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Tröpfchen verreist mit einer Wolke

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©  Siehdichfuer   
   
Der Sonnenstrahl, der Tröpfchen, so sanft in den Schlaf gestreichelt hatte, erwärmte ihn nun immer mehr, bis dieser, immer leichter werdend, zum Himmel aufstieg. Langsam, ganz langsam, löste er sich von seinem Ruheplatz, um auf dem Sonnenstrahl, hoch zu den kleinen Schäfchenwolken zu steigen. Tröpfchen hatte im Schlaf gar nicht mitbekommen, was geschehen war. Jetzt wo er, von den vielen anderen Tropfen der Wolke, in Empfang genommen wurde, da wachte er jedoch auf. Einen kurzen Augenblick, musste er sich erst, mit der neuen Umgebung vertraut machen, doch dann erkannte er schnell, dass er nun Bestandteil, einer wunderschönen Schäfchenwolke war.
Noch kamen immer mehr Wassertropfen, als Wasserdampf von dem tief unten liegendem Wasserfall, hochgestiegen und so hatte Tröpfchen Zeit noch einen letzten Blick auf den Ort zuwerfen, der ihm die letzten Tage Heimat gewesen war.
Es war ihm, als könne er die schillernden Farben der befreundeten Regenbogenforellen sehen und gerne hätte er noch einige Zeit mit ihnen spielen wollen, doch Tröpfchen kannte seine Bestimmung. Diese bestand nun einmal darin, ständig in Bewegung zu bleiben und heute hier und morgen dort, der Natur gute Dienste zu leisten. Jetzt war es erst einmal seine Aufgabe, mit all den anderen Wolkentröpfchen, einige schöne Figuren an den Himmel zu malen. Figuren, die wie Schäfchen, große oder kleine Berge, wie Bäume oder Sträucher, wie watschelnde Enten oder fliegende Vögel, wie Koalabären oder Delphine, wie große oder kleine Flugzeuge, wie Autos oder Busse und noch so viele andere lustige Sachen, auszusehen hatten. Tröpfchen macht es immer wieder große Freude, von dort oben nach kleinen und großen Kindern, nach Großeltern und Eltern, nach verliebten Pärchen und einsamen Wanderern und all den anderen Menschen Ausschau zu halten, die dort unten auf der Erde stehend, sitzend und oder liegend, sich ein wenig anstrengen mussten, um das zu erkennen, was Tröpfchen und seine Freunde an den Himmel malten.
Es war immer wieder lustig, wenn sich die Menschen darüber unterhielten, was sie dort oben am Himmel erkennen konnten. Während die eine ältere Dame, einen Sommerhut zu erkennen glaubte, war der Opa neben ihr der festen Überzeugung, eine fliegende Untertasse zu sehen. Da war eine Mutti, die ihrem Jungen erklärte, das dort oben ein Engelchen schwebt und sich von ihrem Sohn anhören musste: "Das ist doch kein Engel, das ist ein fliegender Drache."
Manchmal glaubten Kinder, in den Wolken Papas alten Stachelbart zu sehen und manchmal waren es verliebte Jungs, die einen knackigen Mädchenpopo erkennen wollten. All die vielen Tropfen, hatten über so viel Fantasie gut lachen und es machte riesigen Spaß, sie immer wieder aufs neue zu testen.
Tröpfchen konnte sich aber auch ganz furchtbar ärgern, wenn der Wind, kaum nachdem das Bild fertig war, wieder einmal kräftig dazwischen blies und alles kaputt machte. Es war viel schöner, wenn er ganz vorsichtig, die gebauten Figuren, wie die Drachen, der unten auf der Erde spielenden, Kinder vor sich her blies und sie so, über den großen, weiten Himmel wandern ließ.
Aber auch der Wind, wollte nicht immer lieb sein und so trieb er nur allzu oft, seine üblen Spiele mit den Wolkenfiguren.
Auch heute war er wieder nicht zu bändigen. Kaum hatten die Tröpfchen, mit viel Mühe ein neues Bild gemalt, da kam er mal von recht und mal von links, mal von oben und mal von unten, wie ein Verrückter angebraust und blies alles wieder auseinander.
Die Wolkentröpfchen fanden das gar nicht mehr komisch und da sie inzwischen überhaupt gar keine Lust mehr hatten, dieses üble Spiel mitzumachen, da versammelten sie sich nun zu einem riesigen Wolkenhaufen. Selbst von der Erde, sahen die Menschen, dass sich dort oben, etwas zusammenbrauste.
Die Wolken wurden immer dichter und dichter, und man konnte ihnen regelrecht ansehen, dass der Wind, sie heute schwarz geärgert hatte.
Als sie alle zusammen waren und der Wind ein weiteres mal versuchte, sie auseinander zu blasen, da konnten sie nicht länger an sich halten und begannen fürchterlich zu schimpfen, ja mit aller Kraft versuchten sie sogar, den Wind weg zu schubsen.
Die Menschen, konnten von unten zusehen und zuhören, wie der Wind und die Wolken sich stritten. Sie sahen die Blitze zucken, die die Wolken nach dem Wind warfen und sie sahen, wie der Wind sie auffing, um sie dann nach unten auf die Erde zu werfen. Auch der Wind war nun gar mächtig verärgert und donnerte die Wolken an, sie mögen sich doch endlich verziehen und ihn in Ruhe lassen.
Als hätten die Wolkentropfen auf diese Aufforderung gewartet, sprangen sie nun vor dem Sturmwind zur Seite, um sich dann ganz schell auf die Erde fallen zu lassen.
Hier würden sich die Blumen, Bäume und Gräser über das frische Trinkwasser wenigstens freuen. Und auch einige Kinder warteten schon in ihren Regenmänteln und Gummistiefeln darauf, dass es aufhören würde zu Blitzen, denn erst dann durften sie in die schönen neuen Pfützen springen und sich gegenseitig voll spritzen.
Ja hier unten machte es Tröpfchen wieder Spaß, lauter verrückte Sachen zu erleben. Er selber hatte es geschafft, auf dem Blatt eines noch kleinen Baumes liegen zu bleiben, um von dort den spielenden Kindern zuschauen zu können.
Inzwischen waren auch, all die anderen Wolkentropfen nach unten gekommen, so dass es nun endlich aufgehört hatte zu regnen. Die Menschen hatten ihre Schirme geschlossen und fühlten sich nun wieder vor der Nässe sicher.
Tröpfchen sah aus einiger Entfernung ein verliebtes Pärchen aus einem Unterschlupf hervorkommen, indem sie Schutz vor dem Regen gesucht hatten. Das hübsche junge Mädchen lachte und klatschte vor Freude darüber, dass sie nicht nass geworden war.
Ihr Freund jedoch, hatte es nicht ganz so schnell geschafft, in den kleinen Bretterverschlag zu kommen und so sah er zu mindestens teilweise, wie ein begossener Pudel aus. Dieser, fand es jedoch gar nicht lustig, dafür auch noch ausgelacht zu werden und so lockte er listig seine Freundin genau unter den Baum, auf dem unser Tröpfchen sich ausruhte. Kaum war sie darunter angekommen, als er in die Äste griff und mit einem kräftigen Zug, die Zweige zu schütteln begann.
Tröpfchen und seine Freunde konnten sich nicht mehr auf den Blättern halten und fielen nun auf den Kopf und den Rücken des jungen Mädchens. Nun sah auch sie, wie ein begossener Pudel aus und dieses mal war es der Junge, der sich vor Lachen fast nicht mehr einkriegen konnte.
Wer jetzt jedoch dachte, dass das Mädchen verärgert auf den Scherz ihres Freundes reagieren würde, der muss wohl vorhin überhört haben, dass ich von einem verliebten Pärchen berichtet hatte und Verliebte, necken sich nun einmal gerne.
Tröpfchen machte es glücklich solch frohe Menschen gefunden zu haben und ließ er sich gerne, von diesen mit nach Hause nehmen.
 

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