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Imhotep, der Junge aus Heliopolis - Kapitel 27

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© Francis Dille   
   
Kapitel 27 – Zwei Deben Gold


Samael war beunruhigt als er mit seinem Kamel durch die Stadt ritt. Nicht eine einzige Soldatenpatrouille war ihm begegnet, obwohl ein Kriegszustand herrschte. Es war mitten in der Nacht und stockdunkel. Nirgendwo brannte ein Licht, Memphis schien wie ausgestorben zu sein. Als Samael am Königspalast angekommen war konnte er auch dort keinen Palastwächter erblicken, zudem war das Eisentor nur angelehnt. Das Tor quietschte, als er es vorsichtig aufzog und rasch hindurchschlüpfte.
Tutanchamuns Leibwächter betrat behutsam den Vorgarten, versteckte sich hinter einen Obelisken und überschaute das riesige Anwesen. Niemand war zu sehen, nur das Plätschern der vielzähligen Springbrunnen war zu hören. Bis zum Palasttor musste er noch mindestens hundert Meter zurücklegen. Vom Palast aus könnte man ihn zwar leicht entdecken, doch die Dunkelheit der Nacht machte ihn beinahe unsichtbar. Der schwarzhäutige Mann stülpte die Kapuze seiner dunklen Robe über und schlich von einer Rosenhecke zur nächsten, bis zum Palasttor hinüber. Das Tor war ebenfalls nicht abgeriegelt worden, sondern nur angelehnt und das Fallgitter hatte man nicht runtergelassen. Samael wunderte sich, denn Tutanchamun hatte ihm persönlich eine Parole ins Ohr geflüstert, damit die Palastwächter ihn ungehindert hineinlassen würden.
Das Ebenholztor knarrte, als Samael es nur etwas aufzog, sodass er gerade durchhuschen konnte. Der Leibwächter zog seine Sandalen aus, um keine Geräusche zu verursachen, dann schlich er barfüßig durch den Empfangssaal hinüber zur großen, säulenreichen Galerie, die zum Thronsaal führte. Selbst die riesige Galerie war menschenleer; nicht einmal eine einzige Fackel brannte in einem Halter, dies ebenfalls ungewöhnlich war, denn der Königspalast durfte nachts normalerweise niemals komplett dunkel sein.
Samael versteckte sich hinter eine der monströsen Säulen, wischte sich den Schweiß von seiner Stirn und versuchte seinen keuchenden Atem unter Kontrolle zu kriegen. Sein Herz raste vor Nervosität und er hatte Angst, Angst man könnte in dieser Totenstille sogar seinen Herzschlag hören. Samael musste sich jetzt sputen, denn bald würde die Morgendämmerung eintreten. Er merkte selber, dass er bereits deutlicher sehen konnte.
Plötzlich fegte ein kräftiger Luftzug durch die vergitterten Fensteröffnungen hindurch, woraufhin die Mobiles klimperten und Samael sich erschrocken niederkniete. Ängstlich schaute er nach oben und blickte genau in die Götterfratze des Bes, dessen Antlitz im obersten Relief der Steinsäule eingemeißelt wurde. Samael glaubte in diesem Augenblick, dass dieser Schutzgott ihn anstarrte. Bes fletschte gefährlich mit seinen spitzen Zähnen und eine überlange Zunge ragte aus seinem breiten Schlund heraus, als würde er ihn, wie ein gefährliches Insekt, verschlingen wollen.
Nochmal strömte eine Böe durch die Galerie, die zwar kurzzeitig für etwas kühle Luft sorgte, dafür verursachte der Windstoß aber unheimliche Geräusche. Sekundenlang heulte es gruselig durch die Gemäuer, dann war es wieder still. Samael fühlte sich zwar von den Göttern beobachtet und so mancher Ägypter hätte in diesem Augenblick den Königspalast sofort fluchtartig verlassen, aber er war ein Nubier und vertraute seinen Göttern, dass sie ihn beschützen. Trotzdem hatte er Angst und Respekt vor den ägyptischen Göttern. Vorsichtig schlich sich Samael weiter und erstarrte erneut, weil er das gedämpfte Lachen einiger Frauen hörte, was aber aus dem tiefen Kellergewölbe heraufhallte.
Er atmete erleichtert auf, als er endlich den Treppenaufgang zur königlichen Etagen erreichte. Seine Kehle war ausgetrocknet, er musste ständig schlucken und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Mit leisen Schritten eilte er die Treppenstufen hinauf und erblickte plötzlich den Schatten einer Person, woraufhin er entsetzt stehen blieb.
„Samael, bist du das?“, fragte die Schattengestalt flüsternd.
„Ja, Kashta. Ich bin es.“
„Der Pharao und die Königin schlafen“, flüsterte der zweite Leibwächter, der die ganze Nacht über die Schlafgemächer des Königspaares bewacht hatte. Samael öffnete vorsichtig die Tür des Schlafgemaches der Königin und vergewisserte sich. Anchesenamun lag seitlich und schlief. Er schloss die Tür wieder leise zu.
„Wo sind die Palastwächter?“
„Keine Ahnung. Ich habe bis jetzt niemanden gesehen. Die ganze Nacht nicht.“
„Das ist gut, dann besteht für uns auch keine Gefahr.“
„Ich weiß nicht recht, ich traue dem Plan nicht.“
„Weshalb denn? Du selbst sagst doch, dass wir alleine sind. Glaube mir, uns wird nichts geschehen.“
„Das meinte ich nicht, sondern, dass ich den Ägyptern nicht traue. Was sollen wir jetzt überhaupt tun? Welchen Befehl hatte man dir erteilt?“, hakte Kashta leise nach.
Samael griff in seine Innentasche und warf ihm ein Ledersäckchen zu, dieses der Nubier überrascht auffing. Kashta öffnete es. Einen Moment blickte er wortlos auf den abgeschlagenen Kobrakopf. Er seufzte.
„Ich weiß nicht, Samael. Der Pharao war immer gut zu uns. Die ägyptischen Götter könnten uns bestrafen. Lass uns doch einfach verschwinden und …“
„Bist du noch klar bei Verstand?!“, zischte Samael ihn zornig an. „Wir bekommen zwei Deben Gold dafür! Damit können wir in Nubien mehrere Vollmondnächte wie wahre Könige leben!“
„Ja, ich weiß, aber …“
„Es gibt kein aber! Verflucht seien die Ägypter! Sie haben unser Land erobert, sie unterjochen unser Volk und der Pharao lässt es zu. General Haremhab persönlich hat mich aufgeklärt. Er ist ein ehrenwerter Mann, der Nubien liebt, dies hat er mir bei Amun geschworen. Nun ist die Zeit der Rache gekommen. Wir töten den Pharao und werden die Helden Nubiens sein!“, redete Samael beharrlich auf ihn ein.

Nubien war zwar einst ein Feind von Ägypten gewesen und wurde vor sehr langer Zeit von Pharao Amenhophis III im Krieg bezwungen, aber mittlerweile waren die Nubier und Kuschiten Verbündete, dies unter der Herrschaft von Pharao Echnaton aufgrund konstanten Handels gefestigt wurde. Zahlreiche ägyptische Forts wurden in ganz Nubien errichtet, um das rückständige Volk zu beschützen aber hauptsächlich, um die südliche Grenze nach Ägypten abzusichern. Und Pharao Tutanchamun hatte vor einigen Jahren sogar eingewilligt, dass sich nubische Dörfer am Nilufer ansiedeln durften.
Kashta senkte wortlos sein Haupt und überreichte seinem Kollegen einen Holzknüppel.
„Dann erledige du es.“
Die Nubier öffneten vorsichtig die Tür des Königsgemachs und schlichen sich leise hinein. Tutanchamun lag bäuchlings auf seinem Bett und schlief tief und fest. Auf der Balkonbrüstung stand eine halbgeleerte Weinamphore und auf dem Boden eine Messingschale, in der verbrannte Reste von Weihrauchharz lagen. Der Pharao schlief wie bewusstlos und nichts würde ihn wahrscheinlich jetzt aufwecken können.
Samael ging mit starrem Blick auf den schlafenden König zu, hielt mit beiden Händen seinen Holzknüppel vorsichtig gegen Tutanchamuns Hinterkopf und verweilte einen Augenblick. Dann holte er mit weit geöffneten Augen aus … und schlug kräftig auf ihn ein.
Der junge Pharao zuckte auf und gab ein leises, ächzendes Stöhnen von sich, und sackte schließlich schlaff zusammen. Die Leibwächter beobachteten ihn, und als sie sahen, das Blut aus seiner Nase und Ohr rann, warteten sie einen Augenblick, knieten vor seinem Bett nieder und murmelten Gebete zu ihren Göttern, dass sie ihnen diesen Mord verzeihen sollten. Die Nubier sprachen zu ihren Göttern und rechtfertigten ihre Tat damit, dass sie ihr Land nun gerächt hätten.
Dieses abscheuliche Verbrechen war genauestens geplant worden und sollte wie ein Reitunfall aussehen. Damit dies auch glaubwürdig erschien, zertrümmerten sie ihm zusätzlich seine Kniescheibe. Als sie den Leichnam des Königs von Ägypten packten und ihn grad hinaustragen wollten, schlängelte sich plötzlich eine ungewöhnlich große Schlange unter dem Bett hervor und bäumte sich neben ihnen auf.
Die Kobra spreizte ihr Nackenschild auseinander. Sie fauchte bedrohlich und züngelte, die Schlange hatte sich völlig auf die Eindringlinge konzentriert. Ein Entkommen war unmöglich. Beide Leibwächter erstarrten. Die geringste Bewegung würde ihren sicheren Tod bedeuten. Es war eine wirklich ausgesprochen große Schönheit; aus ihren spitzen Dornenzähnen tröpfelte hochgiftiges Serum heraus, ihr Nackenschild war mindestens eine Handfläche breit und ihre Knopfaugen wirkten seelenlos. Die junge Zofe Nelitites hatte diesmal wahrlich nicht fantasiert und übertrieben. Vor ihnen hatte sich eine ausgewachsene Königskobra aufgebäumt. Vorsichtig legten sie Tutanchamuns Leichnam nieder, um sich langsam rückwärtsgehend von der Kobra zu entfernen. Samael bekam nicht einmal die Gelegenheit darüber nachzudenken, wie eine Königskobra, die normalerweise ausschließlich in den Tropen Südostasiens lebte, urplötzlich unter Pharaos Bett auftauchen konnte. Schlangen sind sehr schnell und reagieren blitzartig.
Samael verspürte einen kurzen, stechenden Schmerz in seinem Oberarm, als hätte ihm jemand eine glühende Gabel hineingerammt. Er bemerkte daraufhin ein unangenehmes, stark brennendes Gefühl, welches sich rasch bis zu seinem Hals hochzog, was ihn vermuten ließ, dass die Kobra zugebissen hatte.
Schlangen beißen selten zweimal in ein und dasselbe Opfer, weil sie mit ihrem Gift haushalten müssen, um sich weiterhin verteidigen zu können. Sie wissen sowieso, dass nur ein einziger Biss nötig ist, um ihre Beute zu erlegen. Diese Bestie war nur ein Reptil und würde sicherlich beide Männer für ein und dasselbe Opfer halten, hoffte Kashta.
Kashta zog Samael, der sich schmerzverzehrt seinen Oberarm festhielt, vorsichtig von der aufgebäumten Kobra weg, doch die Königskobra zuckte plötzlich und schnellte, mit aufgerissenem Maul, wie ein Blitz auf ihn zu. Die Kobra hatte doch erkannt, dass noch jemand anwesend war und sie bedrohen könnte.
Kashta realisierte zuerst nicht, was geschah, denn er war zu sehr damit beschäftigt, Samael von der riesigen Kobra wegzuziehen. Er verspürte augenblicklich einen stechenden Schmerz in seinem Oberschenkel, was sich aber rasch anfühlte, als würde eine angezündete Lunte in seinem Bein hochbrennen. Seine Muskeln verkrampften sich, was ihm unbeschreibliche Schmerzen bereitete. Kashta biss seine Zähne zusammen und kroch gemeinsam mit Samael von diesem Ungeheuer weg. Die aufgebäumte Königskobra sackte langsam zusammen und schlängelte sich wieder unter Pharaos Bett. Samael und Kashta keuchten und wischten sich ihre ständig tränenden Augen trocken. Allmählich vergingen ihre unerträglichen, brennenden Schmerzen und sie glaubten, dass ihre Körper diesem Gift trotzen würden. Nur ein paar Stunden müssten sie aushalten, wenigstens bis zum Mittag, bis sie ihr Gold erhalten und irgendwo am Nilufer eine nubische Siedlung erreicht hätten.
Die Nubier waren zwar in vieler Hinsicht ein rückständiges Volk, aber medizinisch waren sie den Ägyptern überlegen, weil sie wirkungsvollere Kenntnisse über Heilkräutern verfügten. Außerdem kannten sich die Nubier besser mit Schlangengattungen aus und wussten, wie man Gegengifte herstellte. Die Nubier wie auch die Kuschiten waren demnach geschätzte Medizinmänner, wovon die ägyptischen Ärzte lernten und profitierten.
Ein Kobrabiss war zwar ohne ärztliche Behandlung meistens tödlich, konnte aber auch glimpflich ausgehen. Es kam eben darauf an, wie der eigene Organismus dieses Gift vertrug. Manchmal konnte man etliche Stunden ohne Medikamente dagegen ankämpfen, manchmal sogar tagelang und es wurden schon Menschen von Giftnattern gebissen, die zwar danach wochenlang mit dem Tod gerungen, aber letztendlich doch überlebt hatten. Also gerieten die zwei Nubier vorerst nicht in Panik, sondern erfüllten gewissenhaft ihren Auftrag. Danach würden sie an einem ausgemachten Treffpunkt irgendwo am Nilufer ihre Belohnung von zwei Deben Gold kassieren und weiter gen Süden segeln, bis in ihre Heimat nach Nubien. Unterwegs würden sie sicherlich eine nubische Siedlung antreffen, dessen Medizinmann sie mit einem Gegengift und heilenden Kräutern versorgen könnte, so lautete jedenfalls ihr Plan. Was die Attentäter aber nicht ahnten war, dass ein einziger Biss von einer Königskobra absolut tödlich wirkte, weil sie aufgrund ihrer Größe beinahe eine doppelte Giftmenge verabreichte, als eine gewöhnliche Kobra. Es gab für beide keine Hoffnung mehr und ihnen würde von nun ab nur noch dreißig Minuten, allerhöchstens eine Stunde Zeit verbleiben, bevor ein langsamer und qualvoller Tod sie endlich erlösen würde.

Gegen Mittag trieb ein kleines Papyrusboot steuerlos auf dem Nil entlang, vorbei am ausgemachten Treffpunkt, wo Tutanchamuns Leibwächter von einem ägyptischen Soldaten ihre Belohnung von zwei Deben Gold erhalten sollten. Die Mörder lagen beide, mit weit aufgerissenem Kiefern und erstarrtem Blick, zusammengekrümmt leblos im Boot. Hauptmann Djedefre grinste, warf das Goldsäckchen leicht in die Höhe und fing es wieder auf. Über das Gold durfte er sowieso verfügen und es mit seinen Soldaten teilen. Die Belohnung von zwei Deben Gold, die den Attentäter normalerweise zustanden, hatte Haremhab letztendlich seinen Soldaten versprochen. Die Königsmörder mussten unbedingt sterben, damit sie keinesfalls in irgendeiner Schänke im besoffenen Kopf mit ihrer Tat prahlen würden. Diese verräterischen Schweinehunde hätten es sowieso nicht anders verdient, hatte Haremhab seinen Soldaten erklärt.
Hauptmann Djedefre schmunzelte. Ihnen die Kehle aufzuschlitzen, wie es ursprünglich geplant war, war nun offensichtlich nicht mehr notwendig. Irgendjemand war ihnen anscheinend zuvorgekommen. Wer ihnen dieses Vergnügen abgenommen hatte, interessierte die Männer nicht weiter.
„Sieht beinahe aus, als hätte eine Schlange kräftig zugebissen. Männer, versenkt dieses beschissene Boot“, grinste Hauptmann Djedefre hämisch. Sogleich sprangen die Soldaten in den Fluss, schwammen zum Papyrusboot hinüber, wippten es abwechselnd und sangen dabei ein fröhliches Lied, bis es schließlich samt Leichen kenterte.
Zwei Deben Gold war zwar ein beachtliches Kopfgeld, um ein Dieb oder einen Mörder zu überführen, aber lange kein Reichtum, um sich ein Land zu erwerben und bis zu seinem Lebensende ausgesorgt zu haben.

Als Satamun am nächsten Morgen erwachte, blinzelte sie genau in den strahlend blauen Himmel. Ein Falke kreiste hoch oben seine Bahnen und kreischte, weshalb sie überhaupt aufgewacht war. Einen Moment brauchte sie noch, um sich zu sammeln. Sie griff sich schmerzverzehrt an die Stirn. Unbarmherzige Kopfschmerzen plagten sie. Satamun hatte mindestens zwei Kelche Dattelwein zu viel getrunken, und sie vertrug doch keinen Wein. Wenn sie sich welchen genehmigte, mischte sie immer genügend Wasser hinzu, aber diesmal hatte sie Wein notgedrungen pur getrunken, weil sie letzte Nacht sehr durstig war. Jeder war sehr durstig gewesen, aber Satamun hatte dem Brunnenwasser nicht getraut, obwohl das Grundwasser einer Oase stets unbedenklich war.
Dutzende Personen lagen verstreut herum und schnarchten. Das riesige Lagerfeuer glühte vor sich her und rauchte nur noch.
„Verdammt!“, brüllte plötzlich der beleibt Vorsitzende des Komitees, als auch er erwacht war und wütend in den wolkenlosen Himmel blickte. „Verflucht noch mal! Horus hat mir ins Gesicht geschissen. Warum tut der Gott mir das an?“, fragte er zornig, während er mit seinem Finger den schleimigen Vogelschiss von seiner Pausbacke strich und in die weißglühende Holzkohle schnickte.
Wieder kreischte der Falke, schlug kurz seine Flügeln und schwebte im Kreis herum. Satamun weitete ihre grünen Augen, ihr Herz raste vor Schreck, als der Falke noch einmal einen schrillen Schrei ausstieß und schließlich davonflog.
Die Legende besagte, wenn der Pharao stirbt, wird der Himmelsgott Horus die Gestalt eines Falken einnehmen und zu den Menschen hinabfliegen, die Seele des Königs in seine Obhut nehmen und in das Totenreich des Osiris bringen. Und nachdem das Ritual der Mundöffnung vollzogen wäre, würde der Pharao im Westen wieder erwachen.
Satamun richtete sich auf, riss ihre Wolldecke vom Leib und blickte besorgt umher. Unter einer Palme hockten zwei besoffene Regierungsbeamte, die immer noch tranken und dabei unverständliches Zeugs lallten. Überall auf dem Boden lagen geleerte Weinamphoren und Bierfässer herum. Weiter hinten erkannte die Priesterin zwei Soldaten, die vor General Haremhabs riesigen Zelt postierten. Aber wo waren bloß der Hohepriester Ahmose und all die anderen Priester geblieben?
Die Priesterin erkannte das Zeichen des Himmelgottes, deutete es und befürchtete, dass dem Pharao etwas Schreckliches zugestoßen war. Satamun stieg sogleich auf ihr Kamel und ritt durch die Wüste nach Memphis. Sie hoffte, dass Horus sie nur warnen wollte. Wenn sich dies jedoch bewahrheiten sollte, dass der Pharao bereits getötet wurde, drohte ihr ebenfalls die Todessense. Zwar waren die Leibwächter Samael und Kashta die einzigen Personen die wussten, dass Satamun das Attentat zu vereiteln versuchte, aber sobald man ihr kleines Gemach im tiefen Keller des Königspalastes aufstöbern würde, würde man genügend Beweise erhalten, dass sie Tutanchamun aufrichtig und loyal gedient hatte. Schließlich befanden sich dort ihre Klamotten und genügend Schriftstücke, darauf sie jahrelang das innige Verhältnis zum Pharao seit seiner Kindheit regelmäßig aufgeschrieben hatte.
 

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