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Damals 3.Kapitel

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©  axel   
   
3. Kapitel
Als sich Marlene und August das erste Mal sahen, um sich zu verloben, war August doch angenehm überrascht. Marlene war schöner als auf den Bildern, die er gesehen hatte, mit anmutigen Bewegungen und vor allem war sie lustig und sie konnte ihm sogar Bücher aus der Bibliothek ihres Vaters leihen, die auf Deutsch geschrieben waren.
August verliebte sich in Marlene, sie aber nicht in ihn. Es kam heraus, dass sie immernoch an Jakob von Serai dachte, dem Vater ihres mutmaßlichen Kindes. Dieser war zwar von preußischem Adel gewesen, hatte sich aber für eine andere entschieden. Marlene hoffte noch immer auf eine Scheidung und nahm schließlich mit unglückseliger Miene August gebotenen Arm an, als sie in die Kutsche stiegen. Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Darüber wurde er so zornig, dass er sie so heftig in die Kutsche stieß, dass sie fast zu Boden ging. Schluchzend saß sie schließlich neben ihm als sie zur Kirche fuhren.
Die Hochzeitsnacht verlief erstaunlicher Weise recht gut, da Marlene nicht unerfahren und von heißblütiger Natur war. Der verträumte August machte sich daher Hoffnungen doch noch ihr Herz zu gewinnen, aber als sie in einer dieser Nächte in ihrer Verzückung den Namen ihres Liehabers ausrief, verbannte er sie aus seinem Bett. Sie musste auf dem harten Erdboden schlafen. Allerdings behielt sie ihr Bettzeug, das sie von daheim mitgebracht hatte.
Zwar war August Furth ein reicher Bauer, aber er besaß weder eine reichhaltige Bibliothek noch ein Klavier auf dem Marlene immer so gerne gespielt hatte. Und als er eines Tages betrunken nach Hause kam, weil er sich in seiner Kneipe wohler fühlte als zu Hause, schimpfte sie ihn aus, ja sie schrie ihr ganzes Unglück aus sich heraus. Ihr fehlten die Dienerschaften, die sie gewohnt war, ihr Pferd hatte sie zwar mitbekommen, aber das musste nun den schweren Pflug ziehen, da seinen Gaul verspielt hatte. Sie hatte nichts als diese derbe bäuerliche Behausung, wie sie sein prächtiges Gutshaus nannte. Das regte ihn so auf, dass er sie zum ersten Male ohrfeigte.

Fortsetzung folgt:
 

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