... für Leser und Schreiber.  

Drückende Gedanken

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© Rüdiger Honk Jones   
   
Ich sitze seit geraumer Zeit nun hier am Rechner und überlege, wie ich meine Gedanken zu Papier – besser gesagt – zu Bits und Bytes verarbeiten soll.
Mich plagt der Gedanke, daß ich vielleicht manche mir lieb gewordene Menschen nach diesem ganzen Wahnsinn – falls das je wieder aufhören sollte – nicht wiedersehen werde. Die Gedankenwelt dreht sich nicht so sehr um mich selbst. Ich habe mir angewöhnt eine gewisse Art von Fatalismuß an den Tag zu legen. Wenn immer ich aus der Tür gehe, verabschiede ich mich so, als sei es das letzte mal.
Und wer will heutzutage schon wissen können, daß er in ein paar Stunden oder am Ende des Tages noch einmal zurück kehren kann nach Hause?
Ich für meinen Teil kann das nicht. Und ich würde es auch nicht. Es gibt viel zu viele Ungewissheiten da draußen vor meiner Tür, die ich nicht beeinflussen kann.
Ich blicke aus dem Fenster. Trüb und grau ist es da draußen. Und in mir ist es nicht viel anders. Es tut weh, Freunde nicht treffen zu können so wie früher. Es schmerzt, Omas, Onkel, Tanten und andere Verwandte, die langsam über die Todesstrasse wandern, nicht besuchen zu können.
Natürlich ist mir klar, es ist nur zu ihrem Schutz. Aber wer schützt mich vor dem scheiß Virus?
Vor der schleichenden Vereinsamung und dem aufkommenden Wahnsinn? Ein Lockdown jagt den nächsten und es bessert sich einfach nichts. Konfusion, Chaos und Planlosigkeit scheint das einzig konstante zu sein im Augenblick.
Aber ich darf nicht jammern. Noch hab ich die Seuche nicht eingefangen. Und auch keiner meiner Freunde und Verwandten. Jedenfalls soweit ich weiß.
Doch diese seltsame Stimmung da draußen beginnt mir Angst zu machen. Und jede Nachrichtensendung verstärkt sie noch. Wird der Wahnsinn denn nie mehr aufhören? Ich sollte vielleicht auch zu den Demos gehen und gegen alles und jeden demonstrieren. Vollkommen egal ob die Kritik gerechtfertigt ist oder nicht. Einfach vollkommen unreflecktiert gegen alles sein. Keine Meinung haben oder akzeptieren. Einfach nur sein. Wenn auch nur DAGEGEN !!!
Vielleicht ist das in Zukunft die einzige aqrt des Seins. Für nichts mehr sein…
 

http://www.webstories.cc 26.04.2024 - 16:22:42