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Teestubengeschichten - Begrüßung

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© Thomas Schwarz   
   
Teestubengeschichten

Begrüßung

Guten Tag! Treten Sie ein! Willkommen in unserer „Teestube“. Wir freuen uns, dass Sie den Weg hierher fanden. Eigentlich müsste es heißen: „Teestuben“, denn im oberen Geschoss befinden sich mehrere von einander abgetrennte Separees für je zwei bis maximal sechs Gäste. Dazu mehr, sobald Sie den Eingangsbereich mit der Theke hinter sich gelassen haben. Es ist eine alte, lange abgenutzten Holztheke, knapp vier Meter lang, aus Eichenholz aus dem vorigen Jahrhundert. Tante Lisbeth, die vorherige Besitzerin, bediente die Kundschaft in den vergangenen fünfundvierzig Jahren und es war ihrem Onkel Ludwig und dessen Frau Hermine, den Besitzern vor meiner Tante zu verdanken , dass der Tee nicht länger aus Säcken und Gläsern verkauft werden musste, sondern die Kundschaft vom Assamtee bis zur Zitronenmelisse aus alphabetisch geordneten Schubfächern wählen konnte. Zugegeben, der grüne Lack ist an etlichen Stellen abgeblättert aber wie schon erwähnt, es sind eben alte Möbelstücke. Sehen Sie´s uns bitte nach. Sie wundern sich über die Kasse hier auf der Theke? Es ist eine alte Registrierkasse von 1922. Nein, sie ist nicht mehr in Betrieb. Auch wir sind ein Geschäft der Gegenwart. Das Gebäck, der Kandiszucker und die Süßigkeiten zur Rechten und linken von ihnen, sind selbstverständlich für den Verkauf aber auch zum Augenschmaus bestimmt.
Jetzt aber lassen sie uns die Treppe zu den Räumlichkeiten oben hochsteigen.
Wo möchten Sie Platz nehmen? Hier auf der linken Seite der Treppe reihen sich vier Stübchen aneinander. Das „Wohnzimmer“ für bis zu sechs Personen mit seiner cremefarbenen Tapete, den Ornamenten, sowie den Lampen an der Wand führen die Besucher in die Biedermeierzeit. Nehmen Sie sich ein Buch aus dem Schrank, da drüben, setzen Sie sich auf das weinrote Sofa. Ich bringe ihnen gleich ihren bestellten Tee oder Kaffee. Gefällt Ihnen die „Küche“ besser? Sie liegt gleich nebenan. Eine Eckbank, Tisch und zwei Stühle, mit gepunkteten Kissen laden sie hier ein. Vorsicht, stoßen sie sich nicht an der Ablage über ihnen. Da sehen Sie Gugelhupfformen, Steinguttöpfe, alte Kaffeemühlen sowie den kleinen Wasserkessel, das wurde alles einmal verwendet in früheren Zeiten. Der nächste Raum wurde als Kinderstube konzipiert. Ja, auch die Großen dürfen die abgenutzten Teddys, die Zwerge mit den grünen und roten Zipfelmützen, die gelbe Schildkröte mit dem braunen Panzer, den schwarzen Maulwurf mit der roten Plastikschaufel und die Giraffe mit nur einem Horn vom Regal nehmen und damit spielen. Auch die Bücher auf der anderen Seite in der Glasvitrine dürfen herausgenommen und aus ihnen vorgelesen und zum eigenen Vergnügen angeschaut werden Zurück in die Kinderzeit reisen ist hier ausdrücklich erlaubt. Wenn Sie dann wieder in der Gegenwart angekommen sind, vergessen Sie bitte nicht die Bücher zurück zu stellen. Das letzte Zimmer bildet unser "Wintergarten". Wirkt er nicht hell und freundlich auf Geist und Seele? Vom Fenster aus haben Sie einen herrlichen Blick rüber zum Marktplatz. Erfreuen Sie sich an den Pflanzen um die sich eine stadtbekannte Gärtnerei kümmert. Gerade finden sie hier verschieden farbige Flamingoblumen, Klivien, Hibiskus.
Mit Absicht haben wir hier Gartenmobiliar benutzt und hoffen, dass die fünf weißen Stühle mit dem rundem Tisch den Gästen ein Gefühl vermitteln, als säßen Sie in einem kleinen Gartenhäuschen.
Möchten Sie allein oder zu zweit bei uns verweilen? Dann empfehle ich Ihnen die Separees zur rechten Seite des Aufgangs. Die vier kleinen Räume stellen, jeder für sich, eine Art Studierzimmer dar mit Buchregalen, zwei Sesseln und einem runden Tischchen.
Nehmen Sie Platz wo immer es ihnen gefällt.
Wählen Sie aus, wir bringen ihnen die Bestellung. Genießen Sie ihre Zeit bei uns gemeinsam mit den anderen Gästen, sowie deren Gedanken und Gesprächen.

Fortsetzung folgt ...
 

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