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Die Belfast Mission - Kapitel 29

Romane/Serien · Fantastisches
Kapitel 29 – In den Fängen der Krähen


Nordirland, September 1910

Es war wieder einer der gewöhnlichen Samstagabende. Eloise saß in ihrem Schaukelstuhl, klappte das Buch zu und blickte zur Standuhr. Sie seufzte. Ike wird wohl wiedermal irgendwann spät in der Nacht eintrudeln, falls er überhaupt beabsichtigt nach Hause zu kommen. Betrübt starrte sie in das knisternde Kaminfeuer.
„Eloise, lies doch bitte weiter“, forderte Justin sie ungeduldig auf.
Der Junge zappelte unruhig auf dem Sofa rum, woraufhin er sich einen Klaps von seiner Mutter einhandelte. „Pschscht!“, zischte Anne. „Merkst du denn nicht, dass Eloise traurig ist!“
„Aber Mutz, ausgerechnet jetzt, wo es so spannend wird und der Riesenkrake die Nautilus angreift“, quengelte er.
Eloise war eine ausgezeichnete Vorleserin, die leidenschaftlich und mit Mimik erzählte, sodass selbst ein langweiliger Dreigroschenroman die Zuhörer begeistern würde. Traurige Szenen las sie einfühlsam vor und bei Dramatik, erhob sie sich sogar aus ihrem Schaukelstuhl, wanderte mit dem Buch in ihrer Hand haltend in der Wohnstube herum und sprach mit feuriger Betonung, wobei sie den Blickkontakt zu ihren Zuhörern aufrecht hielt.
Eloise hatte die Begabung, die von Technik verwöhnte Familie einen ganzen langen Abend zu unterhalten und selbst Charles lobte sie letztens vor Ike, dass sie eine Glotze durchaus würdig ersetzen vermochte. Ebenso war es ihr mittlerweile gelungen, die Zeitreisenden zum Singen zu animieren und sie dafür zu begeistern, obwohl die Owens anfänglich ihre Nasen gerümpft hatten.
Ike erkannte ihr schauspielerisches Potenzial und hatte bereits in seinem Testament für sie den wertvollen Hinweis hinterlegt, sie solle ihr Talent unbedingt der angehenden Filmindustrie in Hollywoodland Kalifornien unter Beweis stellen. Aus ihr könnte eine berühmte Schauspielerin werden, wie Mary Pickford.
1910 zogen bereits ein Regisseur mit einer handvollen Schauspielertruppe in diese öde Landschaft dorthin, um einen Stummfilm zu produzieren und weitere würden ihnen bekanntlich folgen, woraufhin ein Filmindustriegelände in Zukunft entstehen wird. Der berühmte Schriftzug HOLLYWOODLAND auf der Hügelkette von Kalifornien sollte aber erst im Jahre 1923 errichtet werden und war ursprünglich dazu da, um für Bauland zu werben, damit das bis dato noch relativ unbedeutende Städtchen Hollywood ausreichend besiedelt werden würde. Im Jahre 1949 würde schließlich das Schild LAND entfernt werden.

An diesen Samstagabend schien Eloise allerdings lustlos zu sein. Sie las die Zeilen monoton herunter und manchmal unterbrach sie einfach, weil sie erneut zur Standuhr blickte. Einige Male zitterte ihre Stimme sogar, dann schniefte sie und blickte hinauf zur Decke, bevor sie weiterlas. Und je später es wurde, desto melancholischer wirkte sie. Anne merkte es ihr an, dass sie nicht mehr lange die Geduld aufbrachte, Jules Vernes 20.000 Meilen unter dem Meer weiter vorzulesen. Charles lag sogar mittlerweile wie erschossen im Sessel, war vor Langeweile mit offenem Mund eingeschlafen und schnarchte.
Eloise starrte apathisch in die tänzelnden Flammen. Die glühenden Holzkeile knallten und spuckten Funken aus dem Kamin heraus. Als sie das Buch auf den Wohnzimmertisch ablegte, eilte sie wortlos nach oben in ihr Schlafgemach. Anne forderte ihren Sohn daraufhin auf, er solle seine Zähne putzen und versprach ihm, wenn er sich danach artig ins Bett läge, würde sie ihm das nächste Kapitel vorlesen. „Voll mega! Ist gebongt, Mutz!“, platzte es ihm freudig heraus, hielt sich aber sogleich erschrocken die Hand vor dem Mund. Schließlich hatte Ike ihm ins Gewissen geredet, dass er seine Jugendsprache nicht nur zügeln, sondern unbedingt komplett abgewöhnen müsse.

Etwas später klopfte Anne sachte an ihre Schlafzimmertür.
„Komm nur herein!“, hörte sie Eloise gereizt antworten. Sie hockte mit Ikes Schlafhemd bekleidet vor der Spiegelkommode auf einen Schemel und bürstete verbissen ihre kupferrote Haarpracht. Jeden Bürstenstrich riss sie geradezu herunter, wobei sie zornig ihren Mund verzog.
„Ich muss ein wahres Ungeheuer sein, weshalb Ike seine Zeit lieber auf Queens Island verbringt, als bei mir Zuhause. Ständig macht er Überstunden und dann schläft er bei Bob, weil er ja viel zu müde ist, um noch nach Hause zu kommen. Und wenn Ike mal nicht arbeitet, vertreibt er seine Zeit mit Bob in der Kneipe!“
Sie legte die Bürste auf die Kommode nieder, senkte traurig ihren Kopf und hielt einen Augenblick inne.
„Entschuldige, Anne. Ich sollte meinen Groll nicht an dir auslassen. Ich hatte mich heute einfach nur so sehr auf ihn gefreut. Ich wollte doch den Roman fertig lesen und danach wollten wir Lieder singen“, sagte sie kraftlos. „Heute Morgen hatte er mir hochheilig versprochen, dass er zeitig nach Hause kommt, um gemeinsam mit uns allen einen gemütlichen Abend zu verbringen.“
Anne kniete vor ihr und umarmte sie. Sachte tätschelte sie ihren Rücken. Eloise vergrub das Gesicht in ihre Schulter und weinte.
„Eloise, auf Ikes Schulter lastet große Verantwortung und er meistert diese gewissenhaft. Er ist ein tüchtiger Mann, ein Vorarbeiter, dass solltest du niemals vergessen“, sprach sie beruhigend auf sie ein.
Eloise drückte sich aus ihrer Umarmung – ihr Gesicht, wehleidig verzerrt und ihre Wangen waren mit Tränen befeuchtet.
„Ich bin auch tüchtig und arbeite ebenfalls hart im Haushalt und sehe das ein, aber er könnte sich mehr Zeit für mich nehmen, erst recht, wenn er dies verspricht!“, plärrte sie, umklammerte sogleich wieder ihren Hals und setzte ihr Geheule fort. Anne streichelte über ihr langes Haar.
„Aber Eloise … Schatz. Du kannst einem Mann heutzutage keinen Vorwurf machen, wenn er eine Arbeit hat und Überstunden macht, schon gar nicht, wenn er einen derart wichtigen Posten wie …“
Wieder befreite sich Eloise aus ihrer Umarmung und schaute sie tränenüberströmt an.
„Er hat`s mir aber versprochen, dass er diesmal früh nach Hause kommt! Jawohl! Versprochen hatte er es mir!“, brüllte sie und stürzte sich sogleich wieder in ihre tröstenden Arme. Anne streichelte und schunkelte sie wie ein wehklagendes Kind, während Eloise bitterlich weinte.
„Aber verstehe doch, irgendwann ist der Bau der Titanic abgeschlossen, dann wird sich bestimmt mehr Zeit für euch ergeben“, versuchte Anne sie zu beruhigen.
Eloise setzte sich aufrecht hin, wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht, schniefte und schaute in den Spiegel. Sie starrte durch den Spiegel genau in Annes Augen.
„Gewiss, die Titanic ist irgendwann fertig. Und dann bauen sie das nächste Schiff.“

Als der Kuckuck aus seinem Häuschen sprang und 23:30 Uhr ankündigte, läutete Nelson zweimal an der Schiffsglocke. „Last Order!“, rief er und widmete sich wieder den zwei Werftarbeitern zu, die am Tresen hockten und mit ihm um eine letzte Schnapsrunde würfelten.
Ein Gast hockte auf dem Barhocker, genau vor der großen Messingglocke, hielt sein Bierglas fest und war im Sitzen eingenickt. Durch das laute Läuten der Glocke war er schließlich aufgeschreckt worden und stürzte samt Barhocker und Getränk rückwärts um. Nelson blickte ihn zornig an, wie er samt Barhocker auf dem Boden kauerte und sich aufzurappeln versuchte, nahm einen nassen Lappen und schleuderte diesen mitten in dessen Gesicht.
„Wisch das sofort wieder auf und dann raus mit dir, du besoffene Schnapsdrossel! Aber wehe dem, du lässt dich morgen hier nicht blicken und bezahlst deinen Deckel nicht, dann wirst du mich aber mal richtig kennenlernen!“, schnauzte Nelson.
Gewöhnlich forderten die Schankwirte mit einer Handglocke zur Last Order auf, aber Nelson war im Besitz einer großen Schiffsglocke, die direkt über dem Ausschank hing und dessen Läuten ein wahrhaftiges Getöns machte. Nelson war ein leidenschaftlicher Spieler und hatte die beeindruckende Messingglocke einst vor zwanzig Jahren beim Pokern gewonnen. Nelson hatte oftmals ein glückliches Händchen beim Kartenspielen sowie auch beim Würfeln; und der abgezockte Händler musste damals mit seinem Dreimastschoner daraufhin ohne Schiffsglocke in See stechen.
Das Läuten dieser Schiffsglocke war bei den Stammgästen ebenso verhasst, wie ein in der Frühe rasselnder Wecker. Nicht nur deswegen, weil es danach nichts mehr zum Trinken gab, mitunter beschwerte sich mancher über das laute Glockengetöse und meinte, der Radau würde selbst einen Tauben zu Tode erschrecken.
Nelson galt diesbezüglich als äußerst konsequent und ließ niemals mit sich feilschen, denn sein Feierabend war ihm heilig. Wer nicht sogleich bei Sophia etwas bestellte, nachdem er die Last Order ausgerufen hatte, bekam auch nichts mehr. Er würde nicht einmal dem neulich gekrönten König von England, George V. wenn er hereinspaziert käme, ein Glas Restschaum verkaufen. Im Grunde verhielt sich Nelson als Schankwart vorbildlich, denn die Sperrstunde ab Mitternacht war in Irland sowie England gesetzlich vorgeschrieben.
Nicht selten kam es sogar vor, dass ein Trunkenbold die Glocke hörte währendem er ungeschickterweise draußen auf der Latrine hockte, woraufhin dieser panisch aufsprang, mit heruntergelassener Hose über den Hof watschelte und in die Taverne stolperte, um noch ein letztes Guinness zu bestellen. Bob McMurphy allerdings konnte solch ein Missgeschick niemals zustoßen, denn er war in dieser Hinsicht äußerst raffiniert und hatte noch jeden Schankwart durchschaut, weil er stets seinen Prinzipien treu geblieben war.
„Männer, behaltet die Gäste und gleichzeitig die Uhrzeit im Auge“, brummelte Bob eines Abends über den Stammtisch. „Wenn die Hütte sich ab zehn Uhr verdächtig füllt, müssen wir bei Sophia sofort Hamsterbestellungen aufgeben und ihr Trinkgeld versprechen. Nelson ist ein ausgebuffter Fuchs und wittert sofort, wenn die Sperrstunde zu überschreiten droht. Dann läutet er frühzeitig die Last Order ein und alle werden ihre Bestellungen gleichzeitig aufgeben. Außerdem müssen wir uns dann gegenüber Sophia benehmen, was bedeutet: Popotätscheln und Tittengrapschen ist dann absolut tabu! Andernfalls bedient sie in diesem Chaos alle anderen, nur nicht mehr uns. Und ich prophezeie euch, Männer, dass wir dann noch vor elf Uhr mit vertrockneter Kehle auf leere Biergläser glotzen werden.“ Nach dieser Belehrung hatte die Männerrunde nachdenklich genickt.

An diesen Samstagabend war im Nelson`s Pub jedoch nicht viel los, weshalb Nelson seinen Stammgästen ausnahmsweise bis zur Mitternacht noch ein, zwei Biere gönnte. Zudem war Nelson diesmal ungewöhnlich gut gelaunt; bei Harland & Wolff wurden die Lohntüten verteilt, seine Schuldner waren alle anstandslos erschienen, hatten ihre Zeche beglichen und die meisten waren dann auch wieder verschwunden, nachdem sie sich ein einziges Bier gegönnt und es auch sofort bar bezahlt hatten. Der gestrige Freitagabend und der darauffolgende Arbeitstag hatten an ihren Kräften gezerrt. Nun waren die Werftarbeiter erschöpft, nur die hartgesottenen Herrschaften am Stammtisch, die immer da waren, hatte der morgendliche Kater wiedermal wenig beeindruckt. Außerdem war Nelson im Würfeln momentan unschlagbar und zockte gerade seine Spielkameraden, beziehungsweise seine Gäste, gewissenlos ab. Diese Glückssträhne wollte er unbedingt ausschöpfen, bis sie mit leeren Hosentaschen dastanden.
Überdies funktionierte seine Servierdame Sophia ganz nach seinem Geschmack. Sie hatte sich erfolgreich an Ike van Broek rangemacht und animierte ihn tatkräftig zum Trinken, denn Ike war dafür bekannt: War er erstmal angetrunken, öffnete er großzügig sein Portemonnaie und schmiss gerne mal einige Lokalrunden.
Ike hatte es diesmal mit dem Alkohol wahrlich übertrieben. Dafür gab es keinen besonderen Grund und eigentlich hatte er diesen Abend ganz anders geplant. Er hatte früh morgens Eloise hochheilig versprochen, dass er diesen Samstagabend mit der Familie verbringen würde. Ike war es bewusst, dass er Eloise in letzter Zeit vernachlässigt hatte, aber sie großen Wert darauf legte, dass er unbedingt zuhause sein sollte, wenn sie vorlas und danach gemeinsam gesungen werden sollte. Es bedeutete ihr einfach sehr viel, insbesondre Samstagabende gemeinsam mit der Familie zu verbringen.

Ike saß stattdessen stockbesoffen am Stammtisch und hatte Sophia wortwörtlich am Hals, die ihre Chance gewittert hatte, auf seinem Schoss hockte und mit ihm gemeinsam pichelte. Er hatte wiedermal seinen Bowler schräg auf ihre abstehenden Locken gelegt und sie mit Marlene Dietrich verglichen, obwohl dieses Kompliment keineswegs der Wahrheit entsprach und Ike dies auch wusste, sobald er wieder nüchtern war. Sophia hatte nicht die geringste Ahnung, wer diese gewisse Marlene Dietrich überhaupt ist und insgeheim missfiel es ihr, dass er sie ausgerechnet mit einer deutschen Frau verglich. Aber weil er sie nicht abwies und an sich knabbern ließ, hörte Sophia gerne drüber hinweg. Diese Gelegenheit war für sie nicht nur deswegen interessant, weil er ständig für die Getränke sorgte, sondern hauptsächlich, weil sie dieses Prachtstück von einem Mann, wie sie ihn oftmals ungeniert betitelte, unbedingt hinauf in ihre Stube verführen wollte. Es störte sie dabei wenig, dass Ike pausenlos von Eloise redete und ständig bekundete, wie sehr er sie lieben und bald heiraten würde.
Während Sophia seinen Nacken liebkoste und ihm anzügliche Worte ins Ohr hauchte, um ihn mit dieser Strategie endlich in ihr Bett zu locken, betrachtete Ike – mit einem zugekniffenen Auge – das Kutschenrad an der Decke, welches er persönlich zu einem Kronleuchter konstruiert hatte, und schwärmte ihr vor, wie er sich die Hochzeit mit Eloise vorstellen würde. Als Sophia aber nach Stunden enttäuscht feststellen musste, dass ihre Verführungskünste bei ihm wiedermal nicht fruchten wollten, seufzte sie und schmatzte auf seine Wange.
„Ach, Ike ... Deine Eloise ist wirklich zu beneiden“, sprach sie mit ihrer rauchigen Stimme. „Du lässt dich aber wirklich auf gar nichts ein. Geh und heirate sie endlich und sprich nicht nur darüber, du hübscher Narr“, sagte sie melancholisch. Sophia nahm die Melone von ihrem Kopf und setzte sie ihm auf. Dann schlenderte sie, wie so oft, einsam die Treppen hinauf in ihre Stube.

Ike hatte es eingesehen, Eloise in letzter Zeit vernachlässigt zu haben und hatte ihr morgens versprochen, nachdem sie ihm angebissene Butterbrote in seine Brotbüchse verstaut hatte, diesmal besonders früh nach Hause zu kommen. Dann ergebe sich die Möglichkeit, den ganzen Abend gemeinsam Lieder zu singen und die 20.000 Meilen von Jules Verne endlich fertig zu lesen. „Und danach“, hatte er am frühen Morgen, bevor er zur Arbeit gegangen war verheißungsvoll in ihr Ohr gehaucht: „Und danach wird uns schon noch was Feines einfallen, was nur wir beide unternehmen.“
Eloise hatte ihre Augen geschlossen, seine verführerischen Worte verinnerlicht und seinen leidenschaftlichen Kuss erwidert. Die Vorfreude auf diesen Samstagabend war für sie dementsprechend riesig gewesen, nicht nur deswegen, weil gerade für sie wieder der günstigste Zeitpunkt der Empfängnis gekommen war, sondern auch weil sie diese Abende, die er versprach, schon seit langem vermisste.
Eloise war den ganzen Tag über bestens gelaunt gewesen und hatte sogar herzlich gelacht – obwohl ihre wundervolle Haarpracht wiedermal mit Wäscheklammern fixiert war –, als Anne mittags die feuchte Wäsche aufgehängt hatte, die Wäscheleine plötzlich gerissen und alles auf den staubigen Boden gefallen war.
„Ach, Anne. Mach dir nichts draus. Für dieses Ungeschick kannst du ja nichts dafür. Ich werde die Klamotten eben nochmal waschen“, hatte sie Anne freundlich angelächelt.
Ike hatte also beschlossen seinen Feierabend vorzuziehen, und weil er sich genauso auf diesen Abend gefreut hatte, hatte er Bob ebenfalls ein frühzeitiges Wochenende gegönnt und ihn schon am frühen Nachmittag in das wohlverdiente Wochenende geschickt, ungeahnt davon, dass er sich damit letztendlich ein Eigentor geschossen hatte.
„Prima Boss, dann können wir zwei Hübschen ja mal ganz kurz bei Nelson vorbeischauen. Ich gebe dir auch einen aus“, hatte Bob nach Feierabend gesagt. Ike hatte zwar versuchte ihn mit der banalen Ausrede abzuwimmeln, er müsse noch die Dachrinne reparieren, weshalb er eigentlich früher nach Hause gehen wollte, aber Bob war wie immer hartnäckig geblieben.
„Ja, ja … Dachrinne. Vergackeiere mich doch nicht. Bumsen willst du, das ist es. Deine Flöte pfeift doch schon wie ein kochender Wasserkessel, das sieht man dir doch an deiner Nasenspitze an“, hatte Bob schelmisch gegrinst. „Komm schon, nur ein klitzekleines Bierchen, dann gehen wir wieder brav nach Hause. Ehrenwort. Ich kann heute selbst keinen draufmachen, das hab ich Mary versprochen. Du kennst doch meine Frau, du weißt doch, wie sie ist. Die zieht mir ansonsten das Nudelholz über den Schädel, wenn ich heute besoffen nach Hause komme. Morgen ist doch Kirche angesagt. Da muss ich so oder so unbedingt nüchtern sein“, hatte Bob mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck erklärt.
„Das sagst du doch jeden Samstag, aber letztendlich verbringen wir den Abend bei Nelson, bis er uns rausschmeißt. Tut mir leid, Bob, aber heute gehen wir beide einfach schnurstracks nach Hause.“
Doch Bob blieb weiterhin hartnäckig und hatte ihm leicht in die Bauchseite geboxt.
„Nun komm schon, Chef. Nur ein einziges Bier und das war’s. Was ist schon dabei? Bist du ein Mann oder etwa eine Maus?“, hatte Bob gegrinst.
Weil es sowieso meistens sinnlos war, seinen Einladungen mit absurden Ausreden auszuweichen, hatte Ike sich schließlich wiedermal darauf eingelassen.
„Na schön, aber wirklich nur ein einziges Bier! Heute Abend will ich nämlich mit Eloise verbringen. Das habe ich ihr versprochen. Du weißt ja, sie mag Jules Verne und sie will heute Abend die letzten Kapiteln vorlesen. Da muss ich unbedingt dabei sein!“, hatte Ike erwidert.

Aber es kam wie es kommen musste. Torkelnd und laut grölend schlenderten Bob und Ike durch die spärlich beleuchteten Gassen. Im Hintergrund vernahmen sie, wie der Wirt die Tür der Schänke verschloss. Dann erloschen die Lichter von Nelson`s Pub.
Normalerweise würde um diese Uhrzeit eine seelenruhige Stille im Arbeiterviertel von Belfast herrschen, aber Ike ließ einen dermaßen lauten Rülpser los, sodass es in der Gasse schallte und daraufhin einige Hunde aufgeschreckt bellten.
Um die Lichtscheine der Straßenlaternen flatterten Nachtfalter herum. Der trinkfeste Bob, der schon so manchen nach Hause getragen hatte sah es ein, dass Ike absolut nicht mehr in der Lage war, alleine seinen Heimweg zu bestreiten. Er verlor sogar bereits seinen Orientierungssinn und hätte Bob seinem energischen Protest zugestimmt, dennoch mit dem Fuhrwagen, dieser sicher bei Harland & Wolff untergebracht war, nach Hause zu steuern, bestünde die akute Gefahr, dass er die Pferde auf den falschen Pfad führen würde, unterwegs einschlafen und am nächsten Tag irgendwo mitten in Irland erwachen würde. Bob entschloss daher, seinen granatenvollen Freund wiedermal bei sich zuhause auf dem Sofa nächtigen zu lassen.
Seine Ehefrau hätte zwar dagegen niemals etwas einzuwenden, schließlich schlief Ike des Öfteren bei ihnen und Marybeth McMurphy achtete und schätzte Ike, aber wie würde sie bloß darauf reagieren, wenn beide Männer diesmal volltrunken erscheinen würden? Schließlich hatte auch Bob seiner Ehefrau hochheilig versprochen, dass er diesmal nüchtern zur Kirchenmesse erscheinen würde. Bob vermochte sich ja noch einigermaßen unter Kontrolle zu haben, bei Ike jedoch hatte sich der vernünftige Menschenverstand längst verabschiedet. Er beharrte darauf, nach Hause zu kutschieren.
„Bob, isch habsch Eloisch aber verschprochen, zwansisch Meilen im Meer tschu singen“, lallte er.
Bob stützte ihn während sie liefen, denn Ike hatte wahrlich seine Last, eigenständig auf den Beinen zu bleiben. Sie liefen kreuz und quer und beanspruchten die ganze Gasse.
Einmal blieben sie stehen, weil Ike einen Laternenmast umarmte, weil er sich abstützen und sich fürchterlich übergeben musste. Dann grinste er Bob mit einem zugekniffenen Auge an, petzte ihm in seine fleischige Wange, rüttelte daran und schwor ihm ewige Freundschaft, während er schwankend gegen eine Hauswand pinkelte.
Ike palaverte ununterbrochen und legte sogar einen Eid ab, dass Bob niemals etwas zustoßen würde und falls es dennoch jemand wagen würde, ihm, seiner Ehefrau Mary oder gar seinen Zwillingstöchtern nur ein Härchen zu krümmen, würde er umgehend ein SEK-Kommando befehligen in die Vergangenheit zu reisen und anordnen, diese Schweinehunde sofort zu eliminieren, damit sich diese Schandtat erst gar nicht ereignen würde. Sein Freund Henry, lallte er, sei zwar der Chef des ganzen Vereins, aber während seiner eigenen Mission hätte nur er das Kommando.
„Die TTA – HICKS – kann misch sowiescho mal am Aasch lecken und Henry hat quaschi gar nischt tschu melden. Nur isch alleine entscheide in meiner Mischion“, versicherte er Bob mit erhobenem Zeigefinger, hochgezogenen Augenbrauen und belämmerten Gesichtsausdruck.
Während aus ihm ein heiseres Lachen herausbrach, blickte Bob argwöhnisch drein und überlegte krampfhaft nach, wie er seiner Ehefrau am einfühlsamsten erklären sollte, dass Ike in diesem Zustand bei ihnen die Nacht verbringen müsste. Denn so betrunken hatte auch die gute Marybeth ihn noch nie erlebt.
„Ja, ja … Nun lass uns endlich weitergehen. Mary wird sich gewiss über deinen Besuch freuen“, brummelte Bob missmutig, und schleifte ihn weiter durch die dunklen Gassen des Arbeiterviertels.
Die spärlich leuchtenden Straßenlaternen warfen mehr Schatten, als das Licht in diese dunkle, nach Abfluss stinkende Gasse einfiel. Eine nächtliche Totenstille herrschte, lediglich ihre stolpernden Schritte auf dem Kopfsteinpflaster schallten an den gereihten Häuserwänden. Aus den Kanaldeckeln stieg sachter Dunst empor. Es war merklich kälter geworden.

Ikes Kopf hing runter und sein Arm lag schlaff um Bobs Schulter gestützt. Bob fühlte sich, als würde er einen zentnerschweren Sack mit sich schleifen. Ike schien, während er schlurfend lief, eingenickt zu sein, worüber Bob letztendlich froh war. So würde es ihm vielleicht gelingen, Ike unbemerkt an den wachsamen Nachbarn vorbei zu schleusen.
Bob McMurphy war als ein berüchtigter Schläger bekannt und man fürchtete ihn, trotzdem war er in der Nachbarschaft, aufgrund seiner selbstlosen Hilfsbereitschaft, sehr beliebt. Jeder wusste, dass er trank, aber er benahm sich stets in seinem Wohnviertel. Aber sollte es jedoch die Runde machen, dass er jetzt sogar Volltrunkene mit nach Hause schleppen würde, würde es seinen Ruf wohlmöglich endgültig ruinieren und die Leute würden mit dem Finger verachtend auf seine Frau und seinen Kindern zeigen. Diese Schmach hätte seine Familie wahrlich nicht verdient. Solange sein Freund aber die Klappe hielt und kein wirres Zeugs von sich gab, würde es ihm gelingen, nachdem er ihn die steilen Treppen in das oberste Stockwerk hinaufgehievt hätte, auf die Wohnzimmercouch zu wuchten, ohne dass seine kleinen Zwillingstöchter dabei erwachen würden. Seine Ehefrau Marybeth hingegen, damit rechnete er so oder so, würde die zwei Trunkenbolde griesgrämig an der Haustüre in Empfang nehmen und sie mit dem Zeigefinger auf dem Mund haltend in die Betten verweisen. Und sobald der Tag wieder erwachen würde, würden beide ein mächtiges Donnerwetter erleben, welches sich gründlich gewaschen hätte. Das stand diesmal ganz außer Frage.

„Nur noch zwei Straßenkreuzungen, dann haben wir es endlich geschafft“, brummelte Bob keuchend. Die Anstrengung, seinen Freund nach Hause zu schleppen, hatte ihn wieder einigermaßen nüchtern gemacht.
Plötzlich schepperte vor ihnen etwas. Es klang, als hätte jemand eine Blechdose gekickt, die auf dem Kopfsteinpflaster entlang polterte. Erschrocken blieb Bob augenblicklich stehen und zerrte Ikes fortanlaufenden Körper abrupt zurück. Völlig erschöpft richtete Ike seinen Kopf hoch.
„Schind wir schon da?“, fragte er lallend mit einem ausgeprägten Gesichtsgulasch.
Bob schaute besorgt auf die abbiegende Gasse. Langgezogene Schatten einiger Personen, die sich vom Fundament bis hoch zur Dachrinne der Backsteinfassaden erstreckten, kamen ihnen mit raschen Schritten entgegen. Drei finstere Typen tauchten aus der Straßenecke hervor und gingen zielstrebig auf sie zu. Einer von ihnen hielt einen Holzknüppel in seinen Händen und der Andere, ja der Andere schleuderte eine Eisenkette wie ein Lasso herum. Kettenrasseln erklangen in der engen Gasse.
„Wer schind die denn? Kennen wir schie?“, fragte Ike nuschelnd, weil er alles doppelt und unscharf sah.
Bob schüttelte besorgt mit dem Kopf.
„Nein, die kennen wir leider nicht. Und die sind auch sicher nicht auf ein Schäferstündchen mit uns aus. Lass uns lieber schleunigst verschwinden!“
Ike fühlte sich sofort provoziert. Wutentbrannt versuchte er auf die Fremden loszugehen, aber Bob hinderte ihn daran, riss ihn zurück und eilte mit ihm in die entgegengesetzte Richtung. Ike blickte wutschäumend zurück, fuchtelte wild mit seinen Fäusten und forderte die rasch Hinterherlaufenden lautstark auf, sich zu stellen, falls sie den Mut dazu aufbrächten.
Bob witterte die Gefahr, am liebsten wäre er davon gerannt aber er hatte seine Last, seinen übermütigen Freund hinter sich herzuschleppen, zumal Ike fuchsteufelswild geworden war und sich unbedingt mit den Unbekannten prügeln wollte. Weit jedoch kamen beide nicht, denn ihnen begegneten weitere fünf Personen aus der finsteren Gasse. Einer der zwielichten Gestalten trat wuchtig, nach und nach, gegen die Laternenpfähle, dessen Lichter erloschen wie Bobs Hoffnung, jemand würde sich nur einen makabren Scherz mit ihnen erlauben. Nun warfen die hohen Hausfassaden im Arbeiterviertel zusätzliche Dunkelheit über dem Kopfsteinpflaster und verschluckten die Sicht auf das Straßenende, auf die Sicht ihres ersehnten Fluchtweges.
Hoch oben, am wolkenlosen Himmelszelt, funkelten die Sterne wie glitzernde Diamanten.

Ike versuchte sich krampfhaft zu besinnen und gab sich selbst ein paar Ohrfeigen, was aber nicht viel nützte. Immer wieder verdoppelte sich sein Blickfeld aber wenigsten gelang es ihm, aufgrund seines steigenden Adrenalinpegels, sich wieder einigermaßen verständlich zu artikulieren. Und ausgerechnet an diesem Abend hatte er seine Tabletten nicht dabei, die einen Alkoholrausch in wenigen Minuten hätten einfach neutralisiert. Wozu auch? Schließlich hatte er sich ja felsenfest vorgenommen, frühzeitig bei Eloise zu erscheinen.
„Was wollen die von uns? Wer zum Teufel sind diese Bastarde?“, fragte Ike erschöpft, während beide langsam der letzten leuchtenden Straßenlaterne rückwärts entgegen schlurften. Ike und Bob saßen praktisch in der Falle. Sie waren eingekesselt. Eine Flucht irgendwohin war unmöglich – Die acht Männer hatten sie umzingelt. Die bedrohliche Situation hatte Ike augenblicklich ernüchtert, mindestens konnte er sich jetzt verständlicher ausdrücken und sehen.
„Weiß nicht, wer die sind. Irgendeine mistige Straßengang, vermutlich. Geben wir ihnen lieber, was sie wollen. Halt bloß deine Fäuste still, das sind zu viele und sie sind bewaffnet. Die meinen es ernst. Die sind skrupellos und bringen dich sogar wegen fünfzig Pence um, wenn du sie einstecken hast und dich weigerst, sie freiwillig rauszurücken!“, murmelte ihm Bob energisch zu, als sie mit dem Rücken gegen die Hauswand lehnten. Über ihnen, im Lichtschein der Straßenlaterne, schwirrten unzählige Moskitos und Nachtfalter herum.
Fünfzig Pence und einige irische Geldnoten mehr hatten sie zufälligerweise einstecken. Schließlich war es Samstag, also Zahltag. In ihren Hosentaschen steckte jeweils in einem Briefumschlag ein ganzer Wochenlohn, und um Bobs Hals glänzte ein Goldkettchen mit einem Kruzifix. Außerdem verbarg sich in Ikes Hemdbrusttasche eine silberne Taschenuhr, die nicht nur zu einer holographischen Kamera modifiziert war, sondern zudem als seinen Agentenausweis diente. Zweimal infolge eines festen Daumendruckes auf das Ziffernblattglas genügte, um eine holographische Liste mit seinem Passbild zu projizieren. Diese Taschenuhr war für ihn unabkömmlich, weil er darauf jederzeit Nachrichten von der Sicherheitszentrale oder von Vincenzo erhielt. Damit konnte er regelmäßigen Kontakt mit Henry per SMS aufrecht halten. Zwar waren seine persönlichen Daten sowie die Missionsbeschreibung mit Zahlencodes verschlüsselt, aber allein diese Technik durfte einem Akteur niemals in die Hände geraten.

Die Straßengang hatte Ike und Bob umzingelt, nun gab es kein Entkommen mehr. Ein schmächtiger Bursche, mit einem flaumigen Oberlippenbart und einer karierten Schirmmütze auf dem Kopf tragend, trat selbstbewusst nahe vor ihnen und grinste wie ein Spitzbube. Allerhöchstens war der junge Mann 20 Jahre alt, wenn nicht gar jünger. Trotzdem, aufgrund seines ausgeprägten selbstsicheren Auftretens strahlte er eine gewisse Bedrohung aus, ungeachtet davon, dass hinter ihm seine Leute standen, die mit diversen Gegenständen bewaffnet waren. Und Ike und Bob waren mächtig alkoholisiert, somit ohnehin erschöpft sowie geschwächt.
Das Licht der Straßenlaterne erhellte das Gesicht des jungen Burschen – seine Schirmmütze warf einen kleinen Schatten über seine braunen Augen. Diese Augen wirkten furchtlos, kaltherzig, skrupellos und zu allem entschlossen. Er musterte Ike und Bob abwechselnd, wobei seine Arme lässig herunterhingen. Ike blickte ihm verblüfft entgegen. Solch ein überheblicher Kerl war ihm bislang noch nie begegnet, der sich traute ihn zu bedrohen, ihm dermaßen nahe zu kommen und obendrein es nicht einmal für nötig hielt, mit seinen Fäusten sein Gesicht zu schützen, obwohl er gar einen halben Kopf kleiner war als er selbst.
„Na Mädels, wie geht`s euch so? Wie man euch ansieht, hattet ihr zwei Arschlinge einen angenehmen Abend gehabt“, grinste der Bursche frech.
„Verschwindet besser, und zwar auf der Stelle! Dann versohlen wir euch auch nicht eure Hintern. Sicher wisst ihr Lausbuben nicht, wer wir sind“, lächelte Ike selbstbewusst, wobei er ihm seine flache Hand leicht schwankend entgegenhielt. Bob behielt den Mann mit der Eisenkette konzentriert im Augenschein. Die Straßengang blickte ihnen finster entgegen. Ihre Atem hauchten sichtbar in die Luft. Aber Ikes mutiges Verhalten imponierte dem Bandenboss scheinbar wenig. Er neigte seinen Kopf seitlich und lächelte. Er wirkte in dieser Pose beinahe drollig.
„Mich hatte es schon immer interessiert, wie viel ein Vorarbeiter bei Harland & Wolff so verdient.“
Kaum hatte er dies ausgesprochen, klatschte seine geballte Faust blitzschnell in Ikes Gesicht, worauf er mit dem Hinterkopf gegen die Straßenlaterne stieß. Sein Mund verzog sich hasserfüllt, als er sogleich nochmals wuchtig nachschlug und ein weiterer Fausthieb genau auf Ikes Nase hämmerte.
Ike hielt die Hände vor seinem blutenden Gesicht und sank langsam zum Boden.
Weil Bob stets die Angewohnheit pflegte, zuerst seine Ärmel hochzukrempeln bevor er zuschlägt, schmetterte ihn der Mann mit dem Holzknüppel vorzeitig nieder, wobei er ihm eine schmerzhafte Platzwunde an seiner Stirn zuzog und McMurphy ebenfalls zu Boden stürzte. Bob krümmte sich und klammerte seine Arme schützend über seinen Kopf. Immer wieder holte der Mann mit dem Knüppel weit aus und schlug unbarmherzig auf Bob ein, bis der schmächtige Anführer ihn mit einer kurzen Handbewegung davon abhielt, weiter einzuprügeln.
„Aufhören, sonst brichst du der blöden Sau noch alle Knochen und er kann nicht mehr arbeiten. Wir brauchen ihn noch, er soll weiterhin anschaffen gehen, damit wir ihn weiterhin rupfen können“, grinste der Kerl.
Stöhnend blieb Bob in einer Embryostellung liegen. Dann trat der Knüppelmann noch einmal wuchtig auf dessen Körper ein, bevor er von ihm endgültig abließ, woraufhin Bob kurz aufschrie.
Wie ein Tiger, der um seine angerissene Beuter herumschlich, streifte der schmächtige Gangster hin und her und belauerte, wie Ike versuchte sich am Laternenmast wieder aufzuraffen. Mit einer Kopfbewegung forderte er dann seinen Komplizen mit der Eisenkette auf, zu handeln.
Hohnlächelnd schwang er die Kette um Ikes Hals, zerrte ihn ruckartig am Laternenmast hoch und wickelte damit seinen kompletten Körper ein.
Ike stand an der Straßenlaterne wie an einem Marterpfahl gefesselt dar und als der junge Kerl wieder seine Faust ballte und gerade zum Schlag ausholte, trat Ike mit dem Bein aus. Doch der schmächtige Bandenboss reagierte blitzartig und wich seinen heranschnellenden Tritte aus, die andernfalls inmitten seines Gesichtes eingetreten wären.
„Du kleiner elendiger Scheißkerl, du bist erledigt! Du bist nämlich tot, du weißt es nur noch nicht! Ich werde dich umbringen, wenn ich dich in die Finger bekomme!“, tobte Ike fuchsteufelswütend und trat wild mit beiden Füßen um sich. Sofort zerrte der Kettenmann den Strang enger fest, bis Ike vor Schmerzen aufschrie, und wickelte hastig zusätzlich seine Beine fest. Dann warf er sich auf den Boden, stützte seine Füße gegen den Laternenmast und zog mit aller Kraft am Kettenstrang. Ike ächzte. Nun war er völlig bewegungsunfähig und der Straßengang gnadenlos ausgeliefert.

„Ich erlaube mir, mich vorzustellen, Holländer. Wir sind die Dark Crows … Und ich bin Bugsy. Sicher hast du schon von mir gehört?“, fragte er höhnisch grinsend. „Falls nicht, lernst du mich jetzt kennen.“
Bugsy griff in seine Jackentasche, holte einen Schlagring heraus und stülpte seine Finger hinein. Ein fieses Grinsen fuhr über seine Mundwinkel, als er seine Faust ballte. Diese Nacht war besonders frostig und schien den Herbst anzukündigen. Während er sprach, entwich sachter Atemhauch aus seinem Mund und Nase.
„Es wird erzählt, der Kopf des Holländers sei hart wie eine Nuss, daran man sich leicht die Finger bricht. Deshalb entschuldige bitte … Meinen Nussknacker“, grinste Bugsy.
Seine Visage verzerrte sich hasserfüllt. Unbarmherzig schlug Bugsy auf Ike ein. Gegen seine Rippen, dann ins Gesicht. Wieder und immer wieder, nochmal und noch einmal, bis Ikes Kopf blutend herunterhing. Dann ließ Bugsy mit einem kalten, starren Blick von ihm ab.
Sekundenlang hielt die Stille. Nur das sachte Keuchen von Bob war zu hören, der sich schmerzgeplagt und gekrümmt am Boden wandte und seinen blutenden Kopf hielt. Doch Ike rührte sich nicht mehr, sondern hing mit Ketten angefesselt am Laternenmast, wobei sein Kopf herunterhing. Sekundenlang hielt die Stille.
„Scheiße, Boss. Ich glaube du hast den Holländer kalt gemacht“, sagte einer der jungen Männer ohne jegliche Gefühlsregung.
Bugsy war es scheinbar völlig egal, ob er in diesen Augenblick jemanden getötet hatte. Vermutlich hatte er sogar seinen Tod kaltblütig einkalkuliert, musterte aber den gemarterten Ike dennoch skeptisch. Er fasste vorsichtig an Ikes Kinn, hob es an und ließ ihn sofort wieder los. Ikes Kopf fiel wieder herab, auf sein blutverschmiertes Hemd.
Der Kettenmann ließ etwas locker und verhakte den Kettenstrang mit einem Karabiner, sodass Ike weiterhin gefesselt am Laternenmast blieb. Ike rührte sich nicht mehr. Sein Kinn lag auf seiner Brust, sein weißes Hemd war mit Blut getränkt. Bugsy hatte ihm mit dem Schlagring mitunter eine Platzwunde an der Augenbraue und Wange verpasst.
Entweder war Ike nur ohnmächtig geschlagen, oder war tatsächlich totgeprügelt worden.
„Keine Panik, Leute. Nach alledem was mir über den verfluchten Holländer zu Ohren kam, verglimmt dessen Docht nicht so schnell. Der Arschling atmet noch und er kann noch einige Streicheleinheiten wegstecken“, grinste Bugsy.
Leises Gelächter drang aus den Mündern der Komplizen. Dann durchsuchte Bugsy hastig seine Taschen und entnahm ihm schließlich seine Lohntüte und die Taschenuhr. Als er das Briefkuvert öffnete, hineinblickte und die Geldscheine durchblätterte, pfiff er leise anerkennend.
„Mein lieber Scholie … So ein beschissener Vorabeiter verdient bei Harland & Wolff wirklich nicht schlecht“, lächelte er.
„Was ist nun, Bugsy? Lass sie uns rupfen und dann verschwinden wir schleunigst!“, meinte ein seiner Kumpanen nervös.

Nach einer Weile errang Ike wieder das Bewusstsein und hob langsam seinen Kopf. Sein rechtes Auge war zugeschwollen. Blut quoll ihm aus der Nase und über der klaffenden Wunde seiner Augenbraue. Bugsy überprüfte den Wert der Taschenuhr, indem er darauf biss. Immerhin Silber, zwar nicht unbedingt überaus wertvoll, aber besser als gar nichts. Dann klappte er die Taschenuhr auf. Es war genau 1:05 Uhr nachts. Vorsichtig strich er mit dem Daumen über das Zifferblattglas und betrachtete es andächtig. Das Glas war etwas beschlagen. Noch einmal strich sein Daumen darüber ... Aber er drückte mit seinem Daumen nicht darauf.
Seine Augen funkelten dabei, wie die eines Knaben, der einen Weihnachtsbaum betrachtete. Immer wieder fuhr sein Daumen sanft über das Ziffernblatt, um die Feuchtigkeit vom Glas wegzuwischen. Er war in Gedanken versunken und überlegte, ob er diese Taschenuhr nur für sich einheimsen sollte.
Ike beobachtete ihn, nur mit einem geöffneten Auge, diesmal aber, weil es zugeschwollen war. Bugsy lächelte und nickte stetig. Er klappte die Taschenuhr wieder zu und ließ sie in seiner Brusttasche gleiten. Das Briefkuvert mit dem Wochenlohn hingegen, die Lohntüte, schleuderte er Ike verächtlich vor die Füße.
„Du darfst dein beschissenes Geld behalten, Holländer. Sehe es als eine Warnung an, dass du dich niemals mit den Dark Crows anlegst. Verschwinde schleunigst aus Belfast, wenn dir dein armseliges Leben lieb ist!“, fauchte er Ike an.
„Bugsy … Hey Boss, bist du verrückt? Das ist ein Vorarbeiterlohn, den wir uns da entgehen lassen. Was hält dich davon ab?“, fragte ihn der Kettenmann aufgebracht. „Lass uns beide rupfen und dann hauen wir ab!“
„Wir sind Profis und keine Rasselbande“, entgegnete ihm Bugsy kühl. „Unser Auftraggeber hat uns reichlich bezahlt aber die Bedingung aufgestellt, ihm weder seines Lohnes noch sonst irgendwelchen Utensilien zu erleichtern. Wir sollen dem Holländer lediglich einen Denkzettel verpassen. Sonst nichts! Und an die Anweisung unseres Auftraggebers werden wir uns halten! Geht das in euren dämlichen Köpfen rein?“
Seine aufgebrachte Stimme hallte durch die kühle Nacht. Herrisch blickte er seinen Leuten einzeln in die Augen und obwohl Bugsy der Kleinste, der Schmächtigste von ihnen war, brachten sie ihm Respekt entgegen und nahmen seine Zurechtweisung kommentarlos hin.
„Diese Uhr hier …“ – Bugsy tätschelte auf seine Brusttasche – „ist eine Ausnahme und wird nicht verhökert, sondern bleibt als Trophäe in meinem Besitz. Wir haben den gefürchteten Holländer die Grenzen gesteckt und McMurphy gewaltig in den Arsch getreten. Unser Status Quo “, lächelte er nickend, „hat sich ab sofort gesteigert. Ich denke mal, dass uns nun weitere Aufträge bevorstehen“, lächelte er zuversichtlich. „Äußerst lukrative Aufträge.“

Die Dark Crows war eine berüchtigte Straßengang von Belfast. Sie waren eigentlich nur Kleinganoven, die aber bestrebt waren, sich hochzuarbeiten. Bugsys gefährlicher Ruf schallte sogar weit über die Ulster Provinz hinaus. Sie erledigten jeden Job. Hafenware schmuggeln, Geldeintreiben, lösten Probleme mit der Gewerkschaft, Denkzettel verpassen, Schutzgelder einkassieren, und wenn sich die Gelegenheit ergab, raubten sie Besoffene aus, dies sie scherzhaft als Rupfen bezeichneten. Sie würden sogar einen Mordauftrag erledigen, obwohl das für diese Großstadtganoven bis dato noch eine Nummer zu groß gewesen wäre. Aber Bugsy war kein Dummkopf und ließ sich nur darauf ein, wenn die Tat vom Auftraggeber clever ausgetüftelt wurde und einhundertprozentig wasserdicht war, wie er es gerne zu nennen pflegte.
Bugsy trug als einziger von seiner Straßengang stets einen geladenen Revolver mit sich, erlaubte dies aber seinen Gangmitgliedern nicht, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen und leichtfertig jemanden abknallen würden. Die finsteren Krähen waren nicht die einzige Straßengang in Belfast, dafür aber die Berüchtigtste, die Gefährlichste sowie Skrupelloseste, und täglich kämpften die Straßengangs von Belfast um die Herrschaft ihrer Territorien. Wenn einer der Bandenbosse getötet wurde oder kapitulierte, versammelten sich alle Banden. Dann herrschte kurzeitig Frieden unter den Straßengangs. Die besiegte Gang wurde dann aufgelöst und die Männer, sowie die errungenen Stadtvierteln, wurden untereinander aufgeteilt.
Der blutjunge Bugsy stand praktisch ständig mit einem Fuß im Gefängnis und mit dem andern Fuß im Sarg. Die hiesige Polizei konnte der Bande nie etwas nachweisen oder wollte es nicht, weil ihre Auftraggeber oftmals einflussreiche Leute waren. Hauptsächlich Politiker, die mit den Ansichten der Gewerkschaft nicht immer einig waren oder es hatten gar Herrschaften aus der Justiz dessen Dienste in Anspruch genommen, die ein Geständnis zu erzwingen beabsichtigten.

Nun war Ike offenbar das Opfer eines hohen Auftraggebers geworden, trotzdem wurde ausdrücklich verlangt, dass er keinesfalls ausgeraubt werden sollte. Aber was sollte mit Bob McMurphy geschehen? Bob war scheinbar nur nebensächlich und war nur zufällig an die Front eines komplizierten Streites geraten, wofür er diesmal keine Schuld trug.
Bugsy wandte sich Bob zu, der mit aufgerissenem Hemd auf seinen Hintern hockte und seine blutende Stirn hielt. Bugsy kniete zu ihm nieder, spuckte zur Seite und griente ihn frech an. Wie einen Freund klopfte er ihm auf die Schulter und richtete sogar seinen Hemdkragen zurecht.
„Tja, McMurphy, was soll ich groß sagen? Von dir war leider keine Rede gewesen, irgendetwas von dir nicht anrühren zu dürfen. Pech für dich.“
Der siebenundvierzigjährige Bob blickte ihn finster an.
„Das wirst du mir büßen, Bürschlein! Irgendwann erwischen wir dich und deine verfluchte Bande, du kleine Ratte! Und dann mach ICH dich fertig! So wahr ich hier auf meinem Arsch sitze!“, drohte Bob wutschäumend.
Bugsy kniete zu ihm runter und blickte zum Boden, räusperte sich und nickte stetig.
„Ich verstehe, dein Herz schreit nach Rache.“ Er schniefte. „Kann ich dir nicht verübeln, McMurphy. Aber …“
Er fasste ihm erneut an die Schulter, zog ihn sachte an sich heran, hielt seine Wange vorsichtig an sein Ohr und flüsterte: „Deine glorreiche Zeit ist abgelaufen, alter Mann. Eine neue Generation hat den Thron der Straßen erobert. Dieses Viertel von Belfast gehört mir. Verstehst du das? Mir! Nun bin ich derjenige, der Leute in die Ärsche tritt. Lass dir das gesagt sein und akzeptiere es, wenn dir dein Leben lieb ist.“
Bugsy erhob sich, winkelte zähnefletschend sein Bein und trat wuchtig gegen seinen Schädel. Bobs Hinterkopf schmetterte hart auf den Boden nieder – Er blieb regungslos auf der kalten gepflasterten Straße ohnmächtig liegen. Dann spuckte Bugsy ihn verachtend an.
„Leute, rupft diesen Versager. Holt jeden scheiß Penny aus ihm raus und klaut ihm seine Schuhe … Diese sehen neuwertig aus!“, grinste Bugsy.

Die Schritte hallten an den Hauswänden, als die Dark Crows ihre Opfer ausgebeutet in der dunklen Gasse liegen ließen und sich eilig davon machten. Plötzlich blieb Bugsy stehen, kehrte um und trat erneut vor Ike, der immer noch angekettet und drauf und dran war, abermals ohnmächtig zu werden.
„Holländer“, sagte Bugsy, „beinahe hätte ich es vergessen. Mein Auftraggeber legte ebenfalls Wert darauf, dir jenes ausrichten zu lassen …“
Um Ikes Auffassungsgabe zu garantieren, verpasste er ihm eine kräftige Ohrfeige. „Kannst du mich noch hören, Holländer? Weilst du überhaupt noch unter uns?“, fragte er spöttisch.
Ike nickte völlig geschwächt und blutüberströmt, nur mit einem Auge geöffnet.
„Also, hör genau zu: Das ist die einzige und allerletzte Warnung! Verschwinde in die Rattenhülle zurück, aus der du gekrochen kamst, wenn dir dein Leben lieb ist. Zurück in das Zentrum von Amsterdam … Gruß von Eric!“
Ike blinzelte, dann verlor er erneut das Bewusstsein.
Die Dark Crows schlenderten davon, zerfetzten Bobs Briefumschlag und teilten sich die Beute untereinander auf. Das goldene Kettchen wurde in Stücke gerissen und jeder bekam seinen rechtmäßigen Anteil, wobei Bugsy sich das goldene Kruzifix einheimste.
„Hey Boss, wo soll das eigentlich sein, das Zentrum von Amsterdam?“
„Irgendwo in Holland natürlich, du dämlicher Schwachkopf. Inmitten von Amsterdam, also im Zentrum der Stadt. Wo denn sonst? Bist du etwa nie zur Schule gegangen und weißt nicht, wo Amsterdam ist?“, fragte Bugsy mit ernster Miene kopfschüttelnd.
„Nein, Boss. Meine Eltern hatten mich von der Schule befreit weil wir …“
„Aha, deswegen bist du also so strunzdumm“, fiel ihm Bugsy ins Wort. „Halt gefälligst die Schnauze und überlasse das Denken nur mir!“
„Oder aber das Zentrum von Amsterdam befindet sich mitten in der Hölle“, meldete sich der Mann mit dem Knüppel grinsend zu Worte.
„Davon gehe ich aus“, lächelte Bugsy.
Höhnisches Gelächter schallte, dann verschwanden die Dark Crows irgendwo in der Dunkelheit eines Hinterhofes.

In der frühen Morgendämmerung fand eine Polizeipatrouille, die auf Pferden ihren Rundgang machten, die zusammengedroschenen Männer. Sie befreiten Ike von seinem Marterpfahl und brachten beide in das Hospital. Jetzt war es offensichtlich. Ike wusste nun, dieser Überfall geschah niemals zufällig sondern war geplant. Mit Eric hatte er bereits seine Bekanntschaft gemacht, als dieser im South Western Hotel den Schiffsoffizier der Titanic, William Murdoch, erdrosseln wollte. Ike hatten diesen Mordanschlag zwar verhindern können, indem er diesen Eric erschossen hatte, trotzdem hatte es sich herausgestellt, dass ein zweiter identischer Eric, ein Pendant, mittlerweile in das Jahr 2472 nach Sin City geflüchtet war. Der Geheimdienstchef Henry hatte letztendlich Agent Maikel und Agent Dave nach Sin City beordert, um Eric ausfindig zu machen.

Da nun der Verlust des Wochenlohnes für Bob eine private Katastrophe bedeutete, steckte ihm Ike seine eigene Lohntüte in die Brusttasche mit der Bedingung, er solle niemanden erzählen, dass man ihn nicht ausgeraubt hätte. Niemand durfte dies erfahren, andernfalls würde es den Anschein erwecken, dass Ike möglicherweise in zwielichtige Geschäfte verwickelt sei und dieser Anschlag nur ein Denkzettel gewesen war. Ike wollte unbedingt, dass jeder dachte, es sei ein gewöhnlicher Überfall gewesen und wurde ebenfalls wie Bob ausgeraupt.
Bob wollte das Geld von seinem Freund zuerst nicht annehmen und meinte, er käme schon irgendwie zurecht. Nachdem ihm aber Ike verständlich gemacht hatte, dass allein sein Stolz niemals seine Kinder und Frau ernähren sowie auch die Arztrechnungen davon nicht beglichen werden könnte, nahm Bob sein großzügiges Angebot erst an, als Ike es ihm als Darlehn angeboten hatte. Somit erkaufte sich Ike sein Schweigen und hoffte, dass er nicht mehr über diese Angelegenheit sprechen würde.
Beide Männer trotzten beinahe jeglicher Furcht, dennoch losten sie jetzt regelrecht aus, wer nun wen zuerst nach Hause begleiten sollte. Nun, Ike fürchtete eigentlich nur das Gewitter, einen wirklich heftigen Wolkenbruch mit Blitz und Donner, und Bob das Donnerwetter seiner herzensguten Ehefrau, worauf sie es schließlich mit einem Handschlag ausmachten, ihre blauen Augen, die gebrochenen Nasen und genähten Platzwunden Eloise zuerst zu präsentieren, um ihren Tadel zuerst über sich ergehen zu lassen. Diese Hürde wäre als Einstand etwas leichter zu überwinden sein und der morgendliche Kaffee wäre zudem gesichert, meinte Ike, weil Eloise eben noch jünger sei und bei ihrem Anblick fürsorglicher als Marybeth reagieren würde, wobei ihm Bob prompt zustimmte. Danach, so schlug Ike freundschaftlich vor, würde er sich gemeinsam mit ihm seiner Ehefrau stellen. „Mein Charme“, beteuerte er, „wird es dann schon irgendwie richten. Mary wird uns dann ganz bestimmt verzeihen.“
„Pah, dein Charme“, entgegnete Bob patzig. „Mary wird es uns beiden gründlich mit dem Nudelholz geben. So sieht die Wahrheit aus! Dein lächerlicher Charme fruchtet bei meiner Ehefrau nicht. Wirst schon sehen, mein Freund!“

Und so führte Ike sein Pferdegespann über den holprigen Feldweg nach Hause. Lange hörte man beide noch über diese Nacht erzählen. Dies waren wahrhaftig Männer vom alten Schlag, die selbst eine schmerzhafte Niederlage mit Humor hinnahmen, statt sich jammernd bemitleiden zu lassen. Selbst Ike, der aus einer sterilen Zukunft, in der es für das geringste Leid ein Elixier gab, der zu diesen Urvätern gestoßen war, hatte sich gewandelt und war nun einer von ihnen geworden.
Eloise wird bei seinem geschundenen Anblick sofort ihren Groll vergessen und sich stattdessen eifrig um seine und Bobs Wunden kümmern. In Windeseile wird sie schließlich Kaffee aufbrühen und Rührei mit Speck zum Frühstück servieren, denn schließlich mussten die armen, ausgeraubten Männer völlig ausgehungert sein. Aber das Allerwichtigste war jedoch, dass Ike sich schnellstmöglich seine Taschenuhr wiederbeschaffen musste.
 
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Kommentare  

Beide waren nicht ganz unschuldig, dass ihnen
diese Misere passierte. Sie hätten nur ihre
Versprechen einhalten sollen. Ike muss nun noch
vorsichtiger sein, als zuvor.

LGF


Francis Dille (15.12.2024)

Wieder ein sehr spannendes Kapitel. Ike und Bob taten mir leid. Besonders um Bob hatte ich Angst.

Evi Apfel (10.12.2024)

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