... für Leser und Schreiber.  

Blattnotizen am Rande

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© Miranda Rathmann   
   
Ich sitze hier auf dem Bahnhof und alles um mich herum ist verlassen.
Der Wind benutzt diesen Ort um sich mal wieder so richtig auszutoben. Er versucht den Pflanzen seinen Willen aufzuzwingen. Sie beugen sich seiner Macht jedoch nur kurz. Innerhalb weniger Sekunden richten sie sich auf und stehen, unbeugsam wie vormals, wieder auf.
Doch nicht nur die Bäume und Gräser werden vom Wind zerzaust, nein, alles was auch nur einen Hauch von Leben in sich hat spürt die Gewalt des Windes.
Papierreste und Staub wirbeln vor meinen Füßen und auch mich, obwohl ich in einem Wartehäuschen sitze, lässt er nicht aus seinem heftigen Spiel heraus. Ich halte den Bogen auf dem ich schreibe, fest in meiner Hand, denn auch er versucht vom Wind angestachelt, im bunten Ringelreihn der leuchtenden Herbstblätter mit davonzufliegen.
Meine langen blonden Haare stehen in allen Richtungen zu Berge. Es ist kühl und ich wünsche mir, dass meine S-Bahn endlich käme um mich zu erlösen. Doch diese lässt sich scheinbar alle Zeit der Welt.
Derweil bedeckt sich der Himmel mit dunklen grau-blauen Wolken, die sich geschäftig am Himmel bewegen.
In der Ferne grollt der Donner und vereinzelt sehe ich Blitze das Himmelszelt durchschneiden.
Es beginnt leise zu nieseln.
Da endlich höre ich von Fern ein leises Rattern das schnell näher und näher kommt Die S-Bahn hält an und ich steige ein. Kaum schließen sich die Türen beginnt es auch schon in Strömen zu regnen.
Ich beobachte die schweren Wolken und freue mich wie ein kleines Kind auf den Regenbogen der hoffentlich nachher am Himmel erscheint.

© Miranda Rathmann / Halle-Neustadt 1988
 

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