
Vor kurzem erreichte uns eine mediale Botschaft, welche über einige Massen-Informationsquellen mit einer reißerischen fettgedruckten Headline verbreitet wurde:
„Killer-Asteroid YR4 rast Richtung Erde!“
Etwas kleiner geschrieben stand dann in den Artikeln:
„Zum Glück wird dieser mit 99%tiger Wahrscheinlichkeit die Erde verfehlen.“
Dies erinnerte mich sofort an die Überschrift eines Revolver-Blatts in der Vergangenheit, welches in dort üblich Angst erregenden übergroßen roten Fettdruck-Lettern auf der ersten Zeitungsseite verkündete:
„SONNE EXPLODIERT!“.
Darunter stand noch kleingedruckt als Erläuterung und nur mit Lupe zu lesen: “In 5 Milliarden Jahren“.
Ich möchte diese Panik-Meldungen deshalb einmal zum Anlass nehmen diesen YR4 Vorgang näher nüchtern zu untersuchen.
Als Erstes wäre zu klären, was das Akronym „2024 YR4“ überhaupt bedeutet.
Die alphanumerischen Zeichen „2024 YR4“ stehen für eine Schlüssel-Bezeichnung im allgemeinen Katalogisierungssystem (Internationale Astronomische Union (IAU)) von Asteroiden und beschreibt sowohl das Jahr der Entdeckung, als auch die Reihenfolge der Sichtung im Jahr 2024 in Bezug auf andere Asteroidensichtungen. Die genaue Erklärung ist etwas kompliziert und würde hier den Rahmen der Story sprengen. Wenn jemand genaueres jedoch wissen will, sollte er im GOOGLE-Suchfeld folgendes eingeben: „Die provisorische Nomenklatur der kleinen Körper in unserem Sonnensystem“. Er sieht dann einen entsprechenden LINK, welcher ihn zu einer ausführlichen Erklärung führt. Gleich an dieser Stelle erfolgt mein Warnhinweis besser keine KI hierzu zu befragen. Das habe ich aus Spaß mal gemacht und heraus kamen mehrere ziemlich chaotische Antworten, für die sich, da diese offensichtlich falsch waren, die KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (KI) im Nachhinein mehrmals bei mir entschuldigt hat. Bis heute warte ich auf die richtigen Informationen durch die KI.
Entdecker:
Die angeblich erstmalige Entdeckung dieses Apollo-Asteroiden geschah am 25.12.2024 durch das Catalina Sky Survey (Teleskopsystem University of Arizona; YR4 dort nachträglich entdeckt im Aufnahmearchiv) oder am 27.12.2024 durch das chilenische ATLAS-Teleskop (Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System) in Rio Hurtado (El Sauce Observatorium Chile) als erste Alarmauslöser (MPC-Code W68; A11guOI).
Flugbahn:
Es gibt eine Info-Quelle, die behauptet, dass dieser Erdbahnkreuzer im Dezember 2024 nur noch ca. 850.000 km von der Erde entfernt gewesen wäre.
Im Moment (Stand 03.02.2025) fliegt er von der Erde wieder weg, umkreist aber weiterhin unsere Sonne auf einer exzentrisch-elliptischen Umlaufbahn, welche von innerhalb der Erdbahn bis ungefähr zum Jupiter reicht. Seine Bahn-Exzentrizität soll ca. 0,664 betragen, wobei der Wert "0,0" für eine kreisförmige Umlaufbahn stände, was hier also nicht der Fall ist. Die Geschwindigkeit wird mit ca.16 km/s im Durchschnitt geschätzt.
Kollisionsgefahr:
Zur Kollisionsgefahr mit der Erde ist festzustellen, dass dieser kosmische Bolide im Jahr 2032 der Erde tatsächlich sehr nahekommen könnte. Im Moment (Stand 31.01.2025) kann man angeblich von einer Entfernung von ca. 48.000.000 km von der Erde ausgehen (Faktencheck hierzu besser über die NASA-Homepage durchführen!).
Wobei „sehr nahe“ immer vor dem Hintergrund „kosmischer Entfernungs-Maßstäbe“ unserer Astronomen und Astrophysiker zu verstehen ist. So gilt ein Objekt, welches ca. 1.000.000 km an der Erde vorbeifliegt bei vielen Astronomen schon als Streifschuss für unsere Erde.
Die Möglichkeit eines Aufpralls auf TERRA ist gering, aber nicht ausgeschlossen.
Die statistische Wahrscheinlichkeit hierzu ist im Vergleich zu den tausenden von anderen Asteroiden, die an unserer Erde bereits vorbeirauschten, tatsächlich außergewöhnlich hoch.
Die genaue Größe (zurzeit Schätzung mit maximal 50 bis 100 Meter), chemische Zusammensetzung, Struktur und Eigenschaften von 2024 YR4 sind mit Stand 03.02.2025 nicht vollständig bekannt.
Die Überwachung dieses Space-Objekts erfolgt u.a. durch die ESA (Europäische Weltraumorganisation). Da die mindestens 1%tige Einschlags Wahrscheinlichkeit schon als relativ gefährlich angesehen wird (immerhin Torino Impact Hazard Scale Stufe 3), sind automatisch internationale Kontroll-Protokoll-Maßnahmen bereits in Kraft getreten. Es kümmert sich nun nicht nur die ESA und NASA allein um den Kosmo-Klotz, sondern auch das IAWN (Internationales Asteroiden Warn Netzwerk; International Asteroid Warning Network).
Als mögliches Einschlagsgebiet (zurzeit noch eine fast reine astrophysikalische Spekulation) wird der Atlantik, Ost-Pazifik, Südamerika, Südasien und Afrika vermutet. Auf Deutsch: Er könnte fast überall einschlagen, nur nicht am Nord- und Südpol.
Das Dumme ist, dass dieser Raum-Flugkörper ab ca. Mai 2025 von der Erde aus nicht mehr zu sehen sein soll und erst wieder ca. 06.2028 auf seinem Bahnverlauf weiterverfolgt werden kann. Erst wenn dieser 2032 in der Nähe der Erde ist, kann dieser auch mittels RADAR wieder weiter erforscht werden.
Welches theoretische Schadenpotential geht von 2024 YR4 im Jahr 2032 aus?
Bei einer Größe von 50 bis maximal 100 Meter, kommt es u.a. darauf an, aus welchem Material der Erdbahnkreuzer besteht (Gewicht? Eisen? Geröll?...etc.), in welchem Winkel dieser in die Erdatmosphäre eindringt, wie viel Material durch die Reibungshitze nach Eintritt verdampft/verglüht und in welchem Winkel und mit welcher Geschwindigkeit dieser auf den Erdboden prallt.
Man kann durchschnittlich gesehen von einem Einschlagskrater ausgehen, welcher ca. 20 mal so groß, wie sein Durchmesser ist (Faustformel). Also ein Einschlagskrater in Größe von ca. 1 Kilometer (50 Meter * 20 = 1.000 Meter Durchmesser).
Der Teil- und Totalschadenumkreis würde darüberhinausgehend durchaus 50 Kilometer betragen. Zum Vergleich sei auf die Explosion des ca. 20 Meter großen Tscheljabinsk-Asteroiden (Russland) im Jahr 2013 hingewiesen, der damals über 1.000 Menschen verletzt haben soll. Der Sibirien-Tunguska-Asteroid war im Jahr 1908 ungefähr genauso groß wie 2024 YR4 als er explodierte und im Umkreis von ca. 2.000 Quadratkilometern „alles platt“ machte.
Es ist wichtig, ob es zu einem Airblast kommt oder zu einem Einschlag.
Ein reiner Airblast, also eine Reibungs-Hitze-Folgeexplosion innerhalb der Erdatmosphäre, hat andere Folgen als ein Einschlag.
Der Airblast kann enorme Druck- und Hitzewellen erzeugen, die einer Atombombenexplosion gleichkommen. Beim Auftreffen auf die Erdoberfläche würde viel Erdmaterial verdrängt und in die Luft geschleudert, was an anderer Stelle wieder herunterregnen würde. Ein Einschlag im Meer würde einen Tsunami erzeugen, welcher zu katastrophalen Überschwemmungen in den Küstenregionen führen könnte. Diesbezüglich gibt es aber kontroverse Diskussionen, da ein Volltreffer mitten in einem Ozean, nach Meinung einiger Wissenschaftler, bei der o.g. Größe, vielleicht nur halb so schlimm wäre.
Aber so ist es auf den Symposien.
Der/die eine vermutet dies und der/die andere erwägt jenes. Erst wenn wir vom Strand weg bergauf um unser Leben laufen, weil eine 20 Meter hohe Flutwelle Richtung Küste rast, wissen wir sicher, welcher der Gelehrten Recht hatte.
Nebenbei angemerkt!
Es gibt im Internet real Time online „Impakt-Simulatoren“, mit denen man angeblich die Explosionskräfte eines Meteoriten direkt berechnen kann.
Ich habe einmal testweise folgende Parameter eingegeben:
Testeingaben 1:
01. 100 Meter Durchmesser
02. Eisenmeteorit
03. 15 km/sec Fluggeschwindigkeit
Berechnungsergebnis aus 01,02,03:
Die Sprengkraft lag bei ca. 102.400 Kilotonnen TNT und einer kinetischen Energie von ca. 471.300.000.000 Megajoule. Vergleichbar mit ca. 5.000 Atombomben (mit je 20 kt).
Im Vergleich dazu hatte „Little Boy“ Hiroshima 1945 nur 13 kt TNT.
Testeingaben 2 :
01. 100 Meter Durchmesser
02. Eisenmeteorit
03. 40 km/sec Fluggeschwindigkeit
Berechnungsergebnis aus 01,02,03:
Die Sprengkraft lag bei ca. 728.000 Kilotonnen TNT und einer kinetischen Energie von ca. 3.351.468.000.000 Megajoule. Vergleichbar mit 36.000 Atombomben (mit je 20 kt).
Im Vergleich dazu hatte „Little Boy“ Hiroshima 1945 nur 13 kt TNT.
Abwehrmaßnahmen:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten/Theorien, wie man solch einen Erdbahnkreuzer von einem Kollisionskurs mit der Erde abbringen kann.
Eine Methode ist die Billardkugel-Technik.
Das erfolgreiche Projekt DART (Double Asteroid Redirection Test) der NASA hat gezeigt, dass der kinetische Einschlag einer Raumsonde (Zielasteroid Dimorphos (ca. 150 Meter Durchmesser) im Jahr 2022) die Umlaufbahn eines Asteroiden verändern kann.
Wenn man sich entschließt den Asteroiden frühzeitig in Art einer Billardkugel mit einer Impaktor-Sonde bei Seite zu stoßen, sollte man darauf achten, dass dies nicht aus Versehen dazu führt, dass dieser erst Recht dadurch auf einen endgültigen Kollisionskurs gedrückt wird. Was ist, wenn dieser durch den Einschlag in zwei Teile bricht und eine Hälfte wie gewünscht abgelenkt wird, die andere Hälfte aber dadurch plötzlich ungewollt Richtung Erde abdriftet? Dieser könnte auch in unzählige Einzelfragmente auseinanderbrechen, was dazu führen könnte, dass die Erde, wie mit einer kosmischen Schrotflinte beschossen, von unzähligen Fragmenten getroffen würde.
Es gäbe dann auf der Erde evtl. nicht nur einen einzigen großen Einschlagskrater, sondern vielleicht stattdessen hunderte Kleinere.
Wie findet man Meteoriten?
Ein Asteroid, der auf der Erdoberfläche einschlägt, ist ein Meteorit.
Wie findet man Meteoriten?
Man kann diese kaufen oder suchen.
Da diese Metall- und/oder Gesteinsstücke kreuz und quer aus allen Richtungen auf die Erde zufliegen, kann so ein Teil theoretisch auch in jedem Garten landen.
Es gibt Leute, die krabbeln alle 180 Tage einmal auf ihr Hausdach und ziehen einen Magneten durch die Regenrinne. Wenn etwas am Magneten hängen bleibt, ist es mit einiger Wahrscheinlichkeit keine abgestürzte Silvesterrakete, sondern ein kleiner Himmelskörper, da die meistens magnetisch sind. Diese Kleinst-, bzw. Staubmeteoriten fallen als kosmischer Staub vom Himmel auf das jeweilige Dach und werden durch Wind und Wetter manchmal in die Regenrinne gespült. Wenn diese eisenhaltig und schwer sind, dann setzen sich diese in der Regenrinne ab und können geschürft werden.
Weiterhin lassen sich solche kosmischen Trümmerstücke gut im Eis an den Polen unserer Erde und in den Wüsten derselben finden, da diese zur dortigen Farbe ihrer Umgebung einen farblichen Kontrast bilden und so schneller erkannt werden können.
Um so größer so ein Meteorit ist, umso teurer wird dieser auf Meteoritenbörsen gehandelt.
Also nichts wegwerfen!
Oft wird es leider aber so sein, dass die Kosten einer qualifizierten chemischen Analyse höher sind als der Wert des Fundes.
An dieser Stelle eine Kauf-Warnung aufgrund eigener Erfahrung!
Wer keine Ahnung von Meteoriten hat, sollte vorsichtig sein, für was er viel Geld ausgibt. Gerade in diesem Sammler-Bereich gibt es sehr viele Pseudo-Meteoriten, bei denen die Verpackung oft viel mehr wert ist als der Meteorit selbst. Auch vor Betrug schrecken manche Verkäufer nicht zurück.
Grundregel:
Nichts kaufen ohne Zertifikat und - wenn es geht - nur mit schriftlicher Echtheits-Zusicherung des Verkäufers inkl. Personalien Abgleich (Personal-Ausweis-Einsichtnahme und Abgleich mit der Visitenkarte). Gezielt Verkäufer aufsuchen, welche nachweislich (guter Leumund) schon seit Jahren immer wieder auf den gleichen Meteoriten-Messen verkaufen. Neue Verkaufsgesichter werden dort schnell identifiziert.
Darf man einen Meteoriten in Deutschland behalten und dann verkaufen?
Diesbezüglich erzählt anscheinend jeder, den man fragt, etwas anderes.
Satirisch in Faustformelform gesagt ist alles, was man in Deutschland macht oder findet und was gleichzeitig (viel) Geld wert ist, so gut wie immer reglementiert!
Deswegen würde ich sicherheitshalber vorher einen (hoffentlich kostenlosen) Juristen befragen, da dies von Bundesland zu Bundesland in Deutschland unterschiedlich geregelt sein könnte. Wenn man einen solchen Fund meldet (z.B. Landesamt für Geologie), könnte dies zudem den Vorteil haben, dass der Staat oder eine dazu legitimierte Organisation, bei naturwissenschaftlichem Interesse, die Kosten der Analyse übernimmt. Außerdem erhält man eine juristischen Auskunft dann von Amtswegen vielleicht umsonst und muss nicht mit einem Rechtsanwalt nach Streitwert abrechnen.
Ein größerer Weltraumstein kann (Fukang-Nickel-Eisen-Meteorit; Alter 4,5 Milliarden Jahre; Fundort: Fukang China) durchaus bestenfalls auf einer Auktion auch schon mal 1 bis 2 Millionen Euro bringen. Doch einen solchen Stein zu finden, dürfte schwerer als „6 Richtige im Lotto“ sein.