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Wege die sich kreuzen

Kurzgeschichten · Romantisches
Sie stand auf der Bühne. Das war ihr Traum seit je her. Und ihre Stimme floss ins Mikrophon, langsam, ruhig, wie ein beruhigendes Gewässer. Stille breitete sich aus. Alles lauschte. Ein paar Menschen hatten Feuerzeuge angezündet und schwenkten sie im Takt der Musik. Wie Wellen begleiteten sie, ihre Stimme. Wie ein Wind bewegten sich ihre Haare ruhevoll. Sie hatte die Augen geschlossen. Langsam öffnete sie sie wieder um in ein Meer aus Sternen zu schauen. Und dennoch. Sie würde nie wieder zurück können, zu dem Menschen, den sie über alles liebt. Sie suchte ihn, in der Menge. Sie hatte Verständnis gezeigt, als er Zeit für sich wollte. Sie hatte Verständnis, wenn er mal wieder etwas nicht wollte. Sie hatte Verständnis, wenn sie für ihn da sein sollte, obwohl sie nicht konnte. Sie hatte nun keinen Halt mehr. Der Spiegel lacht sie aus. Während sie Tränen weint, lacht er sie aus. Was sollte sie mit all den Leuten, die sie anjubelten, die für sie schwärmten. Eine gut funktionierende Puppe, mehr war sie nicht. Wollte sie mehr sein? Die Notenblätter, wie oft hatte sie sie fallen lassen, wie oft hatte sie versucht ihn anzurufen, hatte ihm auf den Anrufbeantworter gesprochen. Er meldete sich anfangs, wenn er es wollte. Aber sie war allein. Sie war einsam. Trotz all der Zweisamkeit, die beide geteilt hatten.
Er richtete den Blick nach innen. Sein Leben. Seine Freunde. Seine Probleme. Seine blonden Haare durchstreifte oft der Wind. Auch auf seinem Gesicht waren Tränen. Tränen der Verständnislosigkeit. Tränen des traurigen Verstehens auf ihrem Gesicht.
Sie hatte sich entschieden und stand nun auf der Bühne. Mit dem Mikro in der Hand sang sie dieses Lied nur für einen Menschen. Einen Menschen. Sie berührte sanft seine Lippen. Sie schaute in seine blauen Augen, tiefblau. Sie lief barfuss im Regen mit dem Lächeln auf dem Gesicht.
Tanzend, nass vom Regen neckte sie ihn bis zum Kuss. Sie hatte überschäumende Gefühle. Ihre Augen strahlten. Ihr ganzes Gesicht strahlte. Nur für eine einzige Person. Er begleitete sie zum Singen. Zum Tanzen. Nur um gleich darauf wieder zu verschwinden, in ihren Gedanken. Sie wollte träumen, sie wollte Hoffnung und sie hatte einen Traum. Noch immer ertönten die Klänge des Liedes.
Erneut hob sie das Mikro zu den Lippen und öffnete sie wie zum Kuss. Die Menschen um sie rum summten. Es war eine tiefschwarze Nacht mit unzähligen Sternen. Eine künstliche sternenklare Nacht. Künstlich am Leben erhalten wie eine Liebe ohne Zukunft.
Er hatte sie gesehen, sie geküsst, sie umarmt. Er hatte sie ganz für sich. Bis zu dem Tag. Er hatte sie die ganze Nacht bei sich. Er wollte sie, für diesen einen Moment. Sie öffnete die Augen in seiner Umarmung. Mondschein. Stille. Und ihre Gedanken. Keine Stille in ihr.
Sie lag ruhig. Sie dachte. Sie drehte sich nicht um. Sie stand auf. Und sie ging. Es vergingen Tage, Wochen. Sie hoffte es so sehr, sie rief ihn an. Er freute sich. Sie öffnete sich, vielleicht ein letztes Mal. Sie sagte, sie liebe ihn in das Mikro.
Auf der anderen Seite blieb es still. Sie legte den Hörer auf die Gabel. Klick. Sie öffnete ein letztes Mal die Augen. Suchende Augen. Sie sah ihn. Er hatte sie vergessen. Er lächelte – nicht sie an.
„I miss you, but what was my destiny for yours?“
 
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Kommentare  

wow... sehr schön... hat mich berührt...

Becci (05.08.2003)

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