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Die Sendung mit der Katz

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
© Andre
Es ist 12 Uhr. Ich schalte die Glotze ein, um wieder einmal einiges dazu zu lernen.
Und da ist sie auch schon: Die Katz. Die fröhliche Melodie erklingt und schon geht es los. Der Sprecher spricht:
„Heute in der Sendung mit der Katz: Begegnung freundlicher Nachbarn, Neues von der Fögelbärin, wie kommt die Kugel in den Bauch und wie kommt sie wieder heraus, ein Gesetz verlässt den Bundestag, Käpt’n Kiffer und natürlich mit der Katz.“ Die Melodie klingt aus und es geht los.

„Das ist Abduhl. Abduhl lebt an der Grenze zu Isskeimehl auf der pallatinensischen Seite.“ Abduhl und sein Haus werden eingeblendet. „Auf der anderen Seite der Grenze leben die Isskeimehlis. Die Pallatinenser und die Isskeimehlis sind also Nachbarn. Aber manchmal streiten sich Nachbarn auch. Das ist genauso, wie bei euch zu Hause, zwischen Mama und Papa. Da kann auch schon mal was kaputt gehen.“ Abduhl wird eingeblendet und steht vor seinem zerbombten Haus. Mit Tränen in den Augen zieht er gerade das abgetrennte linke Bein seiner achtjährigen Tochter aus den Trümmern und hält es in die Kamera. „Armer Abduhl. Das kann schon vorkommen. Aber du bist ja nicht der einzige!“ Gezeigt wird eine Luftaufnahme von etwa 20 bombardierten Häusern. Ein isskeimehlischer Pressesprecher wird eingeblendet, der zu den Bombardierungen Stellung bezieht. Der Moderator hat wieder das Wort: „Aber deine Kumpels lassen sich ganz bestimmt etwas einfallen...“ Umblendung in eine isskeimehlische Grenzstadt, es ist Nacht und etwa fünfzig Jugendliche stehen vor einer Diskothek. Ein altes Fahrzeug kommt mit überhöhter Geschwindigkeit um die Ecke, hält auf den Eingang des Tanzlokales zu und explodiert während des Aufpralles. Gebeine fliegen durch die Gegend und verletzte Jugendliche werden eingeblendet. „Das war wohl der nachbarschaftliche Gruß von Abduhl. Oder nicht? Wolln wir mal nachgucken?“ Abduhl wird eingeblendet, grinst, hält den Daumen hoch. „Na also Abduhl, alles wieder im Lot. So. Jetzt ist es Abend und alle gehen schlafen. Müssen sie ja auch, war ein anstrengender Tag. Und morgen geht’s weiter. Da müssen sie fit sein.“

Umblendung. Es erscheint ein fetter Kater, lässt einen Furz und springt erschreckt zur Seite.

Umblendung. Ein komisches Vieh sitzt auf einem kräftigen Ast eines Baumes und schläft. Eine weibliche Sprecherin: „Das ist Holunda, eine Fögelbärin. Auch wenn ihr Name so klingt, sie hat nichts mit der Tätigkeit Vögeln zu tun. Andererseits ist sie aber auch nicht schwul, denn denen sagt man ja nach: Der Schwule schwingt von Ast zu Ast, bis das ein Ast ins Arschl... passt. Also liebe Kinder, lasst solche Sprüche sein, den so was nennt man Diskriminierung (von Minderheiten). Würden andererseits die Schwulen über die Hessen sagen, sie wären Fo...-lecker, dann definierte man das als Rassenhass. Also, Holunda ist eine Nestbauerin. Sie baut Nester für Vögel. Und da sie gut zu Vögeln ist, kriegt sie auch immer ein Ei verpasst. Das verspeist sie dann.“ Holunda wird eingeblendet und frisst ein Ei aus einem Nest. „Lass es dir gut gehen, Holunda.“ Melodie klingt aus.

Umblendung. Es erscheint ein fetter Kater vor dem Katzensand, setzt sich herein, scheißt, furzt, und springt erschrocken und miauend aus dem Bild.

Umblendung. Eine andere weibliche Sprecherin redet, während ein grinsender Mann auf einer kleinen Wiese nähe Wanne-Eickel in die Kamera winkt: „Da ist unser Hänschen. Was hat er denn da unter der Jacke?“ Der schon recht erwachsene Hans zieht eine Pistole unter der Jacke hervor und hält sie in die Kamera. „Oh eine Pistole. Stimmt ja auch. Wir wollten euch heute zeigen, wie eine Kugel in den Bauch kommt und anschließend wieder entfernt wird. Weil wir uns damit nich so auskennen, hammer jemanden gefragt, der sich damit auskennt, und uns das auch vorführt. Dazu mussten wir zunächst das Auto packen...“, im Zeitraffer räumen Hänschen und sein Team das Auto voll nebst Kamera und Campinggeschirr, setzen sich schließlich herein... „und nach Tickritt fahren. Tickritt liegt im Ihrack. Da gibt es viele gute Soldaten und ganz ganz viele Leute, an denen sie uns zeigen können, wie so ne Kugel in den Bauch kommt.“ Es folgen einige Szenen von der Hinreise, gefilmt aus dem Fahrzeug, zerbombte Häuser, zerlumpte Kinder, Menschen mit fehlenden Gliedmaßen ohne Hoffnung in den Augen. „Endlich! Hänschen ist am Ziel!“, sagt die Sprecherin. Es erscheint ein grinsender Soldat vor dem Fahrzeug, während Hänschen aussteigt und ihm zur Begrüßung die Hand reicht. „Das ist Sergeant Fuller.“ Es folgt eine Großaufnahme von Fullers grinsendem Gesicht. „Und das dahinten ist Ahmad. Er hat sich bereitwillig für dieses Experiment zur Verfügung gestellt.“ Die Kamera schwenkt um und visiert einen Mann an der Mauer an, welcher die Augen verbunden hat. „Ahmad, lach doch mal“, sagt die Sprecherin. Doch Ahmad lacht nicht. Neben ihm steht ein weiterer Soldat. „Kannst du dem Ahmad sagen, dass er mal lachen soll?“, ruft die Sprecherin zum anderen Soldat. Der grinst freundlich, tippt sich an den Helm, so als habe er verstanden, und haut Ahmad mit dem Gewehr in die Rippen. Ahmads Gesicht verzieht sich zu einem schmerzlichen Grinsen. „Danke Ahmad. Hast wahrscheinlich meine Frage nicht verstanden. Aber dein Freund neben dir konnte ja übersetzen.“ Umblendung. Sergeant Fuller hält das Gewehr hoch und deutet dem Kameramann, er könne jetzt filmen. „Also...“, sagt die Sprecherin, „damit eine Kugel in einen Bauch kommt, muss erst einmal eine Patrone in das Magazin herein.“ Die Kamera zeigt Fuller, wie er das Magazin mit Patronen voll stopft und es am Gewehr arretiert. „Dann muss er durchladen, damit eine Patrone im Lauf ist.“ Sergeant Fuller lädt durch. „So. Jetzt brauch er nur noch zu zielen und abzudrücken. Ihr wisst ja wie das geht. Euer Papa hat sicherlich auch schon vor der Schießbude auf der Kirmes gestanden und versucht, einen schönen großen Bären für euch zu gewinnen...“ Sergeant Fuller zielt und: „Oh, jetzt hat er dem Ahmad in den Kopf geschossen. Euer Vater hat beim Bärenschießen bestimmt auch erst den Arsch vom Budenbesitzer getroffen. Aber macht ja nix, wir haben ja alles gefilmt.“ In Superzeitlupe wird der Flug der Kugel gezeigt, bis sie im Kopf des Ihrackers einschlägt und die Hirnmasse auf den Boden spritzt. „Tja, leider können wir euch nicht mehr zeigen, wie die Kugel aus dem Bauch herausgeholt wird, den Ahmad wurde leider am Kopf statt am Bauch getroffen. Aber macht ja nix, denn die Hilfsorganisation ist sowieso noch nicht mit dem OP-Tisch hier angekommen. Dafür zeigen wir euch nächste Woche, wie der Ahmad ein prima Begräbnis kriegt.“

Umblendung. Es erscheint ein fetter Kater, hockt sich in den Katzensand, lässt den Arsch allerdings herausgucken. Der Schwanz wedelt vibrierend hin und her. Es erscheint eine orangefarbene Maus kurz vor dem Arsch des Katers und schnüffelt. Da löst sich plötzlich die Verstopfung und Katzenscheiße fliegt mit nicht mehr schnüffelnder Maus rechts aus dem Bild.

Umblendung. Eine ziemlich bekannte Bulldoggenvisage wird eingeblendet. Ein männlicher Sprecher untermalt die Bilder: „Das ist der Gerhard. Den kennt ihr doch! Schaut doch mal die Bilder: Das ist der Gerhard mit seiner Zigarre, hier mit seinem Armanianzug, und hier beim Spiel von Hannover 68. Der ist in der Regierung. Aber dort ist der nicht alleine. Da ist noch der Franz, der Rudolph, der Otto, der Manni...“ Chronologisch zur Ansage des Sprechers werden hintereinander ein gealterter Ministrant mit Seitenscheitel und Brille, dann ein ausdrucksloser Uhu, weiterhin ein ehemaliger Linker, der nur noch rechts überholt und schließlich ein weißhaariger Herr im Anzug gezeigt, für den der Zug bereits abgefahren ist, aber trotzdem immer noch den Verkehr lenkt. „Aber zusammen sind die noch nicht stark genug. Deshalb hat der Gerhard noch ein paar Kumpels in einer anderen Mannschaft, wie z. B. den Joschka, den Jürgen und auchn paar Frauen wie die Renate und die Claudia.“ Parallel hierzu wird ein zerrüttetes Gesicht, dem man mehrere zerrüttete Ehen ansehen kann, eingeblendet, ferner ein überdimensionaler Schnauzbart, der es noch nicht geschafft hat, Pfand auf Einwegrasierer zu erheben, sowie zwei Frauen, deren addiertes Gewicht, durch zwei geteilt, sicherlich zwei Supergirls ergeben würde, die ein Knickpimmel wie Dieter sicherlich nicht von der Bettkante stoßen würde. „Der Gerhard will also ein Gesetz machen. Das beredet er mit seinen Kumpels. Die bereden das dann mit den anderen aus der Mannschaft. Da hat dann der eine dies zu bemängeln und der andere das. Dann setzen sie sich zusammen und haben endlich ein Ergebnis. Und das sagen sie dann dem Joschka. Doch auch der muss das mit seinen Kumpels und den Supergirls besprechen. Und dann haben sie endlich eine Lösung. Aber das dauert ziemlich lange. Is ja auch nich so einfach. Stellt euch einfach vor, ihr spielt stille Post, der am Anfang sagt „Friedenstruppe“ und der am Ende sagt „Kriegseinsatz“. Das ist in etwa das Ergebnis. Jetzt denkt ihr sicher, damit is das Gesetz fertig. Isses eigentlich auch. Dann stimmt der Gerhard mit seinen Kumpels zusammen mit Joschka und seinen Kumpels und den Supergirls ab und gewinnen. Is ja auch kein Wunder, denn die haben ja die Mehrheit. Jetzt wollt ihr sicherlich wissen, wer noch mit abstimmt? Kein Problem. Da is zunächst die Angela, der Edmund, der Friedrich...“ Nacheinander werden ein Mops mit Physikdiplom, ein weißhaariger (vielleicht manchmal blauer???) und ein zu früh geborener Aprilscherz gezeigt. „Es ist wie bei Harry Potter. Stellt euch vor, Hogwarts wäre Deutschland und die vier Häuser Griffindor, Slytherin, Ravenclaw und Hufflepuff, wären die SPD, die Grünen, die CDU-CSU und die FDP. Ach so. Die hammer ja vergessen! Da gibt’s unter anderem dem Guido, das ist der, der im Spaß(tiker)mobil saß, dann noch Wolfgang...“ Gezeigt wird ein Streuselkuchen ohne Geschmack und ein Prinzipienreiter. „...Und die stimmen dann gegen das Gesetz vom Gerhard im Bundesrat. Und dann geht das in den Vermittlungsausschuss. Und da wird wieder viel geredet und geredet. Das ist so schrecklich, dass beim letzten Mal, als sich Gerhard und Joschka die Hände reichten, diese ganz fest aneinander klebten. Schuld daran war der klebrige Hartz. War ja auch schon die vierte Portion von dem Zeug. So. Schluss für heute. Nächste Woche erklären wir euch, was ein Grundgesetz ist, warum es Gründe gibt, Gesetze zu erlassen oder sie zu umgehen. Auf jeden Fall ein Grund, nächste Woche wieder einzuschalten. Bis dann.“

Umblendung. Ein fetter Kater liegt auf seiner Decke und schnarcht. Plötzlich lässt er einen Furz und wird wach.

Umblendung. Eine alte Schlossruine wird gezeigt und eine fröhliche Melodie erklingt. Die Kamera schwenkt in das Gemäuer in den Hof, wo ein Lagerfeuer brennt. Ein alter zahnloser Sack mit einer Riiiiesentüte im Maul schwenkt einen knorrigen Ast mit einer nassen, nicht ganz sauberen Unterhose über dem Feuer, damit diese trocknet. Drei seiner Enkel, rot, grün und schwarz spielen Eierlauf im Innenhof. Einer der drei verliert sein Ei und es zerschlägt auf dem Boden. Wütend kommt er zum Feuer, die anderen beiden gesellen sich hinzu. „...Nein du hast verloren. Du hast dein Ei drei Meter vor mir...“ „Das stimmt ja gar nicht...“ Der Alte macht einen tieeefen Zug von seiner Tüte und ergreift das Wort: „Kinners, hört auf zu streiten. Das sind doch gaaar keine Entfernungen, über die man sich streiten muss.“ „Opa, was machst du da?“ Siehste doch. Ich trockne meine Unterhose.“ „Ja, aber sieh doch, der Hosenschlitz brennt.“ Der Alte schaut auf die Unterhose, zieht den Ast vom Feuer weg und hält die Unterhose in einen Wassereimer, zieht sie wieder heraus. „So ein Mist. Jetzt ist der ganze Hosenschlitz versenkt. Macht nix. Ein toter Vogel fällt nich ausm Nest. Da fällt mir ein: Hab ich euch eigentlich von meinem Eierlauf erzählt? Der ging über 5 Kilometer!“ „Oh nein, jetzt erzählt er wieder eine seiner Lügengeschichten...“ „Also! Ihr wisst doch, ich war im dritten Reich ein ganz bekannter und tapferer Soldat. Kurz vor Stalingrad hab ich dann eins auf den Sack bekommen. Beide Eier waren noch heile, aber die ham mir einen Reisverschluss in den Sack eingenäht, da die Wunde zu groß war. Der hielt auch prima die ganze Zeit. Vor zwanzig Jahren sagt unsere Oma, ich sollt ma an der Frittenbude zwei Portionen Pommes holen. Ich setz mich also ins Auto und fahr zur Bude und hole auch die Fritten. Unterwegs verreckt die Karre. Da musste ich also zu Fuß weiter gehen. Ein Ast hat mir die Hose zerrissen und damit auch meinen Reißverschluss vom Sack. Was hatte ich da noch für eine Möglichkeit? Ich nahm die beiden Frittengabeln, legte meine Eier drauf und latschte die fünf Kilometer zurück. Die Fritten waren natürlich kalt...“ Endmelodie, Abspann.

„Puh, das war ja mal wieder spannend. Gottseidank gibt es jetzt erst mal den Fressenklub mit Fritz Pleiten“, sagte ich zu meiner Freundin und kochte noch einen Kaffee.
 
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Kommentare  

Das unglaubliche wird wahr:eine gelungene Parodie der berümten Maus!Ich hab mich (vor allem dank den Zwischenjingels)weggeworfen vor Lachen!Die Nachberschafts-szene fand ich besonders gelungen!Fein gemacht,Herr Gläser!

Sara Schwaninger (23.06.2005)

Die Parodie auf die Regierung finde ich etwas überzogen.
Zum Beispiel "Nacheinander werden ein Mops mit Physikdiplom....und ein zu früh geborener Aprilscherz gezeigt" oder auch "Gezeigt wird ein Streuselkuchen ohne Geschmack und ein Prinzipienreiter" und dergleichen mehr kann ich mir einfach nicht vorstellen ... und ich halte diese Worte für einen derben Schlag. Das müßte nicht sein, ginge bestimmt auch etwas "lustvoller". 4 Pts, weil Spitze geschrieben


Dr.Ell (28.01.2004)

Herrlich fiese Parodie auf die bekannte Sendung mit der Maus. Selbst die Zwischenjingles stimmen (habe gebrüllt vor Lachen). Besonders gefiel mir der Beitrag über unsere gesetzgebenden A...löcher und die Beschreibungen dieser Kreaturen war einfach KÖSTLICH!!!
André, l´anarchiste hat mal wieder zugeschlagen!
Fein!
Feiner!
Andre!


Stefan Steinmetz (23.11.2003)

Das nennt man dann wohl * mit Entsetzen Spott treiben*.

Die einzige Konstante in dem Drama mit der Maus .... ach nein mit der Katze, das war der furzende Kater.

Zu erkennen waren sie alle, ob allerdings der Versuch gelungen ist, sie einem kindlichen Gemüt begreiflich zu machen, das sei dahingestellt.
Beklemmung kommt auf bei dem Gedanken, das ist die Welt, die Käptn Blaubär zeigen würde.
Zum Glück tut er es ja (noch) nicht.

Dennoch gut geschrieben, die Dinge verhohnepiepelnd dennoch offenzulegen, das ist nicht jedermann gegeben, Dir schon.

Gern gelesen


Lies (12.11.2003)

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