Platz, Miriam stellte sich hinter die Ingenieurskonsole und Christina setzte sich vor eines der Terminals am Rand der Brücke. Kapitän Tönnigs befahl den Orbit des Mars zu verlassen und den Sprung zum Neptun vorzubereiten, Sebastian machte die entsprechenden Steuereingaben. Als sie weit genug vom Mars entfernt waren sagte Sebastian: >>Wir sind bereit für den Sprung zum Neptun.<< - >>Sprungantrieb ein!<<, antwortete Kapitän Tönnigs und Sebastian aktivierte den Sprungantrieb. Kurz darauf befanden sie sich in der Nähe des Neptun. Kapitän Tönnigs sagte: >>Schwenken Sie in einen Orbit um den Neptun ein und bringen Sie uns bis auf fünfzigtausend Kilometer an die Neptun-Hoststation heran!<< - >>Aye, Standardorbit und bis auf fünfzigtausend Kilometer an die Neptun-Hoststation annähern!<<, antwortete Sebastian und machte die entsprechenden Eingaben.

Nachdem die Far Horizon ihre Parkposition neben der Neptun-Hoststation erreicht hatte meldete Sebastian den Abschluss des Annäherungsmanövers. Kapitän Tönnigs stellte eine Sprechverbindung zur Neptun-Hoststation her und meldete Verwalter Sella dass die Far Horizon bereit war die Konferenzteilnehmer an Bord zu teleportieren. Nachdem Verwalter Sella die Kommunikationsadressen und Identifikationssignaturen übermittelt hatte trennte er die Kommunikationsverbindung. Kapitän Tönnigs übermittelte daraufhin die Daten der Konferenzteilnehmer an den Teleporterraum und forderte den dort diensthabenden Offizier auf, ihm zu berichten wenn alle Konferenzteilnehmer an Bord sind. Sebastian überwachte während all dieser Ereignisse die Position des Schiffes und hielt mittels der Sensoren Ausschau nach Ereignissen welche eine Reaktion erfordern könnten.

Schließlich meldete sich der diensthabende Offizier des Teleporterraums und berichtete dass alle Konferenzteilnehmer an Bord waren. Kapitän Tönnigs bestätigte dass er verstanden hatte und trennte die Sprechverbindung. Dann sagte er: >>Leutnant Neuhof, wir verlassen den Neptunorbit. Ermitteln Sie die Sprungparameter zur Erde und melden Sie wenn wir bereit sind zum Sprung!<< Sebastian griff auf die Steuerung zu und lies das Schiff gemächlich aus dem Orbit gleiten, als sie weit genug von der Neptun-Hoststation entfernt waren programmierte Sebastian die Parameter für den Sprung zur Erde. Als alle Eingaben getätigt waren sagte Sebastian: >>Kapitän, wir sind bereit zum Sprung!<< - >>Sprungantrieb ein!<<, erwiderte Kapitän Tönnigs. Sebastian aktivierte den Sprungantrieb und kurz darauf befanden sie sich in der Nähe der Erde.

Sebastian betrachtete die Umgebung des Schiffes und erkannte zahlreiche Schiffe die sich im Erdorbit befanden. Er meldete: >>Wir sind in der Nähe der Erde, ich orte zahlreiche andere Schiffe im Orbit, alles Schiffe der Erdraumflotte.<< - >>Schwenken Sie in den Erdorbit ein und halten Sie Position oberhalb der Red Halfmoon!<<, befahl Kapitän Tönnigs. Sebastian bestätigte die Anweisung und tätigte die entsprechenden Eingaben an der Steuerkontrolle. Nachdem das Schiff die vorgegebene Position erreicht hatte meldete Sebastian den Abschluss des Manövers.

Kapitän Tönnigs sagte: >>Also dann Nummer eins, stellen wir uns dem Protokoll!<< - >>Ich bin gespannt was für Themen diesmal die Debatte beherrschen.<<, antwortete Commander Junkers. Kapitän Tönnigs sagte daraufhin: >>Leutnant Neuhof, Sie haben die Brücke! Fähnrich Sommer, Sie übernehmen den Platz von Leutnant Neuhof an der Operationszentrale!<<, Verstanden antwortete Christina. Sebastian setzte das Augenliderprojektionssystem ab, drehte sich langsam zu Kapitän Tönnigs um und sagte nach kurzem Zögern: >>Verstanden Kapitän!<< - >>Keine Sorge, Sie sind in Gesellschaft erfahrener Offiziere! Wenn Sie eine Frage haben werden sie Ihnen mit ihrer Erfahrung zur Seite stehen.<<, sagte Kapitän Tönnigs und begab sich zusammen mit Commander Junkers zum Lift. Sebastian erhob sich von seinem Sitzplatz an der Konsole der Operationszentrale und begab sich zum Sitzplatz des Kapitäns. Als der Kapitän und der Commander hinter den Lifttüren verschwunden waren setzte sich Sebastian auf den Sitzplatz des Kapitäns und betrachtete die Szenerie vor ihm. Christina hatte inzwischen an der Operationszentrale Platz genommen und überwachte zusammen mit Ruby die Schiffsposition. Sebastian schaute sich um, hinter ihm stand Miriam an der Ingenieurskonsole und behielt die Betriebsparameter des Schiffes im Auge.

Nach einigen Minuten meldete sich der Offizier aus dem Teleporterraum und teilte mit dass Kapitän Tönnigs und Commander Junkers im Flottenhauptquartier angekommen waren. Sebastian bestätigte die Meldung und trennte die Verbindung, kurz darauf ging ein Sprechwunsch von Yvette ein. Sebastian stellte die Verbindung her und sagte: >>Hier ist die Brücke. Was gibt’s?<< - >>Wir sind bereit gemäß dem Protokoll mit den Patrouillen zu beginnen.<<, antwortete Yvette. Sebastian sagte: >>In Ordnung, koordiniere die Flüge unseres Geschwaders mit den Geschwaderführern der anderen Schiffe! Im Rahmen der Absprachen kannst Du nach eigenem Ermessen vorgehen.<< - >>Verstanden!<<, antwortete Yvette. Nachdem die Sprechverbindung getrennt war erhob sich Sebastian vom Sitzplatz des Kapitäns und begab sich zur Konsole für den Wissenschaftsoffizier. Dort angekommen griff er auf die Sensoren zu um sich einen Überblick über die Vorgänge im Umfeld des Schiffes zu verschaffen. Sebastian konnte in den Sensorendaten erkennen wie die Kampfflieger der Far Horizon das Schiff verließen und mit den Kampffliegern der anderen Schiffe gemeinsame Formationen bildeten. Anhand der Transpondercodes konnte man sogar erkennen zu welchem Schiff jeder einzelne Kampfflieger gehörte.

Während Sebastian die Flugbewegungen der Kampfflieger studierte betrat plötzlich Yvette die Brücke. Sie sah Sebastian an der Wissenschaftskonsole stehen und erkannte was Sebastian sich gerade anschaute. Sie stellte sich neben Sebastian und sagte: >>Ich hörte dass Kapitän Tönnigs und Commander Junkers Dir das Kommando für die Zeit ihrer Abwesenheit übertragen haben, jetzt muss ich feststellen dass Du Dich auch für die Einsätze des Kampffliegergeschwaders interessierst.<< - >>Ja ich habe das Kommando, ich sehe mir die Flugbewegungen an weil es im Moment nicht viel zu tun gibt.<<, erwiderte Sebastian. Yvette fragte: >>Gibt es von Deiner Seite irgendwelche Beanstandungen an den Patrouillenflügen?<< - >>Nein, alle Flugbewegungen sowohl unserer Kampfflieger als auch der Kampfflieger von den anderen Schiffen entsprechen den Vorschriften.<<, antwortete Sebastian. Nachdem Yvette sich an eines der Terminals am Rand der Brücke gesetzt hatte übernahm sie von dort aus die Führung des Kampffliegergeschwaders. Sebastian schloss das Sensorenfenster auf der Wissenschaftskonsole und setzte sich wieder auf den Sitzplatz des Kapitäns, Yvette delegierte inzwischen die Patrouilleneinsätze. Miriam räusperte sich worauf Sebastian sich zu ihr umschaute. Sebastian fragte: >>Was gibt es Miriam?<< - >>Kann ich Dich kurz unter vier Augen sprechen?<<, erwiderte Miriam. Sebastian antwortete: >>Natürlich, im Besprechungsraum des Kapitäns!<<, daraufhin erhob er sich und sagte: >>Ruby, Du übernimmst während meiner Abwesenheit die Brücke!<< - >>Verstanden!<<, antwortete Ruby und setzte das Augenliderprojektionssystem ab, dann erhob sie sich von ihrem Platz an der Operationszentrale. Daraufhin begaben sich Sebastian und Miriam zur Tür des Besprechungsraumes und Ruby setzte sich auf den Platz des Kapitäns.

Als sich die Türen des Besprechungsraumes hinter ihnen geschlossen hatten fragte Sebastian: >>Was gibt es denn Miriam?<< - >>Es geht um Yvette, ihre Anwesenheit auf der Brücke ist eigentlich in der aktuellen Situation nicht unbedingt notwendig, ich glaube sie überschreitet ihre Kompetenzen. Vielleicht will sie Dich testen oder herausfordern.<<, antwortete Miriam. Sebastian erwiderte: >>Die Vorschriften der Erdraumflotte verbieten die Anwesenheit des Geschwaderführers auf der Kommandobrücke nicht ausdrücklich. Wir haben im Umfeld des Schiffes ziemlich viele Flugbewegungen von Kampffliegern, im Falle einer Unregelmäßigkeit bei den Patrouillenflügen könnte die Reaktionszeit durch Yvettes Anwesenheit auf der Brücke entscheidend verkürzt werden.<< - >>Rechnest Du denn mit Unregelmäßigkeiten?<<, fragte Miriam.

Nach kurzem Überlegen sagte Sebastian: >>Ich kann Unregelmäßigkeiten nicht zweifelsfrei ausschließen, auch wenn die Wahrscheinlichkeiten dafür sehr gering sind bestehen sie dennoch. Ich denke mal dass Yvette die selben Überlegungen angestellt hat.<< - >>Okay, Du bist der kommandierende Offizier auf der Far Horizon!<<, antwortete Miriam und zuckte mit den Schultern. Sebastian wollte gerade etwas erwidern als er Rubys Stimme über das Kommunikationssystem hörte. Sie rief: >>Brücke an Besprechungsraum!<< - >>Was liegt an?<<, fragte Sebastian nachdem er die Verbindung hergestellt hatte. Ruby antwortete: >>Wir haben Gesellschaft, ein Schiff der unabhängigen russischen Raumflotte, es ist die Det Maros!<< - >>Verstanden, wir kommen!<<, erwiderte Sebastian und trennte die Verbindung.

Sebastian und Miriam erreichten die Brücke, Miriam begab sich sofort an die Ingenieurskonsole und Sebastian sagte: >>Statusbericht!<< - >>Die Det Maros ist vor wenigen Sekunden in das System gesprungen und hält auf den Erdorbit zu.<<, erwiderte Ruby während sie sich wieder an die Konsole der Operationszentrale setzte. Sebastian fragte: >>Wie ist der Status ihrer Schildfelder und Waffen?<< - >>Offline, genauso wie alle ihre Systeme.<<, antwortete Yvette. Sebastian fragte weiter: >>Primäre und sekundäre Energieversorgung?<< - >>Die primäre Brennstoffzelle wurde ausgestoßen bevor das Schiff die Sprungpassage verlassen hat, die Sekundäre Brennstoffzelle ist schwer beschädigt und liefert nicht einmal annähernd genug Energie für irgend ein System an Bord.<<, meldete Yvette. Sebastian sagte: >>Alice, projiziere den Kurs der Det Maros unter Berücksichtigung der Gravitation der Erde und zeige das Ergebnis auf dem Hauptbildschirm!<< - >>Verstanden, projizierter Kurs der Det Maros wird angezeigt!<<, antwortete Alice und darauf zeigte der Hauptbildschirm den Berechneten Kurs. Das Schiff würde durch die Gravitation der Erde leicht abgelenkt werden und nach dem Vorbeiflug an der Erde auf einem Kurs weiterfliegen auf dem es mit keinem Objekt kollidieren würde. Sebastian fragte: >>Gibt es Lebenszeichen an Bord?<< - >>Ich kann keine Lebenszeichen ausmachen aber die Rettungskapseln fehlen.<<, antwortete Christina.

Sebastian überlegte einen Moment, dann sagte er: >>Langstreckensensoren! Befinden sich die Rettungskapseln der Det Maros in der Nähe?<< - >>Negativ, außer einigen Trümmerstücken von der Hülle gibt es keine Objekte die neben der Det Maros die Sprungpassage verlassen haben!<<, antwortete Christina. Sebastian sagte: >>Alice, eine Kommunikationsverbindung mit Notfallpriorität zum Flottenhauptquartier herstellen!<< - >>Verbindung hergestellt!<<, antwortete Alice und auf dem Bildschirm war kurz darauf Admiral Kowalski zu sehen. Sebastian schilderte dem Admiral die Lage im Erdorbit und berichtete von seinem Plan das Wrack der Det Maros zu bergen um mehr über den Verbleib der Besatzung zu erfahren. Nachdem der Admiral sich alles angehört hatte sagte er: >>In Ordnung Leutnant Neuhof, Sie haben grünes Licht für Ihren Plan! Viel Glück! Kowalski Ende!<<, daraufhin wurde die Verbindung getrennt.

Sebastian sagte: >>Okay Ruby, bringe uns auf den projizierten Kurs des Wracks der Det Maros! Wir werden uns vor das Wrack setzen, für den Haupthangar ist es zu groß.<< - >>Verstanden!<<, antwortete Ruby und steuerte die Far Horizon von den anderen Schiffen weg. Yvette fragte: >>Sollen unsere Kampfflieger zum Schiff zurückkehren?<< - >>Die Kampfflieger sollen die Far Horizon flankieren und sich bereithalten auf unerwartete Situationen zu reagieren.<<, antwortete Sebastian. Yvette erteilte daraufhin den Kampfpiloten die entsprechenden Befehle. Ruby flog die Far Horizon in die Flugbahn des Wracks der Det Maros und glich die Geschwindigkeit an bis das Wrack sich in gleichbleibendem Abstand zur Far Horizon befand.

Als die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem Wrack der Det Maros und der Far Horizon gleich null war sagte Sebastian: >>Miriam, wir werden ein Ingenieursteam benötigen welches in Druckanzügen an Bord des Wracks geht um zu versuchen mehr über den Verbleib der Besatzung zu erfahren.<< - >>Ich werde ein Team zusammenstellen. Wir sollten für das Außenteam zusätzlichen Schutz gewährleisten, ich empfehle ein Sicherheitsteam in Kampfanzügen.<<, antwortete Miriam. Sebastian erwiderte: >>Einverstanden, das Ingenieursteam soll sich bereit machen!<<, dann kontaktierte Sebastian den Sicherheitsdienst und forderte das Team für den Schutz der Ingenieure an. Nachdem dies erledigt war erhob sich Sebastian von seinem Sitzplatz und ging auf der Brücke einige Male auf und ab.

Schließlich meldete Miriam dass das Ingenieursteam und das Sicherheitsteam bereit waren an Bord des Wracks der Det Maros teleportiert zu werden und Sebastian gab den Befehl die Mission zu beginnen. Anschließend begab er sich zu einem der Terminals am Rand der Brücke und wählte den Koordinationsmodus für Außenmissionen. Auf dem Display war das Bild der Kamera zu sehen welche der Leiter des Ingenieursteams am Helm trug. Im Inneren des Wracks herrschte großes Chaos, die Mannschaft musste das Schiff in aller Eile verlassen haben. Neben dem Bild der Helmkamera wurden auch die Daten der Handscanner übermittelt welche das Ingenieurteam benutzte. Die Struktur des Wracks war von Ermüdungsbrücken und Haarrissen durchzogen, so als wäre es großen Kräften ausgesetzt gewesen.

Sebastian deutete auf die Sensorendaten welche die strukturelle Integrität des Schiffswracks darstellten und sagte zu Miriam: >>Diese Werte kommen mir irgendwie bekannt vor, ich habe solche Rumpfschäden schon einmal gesehen.<< - >>Ja ich erkenne sie auch wieder, das ist das selbe Schadensmuster wie auf der E.S.F.S. Triangle kurz nach ihrem fehlgeschlagenen Experiment mit dem Sprungantrieb.<<, antwortete Miriam. Sebastian fragte: >>Welche Farbe hatte die Passage aus der dieses Wrack kam?<< - >>Es war eine weiße Passage.<<, antwortete Ruby. Sebastian schlug sich ungläubig mit der Hand auf die Stirn und sagte: >>Wie kann man nur so naiv sein? Es wurde doch eindringlich vor diesem Verfahren gewarnt!<< - >>Es sind eben Abtrünnige, die versuchen jeden Vorteil für sich zu nutzen.<<, antwortete Yvette.

Nach einiger Zeit meldete sich der Teamführer des Ingenieursteams und berichtete dass sein Team den Speicherkern der Det Maros geborgen hatte und dass man bereit sei zur Far Horizon zurückzukehren. Sebastian bestätigte dass er verstanden hatte und trennte die Sprechverbindung. Nachdem er das Terminal deaktiviert hatte kontaktierte Sebastian erneut Admiral Kowalski und erstattete Bericht über den Fortschritt der Mission, nachdem dies erledigt war kehrte Sebastian wieder zum Sitz des Kapitäns zurück und setzte sich. Nach kurzem Überlegen fragte er: >>Wie groß ist die maximale Mannschaftsstärke eines Schiffes wie der Det Maros?<< - >>Das Schiff ist für eine Mannschaft von 65 Personen ausgelegt.<<, antwortete Miriam. Daraufhin stellte Sebastian eine Sprechverbindung zur Krankenstation her, als Doktor Ngujen sich meldete sagte Sebastian: >>Doktor, wir sind auf der Suche nach der verschollenen Besatzung der Det Maros. Ich weiß nicht wann oder ob wir sie finden, auch kann ich noch nichts über das Ausmaß ihrer Verletzungen sagen aber laut unseren Informationen sind es maximal 65 Personen.<< - >>Verstanden, wir werden eines der Frachtlager in eine provisorische Krankenstation umwandeln müssen um so viele Verletzte gleichzeitig behandeln zu können.<<, erwiderte Doktor Ngujen. Sebastian antwortete: >>Sie können frei über die nötigen Ressourcen verfügen, ich informiere Sie wenn wir die Besatzung der Det Maros gefunden haben.<< - >>Verstanden, Ngujen Ende!<< sagte Doktor Ngujen und trennte die Verbindung.

Die Lifttüren öffneten sich und Nicole Berghof betrat die Brücke, Sebastian schaute sich zu ihr um und fragte: >>Gibt es schon Ergebnisse über den Verbleib der Besatzung der Det Maros?<< - >>Leider haben wir noch keine exakten Ergebnisse, nach den ersten Erkenntnissen wurden die Rettungskapseln unmittelbar nach der Abstoßung der primären Brennstoffzelle gestartet. Da dies innerhalb der Sprungpassage geschehen ist dürfte das Suchgebiet ziemlich groß sein. Sie könnten überall sein wenn man bedenkt dass wir nicht viel über das verwendete Sprungverfahren wissen.<<, antwortete Nicole. Sebastian erhob sich vom Sitzplatz des kommandierenden Offiziers und sagte: >>Möglicherweise kenne ich jemanden der mehr über dieses Sprungverfahren weiß, ich bin im Raum des Kapitäns. Ruby, Du übernimmst die Brücke!<<, mit diesen Worten verließ Sebastian die Brücke während Ruby auf dem Sitzplatz des Kapitäns Platz nahm.

Nachdem sich die Türen des Kapitänsraumes hinter ihm geschlossen hatten setzte sich Sebastian auf einen der Sessel, schloss die Augen und versuchte die Wächter zu kontaktieren. Er formulierte in Gedanken die Worte: >>Hier ist Sebastian Neuhof, ich rufe die Wächterin Riona. Bitte sei da Riona!<< - >>Ich bin immer da Sebastian und ich spüre dass Du Hilfe brauchst. Was ist Dein Anliegen?<<, hörte er die Stimme von Riona. Sebastian war überrascht dass ihm nicht der kollektive Chor der Wächter antwortete sondern nur die Stimme von Riona. Dann antwortete Sebastian: >>Es gab einen Zwischenfall mit einem Raumschiff der unabhängigen russischen Raumflotte, wir vermuten dass die Besatzung Eure Sprungtechnik zu kopieren versucht hat. Die Besatzung hat das Schiff vermutlich während des Sprungs mittels der Rettungskapseln verlassen aber wir können nicht sagen wo die Rettungskapseln aus der Sprungpassage gefallen sind. Ich hoffe dass Du und Dein Volk etwas über den verbleib der vermissten Besatzung wissen oder in Erfahrung bringen können.<< - >>Ja, wir haben drei Objekte entdeckt welche vor wenigen Eurer Stunden unseren Raum erreicht haben. Es handelte sich um Kapseln welche mehrere Menschen beherbergen, wir haben die Kapseln bereits bergen können. Die Personen in den Kapseln sind bewusstlos aber in guter Verfassung.<<, antwortete Riona. Sebastian erwiderte: >>Ich danke Dir, das sind wirklich gute Nachrichten! Hast Du einen Vorschlag wann und wo wir uns mit Euch treffen können um die vermissten Menschen zu übernehmen?<< - >>Mein Schiff wird sich mit Euch treffen in fünfzehn Eurer Minuten, die Position Eures Schiffes ist mir bekannt.<<, antwortete Riona. Nachdem sich Sebastian nochmals bei Riona bedankt hatte öffnete er die Augen, erhob sich und kehrte auf die Brücke zurück.

Als Sebastian die Brücke betrat erhob sich Ruby vom Sitzplatz des Kapitäns und fragte: >>Gute Neuigkeiten?<< - >>Ja, die Wächter haben die Rettungskapseln bereits geborgen und sind in fünfzehn Minuten hier um uns diese zu übergeben. Die Menschen in den Rettungskapseln sollen in guter Verfassung aber bewusstlos sein.<<, antwortete Sebastian. Daraufhin kehrte Ruby an die Konsole der Operationszentrale zurück und Yvette fragte: >>Soll ich die Kampfflieger zurück an Bord holen?<< - >>Ja das wäre sinnvoll, wir wollen schließlich nicht dass einer der Kampfpiloten durch das Eintreffen eines Wächterschiffes eventuell die Nerven verliert.<<, antwortete Sebastian. Während Yvette die Kampfflieger zurückbeorderte informierte Sebastian Doktor Ngujen über die Neuigkeiten welche die vermisste Besatzung der Det Maros betrafen. Doktor Ngujen bestätigte dass sie verstanden hatte und erklärte dass sie die geretteten Menschen trotzdem genau untersuchen wollte. Miriam fragte: >>Was wird nun aus dem Wrack der Det Maros?<< - >>Darum können wir uns kümmern wenn wir die vermisste Besatzung an Bord haben, ich weiß nicht ob eventuell Besitzansprüche auf dieses Wrack bestehen aber im Moment hat die Rettung der Besatzung die höchste Priorität.<<, antwortete Sebastian.

Die fünfzehn Minuten vergingen quälend langsam, Sebastian spielte in Gedanken alle möglichen Szenarien durch welche mit dem Eintreffen der Besatzung der Det Maros auf der Far Horizon eintreten könnten. Schließlich meldete Ruby: >>Ein Schiff erreicht das Gebiet, den Sensoren zufolge ist es ein Wächterschiff.<< - >>Auch wenn wir für gewöhnlich mittels unserer Gedanken mit den Wächtern kommunizieren, eine Sprechverbindung herstellen!<<, antwortete Sebastian. Auf dem Bildschirm war die bläuliche Silhouette zu sehen welche Sebastian von Riona in Erinnerung hatte. Riona fragte in welche Abteilung der Far Horizon sie die Rettungskapseln teleportieren sollte. Sebastian hatte vorsorglich schon den Sicherheitsdienst des Schiffes zum Haupthangar beordert und sagte Riona dass sie die drei Rettungskapseln dorthin teleportieren sollte. Riona arrangierte daraufhin den Transfer der Rettungskapseln, als diese an Bord der Far Horizon waren verabschiedete sie sich und äußerte ihre Erwartungen auf eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit mit der Besatzung der Far Horizon und der Erdraumflotte. Sie meinte dass Sebastian, Ruby oder Nicole sie einfach rufen sollte wenn es nötig wäre. Dann verschwand das Wächterschiff wieder in einer dieser weißen Passagen.

Sebastian stellte eine Verbindung zu Admiral Kowalski her und als dieser sich meldete sagte Sebastian: >>Admiral, wir haben die Besatzung der Det Maros an Bord, der Sicherheitsdienst und der Stab von Doktor Ngujen nehmen sie gerade in Empfang. Die Wächterin Riona hat uns bei der Rettungsaktion geholfen und ihre Erwartungen auf weitere Zusammenarbeit zwischen den Wächtern und der Erdraumflotte geäußert.<< - >>Ich bin erfreut dass Sie diese Situation so erfolgreich bewältigt haben Leutnant Neuhof. Kehren Sie in den Erdorbit zurück und halten Sie sich bereit die Besatzung der Det Maros zum Hauptquartier der Erdraumflotte zu überführen.<<, antwortete Admiral Kowalski. Sebastian erwiderte: >>Verstanden, wir kehren in den Erdorbit zurück, sobald Doktor Ngujen der Meinung ist dass unsere „Gäste“ für die Überführung bereit sind werde ich Sie bezüglich der Überführung kontaktieren. Darf ich fragen was mit dem Wrack der Det Maros geschehen soll?<< - >>Aufgrund seiner ermittelten Flugbahn wissen wir dass es in naher Zukunft niemanden gefährden wird, wir werden zu gegebener Zeit über sein Schicksal entscheiden. Melden Sie sich wenn Sie bereit sind die Besatzung der Det Maros an uns zu überstellen! Kowalski Ende!<<, antwortete Admiral Kowalski und trennte die Verbindung.

Sebastian stellte eine Verbindung zu Doktor Ngujen her und fragte: >>Doktor, wie ist der Status unserer Gäste?<< - >>Alle fünfundsechzig Personen sind bewusstlos aber stabil, voraussichtlich werden sie in einigen Stunden das Bewusstsein wieder erlangen, vermutlich war der Aufenthalt im Raum der Wächter der Grund für ihre Bewusstlosigkeit.<<, antwortete Doktor Ngujen. Sebastian erwiderte: >>Informieren Sie mich oder den kommandierenden Offizier sobald unsere Gäste ansprechbar sind, Admiral Kowalski wünscht dass wir sie baldmöglichst zum Hauptquartier der Erdraumflotte überstellen.<< - >>Verstanden, ich melde mich! Ngujen Ende!<<, antwortete Doktor Ngujen und trennte die Verbindung. Sebastian drehte sich zu Nicole um und fragte: >>Gibt es inzwischen Neuigkeiten über die Auswertung des Speicherkerns der Det Maros?<< - >>Der Großteil der Daten wurde durch einen Energiestoß unwiederbringlich gelöscht, einige Daten deuten jedoch darauf hin dass die Det Maros auf dem Weg zur Erde war, offenbar wollte man an der Konferenz teilnehmen.<<, antwortete Nicole. Sebastian kratzte sich am Kinn und fragte: >>Aber warum nur musste man dafür so dramatisch das Sprungverfahren verändern?<< - >>Im Moment gibt es keine Erklärung dafür, nur wenige Daten im Speicherkern sind intakt geblieben, wir müssen wohl warten bis jemand von der Besatzung ansprechbar ist.<<, antwortete Nicole.

Sebastian sagte: >>Okay Ruby, bringe uns zurück in den Erdorbit!<< - >>Verstanden, wir kehren zurück in die Erdumlaufbahn!<<, antwortete Ruby und tätigte die entsprechenden Eingaben an der Konsole der Operationszentrale. Sebastian schaute zu Yvette hinüber und sagte: >>Wenn wir im Erdorbit sind koordinierst Du mit den Geschwaderführern der anderen Schiffe die Wiedereingliederung unserer Kampfpiloten in die gemeinsamen Patrouillen! Wir wollen uns schließlich nicht nachsagen lassen dass wir uns nicht angemessen an der Einhaltung des Protokolls beteiligen.<< - >>Alles klar, mache ich!<<, antwortete Yvette. Sebastian lehnte sich zurück und betrachtete den Hauptbildschirm der Brücke.

Ruby meldete schließlich: >>Wir haben unsere Position im Erdorbit erreicht.<< - >>Unsere Kampfflieger beginnen mit der Wiedereingliederung in die gemeinsamen Patrouillen.<<, fügte Yvette hinzu. Sebastian stellte eine Verbindung zur Krankenstation her und als Doktor Ngujen sich meldete fragte er: >>Wie geht es unseren Gästen und wann können wir sie zum Hauptquartier der Erdraumflotte überführen?<< - >>Die meisten haben inzwischen das Bewusstsein wiedererlangt, der Aufenthalt im Raum der Wächter hat keine bleibenden Schäden bei der Mannschaft der Det Maros verursacht. Einer Überführung zum Hauptquartier steht aus medizinischer Sicht nichts im Wege, ich würde jedoch dazu raten dass sich unsere Gäste vor einer gründlichen Befragung noch einige Stunden akklimatisieren.<<, antwortete Doktor Ngujen. Sebastian erwiderte: >>In Ordnung, ich werde Admiral Kowalski darüber in Kenntnis setzen.<< - >>Verstanden, Ngujen Ende!<<, antwortete Doktor Ngujen und trennte die Verbindung.

Sebastian ließ eine Verbindung zu Admiral Kowalski herstellen, als der Admiral sich meldete sagte Sebastian: >>Admiral Kowalski, unsere Chefärztin hat keine Einwände gegen eine Überführung der Mannschaft der Det Maros zum Hauptquartier der Erdraumflotte. Sie rät jedoch dazu dass sich die zu überführenden Personen vor einer intensiveren Befragung noch einige Stunden akklimatisieren.<< - >>In Ordnung, ich werde in kürze ein Team des Sicherheitsdienstes mit einem Schiff zu Ihnen schicken welches die Mannschaft der Det Maros übernimmt und zur Erde überführt.<<, antwortete Admiral Kowalski und trennte die Verbindung.

Schließlich sagte Ruby: >>Das Transportschiff für die Mannschaft der Det Maros bittet um Landeerlaubnis.<< - >>Wurde der Haupthangar geräumt?<<, fragte Sebastian. Miriam antwortete: >>Ja, alle Personen wurden in eines der Frachtlager verlegt.<< - >>Okay Ruby, den Haupthangar öffnen und dem Schiff Landeerlaubnis im Haupthangar erteilen!<<, erwiderte Sebastian. Ruby bestätigte die Anweisung und machte ein paar Eingaben auf der Konsole der Operationszentrale, dann erteilte sie dem Transportschiff die Landeerlaubnis. Sebastian informierte Doktor Ngujen dass das Team für die Überführung der Crew von der Det Maros in kürze an Bord eintreffen würde, als dies erledigt war sagte Sebastian: >>Ich gehe zum Haupthangar und nehme das Überführungsteam in Empfang. Ruby, Du hast die Brücke!<< - >>Verstanden!<<, antwortete Ruby. Sebastian erhob sich vom Sitzplatz des kommandierenden Offiziers, begab sich zum Liftzugang und wählte den Haupthangar als Fahrziel. Ruby nahm währenddessen Platz auf dem Kapitänssitz. Die Lifttüren öffneten sich und Sebastian betrat die Liftkabine, nachdem sich die Türen des Lifts geschlossen und die Kabine sich in Bewegung gesetzt hatte grübelte Sebastian was wohl mit der Besatzung der Det Maros geschehen würde wenn sie im Hauptquartier der Erdraumflotte ankommen würden. Schließlich öffneten sich die Lifttüren und Sebastian begab sich zur Tür der Luftschleuse des Haupthangars.

Kurz nachdem Sebastian an der Luftschleuse angekommen war traf das Schiff ein welches die Mannschaftsmitglieder der Det Maros zum Hauptquartier der Erdraumflotte überführen sollte. Sebastian schaute durch die großen Plasmafenster in den Haupthangar und erkannte dass es ein Schiff der Tridentklasse war. Nachdem der Druckausgleich im Haupthangar vollzogen war verließ eine Gruppe Offiziere in Kampfanzügen das Schiff, als sie die Luftschleuse passiert hatten sagte der Anführer des Überführungstrupps zu Sebastian: >>Ich bin Commander David Chang vom Sicherheitsdienst der Erdraumflotte, wir sind hier um die Besatzungsmitglieder der Det Maros abzuholen.<< - >>Ich bin Leutnant Sebastian Neuhof, derzeitiger kommandierender Offizier der Far Horizon. Unsere „Gäste“ befinden sich in einem unserer Frachtlager, Doktor Ngujen kümmert sich um sie.<<, antwortete Sebastian und führte das Team zum entsprechenden Frachtlager.

Nachdem sie dort angekommen waren bestätigte Doktor Ngujen dass alle Besatzungsmitglieder der Det Maros transportfähig und bei guter Gesundheit waren. Commander Chang und sein Team nahmen die Crew der Det Maros in Gewahrsam und brachten sie auf das Schiff welches im Haupthangar der Far Horizon wartete. Als das Schiff bereit zum Abflug war kontaktierte Sebastian die Brücke und als Ruby sich meldete sagte er: >>Das Schiff mit unseren „Gästen“ ist bereit zum Abflug.<< - >>Verstanden, der Haupthangar wird geöffnet.<<, antwortete Ruby. Sobald das Schiff gestartet war begab sich Sebastian zum Lift und fuhr zur Brücke, als er die Brücke erreichte meldete Ruby: >>Das Schiff ist auf dem Weg zum Quantenportal auf der erdabgewandten Seite des Mondes.<< - >>In Ordnung!<<, antwortete Sebastian. Ruby begab sich daraufhin zurück an ihren Platz an der Konsole der Operationszentrale und Sebastian setzte sich auf den Platz des kommandierenden Offiziers.

Um sich die Zeit zu vertreiben verfolgte Sebastian die Flugbewegungen der verschiedenen Kampffliegergeschwader und studierte die aus dem Wrack der Det Maros geborgenen Daten. Gegen 14:30 meldete sich Kapitän Tönnigs und teilte mit dass er und Commander Junkers bereit waren zur Far Horizon zurückzukehren. Sebastian bestätigte dies und wies den Offizier im Teleporterraum an den Kapitän und den Commander zurück an Bord zu teleportieren. Kurz darauf betraten Kapitän Tönnigs und Commander Junkers die Brücke, Sebastian erhob sich vom Platz des kommandierenden Offiziers und meldete: >>Wir halten unsere Position zwischen den anderen Schiffen und unsere Kampfpiloten patrouillieren zusammen mit den anderen Geschwadern, außerdem haben wir mit Hilfe der Wächter die Mannschaft der havarierten Det Maros geborgen und diese nach Rücksprache mit Doktor Ngujen an den Sicherheitsdienst der Erdraumflotte übergeben.<< - >>Ausgezeichnet Leutnant Neuhof, die Gefangennahme der Mannschaft der Det Maros wird die Sicherheit in den bewohnten Gebieten entscheidend erhöhen! Übernehmen Sie den Platz von Fähnrich Sommer an der Operationszentrale!<<, erwiderte Kapitän Tönnigs. Sebastian begab sich zur Operationszentrale und löste dort Christina Sommer ab, nachdem dies geschehen war sagte Kapitän Tönnigs: >>Fähnrich Sommer, Sie werden mit einem Team im Maschinenraum am Speicherkern der Det Maros arbeiten, versuchen Sie so viele Daten wie möglich wiederherzustellen!<< - >>Verstanden Kapitän!<<, antwortete Christina und verließ die Brücke. Kapitän Tönnigs sagte: >>Leutnant Mangold, beordern Sie unsere Kampfflieger zurück! Wir werden in kürze den Orbit um die Erde verlassen.<< - >>Verstanden Kapitän!<<, antwortete Yvette und koordinierte die Rückkehr der Kampfflieger.

Nach etwa einer Stunde meldete Yvette: >>Kapitän, alle Kampfflieger unseres Geschwaders sind zurück an Bord.<< - >>In Ordnung Leutnant Mangold! Leutnant Neuhof, wir verlassen den Orbit. Setzen Sie Kurs auf die Rückseite des Mondes und beschleunigen Sie!<<, erwiderte Kapitän Tönnigs. Sebastian bestätigte die Anweisung und tätigte die entsprechenden Eingaben auf der Konsole der Operationszentrale. Das Schiff löste sich langsam aus dem Flottenverband welcher noch immer die Erde umkreiste und flog in Richtung des Mondes. Obwohl Sebastian das Schiff mit 10 G beschleunigen ließ dauerte es eine Weile bis sie den Mond erreichten. Nachdem Sebastian das Schiff auf der Rückseite des Mondes in Position gebracht hatte sagte er: >>Kapitän, wir haben die Rückseite des Mondes erreicht.<< - >>In Ordnung, die Position halten!<<, antwortete Kapitän Tönnigs, dann kontaktierte er das Hauptquartier der Erdraumflotte und forderte die Landeerlaubnis an. Nachdem die Landeerlaubnis erteilt war konnte Sebastian über das Augenliderprojektionssystem erkennen dass das Quantenportal welches sich in dem großen Krater befand aktiviert wurde, es sah aus wie der Eingang einer Sprungpassage. Kapitän Tönnigs sagte daraufhin: >>Bringen Sie uns rein Leutnant Neuhof, passieren Sie das Quantenportal mit maximal 100 Stundenkilometern und bringen Sie das Schiff anschließend innerhalb der Markierungen zum Stillstand!<< - >>Verstanden!<<, antwortete Sebastian. Er steuerte das Schiff langsam in Richtung des Quantenportals und achtete darauf dass er die Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern nicht überschritt. Als das Schiff das Quantenportal durchquert hatte erreichte es den Hangar des Flottenhauptquartiers welches sich auf der Erde befand. Sebastian manövrierte das Schiff präzise zwischen den in seinem Sichtfeld eingeblendeten Markierungen hindurch bis es die markierte Halteposition erreicht hatte. Als dies geschafft war sagte Kapitän Tönnigs: >>Manövrieren Sie uns zum oberen Andockpunkt und docken sie dort an Leutnant Neuhof!<< - >>Verstanden!<<, antwortete Sebastian und lies das Schiff langsam senkrecht aufsteigen bis es den Andockpunkt an der Decke des Hangars erreicht hatte. Schließlich erschien in seinem Sichtfeld die Information dass die Far Horizon angedockt war. Sebastian meldete: >>Wir haben am oberen Andockpunkt festgemacht Kapitän.<< - >>In Ordnung, Antriebssysteme herunterfahren und das Schiff in den Dockmodus versetzen! Anschließend ist Ihre Schicht beendet.<<, erwiderte Kapitän Tönnigs.

Nachdem der Antrieb heruntergefahren und das Schiff in den Dockmodus versetzt war setzte Sebastian das Augenliderprojektionssystem ab und streckte sich. Commander Junkers sagte: >>Nicht schlecht für das erste Mal Leutnant Neuhof!<< - >>Danke Commander, das Augenliderprojektionssystem ist eine große Hilfe beim manövrieren!<<, antwortete Sebastian und erhob sich von seinem Platz an der Operationszentrale. Auch Ruby hatte sich von ihrem Sitzplatz erhoben, ebenso wie der Commander und der Kapitän. Sebastian fragte: >>Kommt denn die Ablösung für die dritte Schicht nicht?<< - >>Im Dockmodus ist eine Brückenbesatzung nicht notwendig.<<, antwortete Ruby. Kapitän Tönnigs und Commander Junkers begaben sich in den Bereitschaftsraum des Kapitäns und Sebastian folgte Ruby, Yvette, Miriam und Nicole zum Lift. Miriam hatte die Mannschaftsmesse gewählt und Nicole das Deck mit den Offiziersquartieren, Kurz darauf öffneten sich die Lifttüren und sie betraten die Liftkabine. Nachdem der Lift sich in Bewegung gesetzt hatte fragte Sebastian: >>Was glaubt Ihr warum wir hier angedockt sind?<< - >>Ich habe da was läuten hören von einer Nachrüstung des Schiffes, irgendwas von einem Interface.<<, antwortete Miriam. Sebastian erwiderte: >>Ein neurales Interface wie auf der Unity, mit dem Besatzungsmitglieder untereinander kommunizieren und mit den Systemen des Schiffes interagieren können? Das ist ja großartig!<< - >>Heißt das dann dass wir hier bald auf der Far Horizon so eine unheimliche Ruhe wie auf der Unity haben wenn alle nur noch über das neurale Interface kommunizieren?<<, fragte Yvette. Ruby antwortete: >>Nicht sofort, es wird eine Weile dauern bis die Mannschaft erkannt und verinnerlicht hat dass sie über das neurale Interface auch miteinander kommunizieren kann. So hast Du auch die Gelegenheit Dich langsam daran zu gewöhnen.<< - >>Na hoffentlich, das war auf der Unity ziemlich unheimlich dass man kein Wort von der Besatzung gehört hat sondern nur die Atemgeräusche.<<, erwiderte Yvette.

Der Lift hielt in der Sektion der Offiziersquartiere und Nicole verabschiedete sich, nachdem sich die Lifttüren hinter Nicole geschlossen hatten sagte Miriam: >>Ich werde nachher einen kurzen Abstecher in den vertikalen Windtunnel machen, vielleicht will mich ja jemand von Euch begleiten.<< - >>Das wollte ich immer schon mal ausprobieren!<<, erwiderte Ruby. Sebastian fragte: >>Ein vertikaler Windtunnel, reden wir hier von starkem Aufwind, der Möglichkeit darin zu schweben und sich dabei zu fühlen wie im freien Fall?<< - >>Das trifft es ziemlich genau. Warst Du schon einmal in einem solchen Windtunnel?<<, erwiderte Miriam. Sebastian antwortete: >>Ich habe auf der Erde so was ähnliches mal gesehen, darin kann man wie im freien Fall durch Veränderung der Körperhaltung manövrieren.<< - >>Wenn Du mitkommen willst dann mach Dich aber darauf gefasst dass es ziemlich heftig werden kann! Eine unbedachte Bewegung und Du machst Bekanntschaft mit der Wand des Windtunnels, daher trägt man im Windtunnel auch einen Helm.<<, sagte Miriam. Sebastian schaute Ruby an und fragte: >>Was meinst Du, ist es ratsam vor dem Besuch des Windtunnels etwas zu essen?<< - >>Ich denke Du kannst es wagen etwas vorher zu essen, bei dem was wir beide in der Nullschwerkrafthalle schon angestellt haben ist Dir ja auch nicht das Essen aus dem Gesicht gefallen.<<, antwortete Ruby lachend.

Nachdem sie die Mannschaftsmesse erreicht hatten setzten sie sich an einen Tisch, bestellten sich je einen großen Trinkkrug blauen Honigwein und sichteten das Tagesangebot. Sebastian schaute Ruby an und fragte: >>Hast Du irgendwelche Erfahrungen im vertikalen Windtunnel?<< - >>Nicht wirklich aber Miriam ist ein ziemliches Ass im Windtunnel.<<, antwortete Ruby. Miriam lachte und sagte: >>Nun ja zumindest im virtuellen Parcours, die Choreographie-Wettbewerbe liegen mir nicht so.<< - >>Virtueller Parcours? Bitte sag mir dass sich das wie Nullschwerkraftrennen anfühlt!<<, erwiderte Sebastian. Miriam sagte: >>Wenn man mal davon absieht dass man nicht mit Hilfe eines EPOC-Headsets steuert, sondern durch die Haltung von Körper, Armen und Beinen, dann kann man es durchaus mit Nullschwerkraftrennen vergleichen. Die Wand des Windtunnels ist noch ein zusätzliches Element welches die Schwierigkeit erhöht.<< - >>Jetzt bin ich neugierig, das will ich unbedingt ausprobieren!<<, erwiderte Sebastian. Ruby sagte: >>Da musst Du Dich aber an Miriam halten, ich kann Dir da nicht viel beibringen, ich hoffe es macht Dir nichts aus.<< - >>Das ist nicht weiter schlimm, ich habe ja dafür in Miriam eine gute Instrukteurin.<<, antwortete Sebastian.

Nach dem Essen sagte Yvette: >>Na dann viel Spaß im Windtunnel! Ich würde ja gerne mitkommen aber ich habe noch vor mich mit ein paar Piloten im Simulator zu treffen.<< - >>Danke Yvette, wir werden bestimmt Spaß haben!<<, antwortete Miriam, dann begab sie sich zusammen mit Ruby und Sebastian zum Liftzugang. Nachdem sich die Lifttüren geschlossen hatten und die Kabine sich in Bewegung setzte sagte Sebastian: >>Ich habe den Eindruck dass Yvette nicht so auf den Windtunnel steht.<< - >>Ja das ist richtig, es war schon eine ziemliche Herausforderung sie an die Nullschwerkrafthalle zu gewöhnen.<<, antwortete Ruby mit breitem Grinsen. Miriam sagte: >>Der Windtunnel ist nicht jedermanns Sache, ich bin ja schon ziemlich überrascht dass Du darauf so neugierig bist Sebastian.<< - >>Ich bin sowieso neugierig auf alles was Ihr hier oben in der Freizeit macht, außerdem habe ich so was ähnliches auf der Erde auch schon mal im Fernsehen gesehen.<<, antwortete Sebastian.

Die Lifttüren öffneten sich und gaben den Weg in den Sport- und Freizeitbereich des Flottenhauptquartiers frei. Während sie sich zur Windtunnelabteilung begaben sagte Sebastian: >>Ich finde es praktisch dass die Liftsysteme der Far Horizon und des Flottenhauptquartiers miteinander verbunden werden können, so kann man unkompliziert zwischen dem Schiff und dem Hauptquartier hin und her wechseln, obwohl ich das Teleportieren von Ort zu Ort auch ziemlich bequem finde.<< - >>Es gibt verschiedene Ansichten über die bequemste Möglichkeit des Transfers von Ort zu Ort, es gibt auch eine nicht unerhebliche Quote an Personen die gegenüber der Teleportation gewisse Vorbehalte oder gar Ängste haben.<<, antwortete Miriam. Sebastian erwiderte: >>Ja ich erinnere mich, Christina litt ja auch unter der Teleporterphobie bis wir sie mittels des neurologischen induktiven Eingriffs von dieser Phobie befreit haben.<< - >>Ja ich erinnere mich an die Teleporterphobie von Fähnrich Sommer, seit dem sie dank Eurer Hilfe nicht mehr damit zu kämpfen hat nutzt sie den Teleporter regelmäßig und ihr Leben ist somit entschieden einfacher geworden.<<, antwortete Miriam. In der Windtunnelabteilung besorgten sie sich passende Helme und Anzüge, dann begaben sie sich in die Umkleidekabinen. Sie zogen die Anzüge über ihre normale Kleidung und setzten die Helme auf, die Helme hatten ein im Visier integriertes Display worauf der Parcours eingeblendet werden sollte.

Nach dem Umziehen sagte Miriam zu Sebastian: >>Na dann wollen wir mal sehen was Du so drauf hast Sebastian! Ich denke mal wir fangen mit den Grundlagen an.<< - >>Ich bin selber gespannt wie es sich anfühlt, ich habe nämlich keine Ahnung was mich genau erwartet.<<, antwortete Sebastian. Sebastian und Ruby folgten Miriam zum Windtunnel, am Eingang hielt Sebastian seine Hand in den Luftstrom und drehte sie ein Wenig hin und her um einen Eindruck von der Intensität des Windes zu bekommen. Über das im Helm integrierte Kommunikationssystem hörte er Miriam sagen: >>Na los, rein mit Dir! Dein Anzug verfügt über eine integrierte mechanische Schockabsorption, also keine Angst vor Zusammenstößen mit der Wand des Windtunnels!<< - >>Okay, dann wollen wir mal!<<, antwortete Sebastian. Er griff mit beiden Händen nach dem Rand der Eingangsluke und schwang sich in den Windtunnel, daraufhin erfasste ihn der Aufwind und hob ihn in die Höhe. Während Sebastian etwas unbeholfen im Aufwind herum wirbelte hörte er Miriams Stimme: >>Beine zusammen und die Arme anlegen, den Rest macht die Aerodynamik! Wenn Du eine stabile Fluglage erreicht hast dann versuche ganz vorsichtig mit den Händen und Beinen Deine Fluglage zu ändern!<< - >>Okay, ich versuche mal das kinetische Chaos in den Griff zu bekommen!<<, antwortete Sebastian. Er legte die Arme an und presste die Beine zusammen wie Miriam es ihm geraten hatte, daraufhin pendelte sich seine Fluglage langsam in eine senkrechte Position mit dem Kopf nach unten ein und er schwebte auf halber Höhe des Windtunnels. Vorsichtig veränderte Sebastian die Position seiner Hände und beobachtete wie dies seine Position im Windtunnel und seine Fluglage beeinflusste. Nach einer Weile hatte Sebastian den Bogen raus, Miriam sagte daraufhin zu ihm: >>Jetzt versuche Dich mal im Zentrum des Windtunnels zu positionieren!<< - >>Alles Klar, ich versuche es!<<, antwortete Sebastian und setzte sein Vorhaben in die Tat um.

Als Sebastian seine Position und Fluglage im Griff zu haben schien sagte Miriam: >>Nicht erschrecken, Ruby und ich kommen jetzt rein, halte einfach die Position!<< - >>Alles Klar!<<, antwortete Sebastian und konzentrierte sich darauf seine Position möglichst stabil zu halten. Zuerst kam Ruby in den Windtunnel, sie flitzte knapp an Sebastian vorbei und positionierte sich neben ihm. Dann kam Miriam in den Windtunnel und zog einen eleganten Halbkreis um Sebastian und Ruby bevor sie sich neben ihnen positionierte. Auf Miriams Vorschlag hin positionierten sie sich am Rand des runden Windtunnels im Abstand von 120 Grad, dann begannen sie um das Zentrum des Windtunnels zu kreisen ohne dabei die Wand zu berühren.

Nach einer Weile sagte Miriam: >>Das ist so ziemlich alles was ich im Bezug auf Choreographien im Windtunnel vorweisen kann. Willst Du mal einen Soloflug durch den Virtuellen Parcours machen Sebastian?<< - >>Ich kann es ja mal versuchen. Muss ich dazu noch irgendwas wissen?<<, erwiderte Sebastian. Miriam antwortete: >>Der virtuelle Parcours ist so angelegt dass immer eine Mindestdistanz zur Wand des Windtunnels eingehalten wird. Folge einfach dem dargestellten Tunnel und versuche im Zentrum zu bleiben! Das ganze ist vergleichbar mit der Navigation eines großen Schiffes in der Sprungpassage.<< - >>Die Zentrierung in der Sprungpassage, damit kann ich was anfangen! Okay ich bin bereit!<<, sagte Sebastian. Miriam und Ruby verließen daraufhin den Windtunnel indem sie ihren Windwiderstand so weit wie möglich verringerten um nach unten zur Einstiegsluke zu gelangen, mit einem eleganten halben Salto manövrierten sich die beiden Frauen aus dem Luftstrom durch die Luke.

Nachdem Sebastian nochmals bestätigt hatte dass er für den Soloflug durch den Parcours bereit war startete Miriam von außerhalb des Windtunnels die Simulation. Das Helmvisier zeigte einen runden Korridor dessen Position sich innerhalb des Windtunnels immer wieder veränderte. Sebastian folgte den Positionsänderungen des virtuellen Korridors und versuchte stets in der Mitte zu bleiben. Miriam sagte: >>Das sieht schon ganz gut aus, mit der Zeit wird der Durchmesser des Parcours immer schmaler und die Positionsänderung immer intensiver. Sobald Du den Rand der Parcours überschreitest endet die Runde.<< - >>Alles klar Miriam, das erinnert mich an den Labyrinth-Simulator auf der G-Force-Academy.<<, antwortete Sebastian. Ruby erwiderte: >>Das ist ein interessanter aber dennoch zutreffender Vergleich, auch wenn Du im Labyrinth-Simulator ein virtuelles Schiff durch einen Parcours steuerst.<< - >>Eines noch, mit der Zeit werden am Rand Deines Sichtfeldes gelbe Linien auftauchen. Versuche Dich so zu drehen dass die Linien wie ein künstlicher Horizont waagerecht links und rechts am Rande Deines Sichtfeldes sind! Das gibt zusätzliche Bewertungspunkte.<< - >>Okay, ich werde es versuchen!<<, antwortete Sebastian.

Der Parcours hatte es in sich, der Querschnitt des virtuellen Korridors verringerte sich schnell und die gelben Linien welche Miriam angekündigt hatte kamen in kurzen Abständen und verschiedenen Positionen. Sebastian musste schnelle Rollbewegungen um die Achse seines Körpers machen um die Linien waagerecht zu passieren, je enger der virtuelle Korridor wurde desto höher kam Sebastian die Geschwindigkeit vor mit der er durch diesen flog. In Sebastians Sichtfeld eingeblendet gab es eine Darstellung des Querschnitt des virtuellen Korridors und Sebastians Position darin, anhand dieser Informationen konnte Sebastian seine Position in dem virtuellen Korridor optimal bestimmen. Mit der Zeit wurde der virtuelle Korridor immer enger, zugleich erhöhten sich die Anforderungen an die Ausrichtung der Fluglage. Sebastian tat sein möglichstes um nicht den Rand des virtuellen Korridors zu überschreiten, angesichts der Kurven, in denen dieser verlief, gestaltete sich dieses Vorhaben äußerst schwer. Schließlich konnte Sebastian es nicht mehr verhindern, er flog aus der virtuellen Flugbahn, daraufhin wurden die Einblendungen in Sebastians Sichtfeld entfernt. Sebastian fand sich, kopfüber im Luftstrom hängend, im vertikalen Windtunnel wieder. Er hörte Rubys Stimme durch das Kommunikationssystem in seinem Helm, sie sagte: >>Nicht schlecht, Basti!<< - >>In der Tat, das war eine beeindruckende Darbietung!<<, fügte Miriam hinzu. Sebastian antwortete: >>Okay ich komme jetzt aus dem Windtunnel raus, geht lieber vom Eingang weg, ich weiß nicht genau ob mein Ausstieg so elegant wird!<< - >>Alles klar, der Weg ist frei!<<, erwiderte Ruby. Sebastian legte die Arme an den Körper an und hielt die Beine zusammen, mit seinen Händen brachte er sich in eine günstige Position und als er genau auf Höhe des Ausstiegs war versuchte er wie Ruby und Miriam in einem halben Salto den Ein- und Ausstieg des Windtunnels zu passieren.

Der Rand des Ein- und Ausstiegs kam Sebastian bei seinem versuchten halben Salto ziemlich nahe, er griff mit beiden Händen nach dem Rand und zog sich hindurch. Dabei geriet sein Oberkörper zuerst aus dem Luftstrom und die Schwerkraft übernahm, Sebastian ließ den Rahmen des Ausstiegs los und streckte die Hände nach oben. Sein Unterkörper folgte dem Oberkörper in Richtung Boden, in einer Mischung aus Handstand und halber Rolle vorwärts landete Sebastian flach auf dem Boden. Sofort kamen Ruby und Miriam aus einer Nische und Ruby fragte: >>Alles Okay Basti?<< - >>Ja, nur die Haltungsnote beim Ausstieg ist versaut!<<, antwortete Sebastian und richtete sich auf. Nachdem er aufgestanden war fragte Miriam: >>Und Du warst wirklich noch nie in einem vertikalen Windtunnel?<< - >>Nein, sonst hätte ich zumindest das Aussteigen gelernt!<<, antwortete Sebastian. Ruby kicherte leise und Sebastian fragte: >>Habe ich was falsch gemacht?<< - >>Das würde ich so nicht sagen.<<, antwortete Ruby grinsend.

Als sie den Einstiegsbereich des Windtunnels verließen und den Zuschauerbereich erreichten standen dort einige Leute mit ziemlich entgeisterten Gesichtern, Sebastian fragte Ruby leise: >>Was ist denn hier los?<< - >>Ach nichts, Du hast nur einen neuen Rekord aufgestellt, mal wieder.<<, antwortete Ruby lachend. Ein junger Mann kam auf sie zu, er begrüßte Sebastian und sagte: >>Also eine Leistung wie Ihre im senkrechten Hindernisparcours habe ich noch nie gesehen, mal abgesehen von Ihrem Ausstieg aus dem Windtunnel war das eine absolute Sensation. Wo haben Sie das gelernt?<< - >>Ich fürchte Sie werden mir nicht glauben, aber das habe ich im Labyrinthsimulator auf der G-Force-Academy und an der Operationszentrale der Far Horizon gelernt.<<, antwortete Sebastian. Der Junge Mann neigte den Kopf zur Seite und machte ein überraschtes Gesicht, daraufhin erzählte Sebastian von seinen Erfahrungen bei der Überwachung des Sprungverlaufs der Far Horizon und von seiner Aufnahmequalifikation auf der G-Force-Academy. Nachdem Sebastian seine Geschichte erzählt hatte, stellte sich der junge Mann vor, er war Leiter des Windsport-Teams des Flottenhauptquartiers und sein Name lautete Thorben Winkler. Sebastian stellte sich ebenfalls vor und fragte: >>Was war denn an meiner Leistung so besonders?<< - >>Haben Sie eine Ahnung wie lange Ihre Runde im virtuellen Hindernisparcours gedauert hat?<<, erwiderte Thorben Winkler. Sebastian grübelte und antwortete schließlich: >>Ich habe keine Ahnung.<< - >>Sie waren fast eine Stunde im Parcours unterwegs! Eine halbe Stunde ist der Durchschnitt für mittelmäßige Windsportler, eine dreiviertel Stunde ist der Durchschnitt bei Profis aber eine knappe Stunde ist bis heute noch niemandem gelungen.<<, erwiderte Thorben Winkler.

Nach dem Thorben Winkler und Sebastian einige Erfahrungen im Windtunnel und ihre jeweilige Deutung dieser Erfahrungen ausgetauscht hatten, verabschiedete sich Thorben Winkler und begab sich zurück zu der Gruppe im Zuschauerbereich. Sebastian, Ruby und Miriam begaben sich zum Liftzugang wo Sebastian die Mannschaftsmesse der Far Horizon wählte. Miriam fragte: >>Hat Dich der Flug im Windtunnel hungrig gemacht?<< - >>Ich bin etwas erschöpft aber Hunger habe ich keinen, ich muss meine Erfahrungen im Windtunnel erst einmal verdauen und das geht am besten bei einem blauen oder grünen Honigwein.<<, antwortete Sebastian. Nachdem sich die Lifttüren hinter ihnen geschlossen hatten und die Kabine sich in Bewegung setzte sagte Sebastian: >>Ich fasse es nicht, schon wieder ein Rekord! Bitte sagt mir dass das kein Aufnahmeritual oder ein Prüfungsszenario war!<< - >>Keine Sorge, solche Späße musst Du nur von Yvette erwarten!<<, erwiderte Ruby. Miriam kicherte und sagte: >>Obwohl Du jetzt keine Probleme hättest, wenn Du dem hiesigen Windsport-Team beitreten wolltest.<< - >>Es war toll aber auch verdammt kräftezehrend, auf die Dauer möchte ich mit dieser Sportart dann doch nicht meine Zeit verbringen.<<, antwortete Sebastian.

In der Mannschaftsmesse angekommen setzten sie sich an einen Tisch und Ruby orderte für sie je einen großen Trinkkrug grünen Honigwein. Miriam sagte: >>Das brauchst Du jetzt Sebastian, der grüne Honigwein wird Dich wieder aufbauen.<< - >>Ja das war ein ziemlich harter Flug, der Korridor war am Ende wirklich ziemlich schmal und die Kurven die er machte waren auch verdammt eng.<<, antwortete Sebastian und nahm einen Schluck. Ruby sagte: >>Gegen Deinen Flug im Windtunnel wird Dir der Patrouillendienst morgen ziemlich eintönig vorkommen.<< - >>Patrouillendienst? Wir sind doch noch im Dock!<<, erwiderte Sebastian. Ruby lachte und sagte: >>Da werden wir wohl vom Hangar des Hauptquartiers aus starten müssen.<< - >>Das kenne ich ja noch von der Überführung der XF-302er.<<, antwortete Sebastian. Ruby erwiderte: >>Diesmal erstreckt sich unser Patrouillengebiet über das ganze Sonnensystem, wir springen nacheinander zu den verschiedenen orbitalen und planetaren Lebensräumen und schauen ob dort alles in Ordnung ist, dann springen wir zum nächsten Lebensraum und tun dort das selbe.<< - >>Eine Patrouille mit mehreren Patrouillengebieten? Das ist ja wunderbar!<<, antwortete Sebastian.

Nachdem sie ihren Trinkkrug geleert hatte verabschiedete sich Miriam und begab sich zum Liftzugang. Sebastian fragte: >>Nimmt Yvette morgen auch an der Patrouille teil?<< - >>Nein, sie wird als Geschwaderführerin den Einsatz koordinieren.<<, antwortete Ruby. Sebastian sagte: >>Die Koordinierung der Start- und Landebewegungen im Haupthangar, sowie der An- und Abflug durch das Quantenportal dürften für Yvette auch nicht alltäglich sein.<< - >>Ja das wird sie ganz schön fordern, im Gegensatz zu ihr haben wir als Piloten morgen zwei Halbschichten welche durch eine Pause von zwei Stunden unterbrochen sind.<<, erwiderte Ruby. Sebastian fragte: >>Wie ist die Schicht gestaffelt?<< - >>Die erste Halbschicht beginnt um 8:00 mit der Einsatzbesprechung, diese dürfte etwa 20 Minuten dauern. Der Start unserer Staffel ist auf 8:30 angesetzt. Wir patrouillieren dann planmäßig bis 11:20, dann kehren wir zum Hangar zurück und haben Pause von 11:30 bis 13:30. Gegen 13:40 starten wir erneut und patrouillieren bis 15:30, dann folgt um 15:40 eine Nachbesprechung die bis um 16:00 dauern soll. So ist jedenfalls der Plan, falls es keine unerwarteten Ereignisse gibt.<<, antwortete Ruby.

Sebastian nahm einen großen Schluck von seinem Getränkt und fragte: >>Und wie sieht unser Plan für den heutigen Abend aus?<< - >>Schlag was vor!<<, antwortete Ruby. Sebastian erwiderte: >>Nein, heute schlägst Du mal was vor, Du kannst Dich nicht immer nach mir richten!<< - >>Okay, wenn Du es so willst, dann schlage ich was vor. Lass uns ins Sim One gehen!<<, sagte Ruby. Sebastian grinste und sagte: >>Sin One, das klingt irgendwie unanständig.<< - >>Nicht Sin One sondern Sim One, Simulationszentrum eins!<<, erwiderte Ruby kichernd. Sebastian fragte: >>Was wird denn da simuliert?<< - >>Lass Dich überraschen, Du hast ja sowas von keine Ahnung was Dich erwartet!<<, antwortete Ruby. Daraufhin trank Sebastian sein Getränk aus und folgte Ruby zum Liftzugang. Dort hielt Ruby ihr Kommunikationsarmband an die Liftkonsole und sagte mit bestimmendem Ton: >>Sim One!<<, kurz darauf öffneten sich die Lifttüren und sie stiegen ein. Während der Fahrt fragte sich Sebastian was ihn wohl im Sim One erwarten würde, Ruby hatte irgendwie so ein schelmisches Grinsen im Gesicht. Zögerlich fragte Sebastian: >>Besteht im Sim-One irgend eine Verletzungsgefahr?<< - >>Nein Basti, mit Sicherheit nicht! Egal was wir dort erleben, es hat keine physischen Konsequenzen. Vertraue mir, es wird Dir bestimmt Spaß machen!<<, antwortete Ruby.

Die Lifttüren öffneten sich und gaben den Blick auf eine große Eingangshalle frei, von dieser gingen Gänge ab an deren Wänden sich kleine Luken befanden. Ruby zog Sebastian hinter sich her bis zu einem Tresen in der Mitte der Halle, dort aktivierte sie die Konsole auf der Oberfläche des Tresens und fragte: >>Wenn Du alles erleben könntest, was Du Dir vorstellen kannst, was würdest Du erleben wollen?<< - >>Ich habe hier ja schon so viel erlebt was ich mir zuvor nicht vorstellen konnte und dank unserer neuralen Verbindung habe ich Deine Erinnerungen an so viele weitere Erlebnisse erhalten. Ich weiß dass Du ein großer Fan der multiperspektivischen Serie „Administratoren der Zeit“ bist. Wenn wir hier alles erleben können, dann lass uns doch in die Serie eintauchen, als Charaktere!<< - >>Wir zwei als Team, wie Miles Hawking und Administratorin Kiana Nova, oder willst Du einen ihrer Gegner spielen?<<, fragte Ruby. Sebastian antwortete: >>Nein, ich werde auf keinen Fall Deinen Gegenspieler spielen!<< - >>Okay, dann sind wir das Administratoren-Team, aber mit spielen hat das nichts zu tun!<<, sagte Ruby und machte ein paar Eingaben auf der Konsole. Dann fragte sie: >>Eine bekannte Episode oder eine frei erstellte?<< - >>Ich kenne keine Episode von „Administratoren der Zeit“. Entscheide Du!<<, antwortete Sebastian.

Nachdem Ruby einige weitere Eingaben auf der Konsole gemacht hatte, gingen sie zu einer der Luken. Dahinter verbarg sich ein Raum mit zwei ergonomisch geformten Sitzen, die Sitze waren mit Headsets ausgestattet welche an die erinnerten, die Ruby für die neurale Verbindung zwischen ihr und Sebastian benutzt hatte. Sebastian setzte sich auf einen der Sitze und fragte: >>Ruby, ist das hier sowas wie ein Holodeck?<< - >>Viel besser, das hier ist eine Station für das Erlebnis simulierter Realität! Du wirst diese simulierte Realität mit allen Dir bekannten Sinnen erleben.<<, antwortete Ruby. Sebastian fragte: >>Ist das die selbe simulierte Realität, die man auf der G-Force-Academy für die Ausbildung angehender Mediziner benutzt?<< - >>Ja das ist das gleiche Verfahren, nur die Auswahl an erlebbaren Szenarien ist hier höher.<<, antwortete Ruby während sie Sebastian das Headset aufsetzte. Nachdem auf Ruby auf ihrem Sitz Platz genommen hatte und ihr Headset aufgesetzt hatte sagte sie: >>Du kannst die Simulation jederzeit anhalten, bearbeiten oder verlassen, dazu legst Du einfach die Hand auf eine Oberfläche in Deiner Umgebung und sagst „Konsole“. Dann wird die Simulation angehalten und Du kannst Änderungen vornehmen oder aussteigen.<< - >>Konsole, dass kann ich mir merken.<<, erwiderte Sebastian. Ruby fragte: >>Wollen wir beginnen?<< - >>Ich bin bereit!<<, antwortete Sebastian. Ruby machte ein paar Eingaben auf der Konsole in der Armlehne ihres Sitzes und dann begann die simulierte Realität.

Sebastian hatte die Gestalt und die Position des zweiten Administrators Miles Hawking angenommen und Ruby war in die Haut von Administratorin Kiana Nova geschlüpft. Sie befanden sich auf einer Art Raumschiff welches einen transtemporalen Teleporter besaß und auch durch die Zeit fliegen konnte. Das Wissen und die Wesensarten der Charaktere hatten Sebastian und Ruby ebenfalls angenommen, außer ihnen waren noch zahlreiche andere Mannschaftsmitglieder an Bord des Schiffes. Die Mission des Schiffes und seiner Crew war es Veränderungen in der Zeitlinie aufzuspüren und diese rückgängig zu machen, sowie die Verantwortlichen für diese Veränderungen in Gewahrsam zu nehmen. Miles Hawking war die rechte Hand von Administratorin Kiana Nova, während sie in die entsprechende Vergangenheit reiste um den Veränderungen in der Zeitlinie auf den Grund zu gehen, überwachte er auf den Zeit-Sensoren ihre Umgebung und die Auswirkungen ihrer potentiellen Entscheidungen auf die Zeitlinie. Wenn sie einen Zeitreisenden lokalisiert hatte teleportierte er diesen in eine Arrestzelle und sie zurück auf die Brücke des Schiffes. Das ganze Abenteuer fühlte sich wie eine Mischung aus „Star Trek“ und „Doctor Who“ an.

Die Aufgabenstellung war nicht leicht, das Aufspüren der Verursacher von Veränderungen in der Zeitlinie war kompliziert. Manche reisten persönlich in die Vergangenheit um dort Veränderungen zu bewirken, andere sendeten lediglich Informationen in die Vergangenheit um diese zu verändern. Beides waren eindeutige Verstöße gegen die oberste temporale Richtlinie welche die Integrität der Zeitlinie gewährleisten sollte. Miles und Kiana waren die erfolgreichsten Administratoren an Bord des Zeitschiffes, manchmal gab es auch Kooperationen mit anderen Administratoren-Teams doch in der Regel arbeitete jedes Team für sich. Die Einsätze verliefen unterschiedlich, während es manchmal genügte Kiana in die Vergangenheit zu teleportieren, sie zu überwachen und anschließend sie und den Verursacher für die temporale Störung zurück zu teleportieren, musste für manche Einsätze das gesamte Schiff in die Vergangenheit reisen. Diese Missionen erforderten natürlich besondere Aufmerksamkeit bei der Erhaltung der Zeitlinie. Ausgestattet mit einem Emitter für ein temporales Dehnungsfeld, konnten die Administratoren der Zeit in ihrem eigenen Zeitrahmen agieren. Die normale Zeitdehnung betrug 1 zu 86400, ein Tag für die Administratoren war für die Menschen in der besuchten Epoche so lang wie eine Sekunde. Durch diese Zeitdehnung konnten die Administratoren unentdeckt arbeiten.

Nachdem sie einige Fälle erfolgreich gelöst hatten, verließen sie die simulierte Realität. Als der Induktionsprozess beendet wurde, welcher die Wahrnehmungszentren von Sebastian stimuliert und das motorische System entkoppelt hatte, zuckte Sebastian kurz zusammen. Der Übergang aus der Realität von Miles Hawking zurück in seine Realität war für Sebastian doch ein ziemlicher Sprung. Ruby nahm ihr Headset ab, schaute zu Sebastian und fragte: >>Na, wie war es?<< - >>Unbeschreiblich!<<, antwortete Sebastian. Ruby grinste über das ganze Gesicht, dieser Ausflug in die Simulierte Realität schien ihr Spaß gemacht zu haben. Sie verließen den Simulationsraum und gingen zum Liftzugang. Sebastian schaute auf die Zeitanzeige seines Kommunikationsarmbandes, sie zeigte dass es bereits kurz nach 22 Uhr war. Sie betraten den Lift und die Türen schlossen sich hinter ihnen, als der Lift sich in Bewegung setzte fragte Sebastian: >>Warum bin ich noch nicht müde, obwohl es bereits nach 22 Uhr ist? Liegt das an dem grünen Honigwein von vorhin?<< - >>Nur zum Teil, die simulierte Realität hat die gleiche Wirkung wie der REM-Schlaf.<<, antwortete Ruby. Während Sebastian noch grübelte hatte der Lift schon das Deck der Far Horizon erreicht auf dem sich die Mannschaftsquartiere befanden. Auf dem Weg zu ihrem Quartier sagte Ruby: >>Sowas können wir öfter machen wenn wir hier im Hauptquartier sind.<< - >>Ich bin dabei, das war noch viel schärfer als ein multiperspektivischer Film!<<, antwortete Sebastian.

In ihrem Quartier angekommen machten sie sich fertig für die Nachtruhe, als Sebastian später neben Ruby im Bett lag sagte er: >>Diese simulierte Realität ist wirklich der Hammer, ich hätte nicht gedacht dass mich etwas so sehr überraschen kann wie dieses Holodeck im Kopf!<< - >>Ja Du kannst alles erleben, ohne Rücksicht auf existierende Naturgesetze zu nehmen, Du kannst sogar Deine eigenen Naturgesetze erstellen.<<, antwortete Ruby. Sebastian erwiderte: >>Ich hoffe dass ich jetzt in der echten Realität bin, ich glaube dass ich es nicht verkraften würde wenn das jetzt plötzlich zu Ende wäre.<< - >>Das hier ist so echt wie es nur sein kann, verlass Dich drauf!<<, sagte Ruby und kuschelte sich an Sebastian an. Es dauerte nicht lange und sie schliefen beide ein.
 

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