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Das Märchen von der schönen Blume

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© Kerstin Hartfiel   
   
Es war einmal eine wunderschöne Blume.
Sie stand am Wegrand zwischen tausend anderen Blumen.
Alle reckten ihre Köpfe hoch hinaus zur Sonne.
Aber keine der Blumen war so schön wie sie.

Es war einmal eine wunderschöne Blume.
Sie stand am Wegrand zwischen tausend anderen Blumen.
Alle reckten ihre Köpfe hoch hinaus zur Sonne.
Aber keine der Blumen war so groß wie sie.

Die anderen Blumen schauten bald zu ihr hinauf.
„Sie nimmt uns alle Sonne!“
„Was bringt mir die Sonne, wenn die andern mich nicht mögen!“ klagte die Blume.
Einsam und traurig rollte die Blume sich ein und schlief.

Da kam eine Biene und setzte sich auf die Blume.
„Guten Tag liebe Blume. Du bist die schönste Blume, die ich jemals traf!“
„Danke, liebes Bienchen. Aber was bringt mir Schönheit, wenn ich mich selbst nicht mag!“
Das Bienchen verstand nicht und flog davon.
Einsam und traurig rollte die Blume sich ein und schlief.

Am nächsten Tag kam das Bienchen wieder und setzte sich auf die Blume.
„Guten Tag liebe Blume. Ach Blume, du bist die größte Blume, die ich jemals traf!“
„Danke, liebes Bienchen. Aber was bringt mir Größe, wenn ich zu groß bin, um mit den Andern zu sprechen!“
Wieder flog das Bienchen verwirrt davon.
Einsam und traurig rollte die Blume sich ein und schlief.

Am dritten Tage aber kam das Bienchen, setzte sich auf die Blume, und sagte:
„Guten Tag liebe Blume. Was ist mit dir? “
Da schaute die Blume auf und seufzte:

„Wär’ ich doch kleiner, so könnt ich mein Köpfchen neigen, hinunter zu den Andern.
Könnt ihnen sagen, dass ich ihr Freund sein will.
Wär ich doch hässlich, so könnt ich den Andern zeigen, dass ich bin wie sie.
Könnt ich doch ihre Sprache sprechen, so könnt ich den Andern sagen, dass ich einsam bin.“

Da entgegnete das Bienchen:
„Ich mag dein Größe. Ich mag deine Schönheit. Wär ich nur so wie du, dann könnt ich verstehen, was dich plagt.“


 

http://www.webstories.cc 19.05.2024 - 07:50:27