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Impressionen oder *Ein ganz normaler Tag*

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
früh aufgewacht, die Sonne scheint auch heute wieder...

Kaffeewasser aufgesetzt und schnell unter die Dusche, zum Schluss eiskalt, das macht automatisch munter, bin schon ein Profi hierin!...nach dem Frühstück zum Arzt, Besprechung gesammelter Diagnosen der letzten Wochen, es sieht nicht so gut aus, zum ersten Mal verspüre ich Angst um mich! Lebensumstellung, Essensumstellung, natürlich, ist doch alles ganz einfach...nehme meine Rezepte und gehe, bei der *Blumen - Jenny vorbeigeschaut, ein wunderschönes Vergissmeinnicht-Töpfchen mitgenommen für Mutter...
Nach Hause, in den Briefkasten geschaut, wieder nur Müll, könnte ja tausend und mehr Euro gewinnen, wenn ich nur auf all den Mist einginge, für wie blöd hält man den Menschen denn eigentlich!! In den Papierkorb damit und nun in die Mailbox, hier ebenfalls viel Mailsalat, den ich lösche. Schreibe einer Bekannten aus dem *Coaching für Sekretärinnen der GF des letzten Jahres, die ich Samstag auf der auf DEMO gegen den Irak-Krieg traf eine Mail, in welchem Buchstaben sie denn gesteckt hätte, prompt kommt ihre Antwortmail zurück "im mittleren Beinchen des letzten E" !!! Die Mail erntet ein Lächeln. Dann eine Mail von meinem Bruder mit einer makaberen Posse, Bush und Saddam Hussein als Wackel-Clown, ein entsprechender Spruch darunter. Ich schließe vorerst die Box, werde später noch einmal reinschauen.
Ich begebe mich in die Küche, um dem kleinen Hunger zuvor zu kommen, damit er nicht zum großen Hunger wird.

Etwas essen? ja was? ich soll doch wenig essen!. Als ob es schon einmal viel gewesen wäre! Die Zuckerwerte sind erhöht, aber noch in dem Rahmen, wo man etwas tun kann ohne Medikament. Ich entschließe mich für einen Hüttenkäse, einen Obstsaft, das reicht! Bevor nun anderes nach mir ruft, wieder raus an die Luft, muß meine Kilometer abstrampeln. Aber wo geht man hin, mit nur ein paar Euros in der Tasche, laufe die Strasse runter, es ist angenehm zu laufen bei dem Wetter, denke bei mir – wo sind denn die Leute, die Strasse ist so leer – mein anderes "ICH meldet sich, "Mensch Ela, die sind doch zu Hause, im Kindergarten, in der Schule, im Büro oder einfach im Garten!" logisch denke ich - und der Rest fährt oder lässt sich fahren, wohin auch immer...

Zu mir selbst "ich werde den Tag ruhig angehen lassen, einfach so, wie er kommt!" Mein anderes *ICH "Warum rennst du denn so, ist jemand hinter Dir her?" ja, warum renne ich so? Heute liegt keine Blume als Wegweiser auf der Straße, ein Weg von Blumen gekränzt? nein sicherlich nicht! - Werde mir eine kaufen. Automatisch schlage ich den Weg zum Bauhaus – Gartencenter ein. Schon bald angekommen. Habe mein Tageswanderpensum geschafft! Zielstrebig marschiere ich zur Blumenecke, suche ein Veilchen, und zwar in dunkel violett...

Sie gefallen mir alle nicht, sind nicht so, wie Du es mir gesandt hast. Erstehe alternativ einige dunkel violette Stiefmütterchen und einen kleinen Christusdorn mit seinen leuchtend roten Blüten, dann mache mich auf den Weg nach Hause. Irgendwie ist der Rückweg länger als der Hinweg, wieder kein Mensch auf der Strasse, bin froh, als ich meine Wohnung erreiche...

In der Wohnung angekommen, schlüpfe ich mir mein schwarzes kurzes Hängerkleidchen, der sogenannte *Schlabberlook! begebe ich mich gleich auf den Balkon und pflanze die Stiefmütterchen ein, in zwei große weiße Töpfe. Ein paar Farbtupfer für die Seele! Der Apfelbaum blinzelt mich an, seine Spitzen färben sich leicht grün, schon bald wird er Blätter tragen und nicht mehr so kahl aussehen. Freue mich schon auf seine weißen Blüten, nur für mich, wie einst in meinem Gedicht zitiert "Apfelblüten, weiß wie Hochzeitsspitzenkleid". Das Fuchsienbäumchen treibt bereits kleine grüne Blätter, wetteifert mit, will auch so bewundert werden wie das Apfelbäumchen.

In der Ecke auf den noch leeren Blumenregalen steht ein kleiner neu erstandener Rosenstock, der ebenfalls winzige rotgrüne Spitzen zeigt, na endlich, wurde aber auch Zeit nach dem langen, stürmischen und frostigen Winter!

Heute liegen keine weiteren Termine mehr an, mache es mir bequem, setze mich auf den Balkon, auf dem kleinen Tischchen vor mir ein Cappuccino, ein Glas Saft, eine Schachtel Zigaretten, die letzte, die allerletzte! Nehme die schlanke weiße Zigarette in die Hand und in die andere das Zippo, Gravur auf der Vorderseite "Fate 2002" und auf der Rückseite ein geschwungenes *Ela. nur ein Feuerzeug, aber ein Symbol der Hoffnung! Mein Sohn schenkte es mir an Weihnachten...

Die Beine auf den anderen Stuhl platziert, nichts tun oder planen, einfach nichts, im Radio spricht *Antenne Düsseldorf die Nachrichten: Krieg im Irak – toter Mann in Düsseldorf erstochen aufgefunden – Olympia in Düsseldorf?... – Die Rheinbahn ändert die Pläne – der DAX und last, but not least, das Wetter – alles wie immer, kunterbunt durcheinander gewürfelt! Dann wieder Musik...ein “Ohrwurm“, *Somewhere over the rainbow...

ein uraltes Lied, mir bekannt aus meiner Kindheit, neu aufgelegt von Cliff Richard, schmeichelt sich bei mir ein. Höre nicht wirklich zu, aber es umwebt meine fliehenden Gedanken sanft, doch ich kann sie nicht fassen, nicht sortieren, sie machen sich selbständig und reihen sich bizarr wie geworfene Mikadostäbchen ineinander –Seesterne – seichte Gischt umspielt meine Füße, Muscheln am Strand, das Grün des Meeres an den seichten Stellen – das Hinterland der Toskana, Pinien, Olivenbäume und Zypressen – lautes Rufe, Singen, klappern von Tellern - ein Abend auf der Promenade und die milde Wärme, die jene Nächte so angenehm machte - herrliche Düfte, – dann der Sohn – Excel – Tabellen – Arztberichte. Hier meldet sich wieder mein anderes *ICH "Du müsstest was tun" ja, ich müsste was tun, aber ich sitze da und rühre mich nicht, sende in Gedanken die Kraft des hellen Lichtes zu meinem Sohn und seiner Freundin und die ganze Liebe meines Herzens, hoffe sehr, dass es sie erreichen möge! Das Telefon schellt irgendwo drinnen im Wohnzimmer, egal – ich bin heute einmal nicht Sklave der Technik, gehe nicht ran. "Du solltest was essen," meldet sich mein anderes *ICH, ja, ich sollte nun doch etwas essen, unterbreche meine Session auf dem Balkon, trolle mich in die Küche und schaue erwartungsvoll in den Kühlschrank. Das erinnert mich an eine TV-Sendung *Zeige mir Deinen Kühlschrank! Da kamen zwei Reporter unangemeldet zu Prominenten, während der eine den Star interviewte, machte der andere aus den im Kühlschrank befindlichen Dingen, egal was er fand, ein köstliches Menu mit allem drum und dran...

"So"! denke ich, das machst du jetzt auch. Ohne große Überlegung finde ich einen Eisbergsalat, wasche ihn, schneide ihn klein, mache eine Dippsauce aus Öl, Zitronensaft, kleingehackten eingelegten Knoblauchzehen, kleingewürfeltem Kasseler Fleisch, Bio-Jogurt, abgeschmeckt mit Meersalz und zum Schluss mit gerösteten trockenen Zwiebeln und frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer bestreut, decke ihn zu und stelle ihn beiseite. Ein paar Kartoffeln geschält, klein geschnitzelt, mit zwei Eiern, gewürfelten Zwiebeln, Muskat, etwas Kümmel, Paprika und gemahlenem Pfeffer verrührt, noch mit etwas Mehl bestäubt, wieder verrührt, fertig! Mein Appetit meldet sich nun durch den leckeren Duft, der in der Küche entsteht, nicht zuletzt auch wegen der bereits vorgerückten Stunde, die den Mittag bereits weit überrundet hat.

Unten im Garten wird es laut, die Hunde des Hauses geben sich ein Gebell-Duell, die Kinder der Nachbarn kommen aus der Schule und tummeln sich an der frischen Luft und die Hausherrin führt wie immer ihr strenges Kommando mit ihrer lauten Stimme. Denke wieder an Italien, ein gutes Gefühl, solange jemand irgendwo spricht, lärmt oder klappert, fühlt man sich nicht so alleine!

Das Fett in der mechanisch aufgesetzten Pfanne ist heiß und ich gebe den Teig für den Kartoffelkuchen – ein Düsseldorfer Gericht *Schnippelkuchen auch Pillekuchen genannt - in die Pfanne. Nun duftet es aber wirklich herrlich, rasch die Kochutensilien weggeräumt und den Tisch gedeckt, ich werde fürstlich speisen, na ja, oder so tun als ob!

Gelbe Servietten, gelbe Kerzen – habe gelernt, bei depressiver Stimmung oder Dunkelheit immer *gelbes auf den Tisch platzieren. Im unteren Kühlschrankfach finde ich eine Piccolo, nehme sie raus, liegt schon länger da, wird nicht jünger, ich auch nicht! Rausche ins Wohnzimmer und nehme das gute *Ritzenhoff-Champagner-Glas aus der Vitrine, mein anderes *ICH meldet sich "Mensch Ela, was machst du für ein Theater, ist doch nur einfacher Sekt", ja – gerade deswegen, heute tue ich so, als wäre es Champagner und die Welt wäre in Ordnung, drehe die Zeit imaginär zurück! Dieses Paar Gläser kaufte ich zur Jahrhundertwende im Dezember 1999, in der Annahme, dass es nur besser werden würde!
Ich habe sie nie benutzt...

Der erste Pfannkuchen ist fertig, den nächsten in die Pfanne geben, Salat in die kleine Glasschale, ein Glas Selters – ein schwerer kulinarischer Fehler, dazu hätte nun wirklich ein milder "Pinot Grigio" gemundet! Egal, es schmeckt herrlich, kein Gedanke an Kalorien, Gewicht, Diabetes oder sonst was....

Der Kühlschrank ist heute ein Schatz, er gibt noch mehr her zu meinem bescheidenen Menu. Im Eisfach liegen kleine Happen Vanilleeis mit Schokolade ummantelt, mit einem kleinen Karamellkern, wirklich nur eine Winzigkeit, aber immerhin! Genehmige mir noch einen Espresso, in den ich Süßstoff anstatt Zucker hineingebe - igitt!! Das war nun wirklich Mist! Eigentlich müsste nun ja noch Obst und Käse zum Dessert gereicht werden, na jedenfalls in Italien wäre es so, lächle.... Nehme mein Champagnerglas und schaue auf das Design, es hätte von mir sein können, zarte goldene Ranken, an denen Vögel und Schmetterlinge sitzen, fein und dezent gemacht. Der Sekt schmeckt nicht mal schlecht, nicht zu süß und nicht zu trocken, eben genau in der Mitte...trinke ihn langsam, nehme eine Zigarette von der immer noch allerletzten Schachtel.. Im Radio zum x-ten Male die gleichen Nachrichten, dann wieder Musik. Sitze da, es ist dunkler geworden in der Küche, die gelbe Kerze tut nun ihr Bestes, der Haselnussstrauch vor mir in der Bodenvase, mit seinen grünen Blättchen, an dessen Äste ich schon einige Ostereier angehängt habe, wird zur Silhouette, es beginnt die *Blaue Stunde.

Lieblingsstunde des Tages, in den Bistros hier und da bekommt man jetzt *Zwei für einen Drink .... ich bleibe sitzen, lasse die Gedanken schweifen und warte, dass die Sonne untergeht hinter den gegenüberliegenden Häusern und zwischen den Tannenspitzen, die deren Dächer noch überragen. Warte auf das allabendliche Schauspiel bei klarem Wetter - der Himmel, der teilweise unnatürlich blau ist, färbt sich langsam rosarot, mit diesem einzigartigen *Rosarot, dass auf den Postkarten immer so kitschig aussieht, ein wunderschöner Anblick.

Im Garten ist es still geworden, noch zu früh und zu frisch für das abendliche Ausharren der Leute draußen. Die Vögel zwitschern ihr abendliches *Gute Nacht und auch ich gehe zur Balkontür, hole meine Sachen herein und flüstere meinen Bäumchen leise ein *Gute Nacht zu. Noch rasch weggespült und dann ab ins Wohnzimmer. Mein Gehirn ist wie eine neutrale Zone, nichts Schönes aber auch nichts Böses klingt an. Ich setze mich auf die Couch, schalte die Salzkristall-Lampen ein und mach es mir gemütlich. Heute schaue ich mir keine Kriegsberichte oder anderes an, nehme es mir vor. Lege die Beine hoch, greife zu meinem *Reiki - Handbuch und schlage es auf, den daraufliegenden großen, ungeschliffenen Rosenquarz lege ich auf meinen Schoß...

Nur einmal noch werde ich gestört durch das Klingeln des Telefons, eine Bekannte meldet sich vom Urlaub zurück, wir treffen uns nächste Woche...ich freue mich...

Der Tag neigt sich seinem Ende zu, ich habe die dunklen Schatten für eine Weile verdrängt!
Es war ein Tag wie jeder andere und doch, ein ganz besonderer Tag!

ES
 
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