... für Leser und Schreiber.  

Lacrima

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©  Eye   
   
Manchmal kommt mir mein Leben wie ein Spinnennetz vor, aus dem es keinen Ausweg gibt, kein Vor und auch kein Zurück. An anderen Tagen denke ich mir hey, bisher war zwar alles scheiße, aber wer weiß, was noch kommt?

Im Grunde ist das aber alles nichts, was im Dunkel der Welt besonders schwer wiegt. Was ist schon geschlagen werden und Mobbing? Jedenfalls nichts, was meine Lügen entschuldigt, die ich Jahre lang erzählt habe und immer noch erzähle. Und es ist auch keine Entschuldigung für meinen Lebenswandel. Ich habe eine denkbar schlechte Beziehung zu meinen Eltern, lebe absolut ungesund, komme nicht vom Fleck; mein bester Freund ist nichts weiter als eine gedankliche Vorstellung von mir, die neben mir herläuft und von der ich nicht loskomme, mein ganzes Leben besteht aus diesen Vorstellungen.

Ich stehe morgens auf, gehe duschen, gehe aus dem Haus, komme irgendwann wieder, schalte Fernseher und Computer ein und warte darauf, dass der Tag vorbeigeht. Jeden Tag. Keine Ausnahme. Zwischendurch dann irgendwelche Monologe darüber wie scheiße ich doch alles finde, aber ändern tue ich nichts. Warum denn auch? Es läuft.

Ich freue mich auf den Tag an dem ich sterbe. Dann ist endlich das alles vorbei und ich muss nie wieder aufstehen, duschen, aus dem Haus gehen, wiederkommen, Fernseher und Computer einschalten und auf das Ende des Tages warten.
 

http://www.webstories.cc 04.05.2024 - 08:07:35