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Das späte Vermächtnis des toten Piloten - Eine wahre Begebenheit

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Er las in der Zeitung unter der Rubrik "Sonstiges" die Meldung, daß man kürzlich, also fast 30 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, in einem Moor in Norddeutschland ein relativ gut erhaltenes deutsches Kampfflugzeug vom Typ Me 262 geborgen habe. Außer den Gebeinen des Piloten habe man dessen Armbanduhr und eine große silberne Schatulle mit einigen Gegenständen gefunden, jedoch nicht dessen Erkennungsmarke. Es möchten sich doch jene bei der Redaktion melden, die eventuell bei der Identifizierung des toten Piloten behilflich sein könnten.

Er hatte diese Geschichte längst vergessen, als sie ihm nach Monaten in Erinnerung gerufen wurde. Eines Abends beim Kegeln fragte er seinen Freund, einen Versicherungsagenten, wie die Geschäfte denn so liefen. Dieser erwiderte darauf, daß er nicht klagen könne, daß ihm aber ein größeres Geschäft durch einen merkwürdigen Umstand durch die Lappen gegangen sei.

"Wieso das?" wollte er von seinem Freund wissen.
"Nun", begann sein Freund, "ich hatte den Prokuristen einer größeren Firma zum Abendessen und zum anschließenden Besuch einer Bar eingeladen, um abschließend mit ihm über ein günstiges Versicherungsangebot für Haftpflichtschäden seiner Firma zu sprechen, zu dem der Prokurist dann nur noch die Zustimmung der Firmenleitung einholen wollte. Aber dazu kam es an diesem Abend nicht, weil der Prokurist offensichtlich stark mit einem persönlichen Problem beschäftigt war, was er mir auf mein Drängen damit erklärte, daß seine langjährige Ehe nun wohl vor der Auflösung stehe."
Denn er habe vor Wochen den Bericht über ein im Moor aufgefundenes deutsches Kampfflugzeug vom Typ Me 262 gelesen, das Ende des Krieges nur noch in geringer Stückzahl zum Einsatz gekommen sei, und das er als junger Pilot selbst auch noch geflogen habe. Somit habe er nahezu alle der wenigen Piloten dieses Flugzeugtyps gekannt.
Er habe sich also bei der betreffenden Stelle in der Hoffnung eingefunden, zu der Identifizierung des Piloten beitragen zu können. Dort sei ihm außer einer Uhr der Inhalt einer schweren Silberschatulle gezeigt worden. Zu diesen Gegenständen habe ein stark vergilbtes und verblichenes Foto gehört, das zweifelsfrei seine jetzige Ehefrau gezeigt hätte, mit der er damals verlobt gewesen wäre. Außerdem hätte diese Schatulle noch die Reste eines stark verwitterten Briefes enthalten, dessen Inhalt zwar nicht mehr lesbar gewesen wäre, aber doch deutlich die Handschrift seiner jetzigen Frau hätte erkennen lassen.
Er habe seine Frau daraufhin zur Rede gestellt. Diese habe auch nicht abgestritten, seinerzeit mit dem Piloten, seinem besten Freund Willi, ein Verhältnis gehabt zu haben, aus dem sie sich jedoch dann endgültig gelöst habe. Und besagter Brief wäre wahrscheinlich ihr Abschiedsbrief gewesen. Zur Beisetzung sei er aber dennoch gegangen.

Die Ehe des Prokuristen wurde dann doch nicht aufgelöst. Aber der Prokurist hat für seine Firma das Versicherungsgeschäft mit einem anderen Versicherungsagenten abgeschlossen und den Kontakt zu dem anderen Versicherungsagenten abgebrochen, dem er diese persönliche Geschichte erzählt hatte.

06.IV.2004
 
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Kommentare  

Hallo Heidi,
danke Dir für Deine liebe Kritik. Ja, es sollte nur eine Meldung sein. Es war von mir volle Absicht, gerade diese Geschichte so kurz und sachlich wie möglich zu bringen. Ich wollte dem Leser ohne meine Vorschattierungen die Möglichkeit geben, sie selbst "auszuschmücken". In Wahrheit war sie viel dramatischer. Ich habe sie seinerzeit als derjenige erlebt, der zuerst diesen Bericht gelesen hatte und dem dann dieses Erlebnis von meinem Bekannten, dem Versicherungsagenten erzählt worden war.
Schreibst Du selbst? Dann weißt Du vielleicht, daß man die Geschichte fast nur stilistisch steuern kann. Der Inhalt selbst kommt irgendwo her.
Mal sehen, ob die nächste Geschichte Dir besser gefällt. Aber nur wenige sind für das Internet geeignet. Und z. Zt. herrscht irgendwie Sendepause.
Liebe Grüße
Klaus


Klaus Asbeck (19.04.2004)

Hallo Klaus!

diesmal bin ich etwas enttäuscht:
aus dem Stoff hättest du mehr herausholen können, ja, es hätte sogar für ein Buch gereicht, wenn du in der Vergangenheit angefangen hättest - nun hast du uns nur eine kurze Meldung serviert...
schöne Grüße,
Heidi


Heidi StN (15.04.2004)

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