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4 Seiten

Mord im Kartoffelacker- nicht vergessen, aber dennoch tot.

Spannendes · Kurzgeschichten
Ich lief etwas nervös über den Kartoffelacker meiner Großmutter um das an die Weide grenzende Tor zu verschließen. Mit jedem Schritt, den ich ging legte sich der Nebel weiter an den Boden heran und erschwerte mir die Sicht. Doch ließ ich mich nicht beirren, denn es war nicht das erste Mal, dass ich dieses tat.
Aber trotz allem verspürte ich ein unsicheres Gefühl. Ich blickte gen Himmel und erkannte, wie die Wolken sich vor den Mond und die Sterne zogen. Die Dunkelheit wurde immer undurchdringlicher und drückte mir gegen die Brust. Aber warum war ich mir so unsicher? Es fühlte sich fast so an, als würde mich jemand beobachten.
Ein Rascheln lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Es drang vom Boden herauf und ich erschrak zunächst. Irgendetwas huschte über meine Füße hinweg und entfernte sich wieder. Es brauchte einen Moment bis ich erkannte, dass es lediglich die Mäuse unter den Kartoffelpflanzen waren. Wieder ein wenig beruhigt lief ich weiter. Das Tor konnte nicht mehr weit entfernt sein, das sagten mir meine Kenntnisse des Gartens. Doch wurde ich immer nervöser.
Das Aufschreien einer Eule war zu hören. Ich schrak auf und drehte mich um, stolperte über eine Leine, die als Abgrenzung dienen sollte und landete auf dem weichen und feuchten Boden.
Ich war irritiert. Warum schrie eine Eule hier in dieser Gegend? Es gab hier seit dreihundert Jahren keine Eulen mehr. Was hatte das zu bedeuten? Ich setzte mich nach kurzer Zeit wieder auf und versuchte den klebenden Sand von meinen Händen zu wischen. Er war hartnäckig, doch schaffte ich es nach einiger Zeit. Als ich wieder aufgestanden war um weiter zu laufen, traf mich aber erneut ein Schock. Der Boden unter meinen Füßen, auf dem ich schon seit Anbeginn meines Lebens gespielt hatte und von dem ich wusste, wie er sich anfühlte, war matschig und moorig und es waren auch keine Kartoffelpflanzen in geraden Reihen gesetzt, sondern quer durcheinander, wie ich merkte, als ich nach den Blüten griff.
Dann erhellte sich die Umgebung um mich herum. Die Wolken verzogen sich und der Mond schenkte mir erneut sein Licht. Doch war da immer noch der Nebel.
Ich ging einen Schritt weiter voraus und versackte gleich mit meinen Schuhen im Moor. Aber seit wann gab es dieses Moor im Garten meiner Großeltern?
Ich bekam jedoch keine Gelegenheit nachzudenken, denn eine Stimme ertönte nicht weit vor mir. „Hey Johannes, was soll das werden? Willst du mir die neuen Kartoffeln stehlen, oder wie sieht das aus? Lass die ja drinnen, du weißt, dass ich dieses Jahr den Wettbewerb gewinnen werde. Da hast du mit deinen kleinen ja gar keine Chance gegen!“
Es war der Laut eines Mannes, der in einem schroffen und tiefen Ton redete. Jedoch konnte ich mir nicht vorstellen, worüber er redete. Johannes, wen könnte er damit gemeint haben? Es gab niemanden im Dorf der Johannes hieß und von welchem Wettbewerb redete derjenige?
Angst überkam mich. Ich hörte jemanden wirres Zeug reden. Mich überkam die Idee, ob es vielleicht der irre Hannibal sein könnte, doch verwarf ich den Gedanken wieder, als eine zweite Stimme ertönte: „Nein Dirk, ich will deine Kartoffeln nicht stehlen!“ – sagte ein anderer belustigt, „ ich wollte nur mal schauen, wie es denen ergeht. Ich meine, auch Kartoffeln haben doch eine Seele!“
Ein Gestank von Alkohol traf auf meine Nase. Die Person musste betrunken sein und konnte nicht allzu weit weg stehen, denn der Geruch war sehr schnell bei mir angekommen.
Wieder versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Es musste also jemanden geben der Johannes hieß, aber wen nur, zumal er auch noch trank?
Ich öffnete meine Augen weiter, denn in langsamen Schritten legte sich der Nebel. Ich erkannte, wie gut zehn Meter vor mir zwei Männer standen. Beide hatten einen Spaten bei sich. Sie trugen Mützen und längere schwarze Jacken, ihre Hosenbeine waren in die Schuhe gestopft und das Ende einer Pfeife schaute aus ihren Taschen hervor.
Aber nein, dass konnte nicht sein, dachte ich mir, als sich der Nebel ganz gelichtet hatte und ich die Gesichter der Männer erblicken konnte. Sie waren von Narben durchzogen und irgendetwas sagte mir, dass ich sie kannte. Aber woher?
Wieder ertönte die Stimme.
„Johannes, willst du mir etwa erzählen, dass du nicht hier bist um mir meine Ernte zu versauen? Nur, weil die deines Vaters dieses Jahr nichts geworden ist, brauchst du nicht auf ihn hören und mir die Kartoffeln stehlen. Dein Vater ist ein falscher Mann, Johannes, glaube mir.“
Nein, ich konnte mir ganz sicher sein. Es mussten zwei fremde Männer sein, die sich hier unterhielten, denn in diesem Jahr war die Ernte von niemandem schlecht geworden. Aber was hatten sie dann auf dem Feld meiner Großeltern zu suchen?
Verzweifelt versuchte ich meinen Fuß aus dem moorigen Loch zu ziehen, doch ich scheiterte.
Dann, ein Knall. Ich schaute auf und ließ meinen Fuß sein. Der junge betrunkene Mann fiel zu Boden. Blut breitete sich von einer Wunde auf seiner Brust aus und verschwamm zwischen den einzelnen Pflanzen. Ich blickte auf den anderen Mann. Er stand da, hatte eine Pistole in der Hand und richtete sie auf den jungen Mann. „Du hast es nicht anders gewollt!“, schrie er und ließ die Waffe sinken. Er ergriff seinen Spaten und begann mit großen Zügen zu schaufeln. Stunden schien es so zu gehen, doch kamen sie mir, so geschockt wie ich war, nur wie Sekunden vor. Der alte Mann packte die Leiche des jungen und ließ sie in das geschaufelte Loch fallen. Dann schmiss er seine Pistole mit hinein und begann das Ganze wieder zuzuschütten. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. Warum hatte dieser Mann das gemacht und aus welchem Grund? Es hatte doch überhaupt keinen Kartoffelwettbewerb gegeben in diesem Jahr. War es ein Verrückter, der aus dem nächsten Gefängnis ausgebrochen war, oder jemand, den ich nicht kannte?
Als das schreckliche Geräusch des Schaufelns vorüber war, blickte ich wieder auf. Die Sonne ließ ihre ersten Strahlen am Horizont erscheinen und der Mann lief in meine Richtung vom frisch geschaufelten Haufen weg. Doch was würde er machen, wenn er mich sehen würde? Es war sowieso schon ein Wunder, dass er mich nicht erblickt hatte, als ich das eine oder andere Mal laut aufgeschrieen hatte. Doch passierte nichts. Er marschierte an mir vorbei ohne auch nur einmal auf den Boden zu blicken.
Schnell wandte ich mich um, damit ich erkennen konnte, warum er in Richtung des Hauses meiner Großeltern ging, aber ein Schock traf mich.
Dort, wo eigentlich das Haus stehen sollte, war nur eine kleine Hütte. Es gab keinen Garten, einzig und allein Felder.
Wieder ertönte der Schrei einer Eule und ich schloss die Augen.

Die Sonne strahlte direkt in mein Gesicht und ich konnte nicht anders als die Augen zu öffnen. Wo war ich und was war geschehen? Ich konnte mich an alles genauestens erinnern, an den Mord und an das Gesicht dieses alten Mannes. Ich richtete mich auf und erkannte, dass ich im Kartoffelgarten meiner Großeltern lag, an der Stelle, wo ich auch gestern Nacht stecken geblieben war. Ich wandte mich um, wollte sehen ob das Haus meiner Großeltern immer noch weg war, aber es stand da, an Ort und Stelle, so wie ich es gewohnt war.
Ich war verwirrt. Warum konnte heute morgen noch, bevor ich eingeschlafen war, das Haus weggewesen sein? Es war nicht dort gewesen. Ich hatte es selber gesehen, dass es nicht dort war, es war kein Irrtum. Ich hörte wie hinter mir die Stimme meiner Großmutter ertönte. „Kind, Kind, was hast du nur gemacht?“ , rief sie mir zu und beugte sich zu mir hinunter, als sie mich erreicht hatte. In einigen Worten erzählte ich ihr, was geschehen war und zu meiner Verwunderung glaubte sie mir.
„Geh schnell hin und hol den Spaten aus dem Schuppen!“, befahl sie mir und ich rannte los.
Als ich wieder angekommen war begangen wir dort zu buddeln, wo ich den jungen Mann vermutete. Es dauerte einige Zeit und wir wollten schon aufgeben, aber dann stießen wir auf etwas Silbernes. Schnell ergriffen wir es und versuchten die vom Rost befallene Pistole zu identifizieren. Dort stand in einer schwarzen Graphohr geschrieben „ 1850, Dirk“

Später erzählte mir meine Großmutter, dass Johannes ihr Bruder gewesen war. Er hatte des Öfteren versucht die Kartoffeln von den Nachbarn zu stehlen, vom Vater meines Großvaters. Doch irgendwann verschwand er spurlos und niemals ist wieder ein Lebenszeichen von ihm aufgetaucht. Ich hatte gesehen, wie mein Urgroßvater, den Bruder meiner Oma ermordet hatte, den Mord im Kartoffelacker.
 
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Kommentare  

Hiiiiiiiiiiiilke =)
Echt gute Geschichte, gefällt mir ;)
HDGDL
Ute


Ute Biermann (09.11.2006)

eine obskure geschichte. aber irgendwie nachvollziehbar. jedenfalls für mich.
gruß von rosmarin
p.s. - stilistisch hat die geschichte allerdings so einige schwächen. und die rechtschreibung ist auch nicht so gut.


rosmarin (17.10.2006)

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