191


4 Seiten

Schloss Arcen

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
Prolog

Liebe Webstories Community,

ich empfehle nicht gerne etwas, da jeder Mensch die Dinge oft anders sieht als seine Mitmenschen. Was der eine für schön hält, ist dem anderen hässlich und was X langweilig findet, erlebt Y als äußerst spannend. Und dann gibt es noch den oder die uns allen bekannte Z, die/der grundsätzlich gegen alles ist, was nicht von ihr oder ihm selbst kommt.
Diesmal jedoch möchte ich trotz aller o. g. Bedenken allen denjenigen etwas empfehlen, welche in der Nähe der Niederlande wohnen und beabsichtigen dort einmal etwas zu besichtigen.

Es geht um das Wasserschloss Arcen (Kasteeltuinen Arcen Lingsforterweg 26, 5944 BE Arcen; GPS 51.471419° , 6.184699°).

Ich empfehle einen Besuch der dortigen Schloss- und Parkanlage, nachdem ich dort selber schon ein paar Mal zu verschiedenen Jahreszeiten gewesen bin und aktuell die Lichtkunstveranstaltung ENCHANTED GARDENS besucht habe. Am schönsten ist die Jahreszeit, wenn im Park alles blüht und die niederländischen Gartenbauexpertisen voll zur Geltung kommen.

Das ganze Areal an der N271 erstreckt sich über ca. 800 Meter Länge und stellenweise ca. 350 Meter Breite. Außerhalb von Veranstaltungen sollte man mindestens 4 Stunden Besuchszeit für das Schloss und den Park einkalkulieren.
Ein Nachteil hat die Besichtigung natürlich. Sie ist kostenpflichtig und man muss Eintrittsgeld zahlen. Ich kann aber versichern, dass sich, meiner Meinung nach, die Investition lohnt und im satirischen Sinne ohnehin gilt, dass das Totenhemd keine Taschen hat und wenn man erst einmal „Six Feet Under“ liegt, gibt es außer dem Holzblick nach oben nichts mehr zu besichtigen. Darum sputet Euch, denn auch Eure Uhr tickt bereits.


- Das Barock-Schloss -

Über den Lingsforterweg gelangt man zu einem Steg, welcher es ermöglicht den Wassergraben der Burg trockenen Fußes zu überqueren. Man schreitet als erstes durch das historische Torgebäude aus dem Jahr 1651/1653 nC und gelangt zum Schlossvorhof und zu den Schlossgärten. Im Eingangsbereich sind die Kassen zum Ticketverkauf, ein Infopunkt und das historische Waffenarsenal. Im Schlosskomplex kann man historische Waffen aus dem 14. und 15. Jahrhundert sehen. Z. B. Hellebarden, Hakenbüchsen, Jagdgewehre, Rüstungen, Helme und Kanonen.

Schloss/Burg Arcen wurde im 17. Jahrhundert (ca. 1664 nC) von den Herzögen von Geldern zum Bau (Ziegelbau) in Auftrag gegeben, welche das umliegende Gebiet damals beherrschten. Selbstverständlich favorisierte man damals eine herrschaftliche Bauweise, welche die Macht und Bedeutung des Bauherrn widerspiegeln sollte. Vor Baubeginn gab es anscheinend schon eine ältere Burg (Huys den Kamp) an der Stelle, wo heute der große Parkeerplaats (Besucherparkplatz) ist, also unverbindlich und ungefähr an der GPS-Position: Breite 51.472960° Länge 6.185846°. Die Nutzung der Grundstücke als Schloss soll schon ab 1300 nC dort erfolgt sein.
Sinn der Baumaßnahme war es eine Wasserburg zu installieren, welche in strategischer Nähe der Maas lag, u. a., da man damals nie so 100%tig wusste, welche unerwünschten Personen plötzlich die Maas mit welchen Truppen mal wieder dreist herauf- oder herunter gepaddelt kamen. Nicht selten waren diese schwer bewaffnet, hatten abweichende Vorstellungen von Recht und Ordnung und führten nichts Gutes im Schilde. Im 9. Jahrhundert nC sollen sich auf der Maas sogar die Wikinger herumgetrieben haben, was archäologische Funde (Projekt Grenzmaas) angeblich belegen. Diese Nordländer hatten 881 nC ein Winterlager in Asselt und belästigten auch Lüttich und Maastricht.
Theoretisch könnte es im 17. Jahrhundert auch Burgrechte für die Erbauer gegeben haben, welche diese, an dieser Stelle, zur Zollerhebung auf der Maas berechtigten (Faktencheck notwendig!).

Der Fluss Maas ist nur ca. 300 Meter Luftlinie westlich von der Schlossanlage entfernt, wenn er nicht bei Überschwemmungen noch etwas näher heranrückt. Am 16.07.2021 z. B. wurden die Schlossgärten wegen Hochwasser geschlossen. Tausende Niederländer (Limburger) mussten damals vorsorglich ihre Behausungen verlassen und die Regierung rief den Katastrophenfall aus.

Das Schloss Arcen wechselte in den Jahrhunderten mehrfach seinen Eigentümer und wurde mehrere Male umgebaut und erweitert. Besitzer/Eigentümer waren:

01.
Familien Van Buren und Schenk van Neydeggen.

02.
1503 nC Familie Van Gelre (von Geldern). 1511 – 1522 nC Herzog von Geldern, Reinier I - Nije Huys (neues Haus).
1646 nC Schlossherr Marcelius von Gelre I (Geldern). 1763 nC Christian August von Gelre (Geldern; Orangerie)

03.
1779 nC Familie Van Wijmar

04.
1814 nC Familie Van Dalwigk zu Lichtenfels

05.
1876 nC Levin Max Paul Hubert Maria Graf Wolff Metternich zur Gracht (1850–1929)

06.
1917 nC Maler/Kunstprofessor Deusser – Kunstakademie Düsseldorf - (u. a. Nutzung als Malatelier; Impressionist August Deusser: Geburt 15.02.1870, Tod 28.10.1942)

07.
1931 nC Auszug der Familie Deusser

08.
Bis 1945 nC diverse militärische Besatzungen

09.
1976 nC Stiftung „Het Limburgs Landschap“ (Kauf 340 Hektar Wald/Landfläche). Ab 1988 Öffnung der Kasteeltuinen Arcen/Schlossgärten Arcen für alle Bürger.

Im 19. Jahrhundert erlitt das Schloss schwere Beschädigung durch einen Brand, welcher den linken Teil des Schlosses vernichtete. Ab 1888 nC erfolgte ein Teil-Wiederaufbau in veränderter Form. Im II. Weltkrieg erlitt es ebenfalls schwere Beschädigungen und konnte erst nach Ende desselben restauriert bzw. wiederaufgebaut werden. Die Räume, Gewölbe und Keller werden zurzeit vielfältig für z. B. Ausstellungen von Antiquitäten und Kunstwerken, Empfängen, Buffets und auch als Trau-/Hochzeitssaal (van Gelder-Saal) genutzt.


- Die Schlossgärten -

Die dortige Gartenanlage zählt heute zu den schönsten Parks der Niederlande.
Im Park wurden diverse Themenbereiche installiert. U. a. Amphitheater, Rosengärten und exotische Gewächshäuser bilden die Hintergrundkulisse für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen. Es gibt u. a. einen Rhododendron Garten, ein barockes Rosarium (10 thematisierte Rosengärten mit angeblich über 8.000 Rosen), asiatischer Wassergarten, Bambuswald, japanischer Ahorngarten, italienischer Garten, Kräuter- und Gemüsegarten, Dahlien Garten, Mammutbaum, Storchennest, Blutbuchen, Felsengarten, Skulpturengarten und eine Orangerie mit Souvenir- und Pflanzenshop (Baujahr der ersten Orangerie: 1763 nC durch Christian August von Geldern und Zerstörung 1916 infolge eines Brandes. Danach Wiederaufbau. Verkauf von Pflanzen und regionalen Produkten der Landwirtschaft).
Begleitet werden die gartenbautechnischen Kunstwerke von diversen Wasserspielen (z. B. Teichlandschaften, Wasserfälle), welche besonders in der warmen Jahreszeit eine angenehme Kühle verbreiten. Es werden viele Parkbänke (Sitzgelegenheiten) angeboten. Auch für Gastronomie ist reichlich gesorgt.

-Enchanted Gardens (Verzauberte Gärten)-

Im Rahmen dieser kostenpflichtigen (Eintrittspreis) Open Air Sonderveranstaltung mit ausgezeichneten und ungewöhnlichen Lichtinstallationen, welche hoffentlich auch zukünftig jährlich von Oktober bis November stattfindet, verwandelt sich der gesamte dortige botanische Gartenbereich in eine magische Scheinwelt mit einer Mischung aus künstlichem Nebel, offene Flammen, märchenhaft anmutenden Leuchtfiguren, geheimnisvoller Musik, schaurig schönen Klängen und professioneller Lasershow der Sonderklasse. Zusätzlich strahlen eine Vielzahl von starken beweglichen Punktscheinwerfern den Nachthimmel an und projizieren Farben und Formen auf den Himmel über der Anlage. Manchmal muss man seinen Kopf tief in den Nacken legen, um die Himmelsprojektionen verfolgen zu können. Die Süd-Fassade des Schlosses wird ebenfalls mit filmähnlichen Projektionen bestrahlt und bildet sicherlich ein besonderes Highlight der Abendveranstaltung. Die gesamten teilweise sehr raffinierten Licht-Kunst-Installationen sind eine ausgezeichnete Synthese aus Kunst, Technik und Natur. Die Grenze zwischen Illusion und Realität verschwindet teilweise. Hinter jeder Weggabelung wartet eine neue Überraschung auf die Gäste.
Wenn sich jemand fragt, warum solche Veranstaltungen immer in der kalten Jahreszeit Oktober bis November stattfinden und dann auch noch zu später Stunde, dann sei dieser darauf hingewiesen, dass solches Lichtspektakel natürlich nur funktionieren, wenn es draußen entsprechend dunkel ist. Im Sommer ist es zu lange hell.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Noch keine Kommentare.

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
X Ray der nukleare Wahnsinn  
Tagebuch meiner Reise (England, Spanien, Portugal, Marokko, Italien, Sardinien, Korsika) im Oktober 2025  
Reise vor dem Sterben, sonst machen es Deine Erben!  
Einmal Norwegen hin und zurück im Jahr 2023  
Tscherenkow Strahlung  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
Die Belfast Mission - Kapitel 50  
Die Belfast Mission - Kapitel 51  
Die Belfast Mission - Kapitel 45  
Herrlich nass!  
Die Belfast Mission - Kapitel 48  
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De