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6 Seiten

Alamo Teil 1

Erinnerungen · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Aves
Vorwort

Alamo ist meine erste Geschichte, die komplett auf historischem Hintergrund basiert. Dementsprechend schwierig war die Recherche.
Hier hat mir vor allem Sheila McLane sehr geholfen. Nicht nur mit dem Hinweis auf eine informative Internetseite, sondern auch mit ihrer unermüdlichen Kritik und dem gelegentlichen Tritt in die richtige Richtung.
Ebenfalls Dank schulde ich Eden, formally known as Bibi, die mir bei den Übersetzungen ins Spanische geholfen hat.
Merci auch an Manu und all die anderen geduldigen Leute, die sich immer wieder die Zeit genommen und die Mühe gemacht haben, meine Schreibe zu lesen. Vielen Dank.
Auf meiner Suche durch die Weiten des World Wide Web’s (kurz: www) und durch das Gucken der neuen Alamo-DVD habe ich mich ziemlich intensiv mit den einzelnen Gestalten in der Geschichte auseinandersetzen können und mich auch gründlich über die Hintergrundgeschichte informiert.
Da kann es schon einmal vorkommen, dass ich einige Details, die für mich selbstverständlich sind, weggelassen habe.
Deshalb hier eine kleine Aufklärung über die Vorgeschichte und ein paar Angewohnheiten der jeweiligen Parteien:

Texaner:

Da das grosse spanische Territorium Norte Mexico oder Tejas zwar einen unglaublichen Überschuss an Weidegründen hatte, jedoch nur dünn besiedelt war, erlaubte der spanische Vizekönig 1820 den Amerikanern, in seinem Land zu siedeln.
Nach der Unabhängigkeit Mexikos kam General Santa Anna an die Macht, der die 1824 neu geschriebene Verfassung immer wieder mit Füssen trat.
Schliesslich rebellierten die Leute, die sich Texaner nannten, gegen Mexiko.
Weite Teile des Landes wurden unter texanische Kontrolle gebracht, dabei auch die Stadt San Antonio de Bexar und das dazugehörige Fort Alamo.
Einerseits ging es den Rebellen um die Loslösung der starren Bürokratie Mexikos, andererseits jedoch auch um die Haltung von Sklaven. Dass in Mexiko Sklaverei verboten war, passte vielen Texanern gar nicht ins Konzept.
Die einheimischen Mexikaner, Tejanos oder Tejaneros genannt, schlossen sich grösstenteils den Texanern an und kamen allgemein recht gut mit ihnen aus.
Die Texaner hatten zwei Arten von Streitkräften. Einerseits die reguläre Armee (später Teil der U.S. Army) und die Miliz.
Die Milizionäre waren Freiwillige, die gegen Schenkung von Land drei Jahre in der Armee dienten. Meistens hatten die Milizionäre ihre eigenen Befehlshaber, was auch zu erheblichen Schwierigkeiten in Alamo führte.

Mexikaner:

Lange Zeit war Mexiko eine Kolonie der damaligen Weltmacht Spanien.
Nach seiner Unabhängigkeit kam Präsident Antonio Lopez de Santa Anna an die Macht. Er reagierte eher diktatorisch, was vor allem den Texanern immer wieder sauer aufstiess.
Als die Provinz Tejas die Unabhängigkeit forderte, schickte Santa Anna seinen Schwager, General Cós, nach San Antonio. Doch seine Streitmacht von über 1200 Soldaten wurde schliesslich durch eine Truppe Freiwilligen (200 Mann) unter Colonel Ben Milam in Strassenkämpfe verwickelt und vertrieben.
Über ein halbes Jahr geschah nichts. Dann tauchten die Mexikaner unvermittelt wieder vor San Antonio auf. Das war der Anfang der Belagerung Alamos und zugleich der Ausschlag für den Amerikanisch-Mexikanischen Krieg, der bis 1846 dauern sollte.
Die mexikanischen Truppen waren stark nach napoleonischem Vorbild aufgebaut. Dunkelblaue Uniformen, hohe Helme, weisse Schärpen und zahlreiche Verziehrungen an den Kleidungen zeichneten die mexikanischen Soldados aus.
General Santa Anna ging sogar so weit, sich selbst als Oberster Diktator oder Napoleon des Westens bezeichnen zu lassen. Santa Annas Anrede ist immer noch umstritten. Einige behaupten, man sprach ihn mit Santa Ana an und andere riefen seinen Namen in der Schlacht als Santana.

James Bowie:

Bowie wurde zusammen mit seinen Brüdern durch Sklaven reich, wobei er dabei mit dem Piraten Jean Lafitte zusammenarbeitete. Er zog 1828 nach San Antonio in Texas und heiratete die Tochter des mexikanischen Provinzgouverneurs, Ursula de Veramendi. Als er später von einer Expedition zurückkehrte, war seine Familie an Cholera gestorben und er wurde zum Trinker.
Als die texanische Rebellion ausbrach, ernannte ihm Sam Houston zum Oberstleutnant, da Bowie bei den Texas Rangers militärische Erfahrungen gesammelt hatte.
Travis konnte er noch nie leiden, da er ihn für einen eingebildeten Möchtegerndandy hielt, was dieser ja eigentlich auch war. Ach übrigens, nicht James, sondern sein Bruder Rezin hat das berühmte Bowie-Messer entwickelt.

William Travis:

Der in South Carolina geborene Lehrer und Rechtsanwalt wanderte 1831 nach Texas aus.
1835 wurde er mit Rekrutierungsaufgaben betraut. Im Januar 1836 sollte er zur Verstärkung der Truppen von James C. Neill Leute rekrutieren und zog schließlich mit 29 Mann nach San Antonio.

David ’Davy’ Crockett:

In Tennessee geboren und aufgewachsen, kämpfte er als Milizangehöriger im so genannten Red Stick-Krieg, der ihn weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten berühmt machte. Von 1821 bis 1824 sass er im Staatsparlament und danach im Repräsentantenhaus. Er liebte es, sich als Mann der Grenze darzustellen und gilt heute noch als das typische Bild des amerikanischen Frontiers.


Die Geschehnisse in dieser Geschichte beruhen alle auf wahren Ereignissen, auch wenn ich ab und zu ein paar Details abgeändert habe.
Man möge es mir verzeihen =)
Die Briefe und Travis’ Rede, die von den in meiner Geschichte vorkommenden Leuten geschrieben wurden, sind im Original übernommen und nicht auf meinem Mist gewachsen.
Jetzt viel Spass beim lesen und bei Fragen einfach Email an jan.bergauer@bluewin.ch



Prolog

Alamo, nahe San Antonio, 7. März 1836


Der Frühling hatte noch keinen wirklichen Einzug gehalten in San Antonio. Es war erst zehn Uhr morgens, doch bereits um diese Zeit brannte die Sonne heiss vom blauen Himmel Texas’.
Geier kreisten über dem Land. Mit dem untrüglichen Gespür der Aasfresser fanden sie ihr Ziel: Die kleine Missionsstation San Antonio de Valero. Dieser alte Name war kaum jemanden bekannt, mittlerweile nannte man sie El Alamo, die Pappel.
Die Kirche von Alamo hatte kein Dach, was jedoch nicht auf Kämpfe zurückzuführen war, sondern auf den verfrühten Abzug der Franziskaner Anno 1716.
Ausser den beiden Heiligenstatuen vor dem Tor der Kirche, Dominikus und Franziskus, erinnerte nichts mehr an den ehemaligen religiösen Zweck San Antonio de Valeros.
Der Platz vor der Kirche, das Haupttor, die Stallungen und die Kirche selbst waren übersäht mit Toten.
Sie lagen dicht an dicht, ohne Rücksicht auf Herkunft, Alter oder sozialem Stand, denn der Tod kennt diese Unterschiede nicht.
Viele der Leichen trugen dunkelblaue Uniformen, mit roten Ecken und weissen Schärpen.
Mit ihren hohen, hutartigen Helmen erinnerten sie ein wenig an Soldaten Napoleons.
Die anderen – die Verteidiger von Fort Alamo – trugen meist die Zivilkleidung, die üblich war: Eine Hose, ein Halstuch, ein Hemd und darüber eine Weste und bei manchen auch noch einen Mantel. Ihre Füsse steckten in Stiefeln und vielen war der Hut vom Kopf gefallen, als man sie getötet hatte. Einige wenige hatte graue Uniformen, die jedoch so zerflickt und abgenutzt waren, dass sie kaum mehr als solche zu erkennen waren.
Zwischen den unzähligen Toten gingen viele Soldaten umher. Sie trugen ausnahmslos dunkelblaue Uniformen und ihr Teint war unverkennbar spanisch. Vor den zerschossenen Mauern Alamos jagte ihre Nachhut Geier weg, die sich bereits an den Gefallenen gütlich tun wollten.
Einige durchsuchten die Toten nach Wertgegenständen oder persönlichen Sachen. Feldscher eilten umher und versorgten die Verwundeten. Einigen war nicht mehr zu helfen, so dass man sie liegen liess, um ihnen später den Gnadenschuss zu geben.
Schwärme von Fliegen schwirrten um die Toten herum und liessen sich auf den offenen Wunden nieder. Soldaten trauerten um gefallene Kameraden und einige hielten weinend die toten Körper ihrer Freunde in den Armen.
Zwischen all dem Kummer und Leid stolzierte einer mit einem siegesgewissen Lächeln umher.
Im Gegensatz zu den einfachen Soldaten war seine Uniform reich verziert, mit einem rotgoldenen Brustteil und mit goldenem, gefranstem Schulterschmuck.
Der Mann war korpulent, sein graues Haar nach hinten gekämmt. Alles in allem war er sauber und ausgeschlafen – das absolute Gegenteil zu den verdreckten und müden Soldaten.
Ein weiterer Mann, ebenfalls in eine Generalsuniform gekleidet, kam auf ihn zu und salutierte.
Er war im Gegensatz zum anderen schlank, hoch gewachsen und sein kurzes Haar war grau. Ein kunstvoll gestutzter Schnurrbart verlieh seinem Gesicht eine gewisse Würde.
„Excelencia.“, sagte er auf Spanisch „Wir haben einen von ihnen gefangen genommen.“
Präsident General Antonio Lopez de Santa Anna hörte auf zu lächeln. Wut kroch in ihm hoch.
Er mochte den Mann überhaupt nicht, der sich schon öfters seinen Befehlen widersetzt hatte.
Ich sollte ihn auf der Stelle niederschiessen lassen…
Er brauchte zwei, drei Atemzüge, ehe sein Verstand den Zorn beherrschte. Bei aller Abneigung musste Santa Anna zugestehen, dass General Manuel Castrillon ein brillanter Stratege war. Außerdem war er bei den anderen Offizieren und Soldaten sehr beliebt.
Welche Folgen Castrillons Tod nach sich ziehen würde, konnte Santa Anna nicht absehen. Auf jeden Fall brauchte er den Mann noch und konnte kein Risiko eingehen.
Aber es kommen noch andere Zeiten – und Gelegenheiten, dachte Santa Anna.
„Ich habe ausdrückliche Anweisungen gegeben, niemanden zu verschonen!“, fuhr er ihn an. „Wieso haben Sie sich meinem direkten Befehl widersetzt?“
General Manuel Castrillon zuckte mit keiner Wimper. Er war sich längst die Ausbrüche Santa Annas gewöhnt.
Widerwillig musste Santa Anna ihm Bewunderung zollen. Normalerweise kuschten die Offiziere vor ihm, wenn er sie anschnauzte. Einige Soldaten hatten sich sogar schon in die Hosen gemacht, als Santa Anna ihnen mit Erschiessen gedroht hatte.
„Es ist… ein besonderer Gefangener, Excelencia.“, sagte Castrillon.
Santa Anna wölbte die Augenbrauen. Welcher Gefangene kann schon so bedeutsam sein?
„Ich hoffe für Sie, General, dass Sie mit Ihrer Einschätzung richtig liegen…“, sagte er in fast liebenswürdigem Ton. Diesmal erblasste Castrillon leicht.
Na also, doch nicht ganz so furchtlos, dachte Santa Anna triumphierend und folgte Castrillon.
Auf dem Platz vor der Kirche hatten die Soldaten den Gefangenen umzingelt.
„Madre de Dios!“, entfuhr es Santa Anna, als sich eine Lücke öffnete und er den Gefangenen sah…


Zwei Tage später im Lager der texanischen Armee, nahe Goliad

Starker Regen verwandelte das Armeelager in einen grünbraunen Morast.
Die Männer hatten sich in die Zelte verkrochen oder standen dicht gedrängt um die Lagerfeuer. So warm es über Tag war, die Nächte waren immer noch bitterkalt.
Schmatzender Hufschlag liess die Männer aufsehen. Ein Reiter galoppierte durch das Lager.
Hastig sprangen die Soldaten und Milizionäre auf und blickten dem Neuankömmling nach. Über eine Woche war nichts passiert und jede Abwechslung war ihnen recht.
Der Reiter sprang vom Pferd, ehe es anhielt. Regen tropfte aus seinen Haaren und lief ihm über das noch junge Gesicht. Er zitterte vor Kälte und Erschöpfung.
„Oh Gott! Sie sind alle tot! Niedergemetzelt!“
Das Grauen sprach aus seinen Augen, als er die Männer ansah, die ihn fast augenblicklich umringten.
„Tot! Alle sind tot!“ Seine Stimme überschlug sich. „Alamo ist gefallen, alle wurden getötet!“
Immer mehr Leute versammelten sich um ihn und hörten die grausige Botschaft.
Frauen weinten und einige Männer senkten ihre Köpfe, damit niemand ihre Tränen sah
Der junge Reiter rannte einen Abhang hoch und zum grössten Zelt im Lager.
Auch dort hatte man die Worte gehört.
Ein mittelgrosser Mann mit braunem Haar, charismatischen Augen und breiten Koteletten stand bereits vor dem Zelt und starrte auf den Reiter.
General Samuel Houston wollte die Worte nicht akzeptieren. Er wollte sie nicht einmal hören. Alamo gefallen? Unmöglich …
Er winkte den Boten ins Zelt und schloss die Plane.
 
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Kommentare  

Ein spannender und sehr sorgfältig ausgearbeiteter Anfang. Ich bin erstaunt, was du so alles zusammen getragen hast
und werde neugierigerweise gleich weiterlesen.


doska (04.08.2005)

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