... für Leser und Schreiber.  

Drachenliebe

336
340 Stimmen
   
© Heike Hagenguth   
   
Im trüben Licht der Morgendämmerung betrachte ich den schlafenden Drachen. Eingerollt liegt er tief in seiner Höhle vergraben. Seine Haut schimmert blaß in schwarz und grau. Müde bin ich, war der Schlaf doch nur kurz, der mich in glückliche Träume entführte. Der Drache schnauft grollend. Fast fürchte ich, daß er bald erwachen wird. Fast hoffe ich, daß er bald erwacht. Zitternd beobachte ich ihn, immer noch vom Schlaf umfangen. Jetzt werde ich ihm noch weniger Widerstand entgegensetzen können. Sein Atem wird wieder ruhiger. Langsam betrachte ich seinen Körper, die Erinnerung an ihn macht mich schwach.

Goldene Augen beobachten mich, als ich hoch schaue. Der Drache ist erwacht. Erste Sonnenstrahlen wandern über seine Haut, die jetzt in schwarz und braun leuchtet. Unwillig schaut er mich an, als ich ein ängstliches Seufzen nicht zurückhalten kann. Schon beugt er sich über mich. Entkommen kann ich ihm nicht, dazu sind meine Hände zu fest hinter meinem Rücken gefesselt. Warmer Atem streicht über meine Haut, der mich weiter zittern läßt. Der Drache umschlingt mich. Schwere Muskeln pressen mich tief in den Boden der Höhle. Er beißt mich sanft, fast ist es ein Knabbern, das Wünsche weckt. Der nächste Biß ist hart und kurz, wie weh das tut! Wie schön weh..! Der Drache umfängt mich, ist ganz um mich und liebt mich zu Tode. Zähne blitzen über mir auf.
Bevor ich in den Schlaf zurücksinke, streicheln meine Finger vorsichtig über seine Haut. Das Tattoo ist noch ganz rauh. Marcus, ich liebe dich. Der chinesische Drache lächelt mich an.
 

http://www.webstories.cc 30.04.2024 - 04:31:15