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8 Seiten

Preis der Lust/Kapitel 8

Romane/Serien · Erotisches
© rosmarin
8. Kapitel
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„Ist mir recht“, sagte ich zu Mario, „vielleicht kündigen sie mir. Da brauche ich es nicht zu tun. Ich wollte sowieso gehen.“
„Kündigen können sie dir nicht. Du hast doch einen Vertrag.“
„Ich gehe freiwillig.“
„Schön dumm“, Mario sah mich verständnislos an, „jeder kämpft hier um die Verlängerung seines Vertrages und du willst freiwillig gehen? Das verstehe ich nicht.“
„Ich habe die Nase voll von diesen Heuchlern. Und von Gigan. Ich muss weg.“
„Dann trenn dich doch von ihm“, sagte Mario eindringlich, „merkst du denn nicht, dass er das Übel ist? Bevor er hier auftauchte, war doch auch alles in Ordnung.“
„Ich kann mich nicht einfach so trennen“, sagte ich, „trennen heißt für mich Flucht. Weg. Er würde es auch nicht akzeptieren.“
„Bestimmt bist du ihm hörig“, sagte Mario traurig, „und er dir. Sehr schade. Wirklich. Wo willst du denn hin?“
„Das weiß ich noch nicht. Bis gleich.“

Auf dem Weg zur Anhörung traf ich Herrn Bart und eine Kollegin. Beide sollten auch zur Anhörung. Was hatten sie Unrühmliches getan?
Eine Anhörung bekam der, dessen Vertrag nicht verlängert werden sollte. Das musste immer bis zum einunddreißigsten Oktober des laufenden Jahres geschehen sein. Ansonsten verlängerte sich der Vertrag automatisch.

Die Theaterleitung saß vollzählig hinter einem langen Tisch. Ich setzte mich auf den einzigen Stuhl davor.
Der Intendant war überaus freundlich.
„Es gibt einen einzigen, aber bedeutenden Grund“, sagte er, „warum wir Ihren Vertrag nicht verlängern können.“ Der Reihe nach schaute er die anderen Mitglieder an, die zustimmend mit den Köpfen nickten. „Sie vermitteln den Eindruck“, fuhr er freundlich fort, „noch nie in einem solch großen Haus gearbeitet zu haben.“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Sie passen einfach nicht in dieses Haus.“
Klar, dachte ich, das hat alles Alexa eingefädelt. Ihr würde ich schon die Stirn bieten und hier klar Schiff machen. Aber mein eigentlicher Grund war ja Gigan.
„Ich wollte sowieso gehen“, erwiderte ich ruhig, „die Atmosphäre hier gefällt mir nicht.“
Erstaunt richteten sich alle Blicke auf mich. Die dachten wohl, ich würde mir jetzt Asche aufs Haupt streuen, zu Kreuze kriechen, um eine Verlängerung bitten.
„Wir wollen Ihnen allerdings keine Härte zumuten“, fuhr der Intendant fort, „Sie haben einen Vertrag und können natürlich bleiben, bis Sie eine andere Arbeit gefunden haben.“ Er lächelte jovial. „Verstehen Sie uns bitte nicht falsch. Sie leisten gute Arbeit. Das wissen wir zu schätzen. Aber es gab Beschwerden, denen wir nachgehen mussten. Sie sollen das Arbeitsklima vergiften und uneinsichtig sein.“
Wusste ich es doch. Alexa.
„Machen Sie sich keine Sorgen um mich“, sagte ich, „ich finde überall Arbeit. Es muss ja nicht an diesem für mich zu großen Haus sein. Ich bin da ziemlich flexibel.“
„Also einigen wir uns auf einen Aufhebungsvertrag.“ Der Intendant erhob sich erleichtert. „Den Zeitpunkt können Sie bestimmen.“

Das war‘s dann also in D.. Ein Kollege vom Personalbüro begleitete mich zur Bühne.
„Am liebsten würde ich gar nicht mehr reingehen“, sagte ich, „zu diesen Intriganten. Die haben mich ganz schön in die Pfanne gehauen. Ich will die nicht mehr sehen. Wenn ich bliebe, würden die mich wieder schikanieren. Das muss ich mir nicht bieten lassen.“
„Ich habe da einen privaten Tipp.“ Der Kollege sah sich vorsichtig um.
„Und der wäre?“
„Lass dich krankschreiben.“
„Gute Idee. Hat aber einen Haken. Ich habe nichts.“
„Rückenschmerzen vielleicht?“
„Nein.“
„Depressionen? Da brauchst du nur zu heulen.“
„Zu heulen?“ Ich musste lachen. Da brauchte ich nur an das Souffleusenloch zu denken. Da kullerten die Tränen von selbst. Ur leider jetzt nicht.
„Ja“, der Kollege lachte, „das wirst du wohl noch können.“
„ich werde es versuchen“, lachte ich, „danke für den Tipp.“

Also würde ich Depressionen haben müssen.
Vorerst aber ging ich, Nase hoch, zur Bühne. Alle sahen mich erwartungsvoll an. Wie würde ich mich verhalten? Nach so einer Anhörung, die für alle der am meisten gefürchtete Horror gewesen wäre?
Mario stand auf der Bühne und soufflierte stellvertretend für mich. Na also. Es ging auch ohne mich. Im Schneckentempo verstaute ich meine Utensilien in der Tasche.
„Was soll denn das?“ Die Regisseurin guckte mich erstaunt an, „die Probe ist noch nicht zu Ende und Mario hat noch anderes zu tun.“

Du kannst mich mal, dachte ich schadenfroh, kommst jeden Tag hier an in deinem schwarzen zerknautschten Kostüm, als hättest du darin geschlafen, wirst du wohl auch, rauchst den ganzen Tag, obwohl es verboten ist, verpestest die Luft, die schon so schlecht ist, so tief unter der Erde, sodass ich kiloweise Äpfel essen muss, um meinen Vitaminhaushalt konstant zu halten. Ich kicherte vor mich hin, und gedopt bist du auch wieder, das sehe ich, sonst könntest du gar nicht den ganzen Tag durchhalten und die Nächte durchmachen.

„Ich gehe“, sagte ich trocken, „für immer.“
Wie erstarrt sahen mich die Kollegen an. Mario, der noch immer auf der Bühne stand, erholte sich als Erster.
„Das geht nicht“, sagte er, „du kannst uns jetzt nicht hängen lassen. Kurz vor der Premiere. Bleib doch wenigstens noch die eine Woche.“
Ich nahm meine Tasche und meinen Mantel vom Stuhl und sagte lächelnd: „Ich kann. Bye. Es war lustig mit euch.“

Ich ging und sah mich nicht mehr um. Vor dem Theater setzte ich mich im Park auf meine Lieblingsbank. Wie oft hatte ich hier gesessen und geträumt. Jetzt würde es wohl das letzte Mal sein. Etwas wehmütig betrachtete ich die alten Bäume mit den schon gefärbten Blättern, die Rosen, fast verblüht, entlang des breiten Weges, der zum Haupteingang führte. Ein Spatz setzte sich vertrauensvoll auf meinen Schuh, reckte sein Köpfchen, sah mich mit seinen winzigen Äuglein an.
„Bestimmt hast du Hunger“, sagte ich und sofort fiel mir Gigan ein.
Seltsam. Immer brachte ich Gigan in Verbindung mit Essen oder Sex. Oder beidem.
Was würde er ohne mich machen? Bestimmt würde er meinen Entschluss nicht so ohne Weitere hinnehmen und versuchen, mich zu überreden, zu bleiben. Ganz sicher. Sollte ich denn schon wieder heimlich verschwinden?

Bei diesem Gedanken machten sich die Depressionen bemerkbar. Die ersten Tränen tropften langsam aus meinen Augen, zögerlich, dann heftiger.
Ich saß auf meiner Lieblingsbank und weinte. Und der Spatz guckte mich noch immer an. Weinte er auch? Können Vögel überhaupt weinen?
Ich stand auf, wischte die Tränen weg. Doch sie liefen und liefen weiter, die Wangen hinab in den Ausschnitt meiner Bluse. Ich setzte die Sonnenbrille auf, obwohl keine Sonne schien. Ich musste ja zum Bus. Auf dem Weg zum Bus heulte ich richtig, auch im Bus. Hartnäckig quollen die Tränen unter der Sonnenbrille hervor, ich machte mir nicht mehr die Mühe, sie wegzuwischen. Mitleidig schauten mich die Fahrgäste an. Ich heulte immer heftiger. Heulend fand ich einen Arzt in der Nähe.
„Wir haben erst um sechzehn Uhr Sprechstunde“, sagte die Schwester, „ist es denn so schlimm?“
„Schlimmer“, schluchzte ich.

Heulend kam ich in der Wohnung an. Frau Werner war schon da. Von Schluchzern unterbrochen, erzählte ich ihr die ganze vertrackte Geschichte. Allerdings konnte ich uns nicht erklären, weshalb ich so erschüttert war. Ich hatte doch alles selbst provoziert.
„Das ist ein Weinkrampf“, klärte mich Frau Werner mitfühlend auf, „alles, was sich angestaut hat, was Sie in sich hineingefressen haben, will nun raus.“
„Wirklich?“
„Ja. Weinen Sie, soviel Sie können. Und auf das Theater zurückzukommen, es ist bekannt für seine Intrigen. Neulich wohnte hier auch eine junge Regisseurin, die sie weggegrault hatten, weil sie angeblich nicht in dieses Haus passte.“ Sie sah mich fast zärtlich an, ehe sie weitersprach: „Und Sie passen überhaupt nicht. Sie haben die Hierarchie nicht respektiert. Und das ist ein unverzeihlicher Fehler.“

Frau Werner hatte recht. Ich hatte mich tatsächlich über alles hinweggesetzt. Ich hatte sie auf Distanz gehalten, mehr unfreiwillig, aber immerhin. Und jetzt mussten sie eine freie Souffleuse nehmen. Ohne Souffleuse geht gar nichts am Theater. Ich kam mir doch etwas schäbig vor. Wagte aber nicht den Schritt zurück. Die Proben liefen auf Hochtouren. Am ersten November sollte Premiere von unserem Märchen sein. Strohhochzeit sollte am Freitag in Wiesbaden aufgeführt werden und am Sonntag in Beirut. Und eine Freie kostete nun zusätzlich. Ich war ja eine billige Arbeitskraft und für alles einsetzbar.

„Ich lasse mich krankschreiben“, schluchzte ich Frau Werner an.
„Tun Sie das. Bleiben Sie noch ein wenig hier bei mir. Und bei Ihrem Gigan.“
Ach ja, Gigan.
„Der wird verrückt, wenn er es erfährt. Ihn mögen ja alle.“
„Ja“, stimmte Frau Werner zu, „hier hat er auch schon einige handwerkliche Dinge erledigt. Er ist ein überaus netter junger Mann. Den halten Sie sich mal schön warm.“

Ich duschte, heulte noch immer, war Punkt sechzehn Uhr in der Arztpraxis.
„Was fehlt Ihnen denn?“ Der junge Arzt schaute in meine verweinten Augen, „was ist denn passiert?“
Wieder erzählte ich die Geschichte. „Und nun kann ich nicht mehr aufhören, zu heulen“, endete ich heulend.
„Ist das ein Weltuntergang für Sie?“
„Weltuntergang?“ Ich überlegte einen Moment, bevor ich antwortete: „Es gibt bestimmt Schlimmeres.“
„Ganz sicher.“
„Das Elend der Dritten Welt. Hungernde Kinder. Der Krieg auf dem Balkan. Krebs und Aids, und…“, stockte ich. Was redete ich denn da für einen Unsinn zusammen?
„Ihr Puls ist beträchtlich erhöht“, sorgte sich der Doktor, „Sie sind ja völlig mit den Nerven runter. Haben Sie Freunde? Bekannte? Wissen Sie, wo Sie hin sollen? Haben Sie eine neue Arbeit in Aussicht?“
Mein Gott! So viele Fragen auf einmal.
Ich gehe wohl wieder nach Berlin“, erwiderte ich nicht ganz überzeugt, „vielleicht.“
„Ich schreibe Sie erst einmal krank. Einen Monat. Reicht das?“ Ich nickte erleichtert. „Wenn Sie bis dahin nicht wieder in Ordnung sind, sehen wir weiter.“
Ich nickte wieder, nahm mein Erschöpfungssyndrom entgegen und ging. Vor der Tür sagte ich: „Genug geheult.“ Und wie auf Befehl verschwanden die Tränen.

*
Gigan war außer sich. Ich sah es an seinen Augen, die immer starrer und undurchdringlicher wurden, ein Zeichen, wie es in ihm brodelte, obwohl er äußerlich ziemlich ruhig blieb.
„Du kannst mich nicht schon wieder verlassen“, sagte er vorwurfsvoll, „immer läufst du davon wie ein kleines Kind. Mit mir gibt‘s doch auch niemals Scherereien.“
„Weil du dich überall einschleimst und immer kuschst.“
„Ich kusche nicht. Ich wäge nur ab. Alles andere ist dumm.“
„Willst du damit sagen, dass ich dumm bin?“, fragte ich aufgebracht, „nur weil ich mir nicht alles bieten lasse?“
„Eher unüberlegt.“ Gigan nahm meine Hände, starrte tief in meine Augen, als wolle er mich hypnotisieren. „Nutze deinen Vertrag“, sagte er eindringlich, „sei kein Feigling. Steh über den Dingen.“
„Nein“, wehrte ich mich, einmal ein schwarzes Schaf, immer ein schwarzes Schaf. Ich bin eine Katastrophe für das Theater“, und dachte: Und du bist eine Katastrophe für mich. Nur weg hier.

Nur weg. Vielleicht würde ich auch auswandern. Nach Amerika. Oder Australien. Hauptsache weit genug weg. Dahin, wo mich Gigan nicht aufspüren könnte.

„Dann bleib doch wenigstens meinetwegen.“ Aus Gigans Augen kullerten plötzlich die Tränen. „Soll ich denn auch wieder hier weg? Ich kann nicht leben ohne dich. Ich liebe dich. Du musst bleiben.“

Wir fielen uns auf den roten Kunststoffstühlen in die Arme und küssten uns leidenschaftlich. Gigan trug mich zum Bett.
„Ich will dich! Sofort. Hier!“

Unsere verletzten Gefühle brauchten ein Ventil. Sex. Es war das erste und letzte Mal in diesem Bett mit der durchgelegenen Matratze. Wir mussten leise sein. Die Wände waren dünn. Das Bett knarrte bei der geringsten Bewegung. So liebten wir uns fast geräuschlos. Zärtlich und lange.
Nachdem unsere traurige Lust gestillt war, versuchte Gigan wieder, mich umzustimmen. Doch ich blieb standhaft. Er musste das verstehen. Doch er verstand nicht. Wie ein Ertrinkender presste er seinen heißen Körper an meinen, hielt meine Hände über den Kopf, stöhnte: „Verlass mich nicht. Verlass mich nicht.“
„Ich muss.“
Ich riss mich los, ging ins Bad. Gigan folgte mir. „Gut“, war er plötzlich einverstanden, „dann fahren wir jetzt zu mir. Da hört uns keiner.“

Der Keller war ordentlich und sauber. Gigans Meister hatte sogar einen Kleidereckschrank hineinstellen lassen. Dieser und die Matratze waren noch immer die einzigen Möbelstücke. Gigan holte den Wein und zwei Gläser aus der eingebauten Kochnische. Wir setzten uns auf die Matratze, tranken und hörten Musik aus einem kleinen Kofferradio.

*

Als ich erwachte, war es heller Tag. Ein winziger Sonnenstrahl fiel durch das winzige Fenster direkt in mein Gesicht.
Wo ist Gigan?, war mein erster Gedanke. Wieso bin ich noch hier?
Von böser Ahnung getrieben sprang ich auf, rannte zur Tür, drückte die Klinke. Sie gab nach. Die Tür nicht. Gigan hatte mich überrumpelt. Ich war gefangen. Bestimmt hatte er mir gestern ein Schlafmittel oder was auch immer in den Wein getan. Zuzutrauen war ihm das schon, denn immer, wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging, wurde er unberechenbar.

Ich hatte nicht die leiseste Erinnerung an den gestrigen Abend. Doch allmählich drängte sich ein Bild vor mein inneres Auge:

Ich sitze mit Gigan auf der Matratze. Wir trinken. Wir küssen uns. Ich werde immer beschwipster, lache albern. Gigan nagelt mich auf die Matratze. Ich klammere mich an ihn. Stöhne. Schreie. Flehe. Gigan mutiert wieder zur Fickmaschine. Ich falle in Dunkelheit. Mein Fühlen und Denken hat ausgesetzt.

Voll Wut und Scham zitterte ich am ganzen Leibe. Ich musste raus aus diesem Kellerloch! Doch wie, wenn die Tür verriegelt war, kein Mensch mich hören konnte? Kein Mensch mich sehen?
Panisch rannte ich durch den Keller, legte mich auf die Matratze, stand auf, rannte wieder los, rüttelte an der Tür, rüttelte am Fenster, obwohl ich wusste, dass es zwecklos und ich zum Warten verurteilt war. Zum Warten auf Gigan, dem ich die Pest an den Hals wünschte. Und Schlimmeres, das mir aber nicht einfiel.

Völlig verzweifelt schlief ich endlich auf der Matratze ein. Ein Geräusch, das von der Tür zu kommen schien, weckte mich. Ein Schlüssel drehte sich vorsichtig im Schloss, so, als wäre jemand bemüht, keinen Lärm zu verursachen. Einen Moment verstummte das Geräusch, um sich gleich wieder fortzusetzen.
Mir war, als wollte mein Herz stehenbleiben. Einen Augenblick jedenfalls. Dann sprang ich von der Matratze, rannte durch den Fliesenkeller zur Tür. Doch in dem Moment, als ich im Begriff war, die Klinke niederzudrücken, wurde die Tür von außen verschlossen.
Panisch sah ich mich um und erblickte gleich neben der Tür einen Beutel mit Essen und einen Zettel, auf dem stand:

Marie, meine wilde Blume. Ich liebe dich. Gigan.

Das war der Gipfel aller Frechheiten! Dieser Wahnsinnige. Dieser verdammte Heuchler!

Wütend schleuderte ich den Beutel in eine Ecke, zerriss den blöden Zettel, warf mich heulend auf die Matratze.

Das ist keine Liebe, dachte ich. Liebe braucht keine Extreme. Liebe lebt aus sich heraus. Fordert nichts.
Wo hatte ich das nur gelesen?

Das, was wir trieben, vor allem, wie wir es trieben, war bizarrer Sex und hatte bestimmt nichts mit Liebe zu tun. Mit zärtlicher leiser Liebe, die es natürlich auch gab, aber immer seltener. Besonders wild und unbeherrscht wurde Gigan immer, wenn etwas nicht geklappt hatte, wie er es wünschte. Er musste sich dann sexuell abreagieren. Ich war das geduldige Opfer, dem es sogar noch gefiel. Ich wertete es als Leidenschaft, als Begehren, wenn er stundenlang nicht von mir ließ, sich in mir austobte, wie ein wild gewordener Hengst.

Bei diesen selbsteinsichtigen Gedanken bekam ich grässliche Kopfschmerzen. Eiskalt lief es mir den Rücken hinab. Mir war, als würde ich verrückt.
Wieder musste ich eingeschlafen sein. Etwas Feuchtes auf meinem Mund ließ mich aufschrecken. Es dauerte eine Weile, ehe ich realisierte, dass es Gigan war, der mich küsste.
Das Dämmerlicht von draußen konnte den Keller nicht mehr erreichen. Es war stockdunkel.
„Ich liebe dich“, flüsterte Gigan, „hab keine Angst. Alles wird gut.“ Hastig zog er sich aus, küsste mich, schob seine Hand dahin, wo er sie am liebsten hatte, flüsterte: „Verzeih mir. Ich kann nicht einmal den Gedanken, dass du mich wieder verlassen könntest, einfach nicht ertragen.“ Er küsste mich zärtlich, flüsterte in meinem Mund: „Mein Herz würde brechen. Liebe mich Marie.“

Am nächsten Tag verabschiedete ich mich von Frau Werner, nicht ohne zu versprechen, ab und zu auf einen Kaffee zu kommen.

Ich zog mit Gigan in den Keller. Ich hatte mich dem Kerl unterworfen und ahnte nicht, was auf mich zukommen sollte, denn die Zeit, die nun begann, kam mir später vor wie ein mysteriöser Albtraum.

***


Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

ja, else, diese kellerszene ist eine der gruseligsten szenen. man muss sich mal vorstellen, in so einem keller eingesperrt zu sein, ohne zu wissen, ob man je wieder das tageslicht erblicken wird.
gruß von


rosmarin (10.01.2013)

Oh, wird ja immer unheimlicher. Muss gleich weiterlesen.

Else08 (10.01.2013)

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